Gegründet 1877.

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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Donnerstag, de« 8. Oktober.

Amtsblatt für Dsalzgrafemveiler.

IStt.

Für das soeben begonnene neue Vezugs- vierteljahr werden Bestellungen auf unsere ZeitungAus

den Tannen" fortgesetzt cntgegengenommen.

Amtliches.

Amtsrichter Dr. Bühler von Nagold wurde seinem Ansuchen gemäß an das Amtsgericht Mergentheim verseht.

Neubesetzung der O b e r a mts baum eiste rst e l le in Calw.

Die Amtsversammlung hat am 25. Juli d. Js. die bisherigen zwei OberamtsbaumeistersteUen in eine Stelle umgewandelt und diese dem Bauwerkmeister und Wasserbau­techniker Erwin Niederer aus Horb übertragen. Der neue Oberamtsbaumeister Niederer ist jetzt diensteidlich ver­pflichtet wordm und hat seine Stelle angetreten.

Das Dienstzimmer des Oberamtsbaumeisters befindet sich im Oberamtsfparkassengebäude in der Baynhofstraße. Der Oberamtsbaumeister wird, dringende Abhaltungen ausge­nommen, jeden Samstag Vormittag in seinem Dienstzimmer für die Bezirksangehörigen zu sprechen sein. An das Fern­sprechnetz ist die Oberamtsbaumeisterstelle unter Rufnummer 101 angeschlossen.

Der geschäftsführende Ausschuß der Nach to­nal liberalen Partei, der am l. Oktober d. I. zu einer Sitzung in Berlin zusammengetreten war, ist sich darüber schlüssig geworden, den diesmaligen allgemeinen Vertretertag der -Partei auf Sonntag den 3. Dezember nach Berlin zu berufen. Der Tagung wird am 2. Dezember eine Sitzung des Zentralvorstandes vorausgehen, in welcher der dem Parteitag zu unterbreitende Wahlaufruf für die be­vorstehenden allgemeinen Reichstagswahlen festge­stellt wird. Ob der Zentralvorstand der Nationallibe­ralen Partei vor diesem 'Zeitpmckt noch einmal zu berufen ist, wird von dem Gange "oer 'Politik im Reichstage abhängig sein.

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In dem Marokkohandel zwischen Deutsch­land und Frankreich scheint nach glücklicher Erledi­gung der eigentlichen Marokkosrage die Regelung der Entschädigung auf ^unvermutete Schwierigkeiten zu stoßen, und man befürchtet, daß sich dieser zweite Teil der langwierigen Angelegenheiten doch nicht so im Handumdrehen erledigen lassen wird, wie man hoffte und wünschte. Französisch-Kongo ist alles an­dere eher als ein Paradies, und was die Sache be­sonders unangenehm macht, ist der Umstand, daß die dortigen französischen Ansiedler mit weitgehenden Rechten ausgestattet sind. Soll Deutschland alle diese Rechte aus seinen Mitteln ablösen, dann könnte bei dem Geschäft die Elle länger als der Krank werden. Daß von Abtretungen deutschen Kolonial­gebiets an Frankreich zum Ausgleich oder zur Ab­rundung der Grenzen keine Rede sein kann, braucht nicht noch einmal gesagt zu werdeu. Deutschland ist bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit entgegen­kommend gegen Frankreich gewesen und darf da­her erwarten, daß dieses den deutschen Forderungen gegenüber das gleiche Entgegenkommen beweist.

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Der Krieg zwischen Italien und der Türkei hat die Gegensätze zwischen Italien und Oesterreich wesentlich verschärft und neues Miß­trauen geweckt. Während England und Frankreich über das Vorgehen Italiens in Tripolis orientiert waren, hat es Italien unterlassen, seine Verbünde­ten Deutschland und Oesterreich davon zu verstän­digen, was zwischen den verbündeten Regierungen zu erwarten gewesen wäre. Daraus ist dann in Oesterreich Mißtrauen hervorgewachsen, das sich in den leitenden Tageszeitungen der habsburgischen Monarchie in ganz unverblümter Weise kundgegeben hat und auch den Minister des Auswärtigen zu einer behutsamen Anfrage veranlaßte, auf die dann ein befriedigender Bescheid erfolgte. Wir wissen, daß

in Italien zahlreiche Politiker auf den öster­reichischen Verbündeten recht schlecht zu spre­chen sind, und von diesen wird schon jetzt wieder gegenösterreichische Bevormundung" geeifert. Bis­her waren die Eifersüchteleien zwischen Italienern und Oesterreichern lediglich auf die allen nationalen und sprachlichen Gegensätze zurückzuführen, die in Schul- und Unterrichtsfragen immer von neuem vou sich reden machten und bekanntlich auch zu mehr­fachen Krawallen Anlaß gäben. Jetzt ist nun das Gebiet der auswärtigen Politik hinzugetreten, die Reibungsfläche ist damit vergrößert worden.

Die Kriege von 1848/49, 1859, 1866, die zwi­schen Oesterreich-Ungarn und Italien stattfanden, waren ein Ausdruck der nationalen Feindschaft, welche der österreichische Besitz jenseits der Alpen, der erst 1866 endete, hervvrgerufen hatte. Die ra­dikalsten Italiener sind bekanntlich auch heute noch nicht zufriedeugestellt, sie verlangen noch Triest am adriatischen Meere und Trient in Süd-Tirol. Ja, die allerärgsten Heißsporne fordern sogar noch das alte deutsche Bozen, das sie hartnäckig Bolseno nen­nen. lieber diese Besitzansprüche ist natürlich abso­lut nicht zu verhandeln, und wenn die italienische Regierung auch nur eine Idee davon zu ihrer An­sicht machte, so wäre der Krieg unabweisbar da, der Dreibund wäre in die Luft gesprengt. Es gelang Bismarcks praktischer und weitblickender Staatskunst, die Gegensätze zwischen Oesterreichern und Italienern in den Hintergrund zu drängen, die gemeinsamen Interessen in den Vordergrund zu rücken, so daß der große Dreibund abgeschlossen werden konnte, der bis heute allen Anstürmen Trotz geboten hat. Freilich viele behaupten, daß es nicht mehr so ist, wie es einst war; dazu trägt mit bei, daß die Schwierig­keiten eines beiderseitigen Monarchenbesuches resp. Gegenbesuches in Rvm nicht haben überwunden wer­den können.

Die treibende Kraft in dieser Mißtrauensbe­wegung gegen Italien ist wohl weniger in Wien, als in Budapest zu suchen. Die Magyaren wollen keinen Nebenbuhler in der Machtbefugnis für den nahen Orient haben, sie widerstrebten deshalb vor drei Jahren aus allen Kräften einer Vergrößerung Serbiens oder Montenegros, sie lehnen sich heute unbedingt gegen eine Festsetzung Italiens in Al­banien aus. Ja, die Sprache ungarischer Zeitungen ist zum Teil so deutlich, daß ihnen mit einer de­finitiven Besitzergreifung türkischen Landes in Al­banien ein Kriegsfall zwischen Italien und Oester­reich-Ungarn gegeben erscheint. Es ist nicht erfreu­lich, solche Erörterungen von Zukunfts-Möglichkei­len zwischen Organen der öffentlichen Meinung in verbündeten Staaten zu hören: mit dem Kriegs- seuer zu spielen, ist immer peinlich, und gerade gute Freunde können infolge davon erbitterte Feinde wer­den. Deutschland, der dritte Bundesgenosse, war immer bemüht, zu verhüten, daß sich das Baud zwischen seinen beiden Freunden lockere, es wird auch jetzt die unnötigen und gefährlichen Reizungen zu dämpfen wissen. Die Regierungen in Rom und Wien sind besonnen, aber ein böser Zufall könnte schließlich doch einmal die Gefahr nahe bringen, daß das große Geduldfaß überläuft.

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Rußland läßt den Ex sch ah von Persien im Stich, nachdem dessen Versuch, den Thron wieder zu erlangen, gescheitert ist. Danach hat Persien vor Mohemmed Ali dauernd Ruhe und kann sich als Berfassungsstaat friedlich entwickeln.

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In der Türkei ist die Ministerkrise noch immer nicht beigelegt. Der Kriegsminister Schefket Pascha schützt Gesundheitsrücksichten vor, um des gegenwär­tig so undankbaren Amtes als Leiter des Kriegsres­sorts enthoben zu werden. Der Marineminister reichte seine Demission ein. Als Grund führte er an, daß die Torpedoboote vor Prevesa durch die ita­lienischen Kriegsschiffe nicht zerstört worden wären, wenn die Kommandanten seinem Befehle gemäß sich rechtzeitig in die Dardanellen zurückgezogen hätten.

LandesnachrichLen.

Atterrsteig. 8. Oktbr.

* In der heutigen Nummer unseres Blattes be­ginnen wird mit dem interessanten Bauern-RomaN

Feindliche Höfe.

js Die Maul- und Klauenseuche. Aus 30. Septem­ber waren in Württemberg in 34 Oberämtern 113 Gemeinden und 797 Gehöfte verseucht. Mitte Sep­tember waren dagegen nur 30 Oberämter, 85 Ge­meinden nnd 695 Gehöfte von der Seuche betrof­fen. Die Seuche hat also in der zweiten Hälfte des Monats September wieder stark zugenom - men. Weitaus die größte Verbreitung hat die Seuche nun im Donaukreis gefunden. In 65 Gemeinden sind 419 Gehöfte verseucht. Dann folgen der Nek- karkreis (22 Gemeinden, 209 Gehöfte), der Jagstkreis (20 Gemeinden, 135 Gehöfte! und der Schwarzwald­kreis (6 Gemeinden, 34 Gehöfte.- Die häufigste Ursache der Verschleppung der Seuche von einem Ort in den andern ist der Personenver- ke h r. Durch sorgfältige Desinfizierung aller der­jenigen Personen, die mit den kranken Tieren in Berührung kommen, läßt sich die mit dem Personen­verkehr verbundene Gefahr bedeutend einsch änken.Auf diese Bekämpfungsmaßnahme sollte deshalb der größte Nachdruck gelegt werden.

* Wildbad, 4. Ort. Seit Dienstag, 26. Sept. wird die 14 Jahre alte Tochter des verw. Tag­löhners Johann Georg Schaible in Calmbach, Wilhelmine Schaible, zuletzt Dienstmädchen bei Bäk- ker Pfau in Wildbad, vermißt. Personalbeschrei­bung: hellblonde Haare, schwarze Kleidung.

js Rottweil, 4. Okt. In vergangener Nlacht machte ein Einbrecher in Hausen dem Schulhause einen Besuch, bei dem er jedoch gestört wurde und unverrichteter Dinge wieder äbziehen mußte. Von hier begab er sich zu Stiftungspfleger Kaufmann Schlenker in ein Zimmer des ersten Stocks, wo des­sen Sohn im Bett lag. Er durchsuchte die Kästen und holte dann in den unteren Räumen den Schlüs­sel zum Kaufladen. Als er die Ladentüre öffnen wollte, warf ihm der Sohn Schlenkers seinen Nacht­hasen aus den Kopf. Durch den gellenden Aufschrei des Einbrechers wurden die Hausbewohner geweckt. Der Spitzbube entkam jedoch durch die Hintere Kü­chentüre.

- js Nürtingen, 4. Okt. Der auch in weiteren Kreisen bekannte 36 Jahre alte Geschäftsmann Stad­ler kehrte gestern von einer Reise nach München zu­rück und begab sich zu einigen Freunden und Be­kannten in ein hiesiges Restaurant. Als er sich eben niedersetzen wollte, wurde er von einem Schlag­anfall betroffen, der ihn auf der Stelle tötete.

js Stuttgart, 4. Okt. Bei der Beförderung von neuem Wein durch die Eisenbahn ist es Heuer schon wiederholt vorgekommen, daß sich zu­folge rasch und stark auftretender Gärung des Weins die Mostpfeifen verstopft haben und die Fässer ge­sprengt worden sind. Zur tunlichen Vermeidung solcher Schäden, für die die Eisenbahn nicht haftet, empfiehlt es sich für die Aufgeber, in der Aus­wahl der Mostpfeifen die größte Sorgfalt anzu­wenden.

js Stuttgart, 4. Okt. TPr Unteroffizier Eber­wein vom Jnsi-Regt. Nr. 125 hatte sich wegen Kameradendiebstahls und anderer militärischer Ver­gehen vor dem Kriegsgericht zu verantworten. Der Angeklagte schlich sich eines Nachts auf dem Trup­penübungsplatz Münsingen, nachdem er einem Satti- tätsunteroffizier 1 Mark und in seiner Stube zwei Untergebenen kleinere Geldbeträge gestohlen hakte, in eine Mannschaftsbaracke ein und durchsuchte die Hosentaschen von Unteroffizieren und Untergebenen nach Geld. Etwa 12 Mark nahm er aus den Geld­beuteln. Am andern Tag entfernte er sich ohne Er­laubnis und ließ das gestohlene Geld in einer be­nachbarten Ortschaft umwechseln. Der Angeklagte ist durch seine Braut auf Abwege gekommen, sie hat ihn verleitet, mehr Geld auszugeben, als in sei­nen Kräften stand. Das Kriegsgericht erkannte ge-