Die Havarie des Miütärkuftschiffs „M. 3."
* Berlin, 14. Sept. Amtlich wird mitgeteilt, daß die Havarie des M. 9 lediglich auf Reißen des Bentilatorseils zurückzuführen ist. Hierdurch konnte die Betätigung der Ballonets nicht in der nötigen Weife erfolgen und das Schiff wurde abgetrieben. Der Führer entschloß sich, bei Groß-Below niederzugehen. Infolge des starken Bodenwindes in der Niederung der Tollenfe sah er sich genötigt, das Schiff mittels der Reißvorrichtung zu entleeren. Bei dieser Gelegenheit erfolgte eine Entzündung des Gases unter Detonation und die Hülle brannte ab. M der Maschinerie ist ein Schaden nicht wahrnehm- dar. Die Besatzung verließ völlig unversehrt das Schiff- Das Versagen des Bentilatorseils hat aller Wahrscheinlichkeit in einem Materialfehler seinen Grund. Für die Entzündung des Gases kann ein Anlaß mit Bestimmtheit nicht angegeben werden. Me Einwirkung der Lüftelektrizität erscheint nicht ausgeschlossen.
RusLändilches.
ff Paris, 14. Sept. Heute früh ging in Lune- ville das Gerücht um, daß 25 deutsche Ulanen in der Umgebung der Stadt gesehen worden seien. Major Magnin, der Stabschef der dortigen Kavalleriedivision, entsandte Gendarmen und eine Eskadron Chasseure in die in Betracht kommenden Gemeinden und in die bezeichnete Richtung. Man fand aber keinen Menschen, der deutsche Reiter gesehen hatte. Man glaubt, es mit Leuten zu tun zu haben, die Halluzinationen zum Opfer gefallen sind. Die Präfektur des Departements Meurthe et Mo- selle und das Ministerium des Innern bezeichnen das Gerücht in aller Form als unrichtig.
ff Brüssel, 14. Sept. Nach den Abendblättern werden in Belgien nicht nur die Reservisten der Genietruppen nicht entlassen, sondern auch noch die Jahrgänge 1906, 1907 und 1908 einberufen werden.
ff Madrid, 14. Sept. Die Meldungen aus Bilbao, welche die strenge Zensur durchgehen ließ, besagen, daß es gestern in den Straßen von Bilbao zu erneuten Zusammenstößen zwischen Streikenden und Truppenabteilungen gekommen ist. Der Bahn verkehr und der Verkehr der Straßenbahn ist zum Teil eingestellt. Keine Zeitung erscheint. Auch aus Malaga werden Zusammenstöße zwischen Ausständigen und der Polizei gemeldet.
Ein Attentat aus den russischen AkinistecPräsidenten Stolypin.
Kiew, 14. Sept. Während der heutigen Theatervorstellung wurde aus den Ministerpräsidenten Stolypin ein Anschlag verübt, wobei dieser schwer verwundet wurde. Der Täter ist verhaftet.
Marokko.
In den Verhandlungen über Marokko hak jetzt die französische Regierung ihre Antwort auf die deutschen Vorschläge festgestellt; sie ist unterwegs nach Berlin. Pach den Mitteilungen der Pariser Blätter ist der Inhalt der Antwort folgender: Frankreich erhält vollständige und unzweideutige Bürgschaft für die Freiheit seiner politischen Aktion in Marokko: alle Mächte, Frankreich ein begriffen, haben wirtschaftliche Gleichheit ohne Begünstigung und ohne Privileg für irgend eine Macht: Frankreich gewährt ausgedehnte und ernsthafte Bürgschaften, um in Zukunft diese wirtschaftliche Gleichheit zu sichern. Die französischen Glätter finden in dieser Antwort eine weitere Annäherung an den Standpunkt Deutschlands und sprechen die Erwartung aus, daß nunmehr die volle Einigung bald zustande kommen werde.
ff London, l 4. Sept. CunNinghame Graham, eine bekannte Maroktoautoritäk, erklärt im Evening Standard: Deutschland kämpft den Kampf Englands, denn wenn die Franzosen freie Hand in Marokko
haben die niedrigen Klassen ihre Trinkgelage und Berauschung ist etwas gewöhnliches. Sie trinken den Saft des Palmbaumes, der angenehm süß schmeckt, aber nach der Gärung berauschend wird. In den Städten genießen manche Hindus heimlich oder öffentlich Branntwein und andere geistige Getränke; europäische Zivilisation hat leider auch europäische Laster unter den Hindus einheimisch gemacht, eine schwere Verantwortung für das christliche Europa; wie wird es sein, wenn wir alle vor den Richterstuhl Christi kommen und dann das schreckliche Urteil aus des Herrn Jesu Mund hören müssen: „Ihr habt durch eure schlechten Bücher und geistig berauschenden Getränke den Heiden Anstoß gegeben, ihr die ihr hättet sollen das Christentum repräsentieren, habt andere durch euren schlechten Lebenswandel und Werke verführt." Da werden wir beschämt unsere Augen Niederschlagen und auf tausend nicht eines antworten können. Lieber Leser! fühlst du die Verantwortung? — — —
Fortsetzung folgt.
erhielten, so würden sie ohne Zweifel den englischen Handel ebenso ausschließen, wie sie es in Madagaskar getan haben.
Die Unruhen in China.
* Peking, 14. Sept. Die Lage in Szechuan erscheint jetzt kritisch. Die Europäer fliehen ans Tschengtn. Die Aufständischen haben den Kampf mit den Regierungs truppen begonnen; es gab bereits zahlreiche Tote.
Allerlei
* An der Bremer städtischen Sparkasse wurde in den letzten acht Tagen über eine halbe Million von kriegssürchtenden Sparern zurückerhoben.
* Einen Scherz haben sich Spaßvögel mit dem amerikanischen Millionär M. Green in Nenyork gemacht, sie erließen für ihn ein falsches Heirats- rnserat. Green erhieltd araus nicht weniger als 6642 Anträge. Er konnte sich nur dadurch retten, daß er drohte, jeden Namen der Bewerberinnen zu veröffentlichen.
§ Wann oatles teirer wird! Jüngst stand ein Wiener ,,Strizzi" vor dem Bezirksrichter, um sich wegen der Verabreichung einer „Watschen" zu rechtfertigen. Da das nicht möglich war, verurteilte ihn der Richter zum grenzenlosen Erstaunen des Angeklagten, der sich auf die ortsübliche Strafe von fünf Gulden (zehn Kronen! gefaßt gemacht hatte, zu dem doppelten Betrage. „Wieso denn so vüll?" fragte er wie geistesabwesend. „I Hab' immer glaubt, a Watschen kost't an' Fünfer." Da ertönt eine Stimme aus dem Zuhörerraum: ,,Js' halt a teirer worden! Wann oalles teirer wird!"
ß Ein 1v4jähriger auf der Fußreise von Wien nach Triest. Im Allgemeinen Krankenhause zu Triest, so berichtet die „Arbeiter-Zeitung", erschien dieser Tage ein alter Mann mit langem weißen Bart und ließ sich dem Jnspektionsarzt vorstellen, dem er die Bitte um Aufnahme in das Spital vortrug, da er sich ungemein schwach und müde fühle und allein in der Welt stehe. Er komme aus Krakau, "von wo er mit der Bahn nach Wien gefahren sei; von dort sei er zu Fuß nach Triest gegangen. Als Ausweispapiere zeigte er einen von der russischen Behörde ansgestellten Paß sowie auch österreichische Dokumente vor; aus allen diesen Papieren ging übereinstimmend hervor, daß der Mann hundertvier Jahre alt ist. Wie man sich denken kann, war der Arzt nicht wenig erstaunt über die Leistung des Alten. Dabei ist der Mann noch sehr rüstig und er hatte aus dem ganzen Fußmarsch von Wien nach Triest fein Reisegepäck von beträchtlichem Gewicht auf den Schultern getragen. Mit Rücksicht auf sein ehrwürdiges Alter wurde Robert Srymanski - so heißt der Greis — bereitwilligst ausgenommen und auf den Betrag von 5 Kronen 94 Heller, den er als sein ganzes Vermögen bei sich trug und den er als Ersatz für die Verpflegungskosten anbot, wurde verzichtet.
Türkische Rechtsprechung. Ein Mitarbeiter der Trtbuna, der eine Reise nach Kleinasien unternommen hat, schreibt aus Aintab, daß hinter Aleppo noch jene Türkei, die wir längst begraben glaubten, und die Renan einmal mit einem auf dem Wasser treibenden, zu einem grotesken Menschenantlitz zurechtge schnitzten ausgehöhlten Kürbis verglich, an mehr als einer Stelle zu finden ist. Für die Leutchen !ida hinten.ist die Verfassung, mit welcher die Jüngtürken das Osmanische Reich beglückt haben, ein ganz wertloser Begriff. Die Macht liegt dort in den Händen mehrerer Gendarmen und etlicher Soldaten, die abgerissen sind wie die Straßenbettler, während die sogenannte Rechtsprechung ganz ungebildeten und unehrbaren Männern überlassen ist. Hier ein Beispiel für viele. Ein Türte verklagt einen armenischen Schneider auf Schadenersatz, weil das Schneiderlein ihm einen Anzug, den es hätte ausarbeiten sollen, in eil^m geradezu kläglichen Zustande ab geliefert hatte: der Anzug war nämlich an mehreren Stellen von Ratten zerfressen, so daß die Fetzen herunterhingen. Der Schneider aber wollte trotzdem nicht zugeben, daß er irgendeine Schuld aus sein Gewissen geladen habe: er habe, sagte er, den Anzug, den der Kunde laut Verabredung längst hätte abholen lassen müssen, lange aufbewahrt, und wenn er von den Nagern angefressen worden sei, so sei da eben gar nichts zu machen. „Haben Sie eine Katze?" fragte der Richter streng. „Jawohl, und eine sehr gute dazu," antwortete der Meister von der Nadel. - „Und geben Sie dieser Katze täglich zu essen?" forschte der Richter weiter. - „Nicht immer", antwortete der Beklagte; „sie sucht sich ihr Essen auf den Dächern und in den Kellern." „Siehst Du wohl, daß Du schuldig bist!" brüllte der Kadi und ließ alle Höflichkeit außer acht. „Du läßt Deine Katze hungern und willst, daß sie die Kraft haben soll, Ratten zu sangen?" Der Armenier war wie vom Blitze getroffen und dachte ein paar Augenblicks, lang betrübt über die schweren Vorwürfe des weisen
Richters nach. „Verzeih mir", sprach er dann demütig, „ich war nur verwirrt und habe mich geirrt. Meine Katze nährt sich ja von dem, was in unserer Küche absällt, und es fällt sehr viel ab. Und außerdem gibt meine Frau ihr jeden Tag einen Suppenteller voll Brot und Reis." „Dann bist Du. erst recht schuldig", verkündigte der Mufti. „Wenn eine Katze satt ist, ist sie eine schlechte Jägerin." Sprach's und verurteilte den armen Schneider zur Zahlung der Entschädigungssumme.
Im Restaurant. Leutnant: „Na, Ober, Huhn ist aber heut zähe wie Nilpferdhaut." Kellner: „Tut mir leid, Herr Leutnant. Wir konnten das Tier erst sehr spät anrichten; es ließ sich schwer sangen, flog aufs Dach, und wir mußten es schießen." Leutnant: „Da haben Sie wohl irrtümlich'n Wetterhahn getroffen."
Handel und Verkehr.
* Calw, 13. Sept. Der heute wieder stattgehabte V i e h- markt war mit 437 Stück Rindvieh beschickt. Verkauft wurden 2 Farren zu 620 und 870 Mk., Ochsen und Stiere 64 Stück zu 515—1026 Mk. das Paar, Kühe 26 Stück zu 265—413 Mk., Kalbeln und Schmalvieh 38 Stück zu 118—442 Mk., Kälber 8 St. zu 64—83 Mk. Mel Vieh wandelte in die alten Ställe zurück. „Zum Verschenken hat's noch lange Zeit," so äußerte sich mancher, der sein Vieh wieder nach Hause nahm. — Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 423 Milchschweine, 76 Läufer. Erlöster Preis für Milchschweine 15—40 Mk., für Läufer 45 bis 130 Mk. pro Paar. Bei lebhaftem Handel fast alles verkauft.
* In Althengstett wurden mehrere Partien Hopfen zu 290—300 Mk. per Ztr. verkauft.
" Tübingen, 14. Sept. Ob st bericht. Bahnhof: 3 Waggon Aepfel; 1 Zentner 6.20—6.80 Mk. 1 Waggon Birnen 1 Zentner 6.60 Mk.
* Stuttgart, 14. Sept. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Zwetschgen 10—14 Psg., Pfirsiche 15—40 Pfg., Preiselbeeren 55 Pfg., Aepfel 10 bis 18 Pfg., Birnen 10 bis 25 Pfg., Trauben 30 Psg. per Pfund. 100 Stück kleine Einmachgurken 50 Pfg. — Dem K arto fse lgro ß- markt waren einige hundert Ztr. zugeführt. Preis 4.40 bis 4.80 Mk. per Ztr. — Filderkraut kostete 30—40 Pfg. per Stück.
st Stuttgart, 14. Sept. (Schlachtoiehmartt.) Zugetrieben 262 Großvieh, 378 Kälber, 1094 Schweine.
Erlös aus ff? Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 84 bis 86 Psg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Psg.; Bullen (Farren) 1. Qual, s.) vollfleischige, von 73 bis 76 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 68 bis 72 Pfg., Stiere und Jungrinder 1.Qual, ajausgemästelevon 85 bis 88 Pfg., 2. Qualität 1) fleischige von 80 bis 84 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 74 bis 79 Psg.; Kühe 1. Qual, a) juri^r gemästete von — bis — Psg., 2. Qualität d) ältere gemästete von 58 bis 68 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 40 bis 50 Psg., Kälber: 1. Qualität ») beste Saugkälber von 96 bis 100 Pfg., 2. Qualität d) gute Saugkälber von 90 bis 94 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saug, kälber von 86 bis 89 Pfg., S chw ei ne 1. Qual, a) junge fleischige 67 bis 69 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 64 bis 66 Pfg., 3. Qualität o) geringere von — bis — Psg.
Voraussichtliches Wetter
am Samstag, den 16. September: Meist bewölkt, weitere Regenfälle, mäßig kühl.
KttkvkLortllchrr Redakteur: L. Lauk, Sttrvsteiz.
Druck u N«rla» der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lank, Menstttg,
Die Meinung eines afthmakrankeu Arztes
über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma- Cigarillos. Derselbe schreibt wörtlich:
„Ich kann nicht genug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintras, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern.
Erhältlich nur in Apotheken, Dose Pulver Mk. 1.50 oder Karton Cigarillos Mk. 1.50 Apotheker Neumeier Frankfurt a. M.
Best.: Nitr. Brachycladus Kraut 45, Lobest Kraut 5, Salpeters. Kali 35, salpetrigst Natron 5, Jodk. 5, Rohrzucker 15 Teile.
so wenden Sie sich bitte an die
Buchdruckerei ds. Blattes. Sie
werden reell, prompt u. billig bedient
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