H Saloniki, 3. Okt. Die Cholera breitet sich weiter aus. Die italienischen Aerzte wurden aus der- Sanitätskommission ausgeschlossen. Die Behörden entfernten die Leitung des italienischen Hospitals. Sie beabsichtigen, es als Choleraspital zu verwenden. Die Polizei bewacht das Hospital Tag und Nacht. Die Geschäftslage verschlimmert sich täglich. Man befürchtet eine Krisis.
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jj Petersburg, 3. Okt. Auf eine Anfrage des Börsenkommitees zu Rostow erwiderte das Handelsministerium. daß für Handelsschiffe mit neutraler Flagge keinerlei Schwierigkeiten bei der Durchfahrt durch den Bosporus bestehe. Der russische Botschafter in Konstantinopel ist angewiesen worden, die russische Schiffahrt und den russischen Handel zu unterstützen.
ß Belgrad, 3. Okt. Das Amtsblatt veröffentlicht einen Befehl des Königs, wonach die Reserveoffiziere zu einer einmonatlichen Masfenübung im Okt. /Nov. ein berufen werden. An maßgebender Stelle wird erklärt, daß diese Maßnahmen in keinem Zusammenhang mit den Ereignissen in der Türkei stehen.
jj London, 3. Okt. Im Hinblick auf den italienisch-türkischen Krieg veröffentlicht das Amtsblatt die britische Neutralitätserklärung und droht bei Verletzung des Neutralrtätsgesetzes durch englische Staatsangehörige Strafe an.
^ Tckro, 3. Okt. Japan hat heute seine Neutralität im italienisch-türkischen Kriege erklärt.
Griechische Borsichtsmaßregeln.
* Athen, 3. Okt. Nach dem gestrigen Minister- rat gilt es hier als sicher, daß eine erhebliche Verstärkung der griechischen Truppenmacht an der Grenze von Epirus bevorsteht. Die Regierung glaubt diese Vorsichtsmaßregel der durch die türkischen Mobilisierungen beunruhigten hiesigen Bolksstimmung schuldig zu sein und betont, daß dadurch infolge der Fortdauer der friedfertigen Politik Griechenlands der Türkei kein Anlaß zu einem Mißverständnis gegeben werde. Die oppositionelle Presse mahnt die Regierung zur Entschlossenheit und Kühnheit und führt aus, daß Epirus durch den Berliner Kongreß Griechenland zugesprochen worden sei.
ß Athen, 3. Okt. Die griechische Regierung wird in der friedlichen Politik beharren, die sie seit der Bildung des Kabinetts Veniseljos verfolgt, wofern nicht Tatsachen beweisen, daß griechisches Gebiet bedroht wird oder Lebensinterejsen Griechenlands gefährdet werden durch das Vorgehen dritter. In diesem Fall wird Griechenland genötigt werden, Maßnahmen zu treffen, die durch seine Verpflichtung zum Schutze der bedrohten Interessen erforderlich sind.
Vermischtes.
8 Fleisch und Fisch. Als Mittel zur Umgehung der hohen Fleischpreise ist überall den Hausfrauen der Genuß von Seefischen empfohlen worden, die eine billigere und bekömmlichere Nahrung darstellen. Diesen Anregungen ist aber immer noch nicht so entsprochen, als man wünschen könnte, und das ist in der Hauptsache einem Vorurteil zuzuschreiben, welches die Binnenländer gegen die Seefische
haben. Zuzngestehen ist, daß auch Leuten, die bezüglich des Essens nicht verwöhnt sind, nicht immer sofort die Fischkost statt der Fleischkost gefällt, aber man braucht deshalb nicht das „Kind mit dem Bade auszuschütten." Es muß denn doch nicht jeden Tag Fisch gegessen sein, und unter der Zubereitung gibt es mancherlei Auswahl. Es ist verschiedentlich beobachtet worden, daß es gerade das weibliche Geschlecht ist, welches sich schwerer, wie die Männer an die Seefische gewöhnen kann. Diese sich hier zeigende Abneigung ist aber in der Tat nur ein Vorurteil, selbst eine eifrige „Kaffeeschwester" kann sich an den Seefisch gewöhnen, wenn sie nur ernstlich will. Wichtig zu beachten ist, daß ein Fischgericht warm sein muß, von Salaten natürlich abgesehen, wenn es recht schmecken soll. Vielleicht wird hierin etwas gesündigt und erklärt dies Vorurteil und Abneigung. Gelernt will eben alles sein, auch das Fischkochen.
ß Zement-Maschine. Von einer amerikanischen Firma wurde vor kurzem eine Maschine konstruiert und ausgeführt, in der Zement st eine mit farbigem dichtem Ueberzug in Massenfabrikation hergestellt werden können. Diese Maschine, die nach den Angaben des Ingenieurs Bock im „Prometheus" 4.20 Meter hoch, 5.1 Meter lang und 1.90 Meter breit ist u. ein Gewicht von ungefähr 31.750 Kilogramm hat, siebt die Rohmaterialien (Zement, Sand und Kies) zunächst getrennt, mengt sie dann in trockenem Zustand, setzt der Mischung die notwendige Quantität Wasser zu, wiegt in besonderen Vorrichtungen die Mengen für die einzelnen Formen ab, in die sie die zugewogenen Portionen des breiigen Fabrikationsstoffes gießt. Parallel mit diesem Vorgang vollzieht sich die Zubereitung des glasurartigen Ueberzuges aus Zement und äußerst feinem Sand, denen in feuchter Mischung die gewünschte Farbe zugesetzt wird. Unter einem Druck von 100 000 bis 130 0L0 Kilogramm findet dann die Vereinigung von Steinmaterial und Ueberzug statt. Die glasierten Steine werden von den auf eine rotierende Walze montierten Rahmen von je acht Formen auf einer Platte abgesetzt, von Arbeitern in Empfang genommen und zum Trocknen in geeignete lustige Schuppen gefahren. Deformationen sollen nicht Vorkommen. Dieses Maschinen-Monstrum besorgt also alle die vielfachen und unterschiedlichen Verrichtungen bei der Zementstein-Fabrikation selbst, es reinigt, mischt, rührt, vereinigt, glasiert, preßt und liefert seine Ware fix und fertig zum Trockenprozeß ab. Da ein Brand nicht nötig ist, ist der Farbenton des Glasurüberzuges durchaus einheitlich. Wie Ingenieur Bock mitteilt, können mit der kurz skizzierten Maschine in zehn Stunden 40 000 Stück tadelloser, gleichmäßig getönter und geformter Zementsteine fabriziert werden.
8 Das größte Geschütz der Welt. Die Befestigungswerke, die den (Angang des Kanals von Panama schützen sollen, werden das größte Geschütz der Welt aufnehmen. Eine genaue Beschreibung dieses Giganten unter den artilleristischen Waffen findet sich in der „Daily Mail". Das Rohr hat danach ein Kaliber von 488 Millimeter, es wiegt 130 Tonnen und vermag ein Geschoß von 1090 Kilogramm auf eine Entfernung von 16 Kilometern zu schleudern. Jeder Schuß wird tausend Dollar kosten. Dieses Geschütz ist ein wahres Meisterwerk moderner Technik, da es so subtil gearbeitet ist, daß ein einziger Soldat genügt, diesen Koloß zu bedienen und das
Rohr mit Leichtigkeit hin und her zu werfen, je nachdem der Gang des Gefechtes es erfordert. Der Guß des Geschützes hat bereits begonnen, die Fertigstellung wird aber erst in zwei Jahren erfolgen, 8 Ein guter Spruch. Die Charlottenburger Magistratsbeamten ringen augenblicklich mit ihrer hohen Leitung um die Erhaltung des alten Brauches, zum Frühstück ein Glas Bier trinken zu dürfen. Sie berufen sich auch auf einen im Rathauskeller angebrachten Spruch, der die Genehmigung des Magistrats erhielt: „Des Ratsherrn Trunk ist ernste Pflicht, — Eine trockene Lampe leuchtet nicht." Freilich wird der Magistrat einwenden, daß die Rats Herren eine ganz besondere Klasse sind, und daß außerdem das Füllen tzer Lampe nur außerdienstlich zu geschehen habe!
Handel und Verkehr.
* Dornstettev, 2. Okt. O b st. Auf dem hiesigen Bahnhof kamen in der letzten Woche die 2 ersten Wagen Mostobst zum Verkauf. Das ganze Quantum fand zu 6.50 Mark per Zentner raschen Absatz.
* Stuttgart, 3. Okt. Auf dem heutigen Großmarkt galten folgende Preise: Zwetschgen 12—14 Pfg-, Pfirsiche 10—25 Pfg., Preiselbeeren 50 Pfg., Aepfel 12—18 Pfg., Birnen 10—20 Pfg., Nüsse 50 Pfg., Trauben 28—30 Pfg. per Pfund. — Dem heutigen Kartoffelgroßmarkt waren 500 Ztr. zugeführt. Preis 4,80—6,20 Mk. — Filderkraut kostete 25—30 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 1500 Stück.
st Stuttgart, 3. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebea 216 Großvieh, 227 Kälber, 902 Schweine.
Erlös aus 1'2 Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 89 bis 90 Pfg., 2. Qual, b) fleischig» und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 80 bis 82 Pfg., 2 Qualität b) ältere und weniger fleischige von 78 bis 79 Pfg., Stiere und Jungrinder I.Qual. ghausgemästetevon 89 bis 92 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 85 bis 89 Pfg., 3. Qualität c) geringere von 80 bis 84 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jung» gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 60 bis 70 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 40 bis 50 Pfg., Kälber: 1. Qualität u) beste Saugkälber von 100 bis 105 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 95 bis 99 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saugkälber von 90 bis 94 Pfg., Schweine 1. Qual, u) jung« fleischige 68 bis 70 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 65 bis 67 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 58 bis 62 Pfg.
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