Tandesnschrichterr.

Aliensteig. 10. Oftbr.

^ Wie aus dem amtl, Teil unseres Blattes her­vorgeht, ist das im Hauptamt zu versehende Be- Mrksschirlamt Nagold dem Pfarrer und Bezirks- fchu Inspektor Schottin Altensteig-Dorf übertra­gen worden. Dem Bezirksschulamt Nagold wird bekanntlich ein Teil des Bezirksschulamts Calw, das aufgelöst wird, hinzugesügt. Pfarrer Schott wird demnach seinen Predigtberuf aufgeben und sich nun ausschließlich dem Schuldienst widmen. In kirch­lichen Kreisen wird dies sehr bedauert, da Pfarrer Schott sich als Prediger großer Beliebtheit erfreut.

// Nagold, 9. Okt. Verflossene Nacht zwischen 12 und 1 Ühr wurde das nahe Iselsh'ausen durch Feuerlärm in Schrecken versetzt. In der Scheune des Gasthauses zum Lamm (von Baumann) brach nämlich auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise Feuer aus, das sich ungemein rasch auch dem erst voriges Jahr umgebauten stattlichen Wohn- und Gasthause mitteilte und es vollständig in Asche legte. Die Bewohner des Hauses konnten nur mit knap­per Not das nackte Leben retten. Da das Anwesen ziemlich isoliert an der Waldachbrücke stand, war eine Gefahr für andere Gebäude nur gering und nach einer Seite hin. Es wurde deswegen die hies. Feuerwehr nicht alarmiert.

st Schopfloch, OA. Freudenstadt, 9. Okt. Gestern wurde der 58 Jahre, alte ledige Bierbrauer Georg Wolf von hier beerdigt, der am 23. September mit seinem unbeleuchteten Gefährt auf das Bahn­gleis geraten und vom Zuge erfaßt worden war.

- * Calw, 9. Okt. Unter der Voraussetzung, daß

die Maul- und Klauenseuche sich nicht weiter ver­breitet, wird der Vieh mar kt am ll. ds. Mts. abgehalten. Die Zufuhr aus anderen Bundesstaa­ten, aus verseuchten Bezirken und in das Beobach­tungsgebiet einbezogenen Gemeinden ist verboten.

st Calw, 9. Okt. (Mord.) Gestern morgen wurde der 28 Jahre alte Goldschmied Maier von Merklingen nach einer Hochzeitsfeier von dem 20- jährigen Mühlbauer Göhrung in Ostelsheim derart mit einer Latte auf den Kopf geschlagen, daß ein in dem Holz befindlicher Nagel die Hirnschale durch­bohrte und den Tod Maiers herbeiführte.

st Reutlingen, 9. Okt. Der gute Preis für das heurige Erzeugnis der heute beginnenden allgemei­nen Weinlese, zeitigt sprudelnden Humor. Ein Tüb­inger Wengerter ruft auf dem Bahnhof einem Reut- linger Kollegen zu:Du seiner Handelswengerter hent er Stroßewalz schau b'stellt zum Traube- Austrucke? Darauf die treffende Antwort:Noei du nobelhäftiger Studenta-Raupa Heuer ward net mit der Stroßewalz truckt, mer hent em Hage­beck uf Hamburg g'schrieba, er soll Elefanta schicka, jetzt Hot er aber retur g'schrieba, er könne keine schicke, so hübet no offene Füaß von fernd von Tübenga"

st Stuttgart, 9. Okt. Zum Geburtstage der Königin schreibt der Staatsanzeiger: Am morgigen Tage gedenkt das württembergische Volk mit herzlichen Glück- und Segenswünschen des Ge­burtsfestes Ihrer Majestät der Königin. Der Tag steht Heuer unter dem Nachglanz des schönen Fa­milienfestes, das dem allgeliebten Königspaar in diesem Frühjahr unter freudigster Teilnahme des ganzen Landes zu begehen beschieden war und zu­gleich steht dem heurigen Geburtsfest Ihrer Majestät

ganz nahe die 20. Wiederkehr des Tages, an dein die Königin an der Seite Ihres erhabenen Gemahls Ihr landesmütterliches Walten vom Throne aus begonnen hat. Die unermüdlichen Bemühungen der Königin um die Förderung mannigfaltiger Zweige der öffentlichen Wohlfahrt haben durch die reichen Zuwendungen, die die Blumentagsspende ermöglicht hat. zur Freude und Genugtuung Ihrer Majestät sich noch umfassender betätigen können, wobei sich aufs neue gezeigt hat, wie der hohen Frau be­sonders die Fürsorge für die Kranken und die Ju­gend am Herzen liegt. Die dankbare Verehrung, mit der das Land auf dieses segensreiche Wirken der Königin blickt, findet auch auf das Geburts­fest Ihrer Majestät wieder ihren Ausdruck in in­nigen Wünschen für die Gesundheit und das Wohl­ergehen der Königin.

* Stuttgart, 9. Okt. Nachdem der Besuch des LuftschiffsSchwaben" mehrfach wegen ungünsti­ger Witterung hinausgeschoben worden war, stieg dieSchwaben" am gestrigen Sonntag in Baden- Baden unter Führung von Dr. Eckener um l0 Uhr auf zur Fahrt nach Stuttgart. Große Volksmassen hatten sich zum Empfang des Luftschiffs auf dem Cannstatter Exerzierplatz eingefunden. Bei strahlen­dem Sonnenschein wurde es um halb l2 Uhr über Cannstatt gesichtet und von der tausendköpfigen Menge mit Hochrufen begrüßt. Das Luftschiff machte dann in raschem Flug eine Schleifenfahrt über Stuttgart und landete kurz vor 12 Uhr bei dem Ankerplatz auf dem Wasen. Nach kurzen: Aufenthalt, während welchem ein Pafsagierwechsel vorgenommen wurde, erfolgte die Rückfahrt nach Baden-Baden. DieSchwaben" hat nun die 100. Passagierfahrt hinter sich.

st Stuttgart, 9. Okt. Der Streik der Monteure und Hilfsarbeiter in der Zentralheizungsbranche ist jetzt beigelegt. Heute morgen wurde die Arbeit in fast allen Betrieben wieder ausgenommen. Die Ar­beitnehmer erhielten jetzt um 5 7 Pfg. erhöhte Stundenlöhne, ebenso wurde über die Festlegung der wöchentlichen Arbeitszeit, sowie über den Samslag- Frühschluß eine Einigung erzielt.

st Cannstatt, 9. Okt. Zur Zeit werden starke Holländer in das Neckarbett eingerammt zur Herstel­lung der Bögen über den Neckar. Bis jetzt sind mehr als 20 solcher Stämme durch Maschinen .'in jdie Tiefe versenkt worden. Die Kiesbaggermaschine för­dert ununterbrochen aus dem Wasser Kies zu Tage, der zur Herstellung des Eisenbetons Verwendung finden soll.

st Maulbronn, 9. Okt. Unlängst wurde gemel- teü daß ein Bauer in Illingen auf einem Stroh- heufen eine Leiche fand, die eine Schußwunde am Kopfe anfwies. Es wurde Selbstmord vermutet und der Leichnam begraben. Der Erschossene, ein Pole namens Zebula, war in den Tonholzwerken Mühl­acker beschäftigt und kam vor etwa drei Wochen nach Illingen, wo er in verschiedenen Wirtschaften zechte. Die Leiche war mit Stroh zugedeckt, was zu dem Verdacht führte, daß nicht ein Selbstmord, sondern ein Mord vorliegt. Daraufhin würde vor­gestern der Pole, der mit Zebula zechte, verhaf­tet und ans hiesige Amtsgericht eingeliefert. In Gegenwart der Staatsanwaltschaft Heilbronn wurde gestern nun die Leiche ausgegraben und der Kopf zur genauen Untersuchung nach Tübingen geschickt. Der Verhaftete würde der Leiche gegenübergestellt. Er

Lesefrucht.

Ins Innere der Natur Dringt kein erschaffncr Geist. Glückselig! wem sie nur Tie äußere Schale weist!

Feindliche Höfe.

Bauern-Roman von Paul Hantel.

(Fostsctzunz.)

(Naidr-. ck verbot

Als der junge Geistliche schon nahe an der Psar, war, wurde er durch einen wüsten Lärm aus seinen G> danken aufgeichreckt.

Kirchplatz sab er zwei Jungen sich in volle iSrbUterung raufen, und die Dorfjugend stand ringsherm

Balgereck ^ unter Hurra und Hallo an der tolle

uiie im Zirkus bei den Ringkämpfer:, w vorneüm und germa an der brutalen Kraft zwei« Menschen stundenlang Vergnügen finden. Dre eruerei geben zu ihrer Entschuldigung an. daß diese Betätigun menschlicher Roheit ein edler Sport sei, und doch wir wohl niemand leugnen können, daß die Grenze des Sport lb-i :edem Schauringkarnpf überschritten wird und meh oder weniger dkS Bestialität des Menschen zum Ausdrw kommt.

Auch die Balgerei der beiden Jungen, die kaun Reben Jahre zählen mochten, war keine Betätigung über schlissiger Kraft, noch knabenhafter Übermut, sondern bereit Roheit und Bestialität. Sie würgte^ sich an der Kehle -

schlügen mit Fausten, und hafte ihnen jemand ein offenes Diener in die Hand gedrückt, io würden sie damit zu- zestochen haben

Der Pfarrer eilte in den Kreis und gebot Einhalt.

Ms die Dorfzugend ihn kommen sah. stob sie aus- einander und verschwand in den Häusern: aber die kämpfenden Knaben hatten in ihrer Wut die Worte des Geistlichen gar nicht vernommen, sondern wälzten sich weiter in dem feuchten Sande. Jetzt waren sie dicht bis an den Rand des Torfteiches gekommen, da kamen sie nneder auf die Füße zu stehen, aber sie hielten sich noch seil umschlungen, und keiner wollte von dem andern lassen. S üon verlor der eine jetzt wieder den festen Stand, er kam zu Fall, stürzte kopfüber in den Trick und riß den andern nach sich.

Das Wasier spritzte hoch aui und die Enten schwammen .schnatternd davon.

Erst in dem nassen Element kühlte sich die Kampses- wut der beiden Knaben ab. Gefahr zu ertrinken lag nicht vor, denn das Wasser war nicht allzu tief, und die Burickien schienen auch des Schwimmens schon kundig zu sein. Pudelnaß krochen sie ans Land und liefen davon, aber jeder wies dem anderen noch drobend die geballte Faust

Wer sind denn d:eie Range::?' fragte der Pfarrer eine alte Frau, die vor einer Haustür stand und den Vorfall mii angesehen batte.

Das ist der Fritz vom Kablbauer, und dem Ltnden- hofbauer sein Emil", lautete die Antwort.

Wie, die?"Ja, ja wie die Alten, so auch die Jungen! Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und ein Wolf wirft keine Lämmer!"

Da sank dem jungen Seelsorger die letzte Hoffnung.

Also so weit bat sich der vererbte Haß auch schon in die jugendlichen Herzen gefressen! Do haben die anderen doch wohl recht!"

Riedergebeugt ging er in die Pfarre.

Ich darf nicht kostbare Zeit verschwenden", sagte er

beteuerte weinend seine Unschuld. Weiteres muß die Untersuchung ergeben.

st Heilbronn, 9. Okt. Einem Reisenden einer Stuttgarter Juwelenfirma wurde, wie die Neckar­zeitung meldet, aus der Tvrfahrt eines Hotels in Worms ein Musterkvffer, in dem sich eine große Anzahl wertvoller Fingerringe im Gesamtwerte von 30 000 Mark befanden, gestohlen. Der Reisende hatte den Hoteldiener beauftragt, den Koffer vom Bahn­hof zu holen. Dieser führte auch den Auftrag aus und stellte den Koffer in die Toreinfahrt. Der Rei­fende hatte niemand etwas über den Inhalt des Koffers gesagt. Am andern Morgen war der Kof­fer verschwunden. Man fand ihn in der Güterhalle erbrochen quf. Ein Teil der Ringe im Werte von 12 -13 000 M. und zwar merkwürdigerweise die von geringerem Werte, war gestohlen, während die wert­volleren noch vorhanden waren. Ueber den Tä­ter fehlt jede Spur. Der Reisende hat auf das Ergreifen des Diebes eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt.

st Riedlin gen, 9. Okt. In Ummendorf stürzte eine 73jährige Frau bei eintretender Dunkelheit im Hause des Bäckers K. kopfüber die Kellertreppe hinunter und war sofort tot.

st Aalen, 9. Okt. (Explosion.) In der Werk­stätte des verheirateten Mechanikers Höst explodierte ei:: Karbidfaß auf unaufgeklärte Weife. Höß würde in schwerverletztem Zustande nach Anlegung eines Notverbandes in seine Wohnung übergeführt.

Der Obstbautag.

st Ellwangen, 9. Okt. Am Samstag und Sonn­tag wurde in den Mauern Ellwangens der Obst- bautag abgehalten. Die Tagung begann mit einer Vertrauensmännerversammlung imGrünen Hof", zu der sich etwa 50 Personen eingefunden hatten.. Die'Zentralstelle für die Landwirtschaft war ver­treten durch Regierungsdirektor Sting, das Ober- amt durch Regierungsassessor Eßlinger. Abgesehen von drei Bezirken waren Vertreter aus dem ganzen Lande anwesend. Außerdem war Frh. v. Ow, der frühere Präsident der Zentralstelle erschienen. In der Ansschußsitznng wurde irber den Abschluß von Kontrotlverträgen mit Baumschulbesitzern beraten und schließlich wurde der gedruckt vorliegende Ver­tragsentwurf mit wenigen Abänderungen angenom­men. Der diesen Vertrag abschließende Baumschul­besitzer unterstellt sich der Kontrolle des Württem­berg: chen Obstbauvereins, garantiert für Sortenecht­heit und erstklassige Qualität der gelieferten Kern­obsthochstämme in den 16 Garantiesorten von Aep- fel und Birnen unter der Bedingung, daß ein be­stimmter Mindestpreis für den jungen Baum be­zahlt wurde. Die Dauer der Garantieleistung erstreckt sich aus vier Jahre. In den Vertrag wurden auch die Halbhochstämme einbezogen, nicht aber die Un­terlagen für Zwergobst. Ueber den letzten Punkt wird der Ausschuß noch im Laufe des Jahres beraten. Nach Genehmigung des Vertrags wurde aus der Mitte der Versammlung die Mite vorgeüracht, die VereinszeitschriftenObstbau" undObstbaufreund" möchten rechtzeitiger geliefert und letzterer event. eine illustrierte Obsttafel beigelegt werden. Dies bezeichnet der Vorsitzende wegen der hohen Kosten für unmöglich. Die Anregungen bezüglich des Ver­sands werden einer Prüfung unterzogest. Am Abend bot der Ellwanger Obstbauverein seinen Gästen ein

zu 'ich selbst,und meine nicht nur zwei Seelen widmen, und die anderen darüber darben laßen. So lange der Haß nur im Herzen wurzelt, läßt er sich wohl noch aus­raufen und ins Feuer werfen: wenn er sich aber in das Hirn gefressen hat, dann ist er pathologisch, und nicht der Seelsorger, nicht der Pfarrer, sondern der Arzt, der Psychiater kann hier vielleicht noch helfen. Es gibt Wabn- sinnige, die man für gesund herumlaufen läßt, und die man eher ins Zuchthaus steckt als in die Irrenhäuser."

« *

»

Drei Jahre waren nach dieser Zeit verstoßen, und tm Dorfe nahm alles den alten gewohnten Lauf. Es gab gute und schlechte Zeiten, aber doch nicht so trostlose, daß man hätte verzweifeln müssen, denn die letzten Ernten waren für die öde Gegend mittelgut zu nennen. Die d esjöhrige versprach sogar noch etwas besser zu werden.

Nack den Ermen richtet sich auch der seelische Zustand einer Gemeinde, denn die Sorge ums tägliche Brot ist für die Menschheit die zunächst liegende und wird leiblich am schmerzhaftesten empfunden. Die rein seelischen Sorgen kommen oft nur dumpf zum Bewußtsein, die leib­lichen aber nicht.

Das ist ja nun einmal das Sein unserer Erden­wanderung, daß die Seele in einem Leib wohnt und nicht mehr frei ist. Sie wird vom Leibe geknechtet, der sie zu beherrschen sucht und fast in allen Fällen auch beherrscht. Die seelischen Leiden nimmt der Mensch wohl noch ruhig als Schickung des Himmels hin, aber gegen die leiblichen kämpft er mit aller Gewalt an, und wenn er ihrer nicht Herr wird, dann ballt er die Fäuste wohl selbst gegen den Himmel. Wir sind auf Erden leider nur Menschen, denken und empfinden menschlich und oft Gott sei es geklagt nur allzu menschlich.

So hatte denn auch unser junger Pfarrer in den drei Jahren seiner seelsorgerischen Amtstätigkeit die Menschen von einem nachsichtigeren Gesichtspunkte aus zu betrachten gelernt. Er stand in seinen jungen Jahren schon auk der