es sich um eine iveitverzwergte anarchistisch-revolu tionäre Verschwörung, die ihren Ansgang von Barce lona nahm, sich inzwischen aber über mehrere Pro vinzen verbreitete.

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Einen Missions-Trust wollen amerika­nische Menschenfreunde gründen. An der Spitze des Unternehmens steht kein anderer als Pierpont Mor­gan, der Mann, der durch den Trustgedanken zum Milliardär wurde. Die innere Mission in den Ber­einigten Staaten soll mit Hochdruck betrieben werden und zwar sollen alle Kreise der Gesellschaft dem Bekehrungswerk unterworfen werden. Aus einigen Wi­derstand bei der Durchführung seiner weltverbessern­den Ideen dürfte Pierpont Morgan wohl bei den Frauen stoßen, denen in den abzuhaltenden Ver­sammlungen das Wort ein für allemal abgeschnit ten ist.

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Die Antwort der Kretamächte ans die letzte Note der Türkei, in der die bedingungslose An erkennung der türkischen Souveränität gefordert wird, erregt in der gesamten türkischen Presse einen Sturm der Empörung, da sie die Rechte des Kö­nigs von Griechenland auf Kreta indirekt bestätigt. Einzelne Blätter fordern bereits ein Ultimatum an Griechenland und einen Aufruf des Sultans zum heiligen Krieg. Der Ministerrat beschloß, von den Schutzmächten Aufklärung über die Tragweite der Note zu verlangen.

Lsndrsnachrichten.

Altensteig. 21. Sept.

lKorr. ! Gestern abend versammelten sich im Saal z. grünen Baum Mitglieder der hiesigen Ortsgruppe des Deutschen Flottenvereins. Zweck der Zusam­menkunft war, für dieselbe hier eine feste Organi­sation zu schaffen, die bisher fehlte. Der bisherige stellt). Vorsitzende, Herr Hauptlehrer Dürr, ließ sich bewegen, den Vorsitz beizubehalten. Zu seinem Stell­vertreter wurde Herr Postmeister Krämer gewählt. Das Amt des Schriftführers wurde Herrn Haupt­lehrer Böhmler übertragen: sein Stellvertreter ist Herr Buchhalter Keck. Gerade die Gegenwart zeigt, wie notwendig und nützlich neben einem starken Land­heer eine tüchtige Seewehr, eine Flotte ist. Die Ver­handlungen mit Frankreich in der Marokkoangelegen heit wären sicher schon lang erledigt, wenn nicht England hetzend Hinter Frankreich stände. Wenn jetzt die deutsche Regierung fest und bestimmt bei aller Friedensliebe auf ihren notwendigen Ansprü­chen beharren kann, so verdankt sie dieses Kraft­bewußtsein der kräftig herangewachsenen Flotte, mit der auch das jeemächtige England nicht anzubinden wagen darf, ohne seine Weltstellung aufs Spiel zu setzen. Daraus hinzuweisen und in der allgemeinen Oeffentlichkeit Aufklärung zu schaffen über den Wert der deutschen Flotte ist der Zweck des Flottenvereins. Darum sollen auch hier und in der Umgebung Vor­träge abgehalten werden, die belehrend wirken sol­len. Insbesondere sind es die Kriegervereine, die ihren Bruder Flottenverein, der inzwischen kräf­tig herangewachsen ist, kennen lernen mögen. Mit einem Hoch auf den hohen Protektor des Ivürtt. Zweigvereins, unfern König, schloß die Zusammen kunft, deren Beratungen hoffentlich Früchte tragen. In einem gemütlichen Beisammensein wurden noch allerlei Erlebnisse auf Flotten- und Seefahrten preis­gegeben.

* Die Landesversammtung -es evangel. Bundes findet am 24. und 25. Sept. (Sonntag und Montag) in Nürtingen statt.

-d. Nagold, 20. Sept. In hiesigen maßgeben­den Kreisen wurde schon längere Zeit der Gedanke er- kwgen, die Latein- und Realschule zu einem Real­progymnasium auszubauen, so daß an dieser Anstalt die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen Dienst erworben werden könnte. Dieser Gedanke scheint sich nun verwirklichen zu wollen, da für Früh­jahr 1913 die Errichtung eines Realprogymnasiums in Aussicht genommen ist, indem man glaubt, daß diese Einrichtung nicht nur für die Oberamtsstadt selbst, sondern auch für deren Umgebung von Vor­teil sein werde. Es wurden deshalb in den letzten Wochen Erhebungen angestellt, um die vorläufige Schülerzahl schätzungsweise feststellen zu können.

Schramberg, 20. Sept. Im gefüllten Adler saal sprach gestern abend Reichstagsabgeordneter Psarrer Naumann auf Veranlassung der Volks­partei über die politische Lage im Reiche. Sein Vortrag deckt sich mit den, vorher in Ebingen und Hall gehaltenen Reden und gipfelte in dem Wunsche, daß die Wahlen im Januar 1912 den Großblock zu­stande bringen möchten.

tz Tübingen, 20. Sept. Der König traf heute nachmittags von Antendorf hier ein, um 14 Tage Jagdaufenthalt in Dedenhausen zu nehmen.

ss Stuttgart, 20. Sept. (Lotterie!. Bei der heutigen Ziehung der E dinge r Geldlotterie fiel der Hauptgewinn von 10 000 M. auf Nr. 46 809, der zweite Gewinn von 5000 M- auf Nr. 9362, der dritte Gewinn von 2000 Mark auf Nr. 58 534, der 4. Gewinn von 4000 Mk. auf Nr. 24 987, je 500 Mark fielen auf Nr. 43 712, 8422. (Ohne Gewähr.)

ss Stuttgart, 20. Sept. (H e i m k e h r aus dem Manöver. Die beiden hiesigen Jnfanterieregi- menter sind heute kurz vor Mitternacht mit der Bahn aus dem Manövergelände zurückgekehrt.

st Köngen, 20. Sept. Eine Ueberraschung wurde, dieser Tage zwei hiesigen Witwen, von denen die eine 6, die andere 4 erwachsene Kinder hat, zuteil. Sie erhielten aus Amerika eine Erbschaft von rund 41 000 Mark ausbezahlt. Dorthin war anfangs der 80er Jahre ein Bruder von ihnen ansgewandert und hatte sich als Farmer ein bedeutendes Vermögen erworben, dessen größere Hälfte der in Amerika le­benden Witwe verbleibt. >

st Heilbronn, 20. Sept. Der Schwarzwälüer Oskar Vogel hat mit einem Industriellen eine Wette eingegangen, daß er ein 600 Liter haltendes Faß innerhalb 42 Tagen von Wildbad nach Heilbronn und von da nach Stuttgart rollen werde. Der Faß­roller, der eine Art Deichsel an seinem Faß ange­bracht hat, ist, laut Heilbronner Zeitung, am gestri­gen Dienstag vormittag in Witdbad abgegangen.

st Geislingen a. S1., 20. Sept. Gestern mittag wurde hier eine Frau beerdigt, die sich vor Wo­chen beim Aufwaschen des Bodens eine Nadel in die Hand gestoßen hatte. Die Verletzung gab zu keinen Besorgnissen Anlaß, doch trat plötzlich Blut­vergiftung hinzu und die Frau konnte nicht rnehr gerettet werden. Dieser traurige Fall ist wieder eine Mahnung zur größten Vorsicht bei derartigen Verletzungen.

ss Ellwangen, 20. Sept. Wie bereits früher ge­meldet, findet der 5. württ. Obstbautag am 7. Okt. hier statt. Referate haben übernommenüber das Ilmpfropfen der Obstbäume" der K. Garteninspektor Schönbeil in Hohenheim, ferner Bereinssekretär Schaal über die Frage:Wie können verwahrloste Banmgüter und Obstgärten am besten in Ordnung und znm besseren Gedeihen gebracht werden?"

st Mengen, 20. Sept. (Der Borkenkäfer. Unter dem Fichtenbestand des Missionsberges ist der Borkenkäfer ausgetreten. Besonders in dem östlichen Teil hat er sein zerstörendes Werk schon so weit fortgesetzt, daß zur Bekämpfung dieses Schädlings dieser Teil wohl niedergelegt werden muß. Der trok- kene, heiße Sommer soll das Auftreten dieses Kä­fers sehr begünstigt haben. ^

!! Ravensburg, 20. Sept. In voriger Nacht wurde in der Wohnung der Witwe Zorell zum gol­denen Adler hier ein Schreibputt erbrochen und über 700 Mark Bargeld gestohlen.

!> Biberach, 20. Sept. Das gestrige Korps- m an över spielte sich in der Hauptsache in der Gegend von Oberessendorf ab. Es war projektiert, daß der König auf der Höhe bei Eggmannsried er­scheine, wo auch die Hofbediensteten sich einfanden. Indes wohnte der König dem gestrigen Manöver nicht an. Dagegen war der Generalfeldmarschall von Bock und Polach erschienen. Die rote Armee hatte Für­moos, Eberhardzell und die dortigen Täler und Anhöhen besetzt und erschien bei den Höhen von Scharben und Zuben bis herunter in den Waldungen bei Hetzisweiler. Bon dieser Seite ans wurde der Vormarsch gegen Oberessendorf allgemein bewerk­stelligt und der Angriff begonnen. Die blaue Ar­mee kam von Mühlhausen, Eggmannsried, Oster­hofen her, wo sie die Anhöhen besetzt gehalten hatte. Bon der Höhe bei Zuben, wo die meisten Zuschauer sich befanden, konnte das ganze gelungene Gefecht bequem übersehen werden. Alsdas ganze Halt" geblasen wurde, lagen die beiderseitigen Armeen nur 19 Meter von einander entfernt. Die Kritik wurde auf der Anhöhe zwischen Oberessendorf und Het­zisweiler abgehalten. Danach wurde der Rückmarsch angetreten. Bei Rettum und Englisweiler war ein größeres Biwak. Biberach erhielt, dem Anzeiger vom Oberland zufolge, wieder Einquartierung, Truppen aller Waffengattungen, im ganzen etwa 1 209 Mann, zogen nachmittag in die Stadt. - Heute in aller Frühe brachen die Truppen wieder aus, um ins Ma- növergelände zu ziehen. Eine Menge Schlachten­bummler folgte den Soldaten. In den Schulen wurde Vakanz gegeben. Alles will noch am letzten Tag das Manöver mitmachen und den.König sehen, der heute bestimmt erwartet wird. Die Entscheidung wird wahrscheinlich südwestlich von Stafflungen fallen.

!! Vom Bodensee, 20. Sept. In Singen wur­den gestern nacht 3 Saccharinjchmugglerinnen ver­haftet. Zwei davon kamen aus Konstanz, die dritte kam mit einem Schweizer Zuge in Singen an.

Ramm M« die -Mische« Nase« der Gegenwart

Am gestrigen Mittwoch abend sprach der Reichs­tagsabgeordnete Friedrich Naumann im Bad. Hof in Calw über politische Fragen der Geg enwart. Daß dieser bedeutende Politiker und glänzende Redner einen großen Zuhörerkreis in Calw findet, war vorauszusehen. Der Saal und die Ne­benräumlichkeiten im Bad. Hof waren von Zuhö­rern ans Calw und der Umgebung dicht besetzt; auch eine stattliche Zahl Damen hatte-, sich eingefunden. Zunächst sprach Naumann über das, was imtReichs­tag geschehen ist. Für die Reichsversicherungsvrd- nung sei die württ. Bolkspartei eingetreten. Diese bedeute einen großen Fortschritt in sozialer Bezieh­ung. Die Versicherung erfahre eine bedeutende Ausdehnung. Die neue Reichsversicheruugsvrdnung sei ein Schritt, auf dem man später weitergehen könne. Nach seinen Berechnungen betrage der jähr­liche Mehrumsatz, Ein- und Auszahlung im Reiche l60 bis 200 Millionen Mark. Die vor 30 Jah­ren ins Leben gerufene Einrichtung sei inzwischen die erste der unter Staatszwang stehenden Einrich­tungen geworden. Er hofft, daß die Parteien in den zwei Monaten sich nicht so sehr verzanken, damit es möglich sei, die Berjicher ung der Privat- beamten dazu zu schaffen. Die Geneigtheit unter den Parteien sei bis jetzt vorhanden. Bezüglich der Elsaß-Lothringischen Verfassungs-Re­form freue er sich besonders darüber, daß die Kon­servativen nicht dabei mitgewirkt haben. Bei dieser Reform galt cs, ein ordentliches anständiges! Landtagswahlrecht zu schaffen; das preußische be­trachte er nicht als ein solches. Es komme nun da »ans an, wie sich die Elsässer damit abfinden wer­den. Diese haben bekommen, was jetzt zu errei­chen war. Er hoffe auf einen Ausgleich der Emp­findungen darüber, was vor 40 Jahren geschehen sei.

Der Redner äußerte sich dann über die allge­rne ine Lage und kam besonders auf die Reichs- fi n a n z r c f o r in zu sprechen. Es wäre seiner Mei­nung nach richtiger gewesen, man hätte sr. Zt. hinter dem entscheidenden Akt den Reichstag aufge­löst. Der jetzige Reichstag werde nun hinausge-- rückt bis auf den weitnröglichsten Tag, damit alle diese Vorgänge mehr vergessen werden sollen. 1907, als der heutige Reichstag begann, seien es drei Männer gewesen, die heute nicht mehr da sind. Pojadowsky habe sich auf dem Potsdamer polierten Boden nicht sicher gefühlt: er komme aus das Konto pers. Regiment". Bülow sei durch die Konserva­tiven gefallen. DiesePatrioten" haben es fer-? tig gebracht, diesen guten und tüchtigen Staats­mann fallen zu lassen. Man habe in manchem ja mit ihm kämpfen müssen, das hindere aber nicht, anzuerkennen, was er besonders in der auswärtigen Politik geleistet hat. Dernbnrg, der die Eiterbeule aufgestochen habe, sei durch das Zentrum gefallen. Das Aufhören des Blocks bedauert Redner nicht. Diese Zeit sei ihm und seinen Parteifreunden sauer gewesen. Zentrum und Konservative, die beiden ge­hören zusammen. Auf dem sozialdemokratischen Par­teitag in Jena habe Bebel über die Liberalen eigent­lich gar nichts gesagt und auf eine entsprechende Anregung nur geantwortet:Ihr wißt ja, was Ihr von ihnen zu halten habt!" Die nationalliüerale Partei sei früher mit den Konservativen gegangen. Als aber die Erbschaftssteuer gefallen fei, und wäh­rend der ganzen Verhandlungen der Finanzreform seien die Nationalliberalen tapfer und treu mit Par­teien der Linken gegangen. Da habe sich die Linke und die Rechte gebildet. Besser wäre es, wenn nun N a ti o na lliö e r a le und Bolkspartei ge­schlossen den Ausgaben entgegengehen würden. Wa­rum habe denn ein Mann wie Fürst Bülow, der doch kein Dickkopf gewesen sei, die Reichsfinanzreform ohne Erbschaftssteuer nicht machen wollen? Er habe eben die Ueberzeugung gehabt, daß man ohne Erb­schaftssteuer nicht durchkomme. Die Erbschaftssteuer sei dem enthoben, daß sie weitergefchoben werde. Dos sei der große Unterschied gegenüber den be­willigten neuen Steuern der Finanzreform. Er halte diese neu gekommenen Stenern für nicht schlechter als die anderen auch und man brauche sich darüber nicht zu alterieren. Diese Steuern würden aber weitergegeben und nicht von denen getragen, für die sie bestimmt find: der Redner führte einige Bei­spiele an. Sicher sei, daß man nicht weiter gehen könne, ohne daß die Erbschaftssteuer durchgebracht sei. Man rede nur davon, wie der Finanzsekretär jetzt ein recht fröhlicher Mann geworden sei. > Es komme aber darauf an, wie die Ueberschüsse ge­macht wurden. Der Redner schildert dann, wie im­mer wieder neue Mittel geschafft und Steuern be­willigt wurden und wie die Konservativen immer hergehen und sagen würden:Wir haben das Va­terland gerettet." Es gehe so weiter wie eine Schraube ohne Ende. Bülow habe sich aber gesagt, daß es so nicht weitergehen könne. Eine Erbschafts­steuer hätte gründliche Arbeit gemacht. Naumann kommt dann auf die Teuerung zu sprechen und wirft die Frage auf, ob nicht der Zeitpunkt gekom­men sei, daß sich die Landwirte sagen, wir wollen