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In den letzten Jahren ist die Bewegung für die Fcuerbestartung auch in Deutschland mächtig vorwärts geschritten. Die Vermehrung der Feuerbe­stattungsvereine von Ende Dezember 1908 bis dahin 1910 beträgt 31 Prozent. Am 30. Juni 191! gab es im deutschen Sprachgebiet 259 Vereine für Feuer­bestattung mit rund 80 000 Mitgliedern: seit An­fang dieses Jahres ist die Zahl der Mitglieder um 8000 gestiegen. Auf Preußen entfielen Ende des vorigen Jahres 83 Vereine mit 22 000 Mitgliedern, Bayern hat 41 mit 10 500, Sachsen 21 mit 5500,Würt- temberg 20 mit 6100, Baden 9 mit 4200 Mil gliedern usw. Deutsch-Oesterreich mit 13 Vereinen u. 3200 Mitgliedern steht nahezu an letzter Stelle. Von den Mitgliedern dieser Vereine gehörten 1910 22,5 Prozent den Akademischen, 22,0 Prozent den gewerblichen und kaufmännischen Berufen an, !4,9 Prozent waren Staats oder Gemeurdebeamte und Lehrer. Um die Vereine deutscher Sprache zu fe­stigen, hielt ihr Verband in den letzten Tagen in Dresden seine gutbejetzte 15. Tagung ab. Der Vor­sitzende Sanitätsrat Dr. Müller betonte in seinem Geschäftsbericht, die steigende Zahl der Einäscherun­gen sei ein guter Beweis für die wachsende Volks­tümlichkeit der Feuerbestattung. Im Jahre 1901 betrug diese Zahl in Deutschland 692, im letzten Jahre 6074, und im ersten Halbjahr 1911 ist sie bereits auf 3762 gestiegen. Dem Verbände der deut­schen Seuerbestattungsvereine gehören gegenwärtig 121 Vereine mit 57 142 Mitgliedern an. Am Frei tag begann der 5. internationale Kongreß der Feuer­bestattungsvereine, dessen wichtigster Verhandlungs­gegenstand die Gründung eines internationalen Ver­bandes war. Rechtsanwalt Tosquinet-Brüssel stellte dabei den Antrag:Der Kongreß spricht sich dafür aus, daß gesetzlich die Feuerbestattung absolut auf gleichen Fuß mit der Erdbestattung gestellt wird. Es ist deshalb nicht notwendig, gegenüber der Feuer­bestattung besondere Maßregeln zu ergreifen. Bei jeder Leiche soll jedoch die obligatorische Totemchau ausgeübt werden. Durch diese soll die Todesursache festgestellt und gleichzeitig Gewähr geboten werden gegen das Nichtentdeckeu einer verbrecherischen Hand­lung." Der Antrag Tosguinet wurde einstimmig an­genommen.

Die Kaisermanöver haben begonnen. Der Kaiser hat sich ins Manövergelände nach Boitzenbnrg begeben, wo er beim Grafen Arnim Quartier nimmt. Der Raum, in dem das diesjährige Kaisermanöver äbgehalten wird, wird begrenzt im Norden durch die Peene» im Westen durch eine Linie Demmin Neu Strelitz, im Süden durch eine Linie Neu-Strelitz Angermünde und im Osten durch eine Linie Anger­mündeUeckermünde. Die Gesamtstärke aller Trust pen beträgt 100 000 Mann.

Daß keineneueFlottenvorlage über das bestehende Flottengesetz hinaus beabsichtigt ist, wird gegenüber anderslautenden Ankündigungen einiger Blätter, die sogar schon für die nächste Session eine solche Vorlage in Aussicht stellten, derschlesischen Zeitung" noch besonders,aus bester Quelle" ver­sichert.

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Der sozialdemokratische Parteitag in Jena hat mit einem großen Umzuge und mit einer stark besuchten Begrüßnngsversammlung am letzten Sonntag feinen Anfang genommen. Nach einleiten­den Worten Lebers sprach Bebel, stürmisch begrüßt. Vor sechs Jahren, auf dem ersten Jenaer Parteitag, habe man auch über Marokko gesprochen, denn da­mals war der Kaiser in Tanger. Die Frage habe heute der europäischen Situation ein anderes Ge­sicht gegeben. Von Abrüstung sei keine Rede mehr, sondern von Aufrüstung. Bebelist überzeugt, daß wir Zuständen entgegengehen, die nur noch in einer gro­ßen Katastrophe enden können. Eine neue Flottenvor-

DisnStag, den LS. September.

läge sei trotz ster Ableugnung sicher. Dann sei die Aeuervorlage da, dazu die Teuerung und im Win­ter voraussichtlich eine Art Hungersnot.

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Der 1 7. A l ld e u t s ch e V e r b a nd s ta g wurde unter starker Beteiligung am Sonntag in Düsseldorf abgehalten. Den Mittelpunkt der Verhandlungen bildete natürlich die Ma r o k k o f r a g e. Schon in der vorangegangenen Sitzung des Hauptvorstandes berichtete Rechtsanwalt Claß-Mainz ausschließlich über den Stand der marokkanischen Frage. Reichs- tagsabg. von Liebert begründet folgende Resolu­tion zur Flottenfrage: Der Gesamtvorstand des Alldeutschen Verbandes erachtet die Zeit für gekom­men, wo innerhalb des Rahmens des bestehenden Flottengesetzes ein schnellerer Ausbau der deutschen Wehrmacht zur'See gefordert werden muß. Unter dem Eindruck der ernsten politischen Lage, beson­ders der Betätigung deutsch-feindlicher Gesinnung der englischen und französischen Diplomaten und Zei­tungen richtet er an die Reichsregierung die Bitte, unter allen Umständen durchzusetzen, daß vom Etats­jahr 1912 ab, wenigstens zwei Panzerkreuzer auf Stapel gelegt werden.

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Wie dieAgence d'Extreme Orient" aus Peking meldet, ist das Verbot d es Opiu m verbr a u rhs in China nunmehr allgemein zur Tatsache gewor­den. Die Bauern in zahlreichen Gegenden, die Opium gepflanzt haben, haben sich jetzt der Baumwollküt- tur zugewendct. Nach einer offiziellen Statistik ücr chinesischen Regierung sind im vergangenen Jahre aus China nach Rußland und Amerika ein- geführt worden l 247 000 Zentner Baumwolle im Werte von 28 141234 Taels, das ist /gegenüber der Ausfuhr an Baumwolle im Jahre 1909 eine Vermehrung um ein Drittel. Diese Ausdehnung er­klärt sich zwar zum Teil aus der amerikanischen schlechten Baumwollernte im letzten Jahre, zum Teil aber auch dadurch, daß die Regierung die Baumwoll- anpflanzungeu tüchtig gefördert hat. Der Regent hat sogar den Handelsminister in einem Edikt angewie­sen, streng darauf zu achten, daß keine Gewichtsfäl­schungen vorgeuommen werden, damit der gute Ruf der chinesischen Baumwolle nicht leide.

TandeÄnachrichtLN.

Atterrkkeig. 13. Sept.

* Dir neuen Gerichtsvollzieher. Im Amtsblatt des Justizministeriums werden jetzt die Namen der Personen bekanntgegeben, die bei den Amtsgerichten mit Wirkung vom I. Oktober ab zu Gerichtsvoll­ziehern bezw. Hilfsgerichtsvollziehern bestellt wor­den sind. In Stuttgart sind für den Vollstreckungs- dienst 7, für den Zustellungsdienst 3 Gerichtsvoll­zieher bestellt worden. In allen Amtsgerichtsbe­zirken hat der Gerichtsvollzieher seinen Amtssitz am betr. Amtsgericht, außerhalb desselben erhielten noch selbständige Gerichtsvollzieherstellen: Ebingen, Och senhausen, Wildbad. Herrenalb, Schramberg und Schwenningen. Ludwigsburg erhält 3 Gerichtsvoll­zieher, Cannstatt, Eßlingen, Heilbronn,! Tübingen, Reutlingen, Ulm, Göppingen, Ravensburg je 2.

ss Tübingen, 11. Sept. An den Universität» kliniken tritt mit dem 1. Oktober Ä. I. eine Er­höhung des niedrigsten Verpslegungs satzes, der besonders auch den Krankenkassen zu- ivmml, von 1 Mark 20 Pfg. auf l Mark 50 Pfg. für den Tag ein, nachdem die anderen Verpflegungs­sätze schon vor einiger Zeit neu geordnet worden sind. Diese Maßregel war angesichts der großen Steigerung der Betriebskosten in neuerer Zeit, die zu einer Erhöhung der Verpflegungssätze an allen Krankenhäusern des Landes geführt haben, nicht länger zu umgehen. Auch der neue Verpflegungssatz der Tübinger Kliniken bleibt hinter den Sätzen der anderen Krankenhäuser und an allen anderen Uni­versitätskliniken. Wenn die Erhöhung in so mä­ßigen Grenzen gehalten wurde, so daß der Staat

auch künftig bei jedem Kranken dieser Klasse täglich einen bedeutenden Zuschuß leisten muß, so geschah dies, um auch fernerhin die Benützung der ausge­zeichneten Kräfte und Einrichtungen der Universitäts­kliniken den Kranken des ganzen Landes, namentlich auch den Angehörigen der Krankenkassen, in weitestem Maße zu ermöglichen. Bei bedürftigen Kranken, die sich auf eigene Kosten zu verpflegen haben, bleibt nach wie vor eine Ermäßigung, in (besonderen Fällen auch der ganze Nachlaß der Verpflegungs­kosten Vorbehalten.

st Reutlingen, 11. Sept. Die Familie Oswald hatte gestern nachmittag bei Verwandten in Pliez­hausen einen 1 2 Personen starken Besuch abgestattet. Abends halb 10 Uhr fuhr Her Kutscher in der Dunkelheit auf einen Kieshaufen und warf den Wa­gen um. Von den Insassen erlitten die meisten Ver* letzungen, darunter einige ziemlich erhebliche, doch! schwebt niemand in Lebensgefahr.

st Rottweil, 11. Sept. In Gößlingen wurde durch die Landjägermanüschaft ein zu seinen Angehö­rigen zu Besuch gekommener Mann in dem Augenblick verhaftet, a^s er zum Schömberger Postamt fahren wollte, um dort 6000 Mark zu erheben, die ihm für in Tübingen verkaufte Wertpapiere von dort an­gewiesen waren. 7000 Mark hatte er schon bei einer Rottweiler Bank für Wertpapiere erhoben. Der pa- pierne Reichtum kommt von einem Diebstahl in Mett­weiler bei Saarbrücken, wo Wertpapiere im Betrage von 16 500 Mark gestohlen wurden.

st Heiligenbronn, OA. Oberndorf. 11. Sept. Dieser Tage wurde ein neunjähriges Zigeunermäd­chen namens Pfisterer, das in der hiesigen Erzieh­ungsanstalt sich befand, auf dem Spaziergang von seinen Angehörigen fortgenommen. Bis jetzt ist das Mädchen spurlos verschwunden. Vor ungefähr einem Vierteljahr wurde der Bruder des Mädchen aus der Knabenanstalt in Heiligenbronn bei Horb ent­führt.

* Stuttgart, 12. Sept. In guter körperlicher und geistiger Gesundheit konnte Generalleutnant z. D. v. Clausen gestern seinen 80. Geburtstag feiern, v. Clausen wurde im 70er Krieg, den er als Haupt- manu der 5. Komp, des Olgaregiments mitmachte, bei Cveuiily durch einen Schuß in den rechten Fuß verwundet. Der Vorgang ist auf dem in der Ge­mäldegalerie befindlichen Bibd von Faber du Faur Die Württemberger bei Coeuillh" dargestellt . Spä­ter war er Kommandeur des Grenad.-Regts. Nr. 1 23 und der 54. Inf.-Brigade, sowie der 60. Jnf.- Brigade in Straßburg und der 67. Inf.-Brigade in Metz. Seit 1890 lebt Generalleutnant v. Clau­sen in Stuttgart im Ruhestand.

j! Stuttgart, 11. Sept. In eine Parterrewoh­nung der Werastraße wurde, während die Inhaber verreist waren/eingebrochen. Gestohlen wurden zwei Sparkassenbücher über 4000 Mark und 1300 Mark, Wertpapiere, zwei goldene Uhren, zwei goldene Ket- ren und ein Brillantring. Die Einlage bei der Würt- tembergischen Sparkasse über 4000 Mark wurde von einer Frauensperson abgehoben.

st Stuttgart, l l. Sept. Der Architekt Eugen Werner und eine Frau Berta Schmith haben, wie auf Grund des bestimmten Gutachtens des Schreib- sachverftündigeu festgestellt wurde, Fälschungen ver­übt; indem Werner auf einen Wechsel ein falsches Akzept setzte, die Schmith sogar auf sieben Wechsel. Die Wechsel wurden von Werner unter falscher Vor spiegelung weitergegeben. Auch fälschte er ein Tele­gramm. Die Strafkammer erkannte gegen ihn auf > Jahr Gefängnis unter Anrechnung von vier Mo naten Untersuchungshaft, gegen die Schmith auf 3 Monate Gefängnis. Bei Werner wurde in Betracht gezogen, daß es sich nm hohe Beträge handelt, an dererseits wurde berücksichtigt, daß er sich in einer mißlichen Lage befand. Bei der angeklagten Schmith wurde berücksichtigt, daß sie unrer dem Druck und Einfluß von Werner gehandelt hat.

st Weil im Dorf, 11. Sept. Die ledige Lina Glotz von hier ist beim Maschinendreschen vom Wagen gestürzt und hat einen Schädelbruch erlitten. Die Bedauernswerte schwebt in Lebensgefahr.

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