Räte und Hilfsarbeiter des Auswärtigen Amtes er­schienen wrren. Der Stcratssekretär des Auswär­tigen, von Kiderlen-W achter, wies in seiner Eröffnungsrede auf die Vielgestaltigkeit der von den Konsuln im Ausland zu erfüllenden Ausgaben hin, die durch die wachsende Bedrückungunferer wirtschaft­lichen Beziehungen zun: Auslande immer größere Anforderungen an die Vorbildung des einzelnen stellten, lieber die heute im Vordergrund stehenden Ausgaben zur Förderung der wirtschaftlichen Inter­essen Deutschlands sei der Konsul bisher durch eine einjährige Tätigkeit in der Händelsabteilung des Auswärtigen Amtes u. durch die praktijche Tätigkeit als Bizekonful unter der Leitung älterer Konsuln ausgebildet worden. Wenn auch diese Einrichtung sich gut bewährt habe, jo müsse man trotzdem auf Verbesserung bedacht sein. Er setze aber voraus, daß ein Teil des Unterrichts von denen übernom men wird, über deren Interessen und Anschauun­gen der Konsul unterrichtet sein mutz. Das Auswär­tige Amt habe sich daher an - zahlreiche Firmen um andauernde Mithilfe gewandt und von allen Seiten Zusagen erhalten. Ebenso hätten sich Ver­treter der Wissenschaft bereitwillig zur Verfügung gestellt. Dieses Zusammenwirken von Industrie, Handel und Wissenschaft werde der Förderung der deutschen Interessen im Ausland zugute kommen. Darauf hielt Prof. Schuhmacher aus Bonn einen Vortrag überOstasiatische wirtschaftliche Fragen", mit dem der neue Ausbildungsgang eingeleitet wurde.

Ausländisches.

II Hoek van Holland, 2. OktLr. Der Dampfer des Rotterdamer Lloyd ist in der Nähe von Ter- hehdeu gescheitert. Passagiere waren nicht au Bord. Die aus 39 Mann bestehende Besatzung wurde von einem Rettungsboot gerettet.

st Antwerpen, 2. Okt. Während der letzten Stürme haben auf der östlichen Schelde 80 Fahr­zeuge Schiffbruch erlitten. Vierzig von ihne.n sind gesunken. Eine große Anzahl von Personen ist umgekommen.

st Rambouillet, 2. Okt. Präsident Fallieres ist heute nachmittag nach Toulon abgereist, um der Lei­chenfeier für die Opfer der Katastrophe aus der Liberte beizuwohnen.

II Nantes, 2. Okt. In einer Fabrik in Trignac zersprang heute morgen ein Schwungrad. Durch umherfliegende Eisenteile wurden 4 Arbei­ter getötet. Der Materialschaden ist bedeutend.

II London, 2. Okt. Der DampferFelicia" landete gestern in Aarmouth den .Kapitän und die Mannschaften des deutschen SchovuersKathrine"- der Samstag abend in finkendem Zustande 50 Mei­len von der Küste von Norfolk entfernt verlassen worden war.

II London, 2. Okt. Bei dem Sturm im Kanal strandete bei Boulogne gestern der Dampfer König Friedrich August der Hamburg-Amerika-Liuie. Er wurde gegen einen Wellenbrecher getrieben und liegt noch dort. Zahlreiche Schleppdampfer kamen, um Hilfe zu bringen. König Friedrich August hat meh­rere hundert Passagiere für Amerika an Bord.

II Newyork, 2. Okt. Nach den letzten Berichten sind hei dem D a m m b r u ch in Austin 400 Per sonen umgekommen. Austin ist jetzt eine grauenvolle

-M Lss-fi-i-tch». M>

Du weißt, ein Leid aus Gottes Hand Durchläutert dich wie Feuerbrand,

So lerne, wenn dich Menschen kränken Daß Gott auch dies dir schickt z-.i d-nker.

Das mildert zwar nicht ihr Verschulden,

Aber es reinigt dein Erdulden.

Takaoka.

Novelle non Lotb a r Vrenk.> ndo:'.

(Schluß.) Nachdruck verboten.

weiß nicht, was damit gemeint sein kann,* brachte ich mühsam heraus.Aber ich bitte sie inständig, «s mir zu sagen."

Das können Sie eigentlich nicht von mir verlangen, lieber Herr Goßler! Denn nach der hergebrachten Ord­nung der Dinge müßte ich wohl warten, bis Sie es für angezetgt halten, damit an mich heranzutreten. Oder sollten Sw wirklich nicht ahnen, um was und um wen es sich dabe« gehandelt hat?"

O mein Gott doch nicht doch nicht um Fräulein Martha?"

Sie stand allerdings im Mittelpunkt unserer Unter- Haltung. Wie es schien, hatten Sie ja Herrn Takaoka zu Ahrem Vertrauten in dieser Herzenssache gemacht."

Ich hatte das Gesicht gegen die Wand gedreht, aber «h wandte es sogleich wieder meinem Besucher zu; denn Ich hatte ja kein Recht, die heißen Tränen der Scham *^ d«r Rene zu verbergen, dt« ich an meinen Wimpern

Vergessen Sie, was ich vorhin über Herrn Takaoka gesagt habe*, bat ich.Ich habe mich ihm gegenüber be-

Trümmerstärke. Die Flutwelle Hot große Gebäude eine halbe Meile weit fortgeschwemmt. Das nach­folgende Feuer machte eine Rettung unmöglich. Die ganze Nacht hindurch ertönten Hilfe- und Schmer- zensrufe. Viele Einwohner waren zurzeit des Damm­bruchs auf den Hügeln, wo sie ohnmächtig zusehen mußten, wie die Häuser einfielen und ihre Ange­hörigen fortgetrieben wurden. Augenzeugen erzäh­len, daß die Flutwelle sich mit Blitzesschnelle und mit furchtbarem Getöse heranwätzte. Steinhäuser stürzten wie Kartenhäuser zusammen. Die Straßen sind angefüllt mit verstümmelten Leichen, vor denen sich herzzerreißende Szenen abspielen.

* Mexiko, 2. Okt. Mader'v wurde zum Prä­siden len von Mexiko gewählt.

Marokko.

II Paris, 2. Okt. Im heutigen Ministerrat er­klärte der Minister des Aenßern, de Selves, die französlsch-dentschen Verhandlungen machten be­fried i g e n Ä e, F o r t s ch r i t t e.

st Paris, 2. Okt. Eine endgültige Eini- gu ng über die Marokkofrage steht unmit­telbar bevor. Es konnte festgestellt werden, d«ß auf beiden Seiten der lebhafte Wunsch nach einer Einigung besteht, da Staatssekretär von Kiderlen- Wächter und der Botschafter Cambon einzig und al­lein bestrebt sind, zu einem Text zu gelangen, der vollkommen klar und jeder Zweideutigkeit bar ist und so für die Zukunft jede Ursache zu Reibungen oder Mißverständnissen verhütet. Man verhehlt sich indessen nicht, daß die Kongvfrage nicht weniger schwierig und nicht weniger heikel ist.

Der iialiemsch-tiirkW Kries.

Vom Kriegsschauplatz.

* Mailand, 2. Okt. Die Abfahrt des Expeditions­korps findet ziemlich bestimmt noch diese Woche statt, in zwei Abteilungen mit zweitägigem Abstand.

Vierhundert Flüchtlinge trafen auf dem Daiiip serRoma" von Bcnghasi in Malta ein. In Benghasi kam trotz der Unruhen kein Blntvergie ßen vor.

* Rom, 2. Ott. Die italienische Regierung er­klärt die Blockade der Küsten von Tripolis und Cyrenaika von der tunesischen bis zur ägyptischen Grenze.

* Mailand, 2. Okt. In Brindisi wurden drei türkische Offiziere, ein Kavalleriemasor, ein Gene ralstabshanptmann und ein Jnfanterieleutnan!, ge fangen genommen. Sie wollten von Salonik über Brindisi nach Tripolis ans einem italienischen Post schiff reisen.

Zwei kleine türkische Segler,Kostantinos" und Bonaforte" wurden bei Livorno resv. Genua b? schlagnahmt.

In Tarent wurde der Kriegszustand er­klärt.

* London, l. Okt. DieDaily Mail" meldet ans Athen: Das türkische Torpedoboot, welches in der Nähe von Prevesa auf der Flucht vor italienischen Kriegsschiffen auf den Strand auflief, ist vollstän­dig verloren. Der Kapitän wurde getötet, acht Mann sind ertrunten.

* Mailand, 2. Okt. Zur Beförderung der Expe­dition nach Tripolis find achtzehn größere Schiffe mit zusammen über hunderttausend Ton­nen und dreizehn kleinere gecharte rt worden.

nommen vne em narr unv wie ein «nreffer Knabe. Ich haßte ihn ja nur, weil ich ihn im Verdacht hatte, daß er daß er selbst nach der Hand Ihrer Nichte strebe."

Was? Das konnten Sie glauben? Er ist ja längst verheiratet und glücklicher Familienvater. Habe ich Ihnen das depn nicht gesagt?" ^ _^

Zu meinem Unglück nein! uns er er hak meinen Fürsprecher gemacht hat gewissermaßen für mich um Fräulein Martha geworben?"

Ungefähr kam es wohl darauf hinaus. Aber Sie brauchen ihm dafür nicht überschwenglich dankbar zu sein. Es lag ihm eben außerordentlich viel daran. Sie für sein Unternehmen zu gewinnen, und er l-üe in der Ueberzeugung, daß Sie ,imr dann nach Japan gehen würden, wenn meine Nichte vorher Ihre Frau geworden sei. Diese Herren von der geilen Rasse sind ede» de; der Durchführung ihrer Pläne viel zielbewußnr und energischer als wir."

Ob er es aus diesem Grunde getan hat oder aus einem anderen ich werde jedenfalls sein Schuldner bleiben bis an das Ende meines Lebens. Sie aber, Herr Kommerzienrat, welche Antwort haben Sie ihm gegeben ?"

Ich habe ihm gesagt, daß ich Sie als Ehrenmann schätze und daß mir jeder Ehrenmann für meine Nichte recht sei vorausgesetzt, daß sie selbst ihn zu haben wünsche. Darüber aber haben Sie sich ja, wie es scheint, bis zur Stunde noch nicht vergewissert. Uebrigens ist das Mädel seit dem Eintreffen der schlimmen Nachricht Ihretwegen in großer Angst und Sorge gewesen. Und sie würde sich wahrscheinlich freuen, von Ihnen selbst zu hören, daß dazu kein Grund mehr vorhanden ist. Soll ich sie Hereinrufen?"

Ich brauche nicht zu sagen, wie meine Antwort ausfiel,, und ich würde heute nicht mehr imstande sein zu wiederholen, was zwischen mir und den, geliebten Mädchen gesprochen wurde, nachdem der Kommerzienrat gleich nach ihrem Eintritt leise das Zimmer verlassen hatte. Denn die überschwengliche Glückseligkeit dieser

* Mailand, 2. Okt. Die Mobilisierung des Ex­peditionskorps war bereits vorgestern beendet, das heißt, zwölf Tage nach Ausgabe des Befehls. Die einzelnen Abteilungen versammelten sich in den für sie bestimmten Plätzen. Die Konzentration des Gros des Korps wird heute beendet sein. Die Einschiffung soll dann sofort auf Befehl erfolgen können.

* Mailand, 2. Okt. Der ehemalige Leiter dev öffentlichen Arbeiten in Tripolis, Giseppe Parsi, der lange Jahre dort gelebt hat und daher ein gründ- licher Kenner der dortigen Verhältnisse ist, wurde heute hier interviewt. Er ist überzeugt, die Italie­ner könnten nur mit größter Schwierigkeit und star­ken Menschenopfern landen. Die tripolilanischen FortsSchat Masri",Gorgoritza" und ,,Francsi" sähen nach außen sehr verfallen aus, seien aber innen mit ganz neuen Schnellfenerkanonen ausge­rüstet, die 'Deutschland erst vor einem Jahre ge­liefert habe. Außerdem müsse berücksichtigt werden, daß 3050 000 Araber die regulären Truppen un­terstützen würden, sobald der Guerillakrieg ange- faugen habe und Verproviantierung und Nachschub der Munition für die Verteidiger können ohne Kü­stenweg vom Hinterland auf Karawawenstraßen be­sorgt werden. Für Italien sei die Expedition also kein militärischer Spaziergang, sondern ein ernster und vielleicht sehr blutiger FeÜizug.

* Nom, 2. Okt. DieAgencia. Stefani" mel­det: Soeben wird bekannt, daß die rad io tele­graphische Station in Der na von einem italienischen Kriegsschiff zerstört wurde, daß das tripolitanische Telegraphennetz nicht mehr mit dem tunesischen zusmmnenhängt und das Ka­bel zwischen Tripolis und Malta während des gan­zen gestrigen Tages nicht arbeitete. Wegen des Un­wetters haben Radiotelegramn.e weder empfangen noch gesendet werden können.

* Brindisi, 2. Okt. Der türkis che Dampfer Sab ah", der türkische für Tripolis be­stimmte Truppen an Bord hatte, wurde von italienischen Kriegsschiffen aufgeb r acht und hierher gebracht.

* London, 2. Ott. Das Reuters che Bureau mel­det aus Malta: Dort ist der englische Dampfer Castle Garah" infolge des stürmischen Wetters erst gestern um Mitternacht eingetroffen. Er hatte l.300 Malteserflüchtlinge ans Tripolis an Bord, die am Freitag ans Anraten des englischen Konsuls ange­sichts der Möglichkeit einer Beschießung abgefahren waren. Die Vorräte gingen bald zur Neige und es stellte sich Mangel an Lebensmitteln ein. Der Sturm hielt drei Tage an. Unter den Passagieren befand sich ein Beamter des englischen Konsuls, der wich­tige Depeschen für den Gouverneur mitbrachte.

II Piräus, 2. Ott. Die Polizei verhaftete hier die Besatzung des türkischen Seglers Sliteria unter dem Verdacht, daß sie Waffen nach Tripolis laden wolle.

st Augusta, 2. Okt. Der italienische Kreuzer Coatie ist hier mit Passagieren aus Tripolis ange- kommeu. Er brachte Nachricht, daß bis zürn 30. Sept. 8 Uhr abends die italienischen Kriegsschiffe noch nicht mit dem Bombardement der Forts begonnen hatten, um den Europäern in Tripolis Zeit zum Verlassen der Stadt zu geben. Zu ihrer Aufnahme habe die italienische Regierung zwei Dampfer gesandt.

" Mailand, 2. Okt. DieStampa" bringt eine Livorneser Nachricht aus Theodosia, daß der Li- vorneser DampferMeloria" mit 26 Mann Besat-

AugenbUcke konnte lhren^AusllrüS nur kn abgerissenen, schluchzenden, stammelnden Worten finden, die dem Ohr eines andern beinahe sinnlos geklungen hätten. Wir aber verstanden sie sehr gut. Und zwischen Lachen, Weinen und Küssen gab Martha mir auch die letzten Aufklärungen, die mich die ganze, kaum faßbare Größe des unseligen Mißverständnisses erkennen ließen. Wenn der kleine Takaoka wirklich nichts anderes im Auge gehabt hatte als sein eigenes Interesse, so war er bei seiner Verfolgung in der Tat mit erstaunlicher Umsicht und Beharrlichkeit zu Werke gegangen. Statt sich mit seinem verlockenden Anerbieten an mich zu wenden, hatte er zunächst diejenige dafür zu gewinnen gesucht, von der er aus meinen schwärmerischen Herzensergießungen wußte, daß sie mich, wenn sie wollte, all' ihren Wünschen gefügig machen würde. Und er war nicht vor der Indiskretion zurück- geschreckt, ihr den Inhalt jenes nächtlichen Gespräches zu verraten. Einzig aus der mädchenhaften Befangenheit, in der sie sich danach mir gegenüber befinden mußte, er­klärte sich die auffallende Veränderung in ihrem Beneh­men, der ich Verblendeter eine ganz andere Bedeutung gegeben. Während ich glaubte, daß ihr Herz sich einem andern zugewendet habe, hatte sie in sehnsüchtiger Ungeduld von Tag zu Tag meiner Erklärnng geharrt, und sie hatte grausam gelitten unter der für sie völlig unverständlichen Beleidigung, die ich ihr gestern zugefügt.

Als nach einer kleinen Weile der Kommerzienrat wieder eintrat, konnte er der Erste sein, der mich in herzlichen Worten zu dem köstlichen Schatz beglückwünschte, um dessen Gewinnung ich mir so wenig persönliches Verdienst er- worben. Und unsere Seelen wären voll ungetrübter, sonniger Heiterkeit gewesen, wenn nicht die bange Sorge um Takaokas Leben einen trüben Schatten geworfen hätte über unser junges Glück.

Drei Tage später erst wurde mir von dem leitenden Arzt des Krankenhauses die Erlaubnis erteilt, ihn auf wenige Minuten zu besuchen. Sein Befinden hatte sich nickt oerlcklechtert, aber ich hatte es aus den Mienen des