gen ihn neben Degradation und Versetzung in die- 2. Klasse des Soldatenstandes aus 6 Monate Ge­fängnis.

st Ludivigsburg, 4. Okt. Zur Zeit wird der Monrepoesee zur Abfischung abgelassen. Die Fische jsind in sehr großer Menge vorhanden. Am Montag wurden allein 25 Zentner, rneistaus Karpfen, ge­fangen. Käufer für das Gesamtquantum ist ein Händler aus Nagold.

st Lairffen a. N., 4. Okt. Bei der Zigarren- fabrik Mugler sind Lohndifferenzen ausgebrochen. Die Aussperrung hat heute begonnen, doch wird der Betrieb im Hauptgeschäft und in den Filialen auf­recht erhallen.

st Molvertshans, OA. Waldsee, 4. Okt. Der 16jährige Sohn des Bauern Bereth vom nahsen Mennisweiler, der als Schlosserlehrling bei Schlos­ser Bauer in Wurzach beschäftigt ist, hantierte an der Acetylenleitung seines Herrn herum. Eine Ex- vlofion erfolgte und der Bursche erlitt bedeutende Brandwunden im Gesicht. Ein Auge scheint verloren zu sein.

Das schnellste Luftschiff der Welt.

js Friedrichshafen, 4. Okt. Zu der Tatsache, daß das neue Zeppelinsche Luftschiff, das für die Militärverwaltung bestimmt ist, auf seiner ersten Versuchsfahrt die erwartete Geschwindigkeit von 21 Sekundenmetern erreicht hat, bemerkt die Kölnische Zeitung: Damit ist das neue Luftschiff, das um 8 Meter kürzer als die Schwaben ist, an deren Stelle jetzt das schnellste Luftschiff der Welt. Diese rasche Aufeinanderfolge von Weltrekorden zwingt zu einem Verweilen, denn sie bedeutet einen völligen Um­schwung einmal in dem Verhältnis der Zeppelinschen Luftschiffe zu den übrigen, vor allem aber in dem der Luftschiffe überhaupt zu den Flugdrachen. Da es heute vor allen Dingen auf die Geschwindigkeit eines Luftfahrzeuges ankommt, so ist kein Zwei­fel, daß in diesem Hauptpunkt, solange die Prall- Luftschiffe nicht über ihre bisherige Höchstgeschwin­digkeit von etwa 16,5 Seknndenmetern hinauskom­men, die Zeppelinschen Luftschiffe unbestritten an der Spitze marschieren. Da man die Vorzüglichkeit des Materials aus beiden Seiten als gleich voraus­setzen darf, so wird eben doch der entscheidende Faktor, der den Zeppelinschen Luftschiffen die be­deutend größere Geschwindigkeit gibt, das starre Ge­rippe sein, das eine ganz andere Kraft gegen den Wind einzustemmen vermag, als ein prallgefülltes Stoffgebilde. Wenigstens wird man auf dieser Mei­nung so lange beharren dürfen, als nicht höhere Geschwindigkeitsleistungen der Prall-Luftschiffe ihre Aenderung begründen. Den größten Umschwung aber bedeuten die Zeppelinschen Schnellluftschiffe in der Bewertung des Luftschiffes an und für sich gegen­über den Flugdrachen. Man darf allerdn gs nicht vergessen, daß die letzteren in ihrer Geschwindig­keitsleistung überaus verschieden sind und daß man sie keineswegs alle nach den wenigen allerschnell­sten Arten einschätzen darf, immerhin bleibt aber zu Recht bestehen, daß der Flugdrachen heute das schnellste aller Luftfahrzeuge ist. Dem allgemeinen Bewußtsein hatte sich diese Tatsache so eingeprägt, daß man unter einem Luftschiff ein schlechthin lang­sames, unter einem Flugdrachen ein schlechthin schnelles Luftfahrzeug verstand. Und wirklich schie­nen die Tatsachen diese Auffassung, die für Frank-

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auf unsere ZeilungAus den Tannen" werden fon- gesetzt von allen Postanstalten, Postboten, Agenten und Aus­trägern, sowie in der Expedition der Zeitung entgegen­genommen.

reich so bestimmend geworden ist, andauernd zu be­stätigen, mit dem Luftschiff erreichte man noch keine 17 Sekundenmeter, und wer schneller fliegen wollte, mußte eben zum Flugdrachen greifen. In diesem Stillstand hat in diesem Sommer erst die Schwaben Wandel geschaffen, die den Beweis er­brachte, daß die Höchstgrenze der Geschwindigkeit von Luftschiffen doch keineswegs bei 16 Sekundenmetern lag, sie ist bekanntlich imstande, 19,3 Meter in der Sekunde zu leisten. Damit war sie das schnellste Luftschiff nicht nnr Deutschlands, sondern der Welt geworden, und in dieser. Eigenschaft ist sie jetzt nur von dem jüngsten Zeppelinschen Luftschiff abge­löst worden, das noch schneller fährt. Dieses Äufrük- ken der Luftschiffe ist eine überaus erfreuliche Tat­sache. Denn wenn auch nach wie vor der Flug­drache in feinen besten Typen das schnellste Flug­zeug bleibt, so besitzt das Luftschiff ihm gegenüber doch so viele Vorzüge, die in größerer Sicherheit, größerer Nutzlast und längerer FlugfäUgkeit be­stehen, daß man sich nur freuen kann, wenn es ihm an Geschwindigkeit näherkommt. Wie weit sich diese Annäherung durchführen läßt, ist eine Krage der Zukunft. Da aber der Bann, der auf dem Luft­schiff zu liegen schien, nun zweifellos gebrochen ist, darf man eine weitere günstige Entwicklung des Luftschiffes in jeder Hinsicht erwarten, besonders im Hinblick auf die Geschwindigkeit.

!! Paris, 4. Okt. Wie der Temps meldet, ist General Mvinier in Marseille eingetrofsen.

j! Toulon, 4. Ott. Bei dem Leichenbegängnis der Opfer der Libertc kam es zu einem aufregenden Zwischenfall: Die Spitze des Zuges hatte das Theater am Boulevard Straßbourg erreicht, als ein scheugewordenes Pferd das Truvpenspalier durch­brach. Die Menge stürzte von allen Seiten durch die Truppen. Eine der improvisierten Tribünen war zufammengebrochen und hatte das Pferd scheuge­macht. Plötzlich ertönte der Ruf: Eine Bombe! Ein wüstes Stoßen und Drängen führte zeitweilig zur gänzlichen Auflösung des Zuges. Der Präsident der Republik war eine Zeit lang ganz allein und wurde schließlich bis an die Stufen des Theaters gedrängt, wo sich daun Polizeibeamte um ihn sammelten. In dem Gedränge wurden einige Personen zu Boden geworfen und erheblich verletzt. Soldaten ließen ihre Gewehre fallen und liefen davon. Es dauerte einige Zeit, bis Ruhe und Ordnung wiederhergestellt waren.

st London, 4. Okt. Der Ausstand der iri­sch e n E i j e n b a h n e r ist heute beigelegt worden.

>i London, 4. Okt. Der s r ü h e r e B o t s ch a s t e r in Berlin, Sir Fr. C. Lascettes sprach heute auf einer Versammlung in Manley mit ernstem Nach­druck über die Notwendigkeit, eine bessere

Lefefrucht.

Denn wo die Unschuld samt der Einfalt wohnt,

Da glänzt, wie wenn ein Götlerpaar erscheint.

Das dunkle Hütlchen selbst im Rosenlicht.

F. )>'. Krummacher.

Feindliche Höfe.

Bauern-Roman von Paul Hankel.

(Nachdruck verboten.)

Etwa achthundert Meter über dem Meeresspiegel zieh stch eme rmttlere Hochebene hin. Die Landgemeinde heiß Ke allgemein rm Munde des Volkes. Es ist keine allz, fruchtbare Gegend, denn der Boden ist teils zu lehmig teils zu stemig, und mühsam hat der Landmann zi arbeiten, um die Acker zu bestellen, und dann hat ei Sorgen tagaus tagein. Scheint die Sonne zu viel, dam wird der Boden hart wie Stein und die keimende Saa vermag die bruchfähige Erdkruste nicht zu durchbohren Bringt der Herbst zur Zeit der Ernte zu viel Reger was häufig der Fall ist. so ersaufen Korn uni Kartoffeln auf dem Felde, weil die Erde nicht all das Wasser schlucken kann. Auf den Ackern bilden sich Pfützen die oft so groß find wie ein Teich und keinen Abflus haben.

Es gibt dort Jahre, wo der Landmann wohl >ät. aber nicht erntet, wo er staatliche Hilfe anrufen muß, um das Saatkorn für das nächste Frühjahr zu haben.

. Auf dieser öden .Landgemeinde", die auch noch nicht

den Vorzug einer Eisenbahn gewetzt, sondern bei gutem Wetter erst nach zweistündiger Wagenfahrt von der nächsten Bahnstation aus erreicht wird, liegt eine stattliche Anzahl von Dörfern und einzelnen größeren Gehöften.

Man wundert sich, daß Menschen sich hier niederlassen konnten, und noch mehr, daß sie hier aushalten. Sie brauchten nicht nach Amerika auszuwandern, um bessere Lebensbedingungen zu finden, denn in Europa, ja selbst noch im lieben Deutschen Reiche gibt es weite, brache Strecken, auf denen fie sin erfreulicheres Dasein finden könnten; sie bleiben aber an der öden Scholle haften, wie die Auster am Felsen sie haben sie ererbt und in ihrem Sinne liebgewonnen und hängen an ihr fest mit einer schier unfaßbaren Zähigkeit.

Die Eigenart der Gegend hat auch auf den Charakter der Menschen eingewirkt. Siestind hart und zähe wie der Boden, den sie bauen, und der Sonnenschein eines freudigen Daseins leuchtet nur selten in ihren Gesichtern.

Den Fremden gegenüber sind sie mürrisch, einsilbig, starrnnmg. und der sprichwörtlich gewordene harte Bauern­schädel ist hier fast auf jeder Schulter anzutreffen.

Ein paar Musterschädel dieser Art. und zwar in des Wortes ärgster Bedeutung, waren der Kahlbauer und der Lmdenhofbauer, die zwei begütertsten Grundeigentümer der ganzen Landgemeinde. Gegen diese beiden konnte keiner an.

Ihre Nacken waren steif wie bei einem Stier, und fie beugten sich vor niemanden. Nur wenn sie in die Kirche traten, senkten sie das Haupt: aber um den Mund sog sich dann ein schmerzlicher Zug, als ob es ihnen nicht leicht würde.

Waren fie gut oder böse, fromm oder gottlos? Niemand wußte das zu künden.

Um ihre Herzen hatten sich zwiefache Mauern gezogen, worm es keine Türen gab, und diese Wehre zu übersteigen wagte niemand.

_Direkt Schlechtes konnte man ihnen nickt nacknäaen.

S timmung zwij chen England und D eutsch­land zu schaffen. Die jetzt bestehende Verstim­mung zwischen beiden Völkern könnte die Ansicht entstehen lasten, daß man nicht eher ein gutes Ein­verständnis und herzliche Beziehungen erhoffen dürfe, bis die Stellung beider. Völker endgiltig durch einen Krieg festgelegt worden sei. Es liege aber kein Grund zu einem Zwist vor, und es schwebe keine Frage, die sich nicht dazu eigne, durch Verhand­lungen beigelegt werden zu können. Wenn man sich erst einmal Vvn dem Gedanken losgemacht haben würde, daß ein jedes der beiden Völker sich in Gefahr befinde, von dem anderen angegriffen zu werden, dann könne vielleicht, wenn nicht eine herz­liche Freundschaft, so doch wenigstens ein gutes Ein­vernehmen zwischen beiden Völkern geschaffen wer­den, Er richte an jede der beiden Nationen die dringende Mahnung, dahin zu streben, die andere besser kennen zu lernen. Eine bessere Kennt­nis von einander werde viel von den bestehenden Mißverständnissen beseitigen.

st Teheran, 4. Okt. Unter Führung zweier rus­sischer Instruktoren sind 350 persische Kosacken mit zwei Geschützen und Maschinengewehren nach Kafchau ausgerückt, um den Räuber Naib Hussein zu ver­folgen, gegen den die persische Regierung seit 30 Jahren kämpft. Vor kurzer Zeit fiel Naib in die Hände der Bachtiaren, entfloh aber wieder und be­setzte Kaschau, von wo ans er die Karawanen auf der Straße nach Fepahan plünderte.

Nw iiilienisch-MW Knez.

st Rom, 4. Okt. Das Mari ne Ministerium hat für die Kommandanten der Hafenplätze folgende Anordnungen erlassen: Den im Augenblick der Kriegserklärung im Hafen liegenden oder in Un­kenntnis der Kriegserklärung eingelaufenen türkischen Schiffen ist die sichere Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen, die übrigen türkischen Schiffe sind zu kapern. Den türkischen Schiffen, die ihre Fahrt ge­zwungenermaßen unterbrechen mußten, ist die für eine sichere Weiterfahrt erforderliche Zeit zu ge­währen und über die auf den beschlagnahmten Schif­fen gefundenen Waren neutraler Mächte sind be­sondere Instruktionen des Marineministeriums ein- znholen.

st Konstantmopkl, 4. Okt. Der Ministerrat beriet über die Stellungnahme derRegierung ge­genüber den in der Türkei befindlichen Italienern. Es verlautet, daß das jungtürkische Komitee auf der Ausweisung der Italiener aus der Türkei bestehe, worüber die Pforte die Entscheidung jedoch aussetzte. Tanin meldet, der Ministerrat habe eine Entscheidung getroffen, die die Wahrung der nationalen Ehre sicherstelle. Die Blätter melden, ein italienisches Schiff habe bei Hodeida ein tür­kisches Motorboot zerstört. Der Torpedobootszerstö­rer Peik-i-Schefflet sei nach Hodeida geflüchtet, von wo aus er und andere Kanonenboote gegen das ita­lienische Schiff geschossen und es angeblich beschädigt hätten.

st Berlin, 4. Okt. Die Nachricht von einer er­neuten Beschießung des Hafens Prevesa ist, wie von zuständiger italienischer Seite mitgeteilt wird, n icht zntrefs e n d. Der Herzog der Abruz­zen hat gestern von zwei verschiedenen Radiotele- graphenstationen ans und überdies durch ein. eigens

Sie waren eiserne Pflichtmenschen durch und durch, und auch gerecht gegen alle, die ihnen gleichtaten. Pflicht­schuldigst gingen fie auch zur Kirche: doch ob auch in ihre Herzen der Feiertag einzog, das wußte selbst der Pfarrer nicht zu ergründen.

Um das Seelenheil der beiden kümmerten stch die lieben Nachbarn indessen herzlich wenig: man respektierte sie, da sie reich waren, und nirgends gilt der Spruch: .Reichtum adelt" mehr als auf dem Lande. Wer mit den harten Talern klappern kann, der genießt Ansehen und Ächtung, und man fragt selten sogar nach dem Her­kommen.

Doch wenn diese beiden Bauern auch ihre Herzen zu wahren wußten, eine Leidenschaft konnten sie nicht bergen, und das war der gegenseitige Hatz.

Sie hatten ihn schon mit der Muttermilch eingelogen, denn ihre Väter und Großväter hatten schon den nachbar­lichen Krieg miteinander geführt. Die Gerichtsakten der Familien füllten ganze Schränke, und kein Jahr verging, daß die beiden Bauern nicht in die Stadt zum Amtsgericht oder Landgericht fuhren.

Bei all diesen Prozessen hatte keiner von beiden Gewinn, nur die Advokaten in der Stadt hatten davon Vorteil.

Wie die vollblütigen Menschen auf dem Dorfe sich zur Ader laßen, so brauchen die reichen auch ihre Prozesse, damit das überflüssige Geld einen Abfluß hat.

Was die Ursache dieser Feindschaft gewesen, wußte niemand zu melden; selbst der alte Schäfer, die wandelnde Chronik des Dorfes, wußte darüber nichts.

»Das war halt schon so, wie ich noch ein Kind war", «ntgegnete er auf alle diese Fragen,und ich glaube, ich bin letzt schon an die achtzig. Da ist nichts dran zu «rwevn. Das wird halt währen bis zum jüngsten Tage, wenn die Welt an allen vier Enden angesteckt wird, und auch die beiden Gehöfte mit in Rauch und Flammen auf­gehen."

Zu dieser Überzeugung war auch der alte Pfarrer