Fernsprecher Nr. 11

Gegründet 1877.

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Ausgabe in Altenstetg-Stadt.

Mittwoch, de« tS. September.

Amtsblatt fSr PsaltgraseumeUrr.

1S11.

Tagespolitik.

Anfang November dieses JÄhres wird der Hansa Bund in Berlin einen Mitte 1 st a nd s ko n g r abhalten, zu dem Vertreter der Ortsgruppen und Zweigorganisationen des Hansa-Bundes, sowie der dem Hansa-Bund angeschlossenen Mittelstandsver- bändc geladen sind. Gegenstand der Beratung des Kongresses werden sein: 1- Die Hebung des klein­gewerblichen Kredits (Borgunwesen, Einziehungs­ämter, Diskontierung von Buchsorderungen, Förde­rung der Kreditgenossenschaften), 2) Konsumvereine und Beamtenkonsumvereine, 3) Fragen des Detail- Handels (unlauterer Wettbewerb, Wanderlager, Son­derrabatte usw.), 4) Fragen des Handwerks (Stel­lung der Handwerkskammer, Gefängnisarbeit, Aus­führung des 2. Teiles des Gesetzes über Bauforderun­gen usw,), 5) Submissionswesen, 6) Gewerbliches Bildungswesen, 7) Die Zukunft des deutschen Mittel­standes. Tag, Versammlungsraum -es Kongresses und die Namen der Referenten werden noch bekannt gegeben.

Einige Ziffern aus dem französischen Ma­rineetat verdienen als interessant hervorgehoben zu werden. Das Mittelmeergeschwader erheischt jähr­lich 19 Millionen Ausgaben. Jeder der sechsDan tons" kommt mit der Artillerie aus 55 Milt, zu stehen, die neuen Panzerkreuzer mit sechs Schorn steinen TypusWaldsck-Rousseau" 32 bis 33 Mill., ein Torpedofänger erster Klasse aus nahezu eine Million, ein Torpedoboot erster Klasse auf 800 000 Francs. Ein Tauchboot, wie der Archimede, stellte sich auf 2 Millionen und schließlich -ist noch zu erwähnen, daß jeder Schuß aus den neuen 305 Millimeter-Geschützen bei völliger Ladung l 750 Fr. verpulvert.

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Während die englischen konservativen Blätter in einer Fülle langer Erörterungen fortsahren, die M a rokko frage mehr oder weniger durch französische Gläser anzusehen und es als erwiesen annehmen, daß Deutschland Sonderrechte beansprucht, die Frank­reich im Hinblick auf das Vertragsrecht nicht ge­währen könnte, selbst wenn es wollte, greift die Daily News" mit einer hervorragend deutscb- sr eundlichen Besprechung ein. Sie führt aus: Durch einen deutschfeindlichen Preßseldzug ist es in England zum Glaubensartikel geworden, daß Deutschland nie das Rechte tun kann. Weicht eine Macht von der deutschen Auffassung ab, so genügt das, ihr unsere Sympathien zu sichern. Auf diese Weise ist hier die Ansicht entstanden, daß Deutsch­land viel verlange und nichts biete, wogegen einst­weilen Zugeständnisse hauptsächlich deutscherseits ge­macht wurden. Deutschland hatte ebenso­viel Recht, die Susprovinz zu besetzen wie Frankreich die Schauja und Spanien das Rif und Tetuan. Es. hat aber auf alle terri­torialen Bestrebungen in Marokko verzichtet, was heuzutage viel heißen will, überdies in ein fran­zösisches Protektorat eingewilligt, verlangt dagegen eine Entschädigung am Kongo, die offene Tür in Ma­rokko und eine Garantie hinsichtlich der Konzes­sionen. Die ersten beiden Fragen bieten keine Schwie­rigkeiten, wohl aber die letztere. Es verlautet, Deutschland bestehe auf Sonderrechten, aber der Wortlaut des Anspruchs wird uns voreuthalten. Eine nicht anzuzweifelnde Tatsache ist es jedoch, daß ein französisches Protektorat die Ueberweisung aller Bergwerke, Bahnen usw. an französische Konzessio­näre bedeutet, die Frankreich in Marokko hineinjag­ten und denen es nicht bloß um die Ausschließung Deutschlands, sondern auch aller anderen Mächte zu tun ist. Besteht Deutschland auf der Beibehal­tung der durch die Abmachung von 0909 bean­spruchten Garantie, so verlangt es eine Sonderstel­lung, aus die es keinen Anspruch hat. Aber es steht ihm zu, Garantien für seine wirtschaftliche Gleich­stellung zu verlangen, in welchem Falle es für alle Mächte einschließlich Englands kämpfen würde.

Lckliü esnschrichLen.

ZMensteig. IS. Sept.

n Zur Kartoffelernte. Es hat sich die unlieb­same Erscheinung gezeigt, daß die K a r t o f s e lkn v l- len im Boden keimen nnd neue Knollen ansetzen. Namentlich in solchen Aeckern ist dies -der Fall, wo das Kraut schon ziemlich abgestorben ist. Knollen aber, die treiben und keimen, haben bekanntlich nicht mehr viel Wert, sie sind nament­lich für das Vieh (trächtige Kühe) direkt schädlich, wenn sie gefüttert werden. Sie enthalten sehr viel Giftstoff, das Solanin. Getriebene Kartoffeln halten auch nicht und faulen sehr rasch. Wenn fetzt ein 'war mer Regen fallen würde, so ginge dieser Keimungs­prozeß noch rascher. Es ist deshalb zu raten, alle Kartoffeläcker, wo sich das Keimen zeigt, so rasch als möglich abzuernten. Wenn das Kraut nicht ganz schön grün ist, hilft ohnehin Regen nicht mehr viel. Also nachschauen und handeln, damit wenigstens das, doch hin und wieder dürftige Ergebnis gut ist!

)> Heiße Sommer, gute Weine. Der letzte Sams­tag war der 63. Oommertag dieses Jahres. Die mei­sten Sommertage hatte das Jahr l 865, nämlich >03, dann folgen 1868 mit 92, 1834 mit 88, 1846 mit 86, 1904 mit 51, 1895 mit 50, 1907 mit 48, 1811 mit 47 und 1900 mit 46 Sommertagen. Der heißeste Jahrgang war 1865 mit drei heißen Monaten: Mai, Juli und September. Me Heuer, so waren Juli und August heiß auch in den Jahren 1803, 1807, 1826, >834, 1846, >857, 1859, 1868.

Auch das erste Drittel des heurigen Septembers ist der ununterbrochenen heißen Periode zuzuzählen. Hiedurch entscheidet sich der Sommer 1911 von allen Sommern des vergangenen Jahrhunderts. Die be­sten Weinqualitäten lieferten die Jahre 1811, 1822, 1834, 1840, 1865, 1868,, ihnen schließen sich an mit einem Wein zweiter Qualität die Jahrgänge 1893, 1900, 1904, 1907. Soweit die Sonne in Betracht kommt, sollte der 1911er sich mit den be sten Qualitäten der letzten 100 Jahre messen können.

st Ungeeignete Gegenstände als Expreßgut. Die

Annahme von Gegenständen als Expreßgut, die sich zur Beförderung in Gepäckwagen nicht eigneten, hat wiederholt zu Anständen geführt. Künftig ist fol­gendes zu beachten: Zur Annahme als Expreßgut sind im allgemeinen nur Güter zuzulassen, die sich nach Form, Gewicht und Umfang zur Beförderung in den Gepäckwagen der Personen-, Eil- und Schnell­züge eignen, also in der Hauptsache nur Kleingüter. Gegenstände von außergewöhnlichem Umfang, hohem Gewicht oder von einer sonstigen besonderen Beschaf­fenheit, die sie zur Beförderung in den Gepäckwagen der genannten Züge ungeeignet macht, sind ausge­schlossen. Hierher gehören z. B. große Möbelstücke (Kleiderschränke! ganze Oefen, Hopfenballen, Feder nnd Wolleballen von mehr als eineinhalb Meter Länge und 80 Zentimeter Breite (kleinere Ballen dürfen in beschränkter Zahl, höchstens zwei Stücke von einer Firma, aus denselben Zug als Expreßgut angenommen werden), lebende Pflanzen und Bäume in großen Kübeln ohne feste Handgriffe, Latten, Leitern, Stangen, Bretter, Eisen- und Stahlstäbe von über vier Meter Länge usw. Solche Gegenstände sind als Eilgut oder beschleunigtes Eilgut aufzulie- fern. In besonderen Fällen dürfen jedoch auch Ge­genstände, die sich nach dem Ermessen des Annahme­beamten im allgemeinen nicht zur Beförderung im Gepäckwagen eignen, oder bei denen es zweifelhaft ist, ob sie sich dazu eignen, unter der Bedingung als Expreßgut angenommen werden, daß der Ab­sender sich mit der Beförderung mit einem Zug einverstanden erklärt, bei dem die Beförderung nach dem Fahrplan und den sonst in Betracht kommenden Verhältnissen keinem Anstand begegnet und diesen von dem Annahmebeamten zu bezeichnenden Zug auf der Paketadresse vorschreibt.

ß Hirrlingen, OA. Rottenburg, 12. Sept. Ge­stern nachmittag brannten im nahen Walde etwa 2 Morgen 46jährige Tannenkultur ab. Das Feuer soll durch Leute, die Waldgras holten und dabei

ein Wespennest anzündeten, entstanden sein. Nur mit großer Mühe gelang es, ein Ueberspringen auf den Hochwald zu verhüten.

jj Villingendorf, OA. Rottweil, 12. Sept. Der Mesner Ferdinand Flaig wurde vor dem Hochaltar der Pfarrkirche tot angetrosfen. Er war mit dem Abstauben des Altars beschäftigt und muß von der Leiter, die er aus den Altartisch gestellt hatte, herab- gestürzt sein. Er fiel aus den Hinterkopf und scheint sofort tot gewesen zu sein. In der rechten Hand hielt er noch das Abstaubtuch, neben der linken Hand lag der Abstaubpinsel.

jl Schwenningen, 12. Sept. Heute vormittag gegen halb 12 Uhr ist in Grünin gen bei Do­nau eschingen inmitten des Ortes ein großes Feuer ausgebrochen, das sich mit unheimlicher; Schnelligkeit, angefacht durch den kräftigen Ostwind, verbreitete und in kürzester Zeit 20 Hänser in Asch« legte. Zu allem Unglück herrschte noch Wasserman­gel. Die Feuerwehren der ganzen Umgegend sind zu Hilfe herbeigeeilt. Nähere Nachrichten fehlen noch.

js Tuttlingen, 12. Sept. Eine weitere Meldung von nachmittags 4 Uhr über das Großseuer in Grüningen, Amt Villingen, besagt: In dem an der Brigach gelegenen etwa 270 Einwohner zählenden katholischen Dorfe ist heute mittag 12 Uhr Groß­seuer ausgebrochen, das in kurzer Zeit 2 2 Ge­bäude ein äscherte, darunter das Gasthaus zur Traube. Mehrere Stück Vieh sind in den Flammen umgekommen. Die größte Gefahr ist beseitigt. Der Schaden ist groß. Menschenleben sind nicht zu be­klagen.

ss Oberndorf, 12. Sept. Der Heilige Brunnen in der Krypta der Klosterkirche zu Heiligenbronn, der seit Jahrhunderten als heilkräftig gilt, ist infolge der anhaltenden Dürre versiegt, eine Tatsache, die seit vielen Jahren nicht mehr zu verzeichnen war'.

jj Stuttgart, 12. Sept. Der Unteroffizier Arthur Fischer im Infanterieregiment 127 war vom Kriegs­gericht Ulm wegen Unterschlagung zu drei Wochen Mittelarrest und zur Degradation verurteilt wor­den. Er hatte sich einen Ring im Wprte von 5 Mark angeeignet, den ein Untergebener in einer Mannschaftsstube verloren hatte. Den Mng, den er für wertlos gehalten, hat er einem Kameraden ge­schenkt, er will ihn in einem Müllkasten gefunden haben. Gegen das Urteil legte er Berufung ein, das gleiche tat der Gerichtsherr zu seinen Ungun­sten. Beide Berufungen wurden vom Oberkriegs­gericht als unbegründet verworfen.

jj Fcuerbach, 1.2. Sept. (Hütet die Kinder!) Der 2einhalb Jahre alte Knabe des Schreinermeisters Moritz Karle, der sich ohne Wissen seiner Eltern vorübergehend aus der Wohnung entfernte, wurde von einem Flaschenbierfuhrwerk unmittelbar vor sei­nem Elternhause überfahren und war alsbald tot.

Kirchheim, 12. Setzt. Innerhalb 14 Tagen ertönte heute früh zwischen einviertel und halb 5 Uhr zum zweiten Male Feueralarm. In einer Remise, die direkt an das Gasthaus zumReichshut" angebaut ist und mit Heu- und Holzvorräten angefüllt war, war Feuer ausgebrochen. Dieses sprang auf das Wirtschaftsgebäude über, das von vier Familien be­wohnt war. Die Remise ist völlig ausgebrannt und der Dachstock des Wirtschaftsgebäudes ebenfalls zer­stört. Das ganze Gebäude hat durch Wasser Not ge­litten und wird völlig abgetragen werden müssen.

ß Kirchheim u. T., 12. Sept. (Französische Spionenfurcht.) Ein aus dem hiesigen Bezirk staiNf mender Schäfer und sein Freund weilten geschästs- halber einige Tage in einer französischen Grenz­festung. Als sie in der Stadt spazieren gingen, kamen sie an einem Grenzfort vorüber. Am andern Tag wurden sie unter dem Verdacht der Spionage in ihrem Gasthaus verhaftet. Nach längerem Verhör ließ man sie frei mit der Aufforderung, die Stadt zu verlassen. Bekanntlich hat der schwäbische Schä­fer oder seine Maske von jeher bei der französischen Spionenfurcht eine große Rolle gespielt.

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