lig vernichtet. Der Hirsch, der erst 1606 abgebrannt war nnd damals solider wieder aufgebaut wurde, leistete besseren Widerstand, doch ist auch an diesem Hanse der Dachstuhl zerstört.
st Tuttlingen, 14. Sept. Ein dritter uns abends halb sechs Uhr zugegangener Bericht Wer das Groß, feuer in Aldingen besagt, daß neunWohnhäuser, größtenteils mit Oekonomiegebäude, sowie vier ei nzel stehende Scheuern ein Raub der Flammen geworden sind. Einige Schweine sind mitverbrannt. Das übrige Vieh konnte gerettet werden. Die Feuerwehren von Trossingen, Spaichin gen und Denkingen sind auf dem Brandvlatze erschienen. Im Orte herrscht große Aufregung, Menschen sind augenscheinlich nicht verletzt. Die Gefahr war abends 6 Uhr insofern noch nicht beseitigt, als zwar das Feuer auf seinen Herd beschränkt scheint, jedoch noch nicht gelöscht war. Der Schaden läßt sich noch nicht übersehen. Für die Obdachlosen wird im unteren Dorfe, das von dem Brand verschont blieb. Fürsorge getroffen.
s! Stuttgart, 14. Sevt. Heute nachmittag fand aus der Stadtdirektion die Ziehung der Gewinne der Bäckereiansstellungslotterie statt. Zu nächst wurden die Wertgewinne gezogen. Es ent sielen der Gewinn im Wert von 2000 Mark auf Nr. 10 719, von 1000 Mark auf Nr. 21226, von 000 Mart auf Nr. 24 086, fünf Gewinne im Wert von je 200 Mark auf die Nummern 33 556, 38 984. 32 986. und 19 869. Zehn Gewinne im Werte von je 100 Mark auf die Nummern 16 439, 13 641. 13 313, 13 415, 10 488, 44 991h 26 393, 26 567: 27 99! und 46 231. Die ersten Gewsinne in bar kamen auf folgende Nummern: 5000 Mark auf Nr. 47 178, 1000 M. auf Nr. 47 450. 500 M. auf Nr. 46 882, und 200 Mark auf Nr. 1 1 772, drei Gewinne von je 100 Mark auf Nr. 12 937, 19 986 und 1 1 790. (Ohne Gewähr.)
!i Cannstatt, 14. Sevt. In nächster Zeit werden auf der Strecke Stuttgart-Cannstatt besonders wichtige Arbeiten vorgenommen: die Höherlegung der Gleise. Für die Leiter der Bauarbeiten ergeben sich hier besonders schwierige Probleme und Störungen des Betriebs, namentlich soweit der Vorortsverkehr in Betracht kommt, werden sich da kaum vermeiden lassen. Die Dauer der Fahrt zwischen Cannstatt und Stuttgart wird durch die Höherlegung der Gleise ohnedies etwas verlängert werden, da von Stuttgart eine größere Steigung zu überwinden ist. Verspätungen im Zugsverkehr sind, wie die Cannstat- ter Zeitung schreibt, auf einer Strecke, auf der so durchgreifende Umbauten vorgenommen werden, beim besten Willen nicht zu verhüten, und das Pein liche bei dem gestörten Vorortverkehr ist namentlich der Umstand, daß sich diese Störungen nnd Ber svätungen voraussichtlich ans eine recht lange Zeitdauer erstrecken werden.
! Ludwigsburg, 14. Sevt. Morgen Freitag wird der Neubau der höheren schulen auf dem Gelände des ehemaligen Feuersees mit einem festlichen Akt seiner Bestimmung übergeben. Gym nasium, Oberreälschule und Elementarschule erhalten hier ein Heim, an dem sie angesichts der seitherigen zum Teil recht mangelhaft gewordenen Unterkunfts- verhältniste ihre Freude haben dürfen, auf das aber auch die Stadt, die es mit einem Kostenaufwand von etwa /50 000 Mark erstellte, stolz sein kann. Nicht ohne manche Kämvfe und Widerwärtigkeiten ist der
Arbeit, edle Himmelsgabe,
Zu der Menschen Heil erkoren,
Nie bleibt ohne Trost und Labe,
Wer sich deinem Dienst geschworen,
Dir entspringt des Weisen Labe,
Und dich meiden nur die Toren.
K. Badenstedt.
Indien mit feinen 315 Millionen Einwohnern.
Von Missionar CH. Renz, zur Zeit in Effcingen.
Fortsetzung.
Die Kleidung der Hindus ist ungemein einfach, sie besieht aus einem langen baumwollenen Stück Zeug, entweder gebleicht oder gefärbt — Eremplare können bei Schreiber Dieses gesehen werden — das um den Unterleib befestigt wird; bei festlichen Gelegenheiten hüllen sie den oberen Teil in ein zweites ähnliches Gewand, beim Arbeiten ist aber dieser Teil des Leibes unbedeckt. Die Frauen kleiden sich nur in ein Stück Zeug — die höheren Klassen in seine Seide — das sie aus merkwürdige Weise um sich winden, so daß es in zierlichen Falten den Körper bedeckt, Kinder gehen bis zum 7. Jahr ohne alle Kleidung, in Städten tragen sie ein kleines Lendentuch, im Inland aber sieht man die Nacketfröschchen und freut sich, wenn sie einem so ehrerbietig „Salam" Friede sei mit Euch! zurufen.
Bau, der sich in stattlicher Ausdehnung an der so- litude-Allee. und Karlsstraße hinzieht, erstanden. Im alten Realschulgebäude wird in der Zukunft die Gewerbeschule untergebracht, das alte Gymnasium, das sich in schlechtem Zustande befindet, dürste ebenfalls vorläufig wieder zu Schulzwecken Verwendung finden. > -
ff Ulm, 14. Sevt. Das 4jährige Bublein des Briefträgers Berkmann wurde gestern vormittag beim Spielen mit älteren Kindern werkeltet, aus einem schwimmenden Brett in die Blau hineinzu- geheu. Es fiel ins Wasser und ging unter. Während die älteren Kinder davonsprangen, schicke ein kleineres aus Leibeskräften, was die Kaufmannsfran Schnek- kenburger veranlaßte, aus der Waschküche an die Blau zu eilen und, als sie das versinkende Kind sah, ohne Besinnen ins Wasser zu springen, um es zu retten.
Schwäbischer Ueberlandflug 1911.
ff Flugplatz Ulm, 14. Sept. Schall führte gestern abend, wie gemeldet, mit seiner Maschine, in die er einen neuen Motor eingesetzt hatte, einige wohlgelungene Schanflüge aus. Hanuschke ließ nach seinem verunglückten Start seinen Apparat abmvn- tieren und zur Bahn schaffen. Er hat den Weiterflug aufgegeben. Henke früh versuchte Schall meh reremale, zu starten. Er' kam aber nicht hoch und will nach Reparatur s eines Motors nachmittags fünf Uhr den Flug nach Friedrichshasen versuchen.
js Friedrichshafen, 14. Sevt. Der vorn Miß geschick so oft heimgesuchte Gradestieger Nölle ließ sich nicht entmutigen und ist heute nachmittag 5.08 Uhr in Ingoldingen, wo er seine letzte Notlandung vorgenommen hatte, zur Vollendung des Fluges nach Friedrichshafen aufgestiegen. Sein Motor ließ ihn diesmal nicht im Stich und er erreichte uni 5.50 Uhr, in prächtigem Gleitfluge niedergehend, das Ziel, wo er stürmisch begrüßt wurde.
Die Preisverteilung.
ff Friedrichshafen, >4. Sevt. Die Frage, ob Vollmöller oder Jeaunin als Sieger in dein Schwäbi schen Ueberlandflug 1911 anzusehen ist, ist nach dem Spruch des Preisgerichts unentschieden geblieben. Die Sportsleitung hat sich entschlossen, die beiden ersten Preise im Betrage von 20 000 Mark und 8000 Mark zusainmenzulegen und je zur Hälfte unter Voll möller und Jecmnin zu teilen. Jeaunin erhält außerdem den Preis des Königs für den schnellsten Flug Ulm-Friedrichshafen. sowie den des Kriegs Ministeriums für den schnellsten Paffagierstng. Hirth erhält den dritten nnd Hoffmaun den vierten Preis.
Beim Grafen Zeppelin.
ff Friedrichshafen, 14. Sevt. Gral Zeppelin hatte auf gestern abend 8 Uhr die hier eingetrvffenen Flieger nnd die Mitglieder des Organisationsausschusses im neuen Kurgartenhotel zu einem Abendessen eingeladen. Generalleutnant von Berger als 1. Vorsitzender des Präsidiums brachte ein Hoch auf den Landesvater aus. Graf Zeppelin führte ungefähr folgendes aus: In Anbetracht der vielen Üu- glücksfälle, die sich bei der Flugtechuik ereignen, muß man sich die Frage vorlegen, ob eigentlich die Art lind Weise, wie wir das Fliegen betreiben, als gerechtfertigt erscheinen. Ich bejahe diese Frage unbedingt unter dem Hinweis auf die Schiller Wen Worte: ,,Und setzten wir nicht das Leben ein.
Der Hindu gebraucht den Reis als Hauptnahrung, er wird auf mancherlei Weise zubereitet, aber gewöhnlich im Wasser gekocht, doch so, daß die Körner sich nicht auflösen. Sie bereiten dazu ein Zugemüse, das von Gemüsearten, Fischen oder auch Fleisch mit Oel und allerlei Gewürzen bereitet wird, was dann der „Curry" ist. Ochsen- und Kalbfleisch ist ihnen ein Greuel, weil die Kuh bei ihnen göttliche Verehrung genießt, aber Wildpret, Ziegen, Schafe und anderes Fleisch wird von ihnen gespeist. Daß dieses nicht allgemein geschieht, ist eben der einfachen Tatsache zuzuschreiben, daß bei weitem die größte Anzahl der Landleute zu arm ist, sich Fleischspeisen anzuschaffen. Ich kenne Familien, die sich nie satt essen können, viele haben innerhalb zwei Tage nur einmal etwas zu essen. Löffel, Gabel und Messer hat der Hindu gar nicht nötig, ebenso wenig einen Tisch und Stuhl; denn der Reiche und Arme sitzt mit überschlagenen Beinen auf seiner Matte, an das muß sich selbst der Missionar, wenn er im Inland auf Reisen ist, gewöhnen. Ein Brahmane sagte mir einmal: »Ihr Europäer wißt nicht was gut ist, sonst würdet ihr nicht mit dem Löffel essen." Er wollte mir damit zu verstehen geben, es sei viel besser ja schmackhafter, wenn man den Reis erst mit den Fingern tüchtig vermenge und zusammenknete, wie es eben die Eingeborenen tun. Das Curry zum Reis ist so scharf, daß es einem den Mund zusammenzieht und die Tränen aus den Augen preßt. Das Salz ist Monopol der Regierung. Die Lebensart der Hindus hat etwas Patriarchalisches und ist ungemein einfach: auf einem kleinen Raum, der mit einer Mauer umgeben ist, sieht man einige Hütten nebeneinander gebaut. Hier residiert der Großvater mit Söhnen und Enkelsöhnen. Das Land wird unter der Leitung des Alten gemeinschaftlich gebaut. Der ganze Hausrat besteht aus einigen irdenen Töpfen zum Kochen und einigen Tellern von Messing zum Essen. Bei ärmeren Leuten muß oft
Denn sonst würden wir uns 'niemals die Sache untertänig machen. Im Jahre l896 hörten wir von unserem Landsmann Likienthal, dem Vater der Fliegerei, daß er seine ersten Gleitversuche machte. Damals sagte ich in einem Bericht an das Kriegs- ministerinm, daß eine Zeit kommen werde, wo Tragflächen, mit einem Motor versehen, den Flug in die Luft gestatten würden, doch glaubte ich damals nicht, daß diese Flugtechnik sich so rasch entwickeln werde. Der Graf widmete sodann sein Glas den mutigen Fliegern. Geheimrat Dr. Schmidt-Stuttgart wies daraus hin, daß Graf Zeppelin einen Toast auf seine Person nicht liebe. Er trinke deshalb auf alles Mutige, Ritterliche und Edle, das Graf Zeppelin in so reichem Maße in sich vereinigt. Der Organisationsausschuß ließ dem Grafen durch den Apotheker Mehl als Zeichen der Dankbarkeit für seine tatkräftige Unterstützung um das Zustandekommen des Schwäbischen Neberlandfluges l9ll ein sehr schönes Album überreichen, in dem die in Weit aufgenommenen Bilder der Flieger aus ihren Flugzeugen enthalten sind. Die einzelnen Bilder tragen die Unterschriften der Flieger. Dann zeigte der Graf die ihm zugesandte Bilderplatte, die als Ehrenpreis des Kö iligs dem Flieger znertannt wird, der die Strecke Ulrn-Friedrichshafen in der kürzesten Zeit vorschriftsmäßig znrücklegt. Diese kunstvolle Arbeit zeigt zwei ziselierte Bilder von Friedrichshafen mit dem Bv- densce nnd von Ulm mit dem Münster. Oben in den Lüften schweben ein Eindecker und ein Zweidecker. Die Umrahmung bildet ein Eichenkranz. Die Platte trägt als Widmung die Unterschrift des Königs.
Es waren 50 Gedecke aufgelegt. Der Graf hielt seine Gäste noch lange versammelt und der Abend bildete für alle Teilnehmer einen reizvollen Abschluß des Neberlandfluges. ,
Aus dem Reiche.
st Düren, 14. Sevt. Heute nachmittag ist ein in Ball begriffener Anbau einer Glashütte ein gestürzt. Ein Arbeiter wurde getötet und zwei schwer verletzt.
* Berti», 14. Sept. Die „Nordd. Allg. Zig!" schreibt: Die Kaiserliche Negierung erhielt auf eine Allfrage von der Großbritannischen Regierung die Mitteilung, daß der englische Botschafter in Wien, weder den bekannten Artikel der „Neuen Freien Presse" inspiriert noch die ihm von dem Verfasser des Artikels zugeschriebenen Aeußerungen getan hat. Damit ist der Zwischenfall für die Kaiserliche Regierung in befriedigender Weise erledigt.
st Neues Palais bei Potsdam, 14. Sept. Anläßlich des 5 0jährigen Militärjubiläums des Kommandanten des kaiserlichen Hauptquartiers Generaloberst v. Plessen, fand heute abend 8 Uhr in der Jcisvisgaierie beim Kaiser Tafel statt. Generaloberst von Plessen saß zur Rechten des Kaisers. Ferner waren u. a. geladen: Generaloberst von Kessel, Kriegsminister von Heeringen, der Kommandierende General des Gardekvrps von Löwenfeld, der russische Generalmajor von Tatischtschew, Ober- hosmarschatl Graf Eulenbnrg, sowie das gesamte Hauptquartier des Kaisers.
* Friedberg, 14. Sept. Im Manövergelände erschoß sich gestern der Hauptmann der Leibtom- vr.gnie des 1. Bataillons Nr. 168 in Butzbach, Meliere. Das Motiv ist unbekannt.
ein Plantanenblatt die Stelle des Tellers ersetzen. Eine Matte dient des Nachts zum Schlafen und bei Tag als Tischtuch. Ein Schemel aus geschlitztem Bambus zusammengeflochten, ein Korb vom gleichen Stoff zum Aufbewahren der Kleider und anderer Sachen sind auch noch da und damit ist aber das ganze Jnventarium zu Ende. Bei höheren Klassen kann man zuweilen Rohrsessel, Diwan und andere Möbel, die aber nur als Zierde (sbov) dienen und fast nie benützt werden, finden, es sind oft die reinsten Schaubuden, alles durcheinander und mit recht bunten Farben, denn das liebt der Hindu, überzogen. In besseren Häusern gibt es Bettstellen mit Matratzen, letztere mit Kokos-Fasern oder grober Baumwolle (silü ootton) ausgestopft.
Das gesellschaftliche und Familienleben hat durch das Religionssystem seinen eigentümlichen Charakter erhalten. Der Mann ist Herr im Haus, die Söhne und Großsöhne ziehen den Alten immer zu Rat. Ohne den Willen des Vaters darf der Sohn nicht heiraten, der Vater bestimmt die Braut seines Sohnes. Die Kinder reden die Eltern, überhaupt ältere Leute, nie mit „Du" sondern stets mit „Ihr" oder „Sie" an. Das Weib hat zu gehorchen, sie wird oft gleichgiltig behandelt. Unter den höheren Klassen lebt sie abgeschieden im einsamen Gemach, (8snaog>) doch ist durch die Missionsarbeit eine Wendung eingetreten. Gott sei Dank! Die Frau kommt immer mehr zur Geltung und Würde; mehr Schulen für das weibliche Geschlecht, mehr Bildung für die Frauen, das ist heute der Ruf. Posaunenschall durch ganz Indien. Es ist dies dem Christentum zu verdanken, dessen Kraft eben besonders in Indien heule, wie noch nie, spürbar wird, eine Frucht der Fürbitte und Handreichung so vieler treuer Missionsfreunde unseres lieben Württemberger Ländle. — Sonst sind die Leute gesellschaftlich, man sieht sie gruppenweise zusammensitzen und rauchen. Häufig sieht man sie beim Würfelspiel versammelt. Auch
LesefrucHt.