den des Steuerkollegiums war der dfache bezw. lOfacbe Betrag der hinterzogenen Steuer zu Grunde gelegt.

p Leutkirch, 3. Okt. Als eine ältere Frau m Steinental in ihrem Schlafzimmer beschäftigt war und sich für einen Augenblick von ihren zwei Enkel­kindern abwandte, ergriff eines der Kinder einen in der Schublade liegenden Revolver und drückte ab. Die Kugel zerschmetterte ihm einen Finger der linken Hand und durchbohrte hierauf den Kopf des daneben stehenden anderen Kindes, das so schwer verletzt wurde, daß es kaum mit dem Lebe^ davon - kommen dürfte.

^ Friedrichshafen, 2. Okt. Obgleich das neue Zeppelinschifs Z. 9, das als Mi l it ä r ln ft s chi ff abgenommen werden soll, für Probefahrten schon angekündigt war, wird sein Erscheinen an dem heu­tigen Nachmittag doch lebhaft begrüßt. Trotz des starken, vom Gebirge kommenden Windes manövriert das stattliche Schiff doch leicht und sicher über dem Sec und scheint vom stürmischen Föhn unberührt gelassen zu werden. Die ganze Erscheinung dieses Zeppelinschiffs, das 132 Meter lang ist und 14 Meter im Durchmesser hat, ist eine elegante, ebenso sind seine Bewegungen leicht und sicher. Eine Ka­bine ist bis setzt nicht eingebaut, nur der Lauf- gang zwischen den beiden Gondeln ist sichtbar. Nach­dem das Schiff, das kurz nach, einviertel 4 Uhr die Halle verließ, zunächst die Richtung nach der Man- zeller Bucht eingeschlagen hatte, kehrte es wieder zurück und führte einige Schleifensahrten über Stadt und See ans. Von der Schweizer Seite grüßt viel Neuschnee und unter den düsteren Wolkenmassen er­scheint der Luftkreuzer, den Graf Zeppelin und Ober­ingenieur Dürr führen, grau in Gran, bis nach 4 Uhr die Sonne durch die Wolken bricht und das Schiff hell aufleuchtet. Dann kehrt es: kurz nach vier Uhr landet es glücklich vor der Halle.

st Friedrichshafen, 3. Okt. Die heutige Probe­fahrt des LuftschiffesL. Z. 9" l- t ebenso wie die gestrige vollkommen befriedigt. Das Luftschiff hat sämtliche Proben außerordentlich gut bestanden und hat nur noch nach Vornahme einiger kleinen Aende- rungen die Abnahmefahrt unter Beteiligung d'er mi­litärischen Koinminwn zu absolvieren. Die hieher kommandierten Offiziere, darunter Oberst Schm ucke, sind wieder abgereist, während Major Neumann noch hier weilt. Zur endgiltigen Abnahmefahrt wird Oberst Messing hier eintreffen.

Aus dem Reiche.

st Pforzheim, 3. Okt. Wieder mußte wegen Gold schnipse lei das Großherzogl. Amtsgericht in umfangreiche Tätigkeit treten; nach verschiedenen Haussuchungen erfolgte die Verhaftung des Hilfs­arbeiters Friedrich Hartgeld von hier, des Peter Bellon, Goldarbeiter von Sangach und des Heim­arbeiters Wilhelm Bäder von Mühlhausen.

st Pforzheim, 3. Okt. Gestern abend starb wäh­rend eines Konzerts an der. Orgel der Musikdirektor Epp. Ferner starb gestern an einem Schlag der bekannte Konkursverwalter Hugentobler. Beide sind Ende der 40er Jahre.

s Bon der bayerischen Grenze, 3. Ott. Das Kammebal bei Neu-Ulm wurde schon längere Zeit von einer Einbrecherbande heimgesucht. Am Freitag gelang es aufgebotenen Sicherheitsmannschaften, die gefürchteten Verbrecher auf dem Blattenhof bei Ba­benhausen auszuheben. Es waren zwei Brüder na­mens Hörmann, die beide schon eine bewegte Ver­gangenheit hinter sich haben. Man entdeckte sie in einem Versteck in Heu und förderte mit ihnen ein großes Lager zusammengestohlener Sachen zutage. Unter anderem fand man 14 Doppelgewehre, meist scharf geladen, Legefallen, Hasenfelle, Uhren, Ket­ten, Ringe, Schuhe, Stiefel und Busennadeln. Zum Fortschaffen der Sachen mußte ein Leiterwagen be­nutzt werden. Die Verbrecher wurden ans Landge­richt Memmingen eingeliefert. Die Behörden hat­ten davon gar keine Kenntnis, daß die verwegenen Burschen aus Amerika, wohin sie ausgewandert wa­ren, wieder zurückgekommen waren.

s Köln, 3. Okt. Die Köln. Ztg. meldet aus Lissabon : Infolge der Vorgänge in Oporto, wo viele Geistliche an der royalistischen Bewegung beteiligt sind, wurde heute nacht der Katholische Klub in Setubol sowie zwei Kapellen vom Pöbel überfallen und die ganze Einrichtung sowie Hei­ligenbilder und Kunstgegenstände vernichtet. Nur mit Mühe wurde verhindert, daß die Gebäude wie in Oporto in Brand gesteckt wurden. Bon Lissabon ist Kavallerie zur Aufrechterhaltung der Ordnung ent­sandt worden. Die Ber h a ft u n g e n daue r n i m ganzen Lande fort. Die heutigen Morgen­blätter berichten ausführlich über die Meuierei in einem Gefängnis, die vielfach mit den polnischen Vorgängen in Verbindung gebracht wird.

ss Berlin, 3. Okt. Wie die Nordd. Allg. Ztgj. mitteilt, besuchte, der portugiesische Geschäftsträger heute mittag den S aatsjetretär v. Kiderlen-Wäch- ter, nur den Dank seiner Regierung für die Aner­

Morgen beginnen wir

den Bauern-Roman

Feindliche Höfe

von Paul Hankel.

Wir machen unsere verehrten Leserinnen' und Leser auf diesen äußerst spannenden Roman ganz besonders aufmerksam.

AM" Für das soeben begonnene neue Bezugs­vierteljahr werden Bestellungen auf unsere ZeitungAus den Tannen" fortgesetzt entgegengenommeii.

kennung der Republik auszusprechen. Zugleich über­reichte er das Schreiben, wodurch er als Geschäfts­träger der Republik Portugal bei der kaiserlichen Re­gierung beglaubigt wird.

st Magdeburg, 3i Okt. Der Oberle h rer Is - me r vom hiesigen Realgymnasium wurde heute nach­mittag in seiner Wohnung von einem Ober­tertianer derselben Schule durch Revo- vers ch üsse sch w er verletz t. Der Täter verübte einen Selb st mordvers u ch, verletzte sich aber nur. Er wurde verhaftet und vorläufig in ein Kranken Haus gebracht. Der Schüler fühlte sich durch das Zeugnis des Lehrers benachteiligt.

st Innsbruck, 3. Okt. Auf der Arlbergbahn ist infolge heftigen Regenwetters in den letzten Tagen in der Nähe von Galax eine große Erdlawine n i e d e r g e g an g e n, als ein Personenzug die Stelle passierte. Die Lokomotive und ein Magen wurden schwer beschädigt. Personen wurden nicht verletzt. Vom Gardasee treffen Meldungen ein über außer­ordentlich heftige Unwetter, die bedeutenden Schaden angerichtet haben. An einer Stelle wurde von den Wellen eine Quaimaner in einer Länge von 50 Meter weggerissen. Ein Motorboot und mehrere andere Boote sind gesunken.

st Brüssel, 3. Okt. An der Küste sind mehrere L ei chen anges ch w e m m t worden. Es laufen im­mer neue Nachrichten von Schifsbrüchen ein, bei denen zahlreiche Fischer den Tod gefunden haben.

st Santiago de Comp »stell« Provinz Cornna , 3. Okt. Wie El Eco de Santiago meldet, ist Ka­pitän Caeva Conceirv, das Haupt der portugiesischen monarchistischen Verschwörer, am I. Okt. 2 Uhr mor­gens mit 4000 Bewaffneten, mehreren Geschützen und Mitrailleusen, sowie 120 Mauleseln in Por- tugaleingef allen.

st Hiogo, 3. Okt. Ein Boot mit I 7 jungen Japanerinnen, die Wasserlinsen suchten, ist g e- kentert, alle Mädchen sind ertrunken.

st Mexiko, 3. Okt. Bei Santa Barbara hat ein Zufa mmenstoß von Bundestruppen mit Aufständischen unter General Zapata stab gefunden. Die Aufständischen wurden unter schweren Verlu­sten geschlagen. In Tehuantepee wurden mehrere Bürger bei politischen Demonstrationen von Trup­pen erschossen.

Ein Attentat in Finnland.

* Helfingfors, 3. Okt. Der Präsident des Hofgerichts wurde in dem Augenblick erscho s- s e n, als er ans seinem Hause auf die Straße trat. Der Täter ist an den Schußverletzungen, die.er sich alsdann beibrachte, im Hospital gestorben. Die Zei­tungen in Helfingfors vertreten die Annahme, daß das Verbrechen nicht auf politische Beweggründe zu- r-ückzuführen sei, sondern einem Anfall von Geistes­gestörtheit zugeschrieben werden muß.

Der Mörder des Präsidenten des Hofgerichts Hellens war der 24jährige Eisenhandlungskommis Bruno Forsstroem. Er versteckte sich in Hellens Wohnung. Der Präsident wurde von einem Schuß in den Kopf und dem andern in der Achselhöhle ge­trosten.

Tie Beerdigung der Liberte-Opfer.

st Toulon, 3. Okt. Heute fand in Gegenwart des Präsidenten der Republik, der Minister und zahl­reicher Vertreter der Marine und des Heeres, sowie der fremden Marine-Attachees d:e Leichenfeier­lichkeit für die bei der Katastrophe der Liberte" ums Leben gekommenen See­leute statt. 24 Geschütze, deren Rohre abgenommen waren, trugen je 7 Särge mit den Leichen..«der bisher erkannten 100 Opfer, unter denen sich 3 Offiziere befinden. Die Opfer, deren Persönlichkeit noch nicht festgestellt worden ist, werden später be­erdigt werden. Unter den zahlreichen Spenden be­fand sich auch der aus Chrysanthemen gewundene Kranz Kaiser Wilhelms; er zeigte auf weißem Moireeband dasW" mit der Kaiserkrone. Nach der kirchlichen Feier ergriff Präsident Fallieres das Wort. Er wies auf den Gegensatz zwischen dem

heutigen unvergleichlichen Jammer und der kürz- lichen Flottenschau hin, gab zugleich dem allgemei­nen Schmerze Ausdruck, sowie dem Mitleid für die mitten im Frieden so traurig zu Tode gekommenen Soldaten und rief den Opfern den letzten Gruß des trauernden Vaterlandes nach. Die zahlreichen Beileidsknndgebnngen aus dem Ausland hätten ihren Weg zum Herzen der französischen Seeleute gefunden. Fallieres schloß seine Rede mit der Ver­sicherung: Trotz allen Schmerzes können wir mit Vertrauen in die Zukunft sehen, daß die Marine den ihr vorgezeichneten ruhmreichen Weg mit mann- ^ Hafter Sicherheit weiter verfolgen wird. Marine- ; minister Delcassee versicherte, er werde alles tun, um die Ursache der Katastrophe zu ermitteln und sie zu unterdrücken. Die M^rme werde stets bestrebt sein, vorwärts zu schreiten. Die Maßnahmen für die Wachsamkeit sollen verdoppelt werden. Der Pa­triotismus könne nicht zulassen, daß die Wachsam­keit einschlummere, Delcassee schloß: Wenn auch das Wrack der Liberte Mutlosigkeit und Verzweiflung ein- zuflößen scheint, so dringt doch aus den Särgen der Ruf hervor: Vertrauen, Arbeit! Weitere An­sprachen hielten der Touloner Deputierte Abel und ( Vizeadmiral Bellue, der die Mannschaften der Ma­rine auffordcrte, ihre tägliche Arbeit mit Vertrauen wieder anfzunehmen und der Toten nicht zu ver­gessen. Daun defilierten Abteilungen der Besat­zungen sämtlicher Schiffe und des Heeres vor den offiziellen Persönlichkeiten und vor den Särgen. Von i der Trauerfeier kehrte Präsident Fallieres zur Prä­fektur zurück. Nachmittags besuchte er die Verwun­deten. Der Präsident verlieh dem Feuerwerker, der ^ die. Pulverkammer der Liberte unter Wasser zu set­zen versucht hatte, das Kreuz der Ehrenlegion sowie sonstige Auszeichnungen an Seesoüaten, die sich bei der Rettung von Kameraden hervorgetan haben.

Der iwlienisch-Mische Krieg.

st Rom, 3. Okt. Die Agenzia Stefani gibt folgendes bekannt: Ein Telegramm des Vizeadmirals Taravetli, das heute früh von Tripolis ausgegeben wurde und heute abend aus Viktoria (Sizilien) hier eingetrosten ist, besagt, daß auf die gestrige Auf­forderung zur Ergebung und Ausliefe­rung der Stadt Tripolis der türkische Kom­mandant mitder Bitte um Aufschub geant­wortet habe, das zugestanden winde und heute mirtag ablaufen sollte.

* Mailand, 3. Okt. In Regio, Scilw und Mes­sina wurde der Kriegszustand erklärt.

Das HospitalschiffRegina d'Jtalia" ist fertig - zur Abfahrt. Es kann 4300 Verwundete aufneh­men, das Personal besteht aus 60 Aerzten, 150 Wärtern, acht Schwestern und vier Geistlichen vom Roten Kreuz. Alte Rote Kreuz-Anstalten werden in Rom zusämmengezogen, wohin von Genua die Ausrüstung für sechs Spitäler und zwölf Ambu­lanzen mit 500 Mann Personal äbgegangen ist. Alle Sanitätsanstalten erhalten auch Halbmondflaggen, unr von den Türken um so sicherer respektiert zu werden.

* Mailand, 3. Okt. DerAvanti" meldet aus Spezia, daß die Truppentransporte und die Trans­portflotte zur Abfahrt bereit seien. Das Hilfsge- schwader, befehligt vom Kontreadmiral Bora Rieci, werde die Transportflotte begleiten, während der Sicherungsdienst außerdem noch durch kleinere Schiffe besorgt wird.

Im Hasen von Neapel wurde ein Nachtwachdienst durch Kanonenboote eingeführt, um einer Ueberrasch- ung seitens türkischer Torpedoboote vorzubeugen. Ebendort wurde die zweite' Hochfeeflottille gebil­det aus den Booten Orsa, Orione, Orfeo und Olimpia.

Der PostdampferMolfetta" von der Puglia- Llnie wurde auf der Rückfahrt von Durazzo vorige Nacht von fünf türkischen Torpedobooten umringt, konnte aber unter Volldampf fliehen. An der ita­lienischen Küste wäre er beinahe mit einem anderen Dampfer zusammengestoßen: im letzten Moment war es jedoch möglich, auszuweichen und das Schiff lief wohlbehalten in den Hafen von Bari ein.

Aus Konstantinopel wird gemeldet: Die Ka­bel v e r b i n d n n g nach Tripolis ist gänzlich un­terbrochen. Das tripolitanische Kabel wurde durch­geschnitten und mit seinem Ende auf einem ßalie-, nischen Kriegsschiffe installiert. ,

>> Saloniki, 8. Okt. Das Zentralkomitee für Einheit und Fortschritt richtet einen Appell an die öffentliche Meinung, in dem es gegen die Beraubung durch Italien, von der die Türkei bedroht wird, Verwahrung einlegt. Nicht die Türkei, sondern Italien verletze Menschenrechte und Gesit­tung. Die Geschichte kenne kein ähnliches Beispiel. Die Türkei verzichte, mit Repressalien zu antwor­ten. Sie werde das Völkerrecht beobachten, die Waf­fen aber werde sie nicht niederlegen, bevor nicht der status quo wieder hergestellt sei. Die türkische Nation fordere die öffentliche Meinung Europas auf, sie moralisch zu unterstützen.