Protestversammlung der Arsenalarberter durch die Polizei auseinaudergettiebeiu Einzelne Hausen durchzogen darauf die Straßen und zertrümmerten viele Fensterscheiben.

London, 10. Sept. Die Eröffnung der Luft­post zwischen Hendon und Windsor fand heute statt, wurde aber durch den starken Wind beeinträchtigt, der den Start verzögerte. Anstatt der gemeldeten vier Piloten traf nur einer von Hendon in Wind­sor ein.

si Kopenhagen, 9. Sept. Die Kinderlähmungs­epidemie nimmt in Dänemark und Schweden noch immer zu. Sie breitet sich besonders stark auf der dänischen Insel Bornholm aus. In Schweden, wo die großen Herbstmanöver der großen Krankheit wegen bereits abgesagt wurden, breitet sich die Epidemie an den Eisenbahnlinien aus.

si Saloniki, 10. Sept. Die Cholera hat seit gestern bedenklich Angenommen. Bis heute sind un­gefähr 50 Fälle unter der hiesigen. Zivil-Bevolke- nmg bekannt, von denen l 7 tödlich verliefen. Es herrscht allenthalben Befürchtung.

js Washington, >0. Sept. Der geschützte Kreu­zer Chester wird anfangs Oktober nach einem Hafen von Tripolis entsandt werden, um der amerikani­schen archäologischen Expedition, die zur Zeit in den Auinen von Cyrene weilt und von der ein Mitglied am > l. März durch Araber getötet wurde, seinen Schutz angedeihen zu lassen.

* Schanghai, 3. Sept. Die Unruhen in Tschang zeh auf Korea infolge der Hungersnot dehnen sich immer weiter aus. Eine amerikanische Baptisten- iapelle bei Kwisan wurde von einer Bande von Plün dcrern zerstört. Das Volk ist verzweifelt, da es den Hungertod vor Augen sieht. Die Lage des Landes ist trostlos, der größte Teil steht unter Wasser.

Die Flucht vor der Cholera.

Täglich treffen ans Spanien, besonders aus Nordspanien, zahlreiche Familien an der französischen Grenze ein, die wegen der dort herrschenden Cholera ihre Heimat in panikartiger Flucht ver­lassen. Die französischen Sanitätsbehörden tra­fen umfassende Maßnahmen, um eine Einschleppung der Seuche nach Frankreich zu verhindern. In Kata­lonien herrscht die Cholera besonders. Am schlimm­sten mitgenommen ist die Ortschaft Zendrell. Das dortige Spital ist mit Kranken überfüllt, von denen durchschnittlich v. H. sterben. Der plötzliche Aus­bruch der Epidemie trifft den Ort vollkommen unvor­bereitet, denn es herrscht Mangel an Arzneien und Lebensmitteln. Der Bürgermeister verlangt von der Regierung dringend die Entsendung von Aerzteu und (Veld. Ein großer Teil der Bürger verläßt die Stadt, doch werden die Flüchtigen in den umliegen­des (Gemeinden nicht ausgenommen.

Die Flucht der Europäer in China.

* Eine Kabelmelduug aus Tschungking meldet, daß die gesamte ausländische Bevölkerung von Tschengtu unter einer chinesischen Militäreskorte die Stadt verlassen hat und sich auf dem Wege nach Tschungking befindet. Die Entfernung zwischen bei­den Ltädteu beträgt ungefähr 300 Meilen und muß im Wagen zurückgelegt werden. Die Abreise der

Ausländer wurde vvn dem Bizekönig für notwen big erachtet, weil in der Stadt eine große Anzahl von Plakaten, die gegen die Ausländer gerichtet sind, angeklebt worden waren. Der Vizekönig bezweifelt die Verläßlichkeit der Truppen von Setschnan und glaubt nicht, daß sie im Falle eines Aufstandes imstande seien, die Ausländer zu schützen. Die Re­gierung rechnet ebenfalls mit dieser Tatsache und hat Befehl erteilt, daß alle Truppen besonders zu überwachen seien. Einige verdächtige Anführer sind aus Befehl der Regierung enthauptet worden. Die ausländische Bevölkerung -in Tschengtu zählt etwa l 20 Köpfe. Die meisten sind Missionare, ameri­kanische protestantische Baptisten und Methodisten, sowie kanadische Methodisten, Missionsgesellschaft der englischen Kirche und die Indisch-Chinesische Inland Mission.

Vermischtes.

Bismarck und derElfer". Die Erinnerung au denElfer Kometenwein", den Wein des Kometen­jahres 1311, ist in diesen Wochen wieder besonders lebendig geworden und gerne vergleicht man seine Güte mit den Aussichten, die der heurige Wein allen Freunden des Rebensaftes bietet. Oft ist dabei auch darauf hingewiesen worden, daß Goethe dem berühm­testen Weine des vergangenen Jahrhunderts in dem Schenken buche des westöstlichen Divans ein ewiges Denkmal gesetzt hat, dort, wo er von dem Bringer des Weines freundliche Mienen fordert, damit sich ihm der Elfer im Glase nicht trübe. Weniger be­kannt dürfte dagegen sein, daß der Kometenwein auch eine historische Bedeutung gewonnen hat, und daß Bismarck zu seinem Lobe einst Worte hoher Aner­kennung sprach. Es war im Juli 1373, als der Berliner Kongreß, dem die Neugestaltung der Ver­hältnisse ans der Balkanhalbinsel oblag, seine-Ar­beiten so weit gefördert hatte, daß die schwierige Aufgabe als vollendet erscheinen konnte. Bismarck empfand eine tiefe Genugtuung über das Werk, das den europäischen Frieden sichern sollte und ihn auch tatsächlich gesichert hat, denn der Krieg zwi scheu Griechenland und der Türkei hat den Charakter eines lokalen Zusammenstoßes niemals verloren. Nach der Unterzeichnung der Kongreßakte lud der Kanzler die Abgesandten der Mächte zu festlichem Mahle in die Räume des Reichskanzlerpalais, und ließ gegen Ende der Tafel einige Flaschen des in seinen Kellern lagernden, bereits 67jährigen Kv- meteuwein heraufholen und seinen Gästen kredenzen. Einen vollen Römer in der Hand, in dem der kies- goldene Trank des Johannisberg am Rhein glänzte, sprach. Bismarck nur wenige, aber eindrucksvolle Worte, in denen er das Gold des Weines mit der ehrlichen Arbeit verglich, die von dem Kongreß wäh rend der letzten Wochen geleistet worden war: dann leerte er sein Glas auf den dauernden Völkerfrieden und das wachsende Verständnis der europäischen Völ­ker untereinander. Einer der Teilnehmer an jenem Mahle, der damalige Legationsrat und spätere Ge­sandte Busch, betonte wiederholt im Privatgespräch die tiefe Wirkung der Worte Bismarcks und fügte hinzu, daß derElfer" in geradezu weihevoller Stim­mung getrunken worden sei.

auf unsere täglich erscheinende Zeitung

Aus den Tannen"

mit dem Schwarzwälder Sorrutagsblatt

können fortwährend gemacht werden.

Handel und Berkehr.

' Stuttgart, 9. Sept. (Vom Markt.) Aus dem heutigen Großmarkt galten folgende Preise: Zwetschgen 1014 Pfg., Pfirsiche 1540 Pfg-, Preiselbeeren 50 Pfg., Trauben 30 Pfg., Aepfel 1318 Pfg-, Birnen 832 Pfg., Nüsse 60 Pfg. per Pfund. 100 Stück kleine Einmachgurken 50 Pfg. Dem Kartoffelgroßmarkt waren einige hundert Ztr. zugeführt. Preis 4.40 4.70 Mark per Ztr. Filderkraut kostete 30 bis 40 Pfg. per Stück. Zufuhr etwa 1000 Stück. Mostobst kostete 6.80 Mark bis 7.20 Mark per Ztr.

Stuttgart, 9. Sept. (Schlachtviehmarkt.) Zugetriebea 151 Großvieh, 192 Kälber, 296 Schweine.

Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von bis Pfg., 3. Qual, b) fleischig« und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, s.) vollfieischige, von 73 bis 75 Pfg., 2 Qualität b) älter« und weniger fleischige von 70 bis 73 Pfg., Stiere und Jungrinder I.Qual. a) ausgemästete von 86 bis 88 Pfg., o) Qualität b) fleischige von 83 bis 85 Pfg., 3. QualüLr 2. geringere von 78 bis 82 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von bis Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saug­kälber von 94 bis 98 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 87 bis 93 Pfg., 3. Qualität v) geringere Saug­kälber von 78 bis 86 Pfg., Schweine 1. Qual, a) jung« fleischige 72 bis 74 Pfg., 2. Qualität d) jüngere fette von 68 bis 71 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pf,.

Voraussichtliches Weiter

am Dienstag, den 12. Sept. Ziemlich heiter, trocken, nachmittags heiß.

B««vt»orttlcher Rckakteur: L. Laut, Menstetz.

Druck u. Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, L. Lmck, Messtetg.

Die Meinung eines asthmakranken ArzteS

über Apotheker Neumeier's Asthma-Pulver und Asthma- Cigarillos. Derselbe schreibt wörtlich:

Ich kann nichtgenug danken für die gefällige Sendung des Asthma-Pulvers, das gerade zu einer Zeit eintraf, als ich schwer an Asthma zu leiden hatte. Die Wirkung war eine vorzügliche." Dr. Kirschner, Arzt, Polzin, Pommern.

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im Lager her Armee bei Valley Forge nordwestlich Phila­delphia ein. wo der Obergencral Georg Washington ihm persönlich einige Meilen entgegenritt und am Tage der An­kunft seinen Namen als Losungswort ausgab. Dem Kongreß meldete Washington das Eintreffen des neuen Freiwilligen mit den Worten:

Baron Steuden ist im Lager angekommen. Er scheint ein Edelmann im wahren Sinne des Wortes zu sein, und, soweit ich Gelegenheit hatte, ihn kennen zu lernen, vereinigt er mili'arisches Wissen mit einer bedeutenden Weltkenntnis."

Steubens Aeußeres entsprach auch in vollem Maße seiner kraftvollen Persönlichkeit. Seine stattliche martialische Erscheinung, seine vornehme Haltung, sein leichter Gang, seine Adlernase und seine durchbohrenden braunen Augen verrieten eine zähe, wuchtige Natur, in der Scharfblick, Wille und Entschlußfrische eins waren. Ein vortrefflicher Reiter glich er bei seinem reichverzierten Pferdegeschirr und dem mächtigen Pistolenhalfter dem leibhaftigen Kriegsgott. Trotz der in seinem Wesen sich ausprägenden Entschiedenheit und seines lebhaften Temperaments war er gutmütig, wohl­wollend und gerecht. Wurde er durch Roheit oder grobe Pflichtoernachlässigung gereizt, so riß sein Zorn gleich einem verheerenden Sturm alles vor sich nieder, jedoch verlor er dabei nie die Herrschaft über sich selbst. In vornehmer Einfachheit war er gegen sich ebenso strenge wie gegen andere, in seinen Genüssen äußerst mäßig und im geselligen Verkehr herzlich und leicht zugänglich. Jagen, Reiten, Lektüre und fröhliche Gesellschaft waren seine Lieblings- zerslreuungen.

Die Mißstände in dem aus den 13 verbündeten Staaten zusammengewürfelten amerikanischen Heere harten zu Anfang 1778 ihren Höhepunkt erreicht. Während es im Laufe des Feldzuges über 17 000 Mann gezählt hatte, war es nun auf 5000 Mann zusammengeschmolzen, von denen etwa

4000 aus Mangel an Bekleidung dienslui,fähig waren. Die Ausrüstung, namentlich der frisch Rekrutierten, war mehr als mangelhaft, da die Entlassenen nicht nur ihre Kleider, sondern auch ihre Waffen mir nach Hause nahmen. Die Folge davan war, daß Leute derselben Kompagnie so­wohl Musketen wie Karabiner, Vogelbüchsen und Flinten und an Stelle der.Patronentaschen Blechbüchsen oder Kuh­hörner trugen. Wenn bei diesen unglaublichen Zuständen die Armee überhaupt noch bestand, so war das alleiniges Verdienst des edlen, uneigennützigen Oberkommandierenden, des Generals Washington, der in den acht Jahren des Ringens durch seine unerschütterliche Zuversicht und seinen festen Willen zu siegen, alles mit sich fortriß.

Die Aufgabe, in diesem Augiasstall eine gründliche Reinigung vorzunehmen, war Steuben Vorbehalten, der mit großer Freude den ihm von Washington gemachten Antrag einer zeitweiligen Uebernahme der Geschäfte eines General­inspektors annahm. Gleichzeitig mit der Reformierung der militärischen Verwaltungsbehörden bildete er in kurzer Zeit eine Etitekompagnie von 120 Mann die Stabswache Washingtons im Exerzieren und Manövrieren aus, in dem er oft selbst die Muskete in die Hand nahm, um seinen Leuten Griffe wie Handhabung der Waffe zu zeigen. Bei dieser Tätigkeit leistete ihm Hauptmann Walker vom 2. Neuyorker Regiment später Steubens Adjutant vor­treffliche Dienste. Trotz seiner großen Strenge wurde er bald bei den amerikanischen Soldaten außerordentlich beliebt. War eine Bewegung nicht nach Steubens Sinne ausgefallen, so fluchte er zuerst deutsch, dann französisch und zuletzt in beiden Sprachen. Hatte sich sein gutgemeinter Zorn dann noch nicht gelegt, dann mußte einer seiner Adjutanten auf englisch weiter wettern.

Schon im März 1778 wurdeBaron Steuben" so nannten ihn die Amerikaner auf Washingtons Vor­

schlag durch den Kongreß mit dem Range und Gehalt eines Generalmajors zum Generalinspektor der amerikanischen Armee ernannt. Diese Auszeichnung erregte die Eifersucht der meist älteren amerikanischen Generale, die dem trefflichen Reorganisator sowohl bei der Truppenausbildung als auch bei dem im Juni unternommenen Zuge gegen die englisch­hessischen Truppen des Generals Clinton manchen Aerger bereiteten. Steuben ließ sich jedoch dadurch nicht beirren und nötigte z. B. den General Lee durch eine Forderung zur Rücknahme einer beleidigenden Boshaftigkeit. Auch der Kongreß brauchte infolge dieser Umtriebe fast neun Monate, um endlich im Februar 1779 Steubens Denkschrift über das Jnspektionswesen endgültig zu genehmigen. Während dieser Zeit entwarf Steuben ein Exerzier- und Dienstreglement für die amerikanische Armee die aus 25 Kapiteln bestehenden sog.Regulative für die Ordnung und Disziplin der Truppen der Vereinigten Staaten", die im April 1779 auf An­ordnung des Kongresses sofort in 3000 Exemplaren in Philadelphia gedruckt wurden.

Schluß folgt. "

Schlau. Arrestant: ,O weh, da fliegt mein Hut hin: soll ich ihm nachlaufenPolizist:Und dann auf Nimmer­wiedersehen ! Du bleibst hier stehen, und ich renn' hinterher!"

Zerstreut. Frau:Da ist ein Herr, der um unsere Emilie anhalten will, Gottfried!"

Gelehrter (sehr beschäftigt):Jaja, aber augenblicklich habe ich noch keine Zeit ich muß erst diese Arbeit vollenden gib sie ihm einstweilen!"