- Bissingen a. d. C., l >. Sept. Gestern nach mittag bestieg ein verheirateter Elettrotechniker von den Enzgauwerken infolge einer Stromnnterbrechung mit Hilfe einer Leiter einen Mast, kam mit -er Lei tung in Berührung nnd stürzte ab. Er wurde bewußt los und mit schweren Verletzungen nach -Hause ge tragen.

j- Hcilbronn, > i. Sept. Bei dem vom hiesigen Radfahrerverein Wanderlust gestern früh anläßlich seines 10- Stiftungsfestes veranstalteten Straßen rennen verunglückte am Ziel eine Anzahl Radfahrer dadurch, daß einer auf einen vierräderigen Kinder­leiterwagen fnhr, stürzte und eine Anzahl Radfah rer, die hintendrein kamen, ebenfalls zu Fall brachte. Außer einem Nasenbeinbruch sind verschiedene leich­tere und schwerere Verletzungen vorgekommen- ls Großküchen, OA. Reresheim. l l- Sept. Der l 2jährige Sohn des hiesigen Forstwirts Gaupp hat seiner 9jährigen Schwester gestern nachmittag 5 Uhr mit einem Jagdgewehr seines Vaters, das geladen an der Wand hing, d ie Hand zerschossen- sodaß diese amputiert werden mutz­te Crailsheim, ll. Sevt. Auf dem .hiesigen Bahnhof kam der ledige Ankuppler Vogel von Horn berg zwischen die Puffer zweier Wagen und erlitt solch schwere Verletzungen, daß er im Bezirkskranken Haus, wohin er mittels Tragbahre verbracht wurde, bald darauf gestorben ist.

ss Saulgau, l l. Sept. Vom Unglück verfolgt wird der Besitzer der Liudenmühle, I. Wüter. Nach dem ihm vor einiger: Monaten das Wohnhaus nieder brannte und vor kurzer Zeit seine sämtlichen Pferde einer Krankheit erlagen, schlug bei dem schweren Gewitter am Samstag nachmittag der Blitz in das mit Vorräten angefüllte Oekonomiegebände, das bis auf den Grund niederbrarnite. Das Vieh befand sich glücklicherweise gerade auf der Weide, die Schweine wurden von Nachbarsleuten gerettet.

jj Buchau, ll. Sevt. Gut abgelaufen ist. wie in Ringschnait bei Biberach, aucti ein Brunnenein stürz im Torfwerk- Als der Brunnenrnacher Blersch von Oggelshausen mit dein Allsschachten eines Brun nens beschäftigt war, stürzte plötzlich jas Erdreich nach und verschüttete den aufrecht stehenden Mann bis zum Kopf. Die zu seiner Rettung sofort ins Werk gefetzten Maßnahmen gestalteten sich sehl- schwierig, da neue Nachstürze die Lage des Verschüt­teten gefährdeten- Endlich gelang die Befreiung des Berunglückten, der wunderbarer Weise ohne weiteren Schaden davongekommen ist, da ein großer Stein und die Leiter den Druck der Erdmassen von seinem Körper ab hielten .

st Amtzell, OA. Wallgen, l I. Sevt. In Stein Haus ist das anderthalb Jahre alte Kind des Maurer­meisters Mayer, das seine Eltern, während sie zur Kirche gingen, dem Jahre alten Kändsmädchen eines Nachbarn zur Beaufsichtigung übergeben hat ten, in einem unbewachten Augenblick weggelaufeu- Nach stundenlangem Suchen wurde das Kind in einem Brunnen ertrunken aufgefundeii-

st Friedrichshofen, I l. Sept. Die bürgerlichen Kollegien haben jetzt der Unternehmung für Tiefbau E. Baresel in Untertürkheim die Erbauung einer Uferstraße und eines Gondelhafens um den festen Preis von 198 <100 Mark übertragen. Mit den Ar­beiten ist sofort M beginnen. Sie find zu betrei­ben. daß am l. Juni 1912 Kaipromenade und Gon delhafen abgenommen werden können. Seitens des

K- württ. Nachtklubs ist dem Unternehmer E. Baresel auch die Erbauung eines Nachthafens nächst dem Kur garten Hotel übertragen worden. Mit den zum Bauwesen nötigen Vorarbeiten ist bereits begonnen worden.

I! Friedrichshofen, ll. Sept. Es ist aufgefallen. daß man dem Luftschiff ,Schwaben", dessen Lage in Berlin bei den zeitweilig recht starken Böen im Freier! wenig angenehm war, nicht die geräumige Halle des Siemens-Schuckert-Luftschiffs zur Verfü­gung gestellt hat. Der unstarre Siemens-^chartert Ballon ist gegenwärtig demontiert- Die Halle liegt ganz leer. Ein Entgegenkommen der Konkurrenz hätte der ,Schwaben" ermöglicht, mehrere Tage in Berlin zu bleiben und auch Passagierfahrterl vor- zu nehmen .

Schwäbischer Ucderlandflug 1911.

j< Stuttgart, l l. Sept. Am Startplatz begann die Arbeit schon in den frühen, dunklen Morgenstun­den. Die Chausseen blieben nicht lange vereinsamt, denn sehr bald jagten in rasendem Tempo die Auto mobile mit den Mitgliedern der Sportler.uug, den Fliegern und Monteuren zum Weiler Rennplatz- Bei empfindlich kühlem Wetter wurden die Borbereitun gen zum Start getroffen. Das Publikum war nur spärlich vertreten, nur auf den umliegenden Feldern konnte man einzelne, größere Menschengruvpen be obachten. Die Motvre wurden in Gang gebracht, die Flugzeuge in Stellung. Hetmuth Hirth besteigt seinen Taube-Avparat und kurz vor 6 Uhr erhebt er­sieh in sicherem Flug in die Höhe, um nach der vor­geschriebenen Exkursion zum Cannstatter Wasen den Ueberlandslug anzutreten. Nach wenigen Minuten steigt Jeaunin auf und fährt in schneller Fahrt dem Wasen zu. Mit einer bewunderungswürdigen Ruhe, besteigt der jugendliche Hofsmaun seinen Harlan-Apparat, den er meisterhaft in der Gewalt hat. Stolz bricht er seine Bahn durch den frischen Spätsommermorgen und mentet sich in einer Pracht vollen Wendung gegen den Wasen. Es folgt Noelle mii seinem Gradeapparat, aber schon auf dem Wa sen wurde dem tapferen Piloten vorzeitig ein Ziel gesetzt, denn ein Motordefctt zwang zu sokortiger Lailduug, die auch glatt erfolgte. In schneidigem An­lauf fuhr Vollmöller vom Start, der seinen Taube-Avparat völlig in der Hand hat. In über raschend knrzer Zeit erschien er wieder nach dem Umstiegen des Ballons ans dem Exerzierplatz über dem Weiler Gelände, um im Eilflnge In der Richtung auf die Alb zu verschwinden. Es folgte Schall, -er­den Ballen auf dem Wasen nicht programmäßig über­flogen haben soll, Röver. der durch einen Motor defekt zu einer Landung auf dein Wasen gezwungen war, Büchner, der, wie bereits kurz gemeldet, ab stürzte, wodurch sein Apparat vollständig in Trüm­mer ging, er selbst aber unverletzt blieb. Damit nur reu die Ereignisse des Vormittags vorüber. Nachmit­tags folgte mit mächtigem. Flug 5 Uhr 15 Mich. L i rr d v a i n t n e r, dann Hanns ch k e. Röver. Lindpauitner landete nach tt Uhr irr Rentlingech. Schall, der bei Neusten eine Notlandung vornahm und dabei einen Flügel seines Avparates zerbrach, läßt sein Flugzeug abbaneu und ist abgerestt. Morgen starten von Weil aus noch Kähnt, Büchner. Witter stätter und Nölle.

Ulm, ! l. Sevt. Die Situation mittags 12 Uhr war folgende: Vollmöller ist als erster in Ulm gelandet, Jeannin als zweiter. Hirth liegt aus dem

Lerchenfeld, 5 Kilometer von Ulm und will von hier wieder nach Reutlingen zurück, um den Flug von neuem zu machen. Büchner hat seinen Apparat zer schlagen und will heute abend mit seinem anderen Apparat hieher fliegen. Hosfmann sitzt in der Nähe von Pfullingen und mußte landen, da er yeruil trrgedrückt wurde. Der Apparat ist intakt. Er will wieder nach Reutlingen kommen. Schall mußte in Nrnfseii landen, weil der Vergaser vereist war. Die Apparate von Hofsmann und Schall sind in gnter Qbhut. An dem Apparat von Schall ist ein Flügel beschädigt und ein Rad gebrochen. Schall wird nach Vornahme der Reparatur heute abend hieher fliegen. Die anderen: Büchner, Lind- painlner, Witterstätter, Nölle und Hanuschke fliegen heute abend von Weil ab. Dr. Wittenstein und Wiencziers tun nicht mit.

jl Flugplatz Ulm, l I. Sept. Hirth hat seine Absicht, von Lehr nach Reutlingen zurück und dann wieder hieher zu fliegen, aufgegeben und ist di­rekt nach Ulm gesteuert. Seine Landung erfolgte Punkt 6 Uhr.

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Ueber d en Ab ft ll rz des Fliegers Eyring meldet ein Telegramm des ,,Tag" aus Stuttgart Beim Anlauf geriet Eyring mit der Maschine an einen versehentlich ftehengebliebenen Pfahl, und die­ser beschädigte den linken Flügel so, daß die obere Fläche Herrin lerhing. Eyring schien dies aber nicht zu bemerken und flog ruhig weiter; dabei drehte sich der Apparat. Jeannin und Wiencziers bemüh­ten sich vergeblich, den Piloten durch Winken mit den Hüten ans den gefährlichen Defekt aufmerksam zu machen und ihn zur Landung zu veranlassen. Eyring schien diese Zeichen nicht zu sehen, denn er­flog weiter. Alle Zuschauer sahen den bösen 'Absturz voraus, nur der Mann auf dein bedrohten Apparat war vollständig ahnungslos. Nun nahm die Flugma schine eine schräge Lage an. Um einigen Bäumen anszuweicheii, zog Eyring schnell Wls Höhe.rsteuer. Dabei rutschte der Apparat nach Hutten ab und stürzte senkrecht in die Tiefe. Der Motor war neben Eyring hingefallm, jo daß ,e ne schweren Verletzungen (Schä- delbrllch, Rippen- und Knochenbrüche) nur durch den Aufprall mit die Erde erfolgt sein müssen. Rai­mund Eyring umkreiste am Tage der Parade am l. September während des Vorbeimarsches der Trup Pen vor dem Kaiser mit Passagier In einer Höhe von 500 Meter ans einem Albatrvß Zweidecker in weiter Schleife das Tempelhofer Feld und bot den Tausenden unten ein prachtvolles Schauspiel. Eyring, der am 22. November vorigen Jahres sich in Johannistal aus einem Farmandoppeldecker das Pi- lotenzcngnis erworben Halle, war in letzter Zeit durch verschiedene lühne und erfolgreiche Flüge be lannt geworden. So errang er, ebenfalls ans dein Flugplatz von Johannistal, den letzten Znsatzpreis von Lanz im Betrage von 1000 Mark trotz böigen Windes und widerspenstigen Motors. An dem Schwa- benflng sollte Eyring als Pilot der Luftverkehrs­gesellschaft m. b. H- teilnehmen.

Vom Manöver.

II Biberach» ll. Sevt. Die hiesige Stadt steht heute im Zeichen des Mars. Vom frühen Morgen an passieren militärische Wagenkolonnen die Straßen. Quartiermacher der nachmittags einlrefsenden Regi­menter walten ihres mühevollen Amtes, Infanterie,

Lesefruchr.

Im Glück nicht stolz sein und im Leid nicht zagen, Das Unvermeidliche mit Würde tragen,

Das Rechte tun, am Schönen sich erfreuen,

Das Leben lieben und den Tod nicht scheuen Und fest an Gott und besj're Zukunft glauben,

Heißt leben und dem Tod sein Bitt'res rauben.

.Karl Streckfuß.

General von Steuden.

Von Hanptmann Greeven in Düsseldorf.

Schluß.

Gleichzeitig begann Sleuben im Lager der nunmehr dereits aus sechs Divisionen bestehenden Hauplarmee mit der Einführung des in seinemblue book" vorgeschrlebeneir Manövriersystems, indem er aus jedem Regiment die Nichtigsten Leute aussuchte und daraus ach! sog. leichte Jnfanlene- Kompagnien im Gefecht in der zerstreuten Ordnung aus­bildete. Die Erfolge dieser neuen Fechtarr waren so augen­fällig, daß nichl nur die Engländer sorlan mehr lcichle Truppen formierten, sondern daß das damalsTiraillemenl" genannte zerstreute Gefecht auch in Europa die geschlossene Massentaktik der Zeiten des siebenjährigen Krieges bald ver­drängte. Schon Friedrich der Große hatte in seinen letzten Regierungsjahren durch Anstellung von hessischen, braun­schweigischen und ansbachischen Offizieren, die den ameri­kanischen Krieg mitgeinacht hatten, durch Errichtung dreier leichter Infanterie-Regimenter den Grund zur Bildung

einer leichten Infanterie gelegt, die durch seinen Nachfolger unter Beilegung der BezeichnungFüsiliere" aut 20 Bataillone verstäikt wurde. Der Scharfblick des Korsen hal dann später diese Fechtart zu ungeahnter Vollkommen­heit emporgehoben.

Bei der Erstürmung des von den Engländern besetzten Stony Point im Juli 1779 hatte auch der von Steuben cingeübte Bajonettangriff einen derartigen Erfolg, daß das Bajonett, das anfänglich bei den amerikanischen Soldaten so unbeliebt war, daß sie häufig ihre Beeiste, ks daran brieten, von dieser Zeit ab beständig aufgcpflanzt blieb. Tie Tätig­keit Steudens in den folgenden Kriegsjahren war außer­ordentlich vielseitig. Bald exerzierte er bei der Hauptarmee die leichten Jnfanteriekompagnien ein, bald wurde er einem der selbständig operierenden Generale a's Berater beigegeben, bald ivar er in Washingtons Generalstab tätig, der keine entscheidende Maßregel traf, ohne Steuben vorher um seine Ansicht zu fragen.

Im Sommer 1781 führte Steuben persönlich dem mit General Greene gegen Lord Cornwallis zusammen operierenden General Lafayette bedeutende Verstärkungen zu, so daß diese englische Heeresabteilung am 19. Oktober des Jahres nach regelrechter Einschließung und mit Hilfe der rechtzeitig einlrefsenden französischen Flotte in Norktown kapitulieren mußte. Gelegentlich der Belagerung, bei der Sleuben als Kommandeur einer Division am 11. Oktober selbst die Arbeiten an der zweiten Parallele leitete, erreignete sich eine ergötzliche Szene. Als sich Steuben beim Nieder- sallen einer englischen Bombe im Laufgraben zur Erde warf, fiel sein Brigadeg.neral Wayne in der Eile auf ihn. Ich wußte," sagte elfterer, seinen Kopf unter Lächeln wendend,schon lange, General, daß sie ein tapferer Offizier sind, aber ich wußte bisher noch nicht, daß Sie Ihrer Pflicht in jedem Punkte so gewissenhaft Nachkommen: Sie

decken den Rückzug Ihres Generals in der bestmöglichsten Weise."

Bon Washington, der sich schon Ende 1783 ins Privatleben znrückzog, erhielt Steuben kurz vor dessen Ab­gang ein mit den Worten höchster Anerkennmrg verfaßtes Schreiben, worin der Obergeneral ihm für seine dem Lande geleisteten treuen und ausgezeichneten Dienste den wärmsten Dank aussprackr. Als dann Sleuben um dieselbe Zeit beim Freiwerden des Kriegsministerpostens, zu dem er sich berufen fühlte, übergangen wurde, weil er Ausländer sei, reichte er im Frühjahr 1784 seinen Abschied ein, bei welcher Gelegen­heit ihm der Kongreß als Zeichen der Anerkennung einen in London zu verfertigenden Ehrendegen mit goldenem Ge­fäß zuerkannte, der ihm drei Jahre später überreicht wurde. Schon vorher waren ihm von einzelnen Staaten zahlreiche Ehrungen zuteil geworden. Noch vor dem Friedensschluß wurde er Ehrenbürger Pennsylvaniens und der Städte Neu- york und Albany, mährend ihm außer dem vorerwähnten Staate noch Neuyork und New Jersey erhebliche Land­schenkungen machten.

Trotzdem hatte der große Reformator der amerikanischen Armee zum Dank für seine herkulische Arbeit sechs volle Jahre auf eine seinen Verdiensten entsprechende Entschädigung seitens des Kongresses warten müssen. Seinen schön ge­legenenLouvre" getauften ersten Wohnsitz in Neuyork mußte er daher bald ausgeben, wohnte dann einige Jahre bei seinem früheren Adjutanten Walker, später in dürftigen Mietwohnungen, bis er sich nach Befriedigung seiner An­sprüche gegenüber der St. Paulskirche eine größere Wohnung nehmen konnte, die er bis zu seinem Tode beibehielt. Seit 1785 war Sleuben Präsident der sog.Deutschen Gesellschaft", die arme Deutsche und deren Nachkommen unterstützt, wes­halb ihm seine Landsleute bei jeder Gelegenheit ihre be­sondere Hochachtung bezeigten. Bei Vergnügungen in ge-