- Heilbronn, I 2, Sept. Der Mitteilung über das Geständnis des Gefängnisgehilsen Mezger, der­bem angeblichen Grafen Pafsh hier zur Flucht ver­zollen hat, ist anzufügen, daß Mezger schon die erste Flucht des Gefangenen ermöglicht und daß er ihm in beiden Fällen die Lellentüren.heiinlich ge­öffnet hat. Die Durchsägung der Fenstergitter war nnr der Täuschung wegen vorgenonnneu.

st Gaildorf, IT Sept. Unsere Metzger haben heute beim Rind und Kalbfleisch einen Abschlag von 6 Pfennig, beim Schweinefleisch einen Aufschlag von 6 Pfennig eintreten lassen, Erstere Fleischsorten ko­sten jetzt 74, letztere 80 Pfennig.

§ Reuenstem, OA. Oehringen. 12. Sept, Auf der Straße nach Kirchenställ wurde der hiesige Feld- jchütz Martin Fleisch beim sogenannten Frauzosen- kirchhof aus einem Dienstgang von einem Radfah­rer überfahren. Er erlitt so schwere Verletzungen am Hinterkopf, daß er nach wenigen Stunden starb,

st Watlhausen, OA Gerabronn, 12. Sept. Eine unangenehmeUeberraschung widerfuhr einem Bauern von Bölgental, der sein Fuhrwerk in einer Wirt­schaft in Bronnenholzyeim eingestellt hatte. Als er sich nach Hause begeben und einspannen wollte, war das Pferd mitsamt dem Geschirr ans dem Stall verschwunden. Anfänglich glaubte er, daß der Gaul allein nach Hause gegangen sei, doch hat sich diese Annahme nicht bestätigt. Alle Nachforschungen nach dem Verschwundenen sind bis jetzt erfolglos ge­blieben,

* Tettenhausen, 10, Sept. Auf sonderbare Weise ist hier im Laufe der letzten Woche ein u n e r w a r t e- ter Fleischabs chlag eingetreten. Einer der bei den hiesigen Metzgermeister ließ durch den Amtsdie ner auf ortsübliche Weife bekannt machen, daß bei ihm das Pfund Rindfleisch, das bis vor kurzem .90 Pfg. kostete, zu 70 Pfg. zu haben sei, Der Amtsdiener hatte den Auftrag des Metzgermeisters noch nicht ganz erledigt, als schon der andere Metz­ger auch bekannt machen ließ, bei ihm sei das Pfund Rindfleisch zu 66 Pfg, zu haben. Der erstere Metz- germeistel gab alsbald das Fleisch auch zu 66 Pfg. und will in nächster Zeit einen weiteren Fleischab­schlag folgen lassen,

st Münsingeu, 12 , Sept. Der 19 Jahre alte Berwaltungskandidat W, Decker ist dadnrch vcriui glückt, daß während einer Autofahrt auf der Ura jcherstraße der Hut eines Insassen dem Auto entflog und Decker ihm nachsprang. Er kam so unglücklich tzu Fall, daß er mit dem Kopf an einen Randstein anfschlug und einen tödlichen Schädelbruch erlitt,

st Tettnang, 12. Sept. Der bei Sägewerksbesttz r Anweiler bedienstete verheiratete Knecht Tschönhens geriet bei Liebenau unter die Räder seines beladenen Langholzwagens, Beide Füße wurden ihm abge­drückt,

st Watdsee, 12. Sept, Heule abend 5 Uhr brach in Heurenbach in einem Oekonomiegebäude Feuer aus, dem das ganze Anwesen zum Opfer siel. Das Vieh war zum Glück auf der Weide, aber acht Fer­kel verbrannten. Das ganze Mobiliar ist vernich­tet, Das Feuer entstand durch zündelnde Kinder,

st Friedrichshafen, 12, Sept. Direktor Colo­mann, Direktor der Zeppelin-Luftschiffbaugesellschaft, hat derNationalzeitung" in Berlin geschrieben: .Sie bringen einen Aufsatz mit der Ueberschrift: Das Zeppelin-Luftschiff von Beschlag­nahme bedroht," Es wird darin gesägt, daß

Frau Melanie Schwarz den Plan verfolge, klagbar gegen die Herren in Friedrichshafen vorzugehen!. Ich stelle fest, d man seit drei Jahren von Frau Schwarz nichts direkt in Friedrichshafeu hörte und daß dort der Versuch einer Klage ganz ausgeschlossen erscheint, da weder ein rechtlicher, noch ein morali­scher Anspruch an den Grafen Zeppelin seitens der Frau Schwarz geltend gemacht werden kann. Als vor drei Jahren Frau Schwarz solche Ansprüche in Friedrichshafen zu machen versuchte, wurde sie ge­beten, doch die Klage einzureichen, damit die Ange­legenheit vor aller Welt klar würde. Es wurde ihr und ihrem Schwiegersohn, einem Rechtsanwalt, gesagt, daß, wenn ihrerseits binnen zwei Monaten nicht geklagt würde, unsererseits der Versuch gemacht werden sollte, eine Feststellungsklage dnrchzufüh- reu, Frau Schwarz klagte nicht. Der Rechtsanwalt des Grafen Zeppelin, Dr. Steiner aus Stuttgart, hielt aber die Durchführung einer Feststellnngsklage bei den österreichischen Gerichten für schwierig uiid unnötig, da die Rechtslage vollständig klar sei. Die Flucht in die Oeffentlichkeit unterblieb damals lei der. Wenn ein rechtlicher Anspruch der Frau Schwarz vorläge, würde er in den langen Jahren wohl gel­tend gemacht worden sein. Es ist bedauerlich, daß es gewissen Machenschaften immer wieder gelingt, der unwahren Behauptung, Graf Zeppelin habe we sentliche Teile seiner Konstruktion der Erfindung des Oesterreichers David Schwarz übernommen, immer wieder neu ausleben zu lassen," .

Schwäbischer Ueberlandflug 1911.

st Mm, 12, Sept, Das heutige Schau fl le­gen anläßlich des Schwäbischen Ueberlandflngs war von dem herrlichsten Wetter begünstigt. Es herrschte fast vollkommen Windstille, und ein wot kenloser Himmel schwebte über der prächtigen Land schaft. Der Zuzug von nah und fern lvsar unge Heuer, Extrazüge brachten eine ganze Bölkerwande rung in die Stadt, Allein von Heidenheini waren 4000 angemeldet, darunter 2000 Arbeiter der Boithjchen Maschinenfabrik, Die Zahl der Zuschauer, die sich verteilt hatten auf den nahen Scöranberg, auf das bayerische Ufer und die den Exerzierplatz auf der Westseite umsäumten, wird auf 50 00>t bis 60 000 geschützt. Zum Flug waren zwei Etrich-Runipler Tauben mit Hirth und Vollmöller, drei Grade-Eiu-, decker mit Schall, Nölle und Röver. ein Harlan- Eindecker mit Hoföuann, ein Aviatik-Eindecker mit Jcannin und Hauuschke mit seinem selbst konstruier ten Apparat, Punkt 5 Uhr wurde, die rote Flagge aufgezogen. Den Start begann Schall, Er machte dreimal den Versuch, in der Lust zu bleiben, es gelang ihm aber nicht, Daun folgten sämtliche au deren sieben Flieger mit ihren Apparaten, Im gan­zen wurde über 20mal gestartet, Hauuschke blieb am längsten in der Luft mit 57 Minuten Flug­dauer, Er wurde auch am »reisten gefeiert, zumal der jugendliche Flieger von vornherein durch seine Persönlichkeit sich alle Sympathien eroberte. Unsere Landsleute Vollmöller und Hirth erreichten die größte Höhe bis zu 150«) Meter über dem Boden, Der Anblick der Flieger war unbeschreiblich schön. Zeitweilig waren vier und fünf Flugapparate zu gleicher Zeit in der Luft, Das Summen der Pro- veller in der Luft und die lauten Jubelrufe aus der Erde hörten nicht auf. Zum Schluß widerfuhr leider Schall, der nochmals aufzusteigen versuchte, ein kleines Mißgeschick. Beim Niedergehen brach ihm ein Rad, und eine Tragfläche wurde beschädigt.

Lefefrucht.

Zufriedenheit ist große Kunst, Zufrieden scheinen großer Dunst, Zufrieden werden großes Glück, Zufrieden bleiben Meisterstück.

Indien mit seinen 315 Millionen Einwohnern.

Von Missionar CH. Renz, zur Zeit in Wringen.

Indien, das große und dicht bevölkerte Reich im süd­lichen Asien, welches im Westen von dem Indus und im Osten von dem Brahmaputra begrenzt wird, ist eines der merkwürdigsten Länder der Erde, und hat in aber Zeü, so wie auch besonders m unfern Tagen die Aufmersamkeit des zivilisierten Europa auf sich hingezogen. Schvn vor Christi Geburt unternahm Alexander der Große, dem die Eroberung von ganz Vorder-Asien nicht genügte, mit seinem geübten Heere einen Feldzug nach Indien und drang im nordwestl. Teile des Pandschabs ein, (Pandschad fünf Wasser oder Fünfstromland) rpnrds aber durch einen Auiruhr, der in seiner Armee entstand, znm Rückzüge gezwungen, -We das eigentliche Indien am Ganges hin erreichr zu haben.

Nach Christi Geburt trat der wilde Welt-Eroberer Dschinghis Chan auf und nahm mit seinen Tartaren-Horden Besitz vom nördlichen Teil am Hindustau. Muhamed der Erste tam am Ende des X. Jahrhunderts mit seinen Mongolen

von der Bergseste Ghizni herunter, und zog im wlgenden Jahre mit Reichtümnn beladen, wieder heim. Von nun an folgte ein Ranbzug auf den andern, bis endlich die mongolische Dynastie sich in Delhi festsetzte. Eine Reihe von Jahrhunderten seufzte Indien unter dem Szepter der Muhame- dansr.

Im Jahre 1498 entdeckte der Portugiese Vaseo de Gama den Seeweg um das Kap der guten Hoffnung nach Indien u. landete im Süden an der malabarischen Küste. (Schreiber Dieses hat den Platz mehrmals gesehen wo er gelandet haben soll.) Dies war das Zeitalter der Entdeckungen z die Völker von Europa erwachten wie aus einem langen Schlafe. Hunger nach Wissenschaft und Golddurst erregten einen starken Wett­eifer besonders unter den seefahrenden Mächten Holland folgte dem Beispiel der Portugiesen nach, auch ihnen gelang es eine reiche Ausbeute zu machen, und seit der Welrumsegler Franz Drale" seine Fahrt vollendet hatte, dachten die Kauf- leute von London mit Ernst an die Ausführung des viel versprechenden Unternehmens. Im Jahr 1599 erhielt eine Gesellschaft von Kauslemen von der Königin Elisabeth be­sondere Privilegien, in Ostindien Handel zu treiben und im folgenden Jahr sah man die erste englische Handelsflotte den Ufern von Indien zusegeln. Dies war der Ursprung der so berühmt und mächtig gewordenenostindischen Kompany" die dem Mongolischen Kaiser das Szepter aus den Händen gewunden hat; daß diese ostindische Kompany die Zügel der Regierung mit fester Hand gehalten hat, be­zeugt die ganze Geschichte Indiens in unseren Tagen. Indien im engeren Sinn ist eine auf allen Seiten durch klare Grenzen abgeschlossene Ländermaffe, im Norden vom Himalaya Gebirge, im Nordwesten von der Suliman-Kette, im Osten und Westen von dem Meerbusen von Bengalen und dem Arabischen Meere eingerahmt. Die weite Lücke zwischen der Haupt kette des Himalaya im Osten und dem

Schall selbst blieb unverletzt. Nach 6 Uhr kam die Nachricht aus Reutlingen, daß Lindpaintner um 6,14 Uhr dort aufgestiegen fei, Hoffmann wollte ihm ent­gegenfliegen, mußte aber wegen des nahenden Schlußtermins um 7 Uhr davon absehen, Lind­paintner landete 7.16 glatt. Das Publikum verhielt sich tadellos. Nicht eine einzige Störung, auch kein Unfall war zu verzeichnen. Die Sanitätskolonne hatte nur bei sieben leichten Fällen in Aktion zu treten,

ff Stuttgart, 12, Sept. Die Flieger, die über die Alb nach Ulm gelangt sind, jagen übereinstim­mend aus, daß ihnen die Ueberquerung der Alb außerordentlich schwer geworden sei. Man habe 10 bis 1500 Meter und noch höher aufsteigen müssen, um die Steilabhänge und Schluchten der Alb zu überwinden. Der dadurch entstandene Aufenthalt habe durchgehends viel Benzin gekostet, was größ­tenteils zu den häufigen Notlandungen die Ver­anlassung gab. Die Flieger hoffen, morgen in dem leichteren Gelände zwischen Ulm und Friedrichshafen bessere Leistungen zu erzielen. - Graf Zeppelin wird morgen abend halb neun Uhr den Fliegern und sonstigen am Schwabenflug beteiligten Persön­lichkeiten im Kurgartenhotel ein Festessen geben.

ff Stuttgart, 12. Sept. Der am Samstag töd­lich verunglückte Flieger Raimund Eyring ist heute nachmittag auf denn Krematorium verbrannt worden. Nachdem ein Trauergottesdienst in Eßlingen voraus- gcgangen war. Zugegen waren u, a. Hie Witwe und mehrere Angehörige des Verstorbenen, ferner namens des Organisationsausschusses des Schwaben- flügs Rechtsanwalt Dr. Kahn und Alfred Vierlamm, Unter den Kranzspenden waren zahlreiche von Flie­gerkameraden und Vereinen, sowie eine solche des Grafen Zeppelin,

Aus dem Reiche.

ff Pforzheim, 12, Sept. (Milch tri cg.) Der Aufschlag der Milch von 22 auf 24 Pfennig der Liter, der vielfach als unbegründet angesehen wird, hat hier namentlich in Arbeiterkreisen böses Blut ge­macht, Doch kam dm Ausschlag so schnell, daß die Organisationen vorerst keine Gegenmaßregeln er­greifen tonnten. Jetzt aber ist dem Stadtrat ein An­trag zngegangen, er möge, so wie es die Fabrikstadt Lahr getan hat, für den Verkauf kondensierter Milch an verschiedenen Plätzen der Stadt Svrge tragen. Auch werden die Konsumenten aufgesordert, den Verbrauch der frischen Milch zu beschränken und wo keine kleinen Kinder vorhanden sind, ganz einznstel- len, um der ewigen Preistreiberei endlich einmal die Spitze zu bieten,

* Jena, 12, Sept, Richter, dessen Mutter heute vormittag ihm ein Stück entgegengefahren war. ist um l,44 Uhr mit dem voll Eger kommenden Eilzug in Jena ein getroffen, wo sich auf dem Bahnhof eine nach vielen Hunderten zählende Men­schenmenge eingesunden hatte, die Richter mit leb­haften Ovationen begrüßte. Aus dem Bahnhof wurde Richter von seiner Frau erwartet,

* Düsseldorf, 12, Sept, Obgleich die Landung des Luftschiffs Schwaben um 1.40 Uhr auf der Golzheimer Heide glatt gelang und die acht Passa­giere ohne Mühe gelandet werden konnten, hatte die Führung des Luftschiffs doch Bedenken, es bei

Bengalischen Meerbusen ist ausgefüllt von zahlreichen nord-südlich streichenden Höhenzügen, welche mit dichten, weglosen Urwäldern bedeckt sind. Nur zwei Achillesfersen hat das sonst durch seine natürlichen Schutzwälle so wunder­bar verwahrte Land, eine minder gefährliche im Nordosten, da, wo sich der gewaltige Brahmaputra durch die Berg- wildniffe des östlichen Himalaya gewalyäm einen Weg bahnt und sich in dem feuchtheißen Alluvial-Tale Ober Assams ein Tor nach dem inneren Hochasien gebaut hat, und eine bedenklichere im Nordwesten zwischen dem Himalaya und der Sulimankette, da, wo der Indus und der Kabul sich breite Wege durch die regellos durcheinander geworfenen Bergmaffen gesucht haben und im Norden die fruchtbaren Oasen des Amu und Syr, von Khoraffcm und Ost-Turkestan auch den größten Heeresmaffen einen bequemen Zugang zu den Toren Indiens gewähren.

Wie alle tropischen und subtropischen Länder ist auch Indien für seine Fruchtbarkeit aus den Regen angewiesen. Soweit das Land regelmäßig uns rechtzeitig von dem Monsun- Regen bewässert wird, prangt es in üppigster Fruchtbarkeit und ist imstande, eine zahlreiche Bevölkerung zu ernähren. Wo die Monsun-Regen spärlich u. selten ausblieben, droht

Dürre und Hungersnot.-

Indien ist aber nicht nur in politischer Hinsicht ein merkwürdiges Land: Der moralisch religiöse Zustand seiner Bewohner hat für den Menschenfreund, Geschichtsforscher und Philosophen ein besonderes hohes Interesse. Hier findet er eine Nation von 315 Millionen Einwohnern, darunter 6l Millionen Muhamedaner,die durch ein religiöses System, durch das Kastenwesen und ähnliche gesellschaftliche Ver­hältnisse und Gebräuche mit einander verbunden sind, ein Religionssystem, das über 2000'Jahre alt ist. Von der Insel Ceylon im Süden bis zu dem Himalaya-Gebirge im Norden, vom Indus bis nach dem Asiam-Tale hinüber, das