seinem Rade nach Ludwigsburg fahren. An der Steige Lei Neckarrems verlor er die Herrschaft über­fein Rad und stürzte kopMber auf die Straße, wo­bei er einen Herrn ans Waiblingen, der zufälliger­weise die Strecke passierte, mit auf den Boden riß. Der Radfahrer erlitt einen Schädetbruch und starb kurz nach seiner Einlieferung ins Bezirkskranken­haus. Der Waiblinger Herr kam mit dem Schrecken davon.

ft Marbach, 1>N Sept. Die lOjqhrige Tochter des Wirts in Neuwirtshaus Ehr. Ritter ist durch einen jüngeren' Fuhrmann aus Gruppenbach, der ein in der Scheuer hängendes Gewehr von der Wand nahm und ini Scherz auf sie abschoß, schwer ver­letzt worden. Der Fuhrmann war der Meinung, das Gewehr sei nicht geladen. Zum Glück streifte die Schrotladung das Mädchen nur an der Wange. Im­merhin hak sie eine Verletzung des Unterkiefers er­litten und einige Zähne eingebüßt.

ft Heilbronn, Id. Sevt. Der Aufenthalt des ,)G rasen de Passt," steht nunmehr iest. Der Graf hält sich mit seiner ihm nach der Flucht in London angetranten Frau in Amerika im Staate Ponghkeepsi auf. Da der Graf die amerikanische Staatsangehörigkeit besitzt, so kann er nicht aus geliefert werden. Mer auch nach den amerikanischen Gesetzen kann eine Bestrafung desGrafen" nicht erfolgen. Eine Urkundenfälschung dürfte kaum in Frage kommen, da er tatsächlich amtliche amerika­nische Dokumente besitzt, nach denen ihn eilt Graf de Passy «adoptiert hat. Wegen Betruges kann er aber deshalb nicht bestraft werden, da der Betrug nach «amerikanischem Strafrecht nur dann geahndet tvird, wenn der Geschädigte einen Strafantrag stellt. Die Personen, die hier in Heilbronn durch denGra­fen" geschädigt sein sollen, haben inzwischen ihr Geld erhalten und haben auch dem Gericht mitgeteilt, daß sie sich nicht mehr geschädigt fühlen.

Dischingen, 18. Sept. Der 7einhalb Jahre alte Karl Schweizer, Sohn des Wagnermeisters Schweizer, der seinem Vater auf dem Heilboden half, fiel in einem unbewachten Augenblick mit einer Strohgarbe aus den Tennenboden so unglücklich her­unter, daß er nach zwei Stunden seinen erhaltenen Verletzungen erlag.

ft Niederstetten, 18. Sept. Heute früh ist in dem Wohngebäude des beinhalt) Kilometer von hier entfernt liegenden, der Stadt gehörigen Rehhofes Feuer ausgebrochen. Das Wohngebäude ist voll ständig abgebrannt. )

ft Äirchheim u. T., 18. Sevt. Gestern abend geriet auf der Station Dettingen u. T. der l öjähr. Sohn eines hiesigen Metzgermeisters unter den Zug. Ein Fuß wurde ihm abgefahren.

- Mössingen, 16. Sept. Ein eigen artiges Mißgeschick Passierte am letzten Donnerstag eini­gen Hochzeits gästen, die von einem Schwarz­waldorte mit der Bahn hierhergekvmmen waren, um an der Hochzeit eines Angehörigen teilzunehmen. Der Zufall wollte es, daß am gleichen Tage auch in Talheim eine Hochzeit stattsand, von wo, gleich wie von hier, ein Fuhrwerk auf die Bahn gesandt wurde, um die frenrden Hochzeitsgäste äbzuholen. Ohne lange zu fragen, setzten sich die Schwärz- wülder Hochzeitsgäste auf das Talheimer Fuhrwerk und fuhren voller Erwartung der Dinge, die da kom­men sollten, durch Mössingen durch, Talheim zu,

reu mußte. Bei der Ankunft dort, als der unbe­kannte Bräutigam zur Begrüßung erschien, war die Bestürzung eine große und die biedere Schwarz- wälderin brachte nur noch die Worte hervor:Dös ischt doch net mei Sohn!" Bald jedoch hatte sich die Situation aufgeklärt und es blieb nun nichts anderes übrig, «als so schnell wie möglich Mössingen zuzusahren, wo der Bräutigam schon in banger Sorge um seine Angehörigen Telephon und Telegraph in Bewegung gesetzt, jedoch zur Antwort erhalten hatte, daß diese morgens auf den ersten Zug gegangen seien. Die Freude des Wiedersehens war eine um so größere, und es wurde die Hvchzeitsstimmung dadurch nicht getrübt.

js Metheim, OA. Urach, I 8. Sept. Der Fu ch s im Bett.) Jakob Länge erhielt dieser Tage uner­warteten Besuch. Ein ausgewachsener Fuchs flüchtete sich bis in den zweiten Stock seines Hauses in ein Bett. Mit Sensen, Sägen und anderen Mordwaffen rückte inan dein frechen Eindringling auf den Leib. Nus vielen Wunden blutend, gab er bald den Geist auf und wurde, dein Jagdpächter überbracht.

ft Bibern ch, 18. Sevt. Die in den meisten hie­sigen Bierbrauereien beschäftigten Brauer, Heizer rind Hilfsarbeiter legten ihren Arbeitgebern einen Tarifvertrag vor, den diese anznnehmen sich weiger­ten. Nur zu einer Aufbesserung wollen 'ich die' Brerbranereibesitzer verstehen, lieber die Wirtschaften einer Brauerei in Lanpheim wurde von den Arbei­tern der Boykott verhängt.

ft Snnlgau, 18. Sept. Nachdem die Divisions Manöver am Samstag ihren Abschluß gefunden ha ben, haben heute die dreitägigen Korpsma növer ihren Anfang genommen. Sie spielen sich in der Hauptsache in dem Viereck Biberach, Riedlingen, Saulgau, Aulendorf ab. Die Entscheidung wird am Mittwoch voraussichtlich in der Nähe von Biberach fallen. Am gleichen Tage noch werden die Truppen mit Sonderzügen in ihre Standorte zurückbefördert werden.

Ans dem Gerichtssaal.

* Tübingen, 1 8. Sept. >. Straft a m m e r. Die Strafkammer-Verhandlung vom Freitag nachmittag zeigte wieder einmal das düstere Bild der furcht­baren Macht des Alkohols, aber auch ein ergrei­fendes Bild weiblichen Martyriums. Der Metzger Dürr von Bondorf, OA. Herreuberg, in nüchter­nem Zustand ein gutmütiger, irr betrunkenem Zu stand gefährlicher Mensch, der schon als Metzger bursche in Frankreich einen andern erstochen 'hat und dafür mit leinhalb Jahren Gefängnis bestraft wurde, trank «am 26. August ds. Js. im Unmut darüber, daß wegen wiederholter Nocschlachtuugen in Boudorf sein eigenes Geschäft schlecht ging, wie­der einmal in den verschiedenen Wirtschaften herum, bis er endlich betrunken heim kam. Seine Frau, eine nach seinem eigenen und awder'w Zeugnis durch aus brave und fleißige Frau, die in den 4 Jahren ihres Zusammenlebens schon manches still und ohne Klage erduldet hatte, stellte ihm nur ruhig vor, warum er denn nicht auch, wie andere, beizeiten hetmkomme und hielt einen Kübel mit schmutzigem Wasser, den er ihr über den Kopf schütten wollte, fest. Da hatte sie auf einmal das lange, spitzige Wurstmesjer in der Seite und konnte sich nur noch ins Schlafzimmer hinaufschlevpen, wo sie zu-am menbrach. Aber kein Wort der Anklage gegen ihren

terten Ehemann herbeigerufenen Leute, nur um ihre Kinder jaminerte sie. Ein glücklicher Zufall war es, wie der behandelnde Arzt sich aussprach, daß die schwere, 12 Zentimeter tiefe Wunde doch nach er folgter Operation gut heilte und die Frau bald wieder hergestellt sein wird. Der Manu sprach wie­derholt aus, wie leid es ihm sei. Er wurde zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Aus dem Reiche.

* München, 18 . Sept. Im Befinden d e s P r i n z r e g e n t e n ist in den letzten Tagen eine nicht unbedenkliche Verschlimmerung eingetre­ten. Die rheumatischen Beschwerden sind unter dein Einfluß des starken Temperaturrückgangs heftiger aufgetreten. Die sonntägliche Messe, die sonst im Schloßhvs von Hohenschwangau im Beisein eines zahlreichen Publikums abgehalten wurde, mußte ge­stern zum erstenmale in die Privatgemächer des Pa­tienten verlegt werden. Unter diesen Umständen wird der Prinzregent der Eröffnung des Münchener Okto­berfestes, der er alljährlich beizuwohnen pflegte, fernbleiben. Das Hoflager soll bereits in den näch­sten Tagen nach Berchtesgaden verlegt werden.

ft Kassel. 18. Sept. Das Mitglied der hie­sigen kgl. Hofbühne, Schauspielerin Frl. Jfsland, hat sich hellte aus Liebeskummer eine schwere Schuß­wunde ili die linke Brustfelle unter dem Herzen beigeb rächt.

st Berlin, 18. Sept. Der Zentralausjchntz der Reichsbank ist für morgen einberufen. Es wird eine 'Iprozentige D i s k o n i e r h ö h u ng erwartet.

st .Hirschberg, 18. Sept. In den höheren La­gen des Riesengebirges ist heute nacht hefti­ger Schneefall ein getreten.

Die Explosion im Berliner Postzollamt

jf Berlin, 18. Sept. Die Explosion in dem Postzollamt ist auf die Entzündung inehrerer Postpakete mit Fenerwerkskörpern znrückznführen, die ein Berliner Kaufmann nach Lemberg geliefert hatte, von dort aber zurückgeschickt worden waren. Alle Fenster sind zertrümmert und eiserne Träger ver­bogen. Verbrannt sind vier Pakete, mehrere andere angebrannt oder durch Wasser beschädigt. Gegen den Absender ist das Verfahren wegen Vergehens gegen das Postgesetz, wegen fahrlässiger Brandstiftung und Körperverletzung eingeleitet.

Marokko.

* Berlin, 18. Sept. Staatssetreiär v. Kider- len-Wüchter empfing heute nachmittag den franzö­sischen Botschafter Cambon, um ihm die deutsche Antwort auf die französischen Vorschläge zu über­reichen.

Ein Massai-Einfall in Deutsch-Ostafl'ik«

Die Usambarapost hat am 26. August ein Extra­blatt folgenden Inhalts ausgegeben:Arnsche, 25. August, abends. Tausend englische Massai- Krieger haben südlich Lolgis sale acht Kraale geplündert. Eine halbe Kompagnie wird Hilfskrieger aufgebrochen. Die Massai-Krieger wollen nur mit Massai kämpfen." Bekanntlich sitzt nur der kleinere Teil des Massai-Stammes aus deut-

Lefefrrrrtzt.

Mit jedem Hauch entflieht ein Teil des Lebens, Nichts beut Ersatz für das, was du verloren:

Drum suche früh ein würdig Ziel des Strebens:

Es ist nicht deine Schuld, daß du geboren,

Doch deine Schuld, wenn du gelebt vergebens.

Indien mit seinen 315 Millionen Einwohnern.

Von Missionar Ch. Renz, zur Zeit in Effringen.

(Schluß.)

Die zweite Klaffe von h. Schriften handelt von Heil­kunde, Musik, Kriegskunst, Baukunst und 64 verschiedenen mechanischen Künsten. Sie lehren also nicht nur Religiöses, nein, alle Art von Wissenschaft. Dann gibt es noch eine Anzahl von heilig gehaltenen Schriften wie z B. die Nyai Schastras, die Smritis, die Mimangsa von philosophischer und metaphysischer Tendenz. Nach diesem flüchtigen Ueber- blick über das undurchdringliche Chaos von Schastras treten wir der Sache näher und stellen sie Frage, was denn der Hindu im Grund für eine Ansicht von dem göttlichen Wesen hat. Der Hindu erkenntEin höchstes Wesen" als Grund­idee seiner Religion. Dieses höchste Wesen, ganz Geist ohne alle Gestalt, ist ohne Eigenschaften, d. h. sobald wir Attribute aunehmen, vervielfältigt es sich. Ter Hindu hat sein Götter-Pantheon mit nicht weniger als 330 Millionen aus- geftattet, er hat also seiner extravaganten Phantasie freien

Raum gelassen. Alles Sichtbare ist ein Teil der Gottheit, an gewissen Tagen betet er den Reis an, welchen er genießt, der Schreiner seinen Hobel etc. Indessen hat der Priester diese Millionen mit seinem magischen Stab auf 3 Grund­wesen zurückgeführt, diese Wesen heißt er: Brahma, Wischnu und Schiwa, sie haben mit ihren Gemahlinnen Saraswati, Durga und Lakschmi eine sehr zahlreiche Nachkommenschaft hinterlassen. Die Schastras stellen Brahma als den Vater der Lügen dar. Wegen seinen Ausschweifungen wurde Brahma ein Gegenstand des Abscheus uns Spottes unter den Göttern. Auch soll er von einer Herde, welche der Hirtengott Krischna weidete, einige Rinder gestohlen haben. Wischnu genießt nur als Inkarnation ein in der Sicht­barkeit erschienenes Wesen Verehrung. Neunmal soll er auf der Erde erschienen sein, die 10. Inkarnation wird noch erwartet. Daß man hier eine reinere Religionsidee entdeckt, oder etwas dem Menschen gewordenen Erlöser der Welt ähnliches findet, ist natürlich ausgeschlossen. Hier ist auch nicht der entfernteste Gedanke an eine göttliche Menschwerdung zum Heile der gefallenen Menschheit. Hie und da streiken diese mythologischen Geschichten an die ältere Bibelgeschichte und Prophezeiungen an, aber alles ist dunkel, verzerrt und zum Albernen entwürdigt. Wir haben leider keinen Raum, die Inkarnation eines Rama, dem Affengott, zu beschreiben, oder die eines Krischna mit den schmutzigen Geschichten wieder­zugeben, eines sei hier bemerkt, daß Krischna vor seinem Tode alle seine Kinder umgebracht hat. Sein Ende war seines Lebens würdig. Er saß in Gestalt eines großen Vogeis auf einem Baum, ein Jäger schoß ihn mit einem Pfeil durchs Herz und er fiel tot zu Boden. Die letzte Inkarnation ist die von Buddha.

Schiwa ist der Zerstörer von allem was Leben und Odem hat. Seine Gestalt und sein Beruf bezeichnen ihn als eine schreckliche Gottheit. In der Rechten hält er einen

Dreizack, sein Angesicht ist drohend. Seine Gattin erscheint in der Hindu-Mythologie in drei verschiedenen Individualitäten, Durga, Parwati und Kali. Kali ist in dem ganzen Pantheon des Hinduismus die furchtbarste Gottheit und ihre Verehrung die unsittlichste. In dem Buch der Kali Puranas steht ge­schrieben:Das Blut eines Tigers ergötzte sie 10 Jahre, aber das Blut eines Menschen tausend Jahre. Kali ist eine besondere Freundin von Dieben, Räubern und Mördern. Jede Diebsbande trägt ihrem Bilde ihre Bitte um das Ge­lingen ihres Unternehmens vor und bringt ihr zuerst blutige Opfer. In ihrem Namen beten sie auch das Werkzeug an, mit dem sie in'ein Haus einbrechen wollen. Ich könnte noch erzählen, wie einer der Göttersöhne, Ganesa, im Kampf seinen Kopf verlor und als sein Vater ihn nicht fand, ihm den Kopf eines Elefanten an seine Stelle setzte, und wie dieser Ganesa eine der beliebtesten und anbetungswürdigsten Gottheiten geworden ist. Aber es führt zu keinem befriedigenden Ergebnis. Merkwürdig ist, daß die Zahl ihrer Götter noch nicht genügt und noch neue von den Brahmanen fabriziert worden sind.

Lieber Leser! ist diese arme Nation von Götzendienern nicht zu bedauern ? In solchen schauerlichen Gestalten stellen die Hindus das göttliche Wesen dar, und in solchen albernen Geschichten suchen sie die Allmacht ihrer Götter zu beweisen. Wer würde solche Dogmen mit seinem Christen-Glauben vertauschen. Wir leben mit Freuden in einer unvollkommenen Welt, der Mensch ist jeden Tag Versuchungen, Leiden, Gefahren ausgesctzt. Er braucht Hilfe, er hat Trost, Er­munterung, Aufrichtung nötig. Er seufzt unter der Last der Sünde und bedarf eines Erlösers. Wo soll er dieses finden, wenn er keinen Glauben an einen reellen Gott hat? Wie soll er sich seines Daseins freuen, wenn der Trost der Ver­gebung, wenn die frohe Aussicht in ein besseres Leben ihm abgeschnitten ist? Der Phanteist hat keinen Glauben, keine