zwischen 9 und !0 Uhr einen großen, zu einer Papiermaschine gehörigen Bronze Zylinder in einem beson ders dazu hergerichleten Schwefel und Salpeter Säure Bad reinigen. Die Leute kamen unglücklicher weise den aufsteigenden Gasen zu nahe, sodaß infolge dieser Vergiftung der 26 Jahre alte Schlosser und Partieführer Will). Greß in seiner Wohnung und der 46 Jahre alte Taglöhner und Witwer Johannes Roller von Herbrechtingen im Beziriskrankenhaus gestorben ist. Die anderen Arbeiter befinden sich ebenfalls im Krankenhanse, der Zustand des einen ist noch bedenklich. Anscheinend hat der Partieführer zu der Säuremischung zu große Mengen verwendet. Die Leute versuchten den in Gefahr befindlichen Zy linder, der einen Wert von 2000 Mark hat, durch Herausheben zu retten, wobei sie aber noch mehr mit dem Gesicht dem Säuredunst zu nahe kamew. Eine gerichtliche Untersuchung hat heute vormittag staltgefunden.
ss Waubeuren, 9. Sept. Wie der Blaumann er fährt, sollen die Manöver mit Rücksicht auf die im Oberland herrschende Maul und Klauenseuche und wegen des Futtermangels nun -och noch eine Ab kürzung erfahren. Man würde diese Anordnung, wenn sie sich bestätigen sollte, mit Dank begrüßen..
ß Merklingen, OA. Blaubeuren. 9. Sept. Heute vormittag wurden hier infolge Blitzschlags ö große Scheuern, ein Wohnhaus und ein Backhaus vollständig eingeäschert. Die hiesige und die Laichinger Feuerwehr waren auf dem Brandvlatze erschienen.
js Bibern ch, lO. Sept. Beim Graben eines Brun nens in Ringschnait waren die Gebrüder Wohnhaus vier Meter tief gekommen, als plötzlich die Wand einrutschte. Der eine 2l Jahre alte Bruder wurde völlig verschüttet; der ältere befand sich gerade aus der Leiter und konnte sich retten. Er und der gleich falls anwesende Vater holten schleunigst Hilfe her bei und es gelang nach harter, gefahrvoller Arbeit, den bereits bewußtlosen jungen Mann aus seiner schrecklichen Lage zu befreien. Zum Glück hatte das Erdreich über seinen Oberkörper eine leichte Höhlung gebildet, wodurch er vor dem Erstickungstode bewahrt blieb. Man mußte ihm die Stiefel von den Füßen schneiden, um ihn ans seinem Grabe hervorzuziehen.
ff Friedrichshasen, l 0. Sevt. Rach den hier ein gelaufenen Telegrammen ist das Luftschiff ..Schwa ben" heulte früh halb 4 Uhr in Potsdam bei kräftigem Nordwestwind aufgestiegen, um. wenn möglich, nach Düsseldorf zu fliegen. Bald nach 5 Uhr wurde Magdeburg erreicht. Dann änderte das Luftschiff seinen Kurs wieder nach dem ursprünglichen Plane der Kahrtleitung und flog Gotha zu, wo es bereits um viertel B Uhr eintraf und eine glatte Landung vor der Hatte vollzog.
Ter Schwäbische UeberlanLflug.
ff Stuttgart, lO. Sept. Noch hatte das große slugsportliche. Ereignis nicht begonnen, da führte auch schon ein tragischer Vorfall die Schrecken des kühnen Sports in den düstersten Farben vor unsere Augen. Die Abendschatten hatten sich am Sams rag über das Fluggelände bei Weil gesenkt, da holte der 42 Jahre alte, aus Sachsen-Meiningen gebürtige Flieger Raimund Eyring noch seinen Farman eiudecker hervor, um Flugversuche zu unternehmen. Von verschiedenen Seiten wurde der Pilot eindringlich auf die Gefahren eines Fluges in der Dunkel
heit aufmerksam gemacht, aber gegen seinen Sports eifer blieben alle Vorstellungen eindruckslos. Eyring flog etwas abseits vom Fluggelände in einer Höhe von etwa zwanzig Metern, als er anscheinend bei einer ungeschickt scharfen Wendung ans dem Gleichgewicht kam. In einer Höhe von etwa acht Metern stieß er dann an eine Markierungsstange und stürzte >amt dem Apparat so unglücklich in einen Grauen, daß er unter den schweren Motor zu liegen kaml. Augenscheinlich schwer verletzt und bewußtlos wurde er unter der Flugmajchine hervorgeholt. Der zu fällig auf dem Platze anwesende Arzt Dr. Kern leistete die erste Hilfe und leitete die sofortige Ueber führung Eyriugs ins Eßlinger Krankenhaus an. Die nähere Untersuchung ergab dort einen schweren Schädelbruch, mehrere komplizierte Nipvenbrüche. einen Oberschenkelbrnch und einige Knöchelbrüche. Die Prognose lautete ganz hoffnungslos und Eyring ist dann auch bald, ohne das Bewußtsein wieder er langt zu Haben, seinen tödlichen Verletzungen erlegen. Die bald in Eßlingen und hier verbreirete Nachricht von dem traurigen Unglücksfall begegnete überall herzlicher Teilnahme und dem aufrichtigen Wunsche, daß der Schwäbische Ueberlandflng samt den Schauflügen von jedem weiteren Unfall verschont bleiben möge.
j! Stuttgart, l 0. Sept. Hakte der gestern erfolgte Tvdessturz Eyring's die Menschen mit trüben Vorahnungen für das große fliigsvortliche Ereignis er fütlt, so haben sich, was den heutigen Eröffnungstag anbetrifft, die Befürchtungen als grundlos erwiesen. Eine fast unbeschreibliche Meittchenmasse strömte znm Flnggelände, um der Flieger Parade beizuwohncn, auch waren alle umliegenden Höhen mit Zuschauern besetzt. Die Geduld des Publikums wurde jedoch auf harte Proben gesetzt. Es wurde halb sechs Uhr, als der Gradeeurdecker Karl Schalks an den Stadtvtatz gefahren wurde und nach wenigen Minuten erhob sich der Apparat nach einem kurzen Anlauf, um gegen heftigen Wind antamvsend. de. Höhe zu erreichen. Deutlich konnte Man be o-bachten, w-e der Apparat von den Böen ersaßt, nieder und anftz ie Sette gedrückt wurde. Schall aber hüll mutig Stand und blieb fast Mmueen in der Lnfi, lim dann unter dein jubelnden Beifall der Menge glatt zu landen. Die übrigen Piloten halten be: diesem Flug einen richtige!! Blick nr -die Wetterkarte ge bin und die Folge davon war, daß eine fast mnstündige Panse eintrrtt. Alles wollte erst das Abflauen dcc Windes abwarten und darüber wurde das Pubntum ungeduldig und machte seiner schlech rrn Laune auf die verschiedenste Weise Luft. Als einige Vögel in siegesstolzem Flug die Bahn überquerten, waren auch sie Gegenstand lebhafter Ova- ttonen. Um halb 7 Uhr stieg Schall wieder aus, kurz oaraitt folgte der jugendliche Hoffmann mit seinen! Harlan -Apparat, der kühn und wagmntig gen Himmel zog, in weiten Bogen den Flugplatz, die an liegenden Höbe;' überquerte, sich Eßlingen nähernd immcc höhi-.r Hinausstieg und das Publikum intzt seiner! hervorragenden Leistungen zur Begeisterung hin riß. Einem Märchenvogel gleich, segelte Hofs manu durch den Abendsonnenschein. Nach einer Fahrt von 16 Minuten erfolgte die Landung. Nun ging auch unser Landsmann Vollmötler hoch. Bewundernd folgten ihm alle Blicke. Er erreichte die größte Höhe und bewährte sich auch heute als der sieggewohnte Pilot. Rechts von ihm, doch erheblich tiefer, führte auch Noette seinen Gradeapparat spazieren and fuhr
in eleganten Wendungen durch die kühle Abendlnft, auch der Sachse Kahnt ließ sich auf seinem Gradeapparat sehen. Plötzlich steigt auch Jeannin ,-üus und sanft in glänzender Fahrt dahin. Vier Flieger waren nun gleichzeitig in der Luft, eine köstliche Augenweide für das Publikum. Nach einem prachtvollen Flug von fast 20 Minuten geht unter lautem Jubel Bottmöller nieder, bald haben alle Pilosten wieder die Erde erreicht. Alles ist glücklich abgegangen. Bei günstigeren Windverhältnissen wäre die Luft bevölkerter gewesen, aber auch mit dem Gebotenen konnte man zufrieden sein. Es war ein interessantes, glänzendes Schauspiel, das bewiesen hat. daß die Aviatik von Erfolg zu Erfolg und zu immer weiterer Bo ll en du n g sch reitet.
Weit, l l. Sept. Der Flug ging heute vormittag programmäßig vonstatten. Als Büchner aufsteigen wollte und sich schon in ziemlicher Höhe befand, zerbrach sein Apparat, glücklicherweise blieb Büchner- unverletzt. Die Flieger landeten zum Teil in Reutlingen und Ulm. Hirth mußte bei Ulm eine Notlandung vornehmen. Der Flug ist bis heute abend 5 Uhr unterbrochen. -
Aus dem Reiche.
ff Pforzheim, 9. Sept. Im benachbarten Dorfe Jjpringen hat sich einer der dort zum Manöver cinquartterten Soldaten, der Musketier Meude von der 6. Komp, des I 71 Jnf.-RegtS., mit seinem Dienst- gewehr am Rande des Orts erschossen. Er war 5 Jahre bei der Fremdenlegion, nachdem er sich dem deutschen Heeresdienst entzogen hatte, hatte jetzt sein zweites Dieustjahr hinter sich und erhielt -gerade die Mitteilung, daß er wegen eines Vergehens das 6. Jahr nachdicnen müsst-. Auch hatte er an zwei oder drei Mädchen Alimente zu zahlen.
st Potsdam, 10. Sept. Der Kaiser hat sich uni 2.60 Uhr im Automobil nach Boitzenbnrg ins Manövergelände begeben.
ländisches
q Nom, 10. Sept. Auf dein Trasiinenischen See. sinterte gestern nachmittag ein mit 1 7 Personen besetztes Motorboot, als es sich noch ungefähr 600 Meter vom Ufer entfernt befand. Nach den Feststellungen konnten sich 6 Herren retten! 14 Damen sind ertrunken.
st Paris, Up Sevt. Die Agence Havas veröffentlicht folgende Note: Die deutschen Gegenvorschläge über Marokko sind gestern abend hier ange- tominen. Sie iv-erfen gewisse Fragen grundsätzlicher Natur auf und erfordern ernsthafte und eingehende Prüfung.
Paris, 10. Sept. Nach Meldungen verschiedener Blätter werden der Minister des Aeußern, de Selves und Ministerpräsident Caillanx bereits am Dienstag sich im Ministerrat mit der Angelegenheit der deutschen Gegenvorschläge befassen. Es macht sich der Eindruck geltend, daß eine Einigung zustande kommen wird.
st Paris, 9. Sept. Die Kundgebungen in der Provinz gegen die Lebensmittelteuernng dauern fort. In Dena-in l e chlos en die Berga-beiter, auf 24 Stunden die Arbeit einznstellen. In Brest wurde eine
Lesefruchr.
Es ist auf Erd' kein schöner Kleid Denn Tugend, Ehr' und Redlichkeit:
Je länger man dasselbe trägt,
Je mehr es ziert und wohl anstehl.
Wandsp. auf d. Wartburg.
General von Steuden.
Von Hauptmann Gree von in Düsfeldorf.
Unter den fremdländischen Ossiziercn, die die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika init- erringen halfen, nimmt General Friedrich Wilhelm von Steuden unstreitig einen der ersten Plätze ein. Steuden wurde am 15. November 1730 in Magdeburg geboren. Er entstammt einer atlpreußischen Solaaleufamitie. Zein Baker, Wilhelm Augustin von Steuden, ivrr wegen seiner hervorragenden kriegswissenschafllichen Bildung au! Befehl Friedrich Wilhelms !. in russischen Diensten gewesen. Nach der Thronbesteigung Friedrichs il. kehrte rr jedoch nach Preußen zurück und erhielt für seine großen Verdienste um die Eroberung von Nesse den pm-.r ff- m-irw, mir dessen Erteilung der König sonst sehr kargie.
Schon mit 14 Jahren mache -er junge Stenden unter seinem Vater als Freiwilliger den zweiten schlesischen Krieg mit und war Zeuge der blutigen und langwierigen Belagerung von Prag. Kaum siebzehnjährig trat er 1747 als Fahnenjunker in das 31. Imantcrie-Regiment „von Tauentzien" ein, wurde nach zwei Jahren Fähnrich und 1753 Leutnant.
Bald bot sich dem talentvollen Offizier die ersehnte Gelegenheit zur Auszeichnung, als zwischen dem großen Friedrich und der „großen Dame" — wie sich Steuben in einem Briefe an einen Grafen Henckcl von Donnersmarck ansdrückie — der siebenjährige Krieg seinen Anfang nahm. In der blutigen Schlacht bei Prag wurde Slenben verwundet, und noch in späteren Jahren erzählte er seinen amerikanischen Freunden mir großer Genugtuung, daß er bei Roßbach — wo sein Regiment zur Vorhut der preußischen Armee gehörte — auch mit dabei gewesen sei und die Franzosen laufen gelehrt habe. Im Jahre 1751 zum Stabskapitän und Fiügeladjutantcn ernannt, machte er im Gefolge des großen Königs d!e berühmte Belagerung von Schweidnitz mit, dessen Uebergabe den glänzenden Schlußstein der militärischen Overalionen des siebenjährigen Krieges bildete.
Bald nach dem Friedensschluß nahm Steuben, der sich zurückgcsetzt glaubte, seinen Abschied. Im Mai 1764 trat er als Hofmarschall in die Dienste des Fürsten Hohenzollern- Hschwgen, der ihn gelegentlich eines Ansen!Haltes in Wildbad kennen und schätzen gelernt hatte. Als Begleiier des Fürsten bei dessen Besuchen an verschiedenen ausländischen Höfen machte Steuben 1771 eine mehrere Jahre dauernde Reise nach Frankreich mit, wo er zu verschiedenen Ministern und Generalen in nähere Beziehungen trat. Nach der Nückkehr aus Frankreich gelang es den Intrigen einiger Hofleute, den Fürsten vorübergehend gegen Steuben einzunehmen, so daß er bald nachher als Obrist der Reichstruppen des schwäbischen Kreises in die Dienste des Markgrafen Karl Friedrich von Baden trat. Das verhältnismäßig untätige Leben am Hofe in Karlsruhe und Dnrlach behagte aber dem von Schaffensdrang beseelten -Steuben auf die Dauer nicht. Als er gelegentlich in Paris den Kriegsminister, den Grafen St. Germain besuchte, traf er diesen über eine große Karte von Amerika gebückt an. Ohne Umschweife schlug der Graf,
der eine ungewöhnliche Menschenkenntnis besaß, dem badischen Obristen vor, seine Dienste dem amerikanischen Kongreß an- zubieten und sich durch Reorganisation der amerikanischen Armee an dem verdienstvollen Werke der Unabhängigkcits- erringung der jungen Republik zu beteiligen. Als nun auch Beaumarchais, der bekannte Herausgeber -es Figaro, sowie der Markgraf von Baden ihn für diese aussichtsreiche Ausgabe erwärmten und der erster« ihm, seinem Sekretär und Dolmetscher Duponceau und vier weiteren Begleitern die Reisekosten zur Verfügung stellte, entschloß sich Steuben, am 26. Seplember 1777 auf dem Sechsundzwanzigofündsr „L'Heureux" von Marseille aus den Weg nach dem fernen Westen, wo ihm Ehre und kriegerischer Ruhm winkle, anzutreten.
Mit Empfehlungsschreiben von Beaumarchais und dem damals wegen Abschlusses eznes Allianzverlragcs in Paris anwesenden Benjamin Franklin traf Slenben nach einer- stürmischen Ueberfahrt von 66 Tagen am l. Dezember 1777 im Hasen von Portsmouth im Staate New-Hampshire ein, wo er unter Kanonendonner von der Einwohnerschaft begeistert begrüßt wurde.
Bei einem vom Kommandanten gegebenen Diner erfuhr Steuben die vorbedeulnngsvollc Nachricht von dem ersten größeren Siege der amerikanischen Waffen, der Gefangennahme Bourgoynes und seiner 6000 Mann starken Armee. Nach einer dreiwöchigen Reise nach Neuyork — wo zu damaliger Zeil viele Wirtshäuser „Zum König von Preußen" benannt waren — wurde Steuben von dem dort tagenden Kongreß mit großer Auszeichnung ausgenommen. Man wünschte sich ollerseirs Glück zu der Ankunft eines Mannes von seinen miluärischen Kenntnissen und seiner Erfahrung, zumal in einer Zeit, wo der Mangel an Disziplin und Wirtschaftlichkeit in der amerikanischen Armee stark gefühlt und bedauert wurde. Gegen Ende Februar traf dann Steuben