einig ist über die Notwendigkeit einer durchdachten and fortgesetzten Ausgestaltung der Landesvertei dignng. , ,
* Berlin, 16. Sept. Die soeben abgeschlossene amtliche Statistik über unseren Warenaustausch mit Marokko verdient mit Rücksicht auf die schwebenden divlomatischeu Verhandlungen besondere Beachtung. Es ergibt sich daraus, daß/ im verflossenen Jahr Ausfuhr und Einfuhr eine Steigerung erfahren haben, die unser Interesse am Handel mit Marokko kennzeichnet. Unsere Ausfuhr ist von l,5 Millionen im Jahre 1901 auf 4,9 Millionen im Jahre 1910
angestiegen. der gleichen Zeit entwickelte sich
die Einfuhr von 3,5 auf 9,1 Millionen Mark. Unser wichtigster Ausfuhrartikel ist zur Zeit Rübenzucker. Es folgen in großem Abstand wollene Kleiderstoffe mit 0,3, Maschinen und Patronen mit OS und Handfeuerwaffen mit 0,1 Milk. Mark. Die wichtigsten Artikel, die wir aus Marokko bezogen, waren Mandeln mit einem Werte von 3,06 Millionen, Schafwolle 1,9, Ziegenfelle 0,st, Leinsamen und Gerste je 0,7, Schaffelle, Bienenwachs, Heilpflanzen je 0,3; Rindshäute 0,2 und Futterbohneu, Datteln, Därme, Blei je 0,1 Millionen Mark. Nach dem Handelsverträge zwischen dem Deutschen Reich und Marokko vom 1. Juni 1890 behandelt jedes der beiden Länder die Erzeugnisse des anderen als solche eines meistbegünstigten Landes.
Rüstung und Abrüstung in Belgien.
* Brüssel, 16. Sevt. Wie bereits gemeldet, hat die belgische Regierung die drei Reservistenklassen der Jahrgänge 1906, 1907 und 1908 trotz der Meldung vom Donnerstag abend, daß diese die Einberufungsorder erhalten haben, nicht unter die Waffen gestellt. Diese neueste Bestimmung ist offenbar das Ergebnis des gestrigen Ministerrats, der unter dem Vorsitz des Königs stattgefunden hat und der sich in der Hauptsache mit der nationalen Verteidigung beschäftigte. Wie die „Etoile Belge" behauptet, hat sich die Sache etwa folgendermaßen abgespielt: Am Donnerstag habe die Regierung alarmierende Nachrichten über Truppenansammlungen an der französischen Grenze bekommen und sofort habe der Kriegsminister die Einberufung der drei Reservistenklassen beschlossen und in die Wege geleitet. Dann habe der Telegraph gespielt und am späten Abend habe man erfahren, daß die Ansammlungen der französischen Truppen bei Maubeuge mit einer etwaigen kriegerischen Verwicklung mit Deutschland absolut nichts zu tun haben, sondern daß diese Vorsichtsmaßregel franzöjischerseits getroffen wurde im Hinblick auf die Unruhen, die im Norden Frankreichs feit einigen Wochen ivegen der Lebensmittelteuerung an der Tagesordnung sind. Frankreich habe bei Maubcuge 50 000 Mann zusammengezogen, weil es eine Ausdehnung der revolutionären Bewegung befürchte. Wenn das tatsächlich der Gang der Dinge war, dann kann man nicht umhin, der belgischen Regierung den Vorwurf zu machen, daß sie mit großer Leichtfertigkeit eine Maßnahme getroffen hat, die nicht nur Belgien, sondern auch Deutschland in erheblichem Maße beunruhigt hat.
DaS Attentat auf Stolypin.
* Kiew, 16. Sept. Stolypins Gemahlin ist hier eiugetrofken. Der Chirurg Zeidler wird erwartet. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Schwere der Verwundung abgeschwächt wurde, weil die Kugel an Stolypins Kruzifix anschlug. Die Hoffnung auf einen günstigen Ausgang steigt. Au der Küre des Hospitals wurden Bulletins ausgehängt, die von der Volksmenge umlagert werden. Auch heute wurden alleut- h.tlien Bittgebete abgehalten.
Offenbarungen seiner Götter tut. so würde es mit unserem praktischen Christentum viel besser stehen. — Man muß aber nicht denken, daß jeder Brahmane mit seinen Schastras vertraut sei, wie der Prediger mit seiner Bibel. Bei weitem die meisten haben nur kleine Auszüge durch häufiges Wiederholen auswendig gelernt. — Die Masse dieser Schriften ist ungeheuer groß, nach welcher Seite hin wir dieser Literatur unsere Aufmerksamkeit wenden, überall drängt sich uns der Gedanke ans Unendliche auf. Homers Jliade zählt 24s000 Verse, aber die Mahabharala der Hindus 400 000 und die Puranas, welche nur einen kleinen Teil ihrer religiösen Schriften ausmachcn, dehnen sich aus zwei Millionen Verse aus. Was die Schwierigkeit für das Studium der Hindu-Mythologie bedeutend vermehrt, ist, daß diese Büchermassen in einer Sprache (Sanskrit) verfaßt sind, deren Erlernung eine Reihe von Jahren erfordert. Die Hindus teilen die große Masse ihrer gelehrten Werke in 18 Hauptteile ein und behaupten, sie enthalten 18 verschiedene Arten von Wissenschaften. Da sind vor allem die 4 Wedas, welche die heiligsten Schriften in der Sanskrit-Literatur sind. Der Brahmane glaubt, sie seien so alt als die Ewigkeit und direkt aus Brahmas Munde der Menschheit mitgeteilt. Einer der ältesten bekannten Gelehrten des Hindu-Altertums sammelte die religiösen Statute aus den Wedas in besondere Traktate, welche den Titel Upunjsbaäs führen, die ganze Sammlung fft eine Art Kompendium von Hindu-Theologie, unter dem Titel äVsäanta bekannt.
Fortsetzung folgt.
* Petersburg, 1.6. Sept. Der Gesundheitszustand Stolypins hat sich nach den letzten Meldungen gebessert, die Hoffnung ist vorhanden, daß er mit dem Leben dabonkommen wird. Der Attentäter hat ein verräterisches Doppelspiel getrieben: er war Mitglied der sozialrevolutionären Partei und gleichzeitig Geheimagent der politischen Polizei in Kiew. Er hatte die Polizei benachrichtigt, daß ein Attentat geplant sei, worauf die Polizei ihm den persönlichen Schutz Stolypins anvertraute. Der Attentäter war als Gymnasiast einmal, als Student dreimal wegen politischer Unzulänglichkeit verhaftet. Seine Beziehungen zur politischen Polizei erregten den Verdacht des sozialrevolutionären Komitees in Petersburg, das ihn kurz vor dem Attentat nach Petersburg berief. Man meint, daß er das Attentat ausge- sührt habe, um sich vor den Revolutionären zu rehabilitieren.
st Kiew, 17. Sept. Der heute nachmittag aus- gegebene Krankheitsbericht besagt: In der Nacht ist eine Verschlimmerung in dem Zustand des Ministerpräsidenten Stolypin eingetreten. Um 10 Uhr morgens wurde ein neuer Verband angelegt. Die Kugel wurde entfernt. Der Kranke überstand die Entfernung der Kugel in völlig befriedigender Weise. In dem Allgemeinzustand des Ministerpräsidenten ist gegen Mittag eine Verschlimmerung eingetreten: doch besteht nach Meinung der Aerzie zur Zeit kein Grund zu ernsten Befürchtungen.
Die Unruhen in China.
* Berlin, 16. Sept. Auf der hiesigen chinesischen Gesandtschaft ist man außer durch die Zirkulardepesche an die auswärtigen chinesischen Missionen über die Unruhen in der Provinz Szechnan wenig unterrichtet. Man glaubt nur auf Grund, allerdings weit zurückliegender, schriftlicher Berichte, daß die Nachrichten in der europäischen Presse über die Unruhen übertrieben seien. Bor allem gilt der Vizekönig der Provinz als ein sehr energischer und gewandter moderner Beamter, dem man alle Energie zur Unterdrückung der Unruhen zutraut. Man hat Nachricht, daß die Europäer Szechuan verlassen Haben und gegenwärtig in Tschungking versammelt sind. Dies ist der Versammlungspunkt für die aus dem oberen Jangtse stationierten fremden Kriegsschiffe.
* Peking, 16. Sept. Hier ist die Meldung eingelaufen, Tchengtn sei im Besitz der Aufständischen, die ganze Provinz Szechnan sei bedroht. Die Städte Suifu und Kiating werden belagert.
Teuerungs-Exzesse in Wien.
st Wien, 17. Sept. Heute vormittag haben vordem Rathaus und in der Volkshalle des Rathauses sozialdemokratische Kundgebungen gegen die Lebensmittelteuerung und das Fleischeinfuhrverbot stattgesunden, an denen 40 000 Personen teilnahmen. Die Versammlung verlies ruhig. Nach ihrem Schluß jedoch kam es zu schweren Ruhestörungen. Kavallerie und Infanterie mußten herangezogen werden. Den Truppen gelang es, die Menge gegen die Bezirke abzudrängen. Auch auf dem Schmerlingplatz zertrümmerte die Menge die Mehrzahl der Fensterscheiben des Verwallungsgerichtsgebäudes. Nach dem Eintreffen von Verstärkungen der Kavallerie und Infanterie konnte die Ruhe wieder hergestellt werden. Sowohl auf Seiten der Sicherheits- Wache wie auf der der Demon st rauten gab es Verletzte.
H .Wien, 17. Sept. Bei Angriffen der Kavallerie auf widersetzliche Massen auf der Schmelz siud, wie verlautet, sechs Personen tot geblieben und acht verwundet worden.
st Wien, 17. Sept. Abends nahmen die Exzesse im Bezirk Ottakring einen ernsteren Charakter an. Die Demonstranten zertrümmerten in den Hauptstraßen die G a s l a te.rn e n, sodaß die Beleuchtung nicht funktionieren konnte und errichteten Barrikaden, um das Militär am weiteren Borrücken zu verhindern. Das Militär machte von d e r S ch uß w afse G eb rau ch. Wie es bis 10 Uhr abends hieß, wurde eine Person getötet, vier Personen schwer verletzt und gegen 80 Personen mehr o der minder verletzt.
* Ein neues Quartal unserer Zeitung steht wieder vor der Tür. Wie üblich — und ihrer Vorschrift entsprechend — ziehen die Briefträger und Postboten in der Zeit vom 15.—25. die Zeitungsgelder für das neue Quartal ein. Wir bitten deshalb unsere geehrten Leser, welche die Zeitung durch die Post beziehen, das Abonnement bei dieser Gelegenheit zu erneuern, damit im Bezug unserer Zeitung beim Quartalwechsel keine Unterbrechung ein- tritt. Neu hinzutretende Leser wollen die Zeitung „Aus den Tannen" entweder bei der Postanstalt, dem Briefträger oder Postboten, oder aber bei den Agenten und Austrägern bestellen. Auch die Expedition ds. Bl. nimmt Bestellungen entgegen.
Handel und Berkehr.
' Calw, 15. September. Die Ödster trag nisse in unserem Bezirk sind in diesem Jahr sehr gering. Auf Ersuchen des.Bezirksobstbauvereins ließ das Oberamt lt. C. W. durch die Schultheißenämter die voraussichtlichen Erträge in Aepfeln, Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Quitten und Nüssen in jeder Gemeinde seststellen. Nach den von den 43 Gemeinden des Bezirks eingelaufenen Berichten ist folgendes Ergebnis aufzustellen: Aepfel in 1 Ort mittel, in 31 gering, in 11 Mißernte; Birnen in 2 Gemeinden mittel, in 28 gering, in 13 Mißernte; Zwetschgen in 4 Gemeinden gut, in 12 mittel, in 16 gering, in 11 Mißernte; Pflaumen in 1 Gde. sehr gut, in 3 gut, 12 mittel, 11 gering. 11 Mißernte. Am besten scheint der Ertrag in Aepfeln und Birnen in Schmieh zu sein. Mißernten werden von Agenbach, Würzbach, Unterhaugstett, Sommenhardt, Simmozheim, Oberreichenbach, Mücklingen, Deckenpfronn, Bergorte und Aich- Halden berichtet. In den übrigen Orten werden die Erträge mit gering bezeichnet.
' Pfäffingen, 14. Sept. Heute kaufte ein Bierbrauer aus Winterlingen mehrere Partien Hopfen um 320 Btt. nebst Trinkgeld.
* Unterjesingen, 15. Sept. Hopsenbericht. Bis auf einige Zentner sind hier die Hopfen alle verkauft. Die Preise waren meist dieselben wie anfangs der Woche, 300 Mark nebst Trinkgeldern per Zentner.
' Tübingen, 15. Sept. Obst- und Kartoffelmarkt. Kelternplatz: 1 Ztr. Obst 6.50—7 20 Mk. Zufuhr 30 Sack.— Kartoffeln: 1 Ztr. 5.00—5.50 Mk. Zufuhr 25 Sack. — Bahnhof: 1 Wagen Aepfel per Ztr. 5.80—6.00 Mark.
" Stuttgart, 16. Sept. Dem K arto fse lg roß m arkt waren 100 Ztr. zugeführt. Preis 4.40—4,90 Mk. per Ztr. Filderkraut kostete 30—40 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 1000 Stück.
' Stuttgart,; 16. Sept. Die hiesige Fleischerinnung gibt bekannt, daß vom heutigen Tag an der Preis des Schweinefleisches 1. Qualität (mageres) von 80 auf 85 Pfg., der 2. Qualität (fettes) von 70 auf 75 Pfg. erhöht wird. Die übrigen Fleischpreise bleiben gleich.
jj Stuttgart, 16. Sept. (Schlachlviehmarkt.) Zugetriebea 155 Großvieh, 236 Kälber, 445 Schweine.
Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qua!, a) ausgemästete von — bis — Pfg., 2. Qual, d) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qua., a) vollfleischige, von 73 bis 74 Pfg., 2. Qualität d) ältere und weniger fleischige von — bis - Pfg., Stiere und Jungrinder I.Qual. asausgemästetevon 85 bis 88 Pfg., 2. Qualität d) fleischige von 80 bis 84 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 75 bis 79 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualirät b) älter« gemästete von — bis — Pfg., 3. Qualität o) geringere von — bis —Pfg., Kälber: 1. Qualität »)beste Saugkälber von 94 bis 98 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 88 bis 94 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 80 bis 87 Pfg., Schweine 1 Qual, u) junge fleischige 67 dis 68 Pfg., 2. Qualität b) jüngere jene von 64 bis 66 Pfg., 3. Qualität o) geringere von — bis — Pie.
Mittellunge« der Zentralvermittluugsftelle für Obstverwertuug i« Stuttgart, Eßlingerstraße 15 I.
Tafelobstpreise
aus dem Stuttgarter Engros-Markt am 16. September: Aepfel 12—18 Mk., Pfirsiche 14—40 Mk., Zwetschgen 9 bis 12 Mk., Trauben 30 Mk., Birnen 10—22 Mk., Mirabellen 20—30 Mk., Preiselbeeren 65 Mk., Tomaten 16 Mk. per 50 KZ. Sorlenpreise: K. Alexander, Bismarck, Boskopp, Baumanns 16—18 Btt., I. Level. 15 Mk., ital. Kochäpfel 12—14Mk., Gellerts, Williams, Kongreß, Triumph v. Vienne 18—22 Mk., Holzfarb. Bb., Amanils 16 Mk., Kochbirnen 10—12 Mk. Marktlage: stetig. Gute Qualitäten halten bei Aepfeln und Birnen feste Preise. In Zwetschgen ganz bedeutende auswärtige Zufuhren, die jedoch willige Abnehmer finden, weil Heidelbeeren und Preiselbeeren fast gänzlich fehlen. In ausländischen Weintrauben ist die Zufuhr geringer geworden, die anhaltende Dürre hat der Ernte geschadet, Preise gestiegen. Tafeläpfel werden voraussichtlich reichlich vom Ausland waggonweise beigebracht werden, einheimische Ware ist sehr rar. Pfirsiche besonders die sog. Weinbergpfirsiche sind vorzüglich geraten und kommen in großen Mengen zu Markt, die Preise sind erheblich gesunken.
Mostobstmarkt auf dem Stuttgarter Nordbahnhos.
Der Mostobsthandel hat bedeutend früher als in anderen Jahren in vergangener Woche eingesetzt. Die Mostfässer sind leer, im eigenen Land ist die Ernte sehr gering, das Publikum ist deshalb ziemlich kauflustig. Der Preis bewegt sich augenblicklich zwischen 1000—1200 Mk. per Wagen zu 10 000 KZ, im Kleinhandel auf 6—6.50 Mk. Italien und Frankreich sind noch die Hauptlieferanten und werden dies auch bleiben. Der anhaltenden Dürre zufolge ist Obst früher reis, der Mostobstmarkl wird voraussichtlich Ende September, Anfang Oktober sehr stark beschickt werden. Bei Abschlüssen mit ausländischen Firmen ist Vorsicht geboten.
Voraussichtliches Wetter
am Dienstag, den 19. Sept.: Anfangs schön, schließlich regnerisch und Abkühlung.
HK««!«- u,ch,r Redaktrur: L. Lauk, Altmsteir.
Druck u- Verlag der W. Rteker'schen Buchdruckerei, L. Lauk, AKenHeig,