die Folge spätestens innerhalb des Monats Januar jeden Kalenderjahrs beim Kameralamt für jeden Automaten eine Jahreskarte gegen Bezahlung des Abgabebetrages zu lösen. Für die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes im Gebrauch befindlichen Automaten ist die Steuerkarte für das zweite Halb­jahr bis spätestens l9. September zu lösen.

Muster zu Anmeldungen können durch Vermitt­lung der Ortssteuerämter oder vom Kameralamt unentgeltlich bezogen werden.

2- Nach Tarif Nr. 40: Jagdpachtverträge über Jagden in Württemberg gelegener Grundstücke. Ab gabepflichtig ist der Pächter. Der Abschluß eines Jagdvertrages ist dem Kameralamt vom Verpächter binnen !4 Tagen anzuzeigen. Von .Jagdverträgen, die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes bereits abgeschlossen sind, hat der Verpächter bis späte­stens 19. November dem Kameralamt Anzeige zu erstatten.

3) Nach Tarif Nr. 49: Luxnspferde. Der Eigen­tümer bezw. Benützer eines Luxuspferdes hat spä­testens innerhalb eines Monats nach dem Erwerb des Eigentums oder nach her Besitzergreifung und für die Folge spätestens innerhalb des Monats Januar jeden Kalenderjahrs gegen Bezahlung des Abgabe betrags beim Kameralamt eine Jahreskarte zu lösen. Die Sportelpflicht ist eine persönliche. Für die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes in Benützung befindlichen Luxuspferde ist die Steuerkarte bis spä ­testens l9. September zu lösen.

4) Nach Tarif Nr. 62: Saisonarbeiter. Auslän­dische Saisonarbeiter haben spätestens am 10. Tage nach Antritt der Arbeit auf den Rest des Kalender­jahrs beim Kameralamt eine Steuerkarte zu lösen.

Bestellungen aus solche Karten werden von den Ortssteuerämtern gegen ^Hinterlegung des voraus­sichtlichen Abgabebetrags kostenlos vermittelt.

Nach Tarif Nr. 65: Schaustellungen und ähn­liches. Außer den an das K. Oberamt und die Schnltheißenämter zu bezahlenden Erlaubnisspor­teln ist von öffentlichen gegen ein Entgelt irgend einer Art unternommenen Veranstaltungen, insbe­sondere von Singspielen, Schaustellungen, Kinemato- graphen, theatralischen Vorstellungen, Konzerten, Ka­russelle, Schießbuden, Kraftmesser-, Glücks-Wettspie­len und sonstigen Lustbarkeiten, von dem Unterneh­mer eine nach der Röheinnahme zu berechnende Be­triebsabgabe zu entrichten. Die Entrichtung der Ab gäbe hat innerhalb 24 Stunden nach Schluß der Ver­anstaltung auf Grund eines Verzeichnisses der er­zielten Einnahme an das .Kameralamt bezw. Orts- steueramt zu geschehen. Wer abgabepflichtige Ver­anstaltungen der vorbezeichneten Art unternehmen will, hat vor ihrem Beginn über Ort und Zeit, der Veranstaltung, sowie über die Art und Höhe des Entgelts der Steuerbehörde Anzeige zu erstatten.

Aus dem Reiche.

* Berlin, 16. Seht. Nach einer Meldung der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" beschäftigte-sich das Staatsministerium in seiner heutigen Sitzung unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten mit den staatlichen Maßnahmen zur Milderung der Schäden, wie sie der Ernteausfall an Kartoffeln, Ge­müse und Futterstoffen für die Bolksernährung und die Erhaltung des Viehstandes mit sich bringen wird. Unter anderem wurde beschlossen, auf den Staats eisenbahnen eine öOprozentige Frachtermäßigung für

Futter.gerste, Mais, frische Kartoffeln und Gemüse einschließlich Bohnen, Erbsen und Linsen einzusüh- ren. Beim Bezüge von Waren durch gemeinnützige Organisationen u. Gemeinden werden besondere Ver­günstigungen eintreten. Die Fracht für Düngemittel wird auf die halben Sätze des Spezialtarifs 3 herab­gesetzt. Auch für den Transport frischer Seefische tritt eine Frachtermäßigung in Kraft. Um einen Teil der in Brennereien zu verarbeitenden Kartoffeln für Speise- und Futterzwecke zurückzuhalten, beschloß das Staatsministerium, beim Bundesrat die Gewährung und Erleichterung zur Verarbeitung von Getreide und Mais in den Brennereien zu beantragen.

* Berlin, 16. Sept. Beim Neubau eines Schorn­steins der A. E. G. in der Sickin gen skraß e stürzte d e r. S ch o r n ste in ein und auf einen Gasometer. Dieser explodierte. Drei Arbeiter wurden getötet, vier schwer verletzt.

* Berlin, 16. Sept. Die Katastrophe bei der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft ist darauf zu rückznführen, daß bei Ausprobierung einer Anlage, welche zur Erzeugung von Wasserstofsgas dienen soll, die Gase in den unfertigen Schornstein drangen und explodierten. Außer den genannten Personen wurde der Monteur Wendisch schwer verletzt.

Eine Explosion in der Berliner Postverzollungsstelle

ff Berlin, 17. Sept. In der Postverzollungs­stelle Älexandrinenstraße 93/94 explodierte heute mittag gegen 12 Uhr unter heftiger Detonation ein Paket, auf das man ein anderes geworfen hatte. Die Gewalt der Explosion war so groß, daß die Fensterscheiben zertrümmert und die Türen zum Fahrstuhl eingedrückt Wurden, daß der Auszug nicht mehr zu bewegen war. Außerdem sind etwa 200 Pakete, die in diesem Raum lagerten, an­gebrannt oder verbrannt. Der Postschaffner, der in dem Zimmer anwesend war, erlitt so erhebliche Brandwunden, daß er sich aus der nahen Unfall­station verbinden lassen mußte. Die benachrichtigte Kriminalpolizei stellte fest, daß sich in dem explo­dierten Paket Knallpfropsen befanden, wie sie Rad­fahrer benutzen, um anspringende Hunde zu ver scheuchen. Absender und Empfänger konnten nicht ermittelt werden, da die Umhüllung vollständig zer­stört ist.

ff Syrakuse Newyork , 17. Sept. Bei dein gestri­gen Wettrennen über fünfzig Meilen rannte ein von Lee Oldfield gesteuertes Automobil in einen Men­schenhaufen hinein. Hierbei wurden sechs Per­sonen getötet und vierzehn verletzt. Der Fah­rer selbst blieb unversehrt.

* Montreal, 16. Sept. Bankräuber haben bei einem Einbruch in der Filiale der Bank of Mon­treal in New-Westminster (British Columbia denGeld- schrank mit Dynamit gesprengt und 253 000 Dollars erbeutet.

Marokko.

* Berlin, 16. Sevt. Die französische Antwort aus die deutschen Gegenvorschläge bezüglich Marokkos hat einen guten Eindruck gemacht und die Hoff­nung ist berechtigt, daß es noch im Laufe dieses Monats zum Abschluß der Verhandlungen kommen wird. Die französische Regierung hat in wesent­

lichen Punkten die deutschen Vorschläge angenommen, und die Verständigung über die strittigen Punkte wird sich bei beiderseitigem Entgegenkommen auch erzielen lassen. Immerhin liegen die Dinge nicht so, daß die Einigung im Wege der mündlichen Verhandlung zwischen dem Staatssekretär und dem Botschafter er­reicht werden könnte. Es wird notwendig sein, noch einmal den französischen Ministerrat in Anspruch zu nehmen. Doch wird die deutsche Replik mit größter Beschleunigung fertiggestellt werden.

* Paris, 16. Sept. Der telegraphische Bericht des Botschafters Cambon über seine gestrige Unter­redung mit Herrn v. Kiderlen Wächter ist, wie es scheint, zu kurz, als daß die französische Regie­rung sich ein Urteil bilden könnte. Die Pariser Presse ist daher auf Berliner offiziöse Meldungen angewiesen. In den Abendblättern macht sich eine weniger zuversichtliche Stimmung geltend.

* Berlin, 16. Sept. DieNorddeutsche All­gemeine Zeitung" schreibt: Der an dieser Stelle vor- ausgesagte glattere Fv r tg a n g d e r Marokko- Verhandlungen nach der Pause ist tatsächlich eingetreten. Die Blätter berichten günstig über die Unterredung am Freitag nachmittag, in der zwischen dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter und dem französischen Botschafter Cambon die Antwort Frank­reichs auf Deutschlands Bemerkungen zum Entwurf der abzuschließenden Uebereinkunft erörtert wurde. Die Antwort trägt in einem Teil.'den Wünschen Rechnung. Bezüglich des weiteren Teils ist es ge­lungen, die Auffassungen der beiden Mächte soweit zu nähern, daß bei einigem guten Willen auf bei­den Seiten unschwer eine Einigung erzielt werden kann. Ueber einige Punkte herrschen allerdings noch solche Gegensätze daß noch eingehende Verhandlun­gen nötig sein werden, ehe ein Einverständnis her- gestellt sein wird. Doch ist zu hoffen, daß auch diese Schwierigkeiten überwunden werden.

* Paris, 16. Sept. Eine deutsche Meldung über die gestrige Unterredung zwischen Herrn v. Kider- l^-n-W achter und Herrn Eamb on wird von allen Morge'nblättern wiedergegeben und besonders zuversichtlich besprochen. DemMatin" zufolge ha­ben die in der Nacht hier eingetrofsenen offiziellen französischen Nachrichten den Optimismus bestätigt, welcher in der deutschen Presse zum Ausdruck kommt. Auch die ärgsten Schwarzseher können sich der Ein­sicht nicht mehr verschließen, daß die noch schwebenden Differenzen keinen Abbruch der Verhandlungen hcr- beiführeu werden. Die von nationalistischer Seite begonnene Preßfehde gegen die Abtretung des Kongo scheint absolut fehlzuschlagen.

ff Mogador, 6. Sept. Hier sind acht Deutsche ein ge troffen, teils Kausleute teils Berichterstatter, die das Sus-Gebiet bereisen wollen. Der Komman­dant des deutschen Kriegsschiffes hat sie durch das Konsulat wissen lassen, daß von jetzt ab Reisen nach dem Süden Marokkosunerwünscht" seien und über Agadir hinaus ein Schutz nicht gewährt werde. Trotz­dem haben die acht Deutschen die Weiterreise be­schlossen.

ff Paris, 17. Sept. Bei einem mMtärijchen Festmahl erklärte Handelsminister Couyba: Wir stehen der Stunde gegenüber, wo Frankreich, ent­schlossen zu einem ehrenvollen und würdigen Frie­den im Vertrauen auf seine Bestimmung, stark durch sein Recht, sein Bündnis und seine Freundschaften,

< M Lefefruchl. ZK

In deinen fröhlichen Tagen Fürchte des Unglücks tückische Nähe!

Nicht an die Güter hänge das Herz,

Die das Leben vergänglich zieren!

Wer besitzt, der lerne verlieren :

Wer im Glück ist, der lerne den Schmerz.

Schiller.

Indien mit seinen 315 Millionen Einwohnern.

Von Missionar CH. Renz, zur Zeit in Effringen.

Fonsetzung.

Die Hauptgelegenheiten zur Geselligkeit sind die Götzen- seste. Hier sieht man sie bei Tausenden versammelt. Außer ihrer religiösen Bedeutung kann m andiese eigentlich ihre Volks­feste nennen. Leider hat auf diesen Festen der Teufel sein Werk, denn was die Hindus ihre Gottesverehrung und Andacht nennen, verträgi sich gut mit Saufgelagen und Mahlzeiten. Der Missionar besucht die Götzenfeste, um die armen Menschen auf den Einen hinzuweisen, der dem , Menschen geben kann was er braucht, nämlich Lebenskräfte. Kräfte, die den Menschen läutern, aufrichlen und tüchtig machen zum Lebenskampf, Jesus Christus. Und was könnte der Missionar ihnen sonst bringen? Es gibt ja keine Tat­sache der Weltgeschichte, die über die Jahrhunderte hinweg so herzbewegend zu uns redete, keine, die so tiefgehende Um­

wandlungen hervorgebracht hat, keine, die so sehr mit dem zartesten und innerlichsten Leben ungezählter Menschenherzen verwachsen ist, als das Kreuz Christi auf Golgatha; und das ist es auch, was den Missionar bei seiner harten Arbeit

mutig macht, dem Heidentum Front bieten zu können.-

Der Hindu ist unstreitig von milder, sanfter Natur. Der Fremdling, welcher an den Ufern von Indien landet, erhält bei seinem Eimritt ins Land einen lieblichen Eindruck von dem höflichen, seinen Benehmen der Eingeborenen gegen den Europäer. Wo ste demselben auf der Siraße begegnen, machen ste, besonders auf dem Lande, eine tiefe Verbeugung, berühren mit der Rechten die Stirne und sagen: 8alam 8atüb (Friede mein Herr!) Wenn der Hindu den Europäer besucht, so läßt er zwar den Turban aus dem Kopfe, zieht aber dafür die Schuhe (Sandalen) aus und tritt barfuß ins Zimmer, jedoch nie ohne sich vorher anmelden zu lassen. Seine Anrede ist höflich und sein ganzes Benehmen äußerst ehrfurchtsvoll und sein. Dies ist Landessitte unter dem Volke selber und der Geringere begegnet dem Höheren immer auf dieselbe Weise.

Der Hindu ist von Natur nüchtern, ruhig, von kontem­plativer Art. Seine Religionsgruudsätze haben ihm diese Richtung des Gemüts gegeben, der religiöse Hindu wird nicht leicht vergessen, daß die Bezähmung und Ertötung der Leidenschaften, besonders des Zorns, ihn zur Gottheit erhebt und in der nächsten Seelenwanderung seine Seele in ein edleres Wesen verwandelt.

Es gibt aber leider auch schwarze Züge in dem Charakter des Hindu; es fehlt ihm an einem moralischen Grund und Boden. Dem Hindu ist unbegreiflich, daß es Menschen geben soll, die immer die Wahrheit sprechen. Lügen und Stehlen gehen immer Hand in Hand. Von Mitleiden, Liebe und Dankbarkeit hat der Hindu keinen richtigen Begriff. Erweist man ihm eine Wohltat, so darf man gewiß sein, daß er

bald wieder kommt und um eine größere bittet. Man darf sich aber nicht wundern, die edlen Charakterzüge von Redlich­keit, Wahrhaftigkeit und Treue unter einem Volke zu ver­missen, das Jahrhunderte' lang unter fremder Herrschaft seufzte. Eine weitere Ursache ist das Religionssystem des Brahmanismus. Der arge Feind der Menschheit hätte keines erfinden können, das so gründlich wie dieses das Gefühl für's Schöne und Gute im Herzen zerstörte und allen Sinn für Sittlichkeit ausrottete. Aber Gott sei Dank, wir haben die Hoffnung, wir haben die Aussicht, daß cs bald anders werden wird. Wir haben bereits schon erfahren dürfen, daß die Kraft des Evangeliums Wunder tut. Viele sind schon Glieder der christlichen Gemeinde und freuen sich ihrer Kind- schaft Gottes. Aber es sind noch Millionen, die nach Er­lösung seufzen. Sind die Hindus unsere Brüder, so verdienen sie unser Mitleiden. Nur dann haben wir den Zweck unseres Daseins richtig aufgesaßt, wenn wir dem allgütigen Schöpfer nachahmend, unsere Aufgabe darin erblicken, anderen das Glück mitzuteilen, welches wir genießen; die Hindus sehnen sich alle obgleich oft unbewußt, nach der Freiheit der Kinder Gottes, nach Befreiung von den Sklavenfesseln des Götzentums, ihr Elend ruft uns zu, daß wir ihnen helfen sollen; Lieber Leser und Freund! Bist du bereit, diesen armen Menschen zu helfen? Helfet mit, ihr lieben Freunde, in diesem gotteswürdigen Geschäfte. Gott will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahr­heit kommen.

Es bleibt mir noch übrig, einen kurzen Ueberblick von den religiösen Schriften der Hindus und ihrer Götterlehre zu geben. Wenn der Missionar sich mit dem Brahmanen über seine Religion unterhält, so weist dieser immer arff seine Schastras hin und zitiert Stellen aus denselben. Wenn in der Christenheit die Bibel mit der Hochachtung behandelt würde, wie etwa der Hindu den vermeintlichen