auf die Lage der unteren und mittleren Beamten der Borlage zu.. Kraut <B.K.! polemisierte gegen Keil und äußerte Bedenken über die Deckungsmittel. Mit seinen Freunden schließt er sich dem Wunsche des Vizepräsidenten v. Mene an, daß die Beamten künftig anfhören, in die Konsumvereine und Warenhäuser zu laufen. Seine Partei stimme der Vorlage zu, verwahre sich aber dagegen, daß der Antrag bezüglich der weiteren Aufbesserung der Staatsarbeiter als sozialdemokratischer Antrag bezeichnet werde. Finanzminister v. Getzler lehnte die Konstruie- rung eines verschiedenen Verhältnisses zu den niederen und höheren Beamten, wie sie Keil dargestetlt hatte, ab und gab seiner Freude über die Zustimmung des Hauses Ausdruck. Bezüglich der Deckung sehe der Mnister mit einer gewissen Zuversicht in die Zukunft und hoffe, das Gleichgewicht im Etat ohne allzugroße Anspannung der direkten Steuern aufrecht zuerhalten. Maier Blaubeuren (D. P. > gab zu bedenken, ob nicht vielfach zu weit gegangen worden sei, da doch die Beamten eine gesicherte Stellung haben und ihre Stellen immer sehr gesucht seien. Er spreche aber nur seine persönliche Ansicht aus. Nach weiterer Debatte, in der in die Einzelberatung einpelrcken winde, v-er agte sich das Hans auf Freitag den 16. ds. Mts. nachmittags 3 ilhr.
ländesNÄchrichien.
Alter,stsig, 15. Juni.
* Ein neues Quartal unserer Zeitung steht wieder vor der Tür. Wie üblich — und ihrer Vorschrift entsprechend -- ziehen die Briefträger und Postboten in der Zeit vom !5.—25. die Zeitungsgelder für das neue Quartal ein. Wir bitten deshalb unsere geehrten Leser, welche die Zeitung durch die Post beziehen, das Abonnement bei dieser Gelegenheit zu erneuern, damit im Bezug unserer Zeitung beim Quartalwechsel keine Unterbrechung ein- tritt. Neu hinzutretende Leser wollen die Zeitung „Aus den Tannen" entweder bei der Postanstalt, dem Briefträger oder Postboten, oder aber bei den Agenten und Austrägern bestellen. Auch die Expedition ds. Bl. nimmt Bestellungen entgegen.
* Sitzung des Gcmeinderats vom 14. Juni. Es werden einige Akkorde vergeben. Die Reinigung des Flußbetts der Badeanstalt innerhalb derselben und 20 Meter aufwärts wurde Johs. Bauer zu l 35 Mk. übertragen - Beschlossen wurde die Legung eines Wasserleitungsstranges oberhalb des Kirchhofes zu den dort neu zu erbauenden Gebäuden, vom Hause der Frau Graf Wtw. aufwärts. Die Grab und Maurerarbeiten der Leitung wurden Friedrich Walz, das Verlegen der Röhren Gebr. Ackermann übertragen. Ferner soll das Wehr bei der Kunstmühle ausgebessert werden und zwar nur das allernötigste daran, da später bei Aufhebung der Flößerei eine Aenderung dort eintritt. Ar. Merkte erhielt die Grab- und Maurerarbeit, Adolf Henßler die Zimmererarbeit, Karl Wallraff die Schmiedearbeit übertragen. — Beschlossen wurde, das Flußbett der Nagold oberhalb und unterhalb der drei Brücken zu reinigen und ebenfalls im Akkord zu vergeben. - Besprochen wurde eine Eingabe, es möchte auch die verkehrsreiche Straße unterhalb des Bahnhofs bei I. M. Walzsbesprengt werden. Da dieser Teil Staatsstraße ist, wurde beschlossen, die Straßenbaninspektion zu bitten, das Gießen vorzunehmen und ihr
das nötige Wasser und den städt. Sprengwagen hiezu unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Ehr. Bühler, Schmiedmeister, bittet um die Erlaubnis zur Erstellung eines Wassermotors. Die Erlaubnis wurde in stets widerruft. Weise erteilt unter der Bedingung, daß eine Wasseruhr gesetzt wird. Auf Anregung von Stadttierarzt Bühler wurde bestimmt, daß der dreijährige Schweizerfarren zum Verkauf ausgeschrieben werden soll. Obergeometer Gärtner, der mit den Feldbereinigungsarbeiten gegenwärtig eine 14tägige Pause macht, wünscht, daß die Stadt einen Geometergehilfen anstellt. Es wurde beschlossen, unter der Voraussetzung, daß sich die Kosten dadurch nicht erhöhen, die Geneigtheit zur Anstellung des Gehilfen auszusprechen. - Besprochen wurde die Aufstellung eines Ortsbantechnikers, die nach der neuen Bauordnung notwerckug ist. Ein Beschluß wurde noch nichr gefaßt. - Der hiesige Turnverein feiert Ende Juli sein 50jähv, Stiftungsfest mit Fahnenweihe, womit das Gauturnfest verbunden ist. Unter Anerkennung der schonen Erfolge des Turnvereins wird einein diesbezüglichen Gesuch entsprechend beschlossen: dein Verein eineil Festbeitrag von 400 Mark zu. geben, das nötige Dekorarionsmaterial zur Verfügung zu stellen und die Turnhallewäude ausbessern und streichen zu lassen. Die Turnhalle soll innerhalb einer Woche in Ordnung sein, damit der gegenwärtig provisorisch darin stattfindende Sonntags-Gottesdienst nicht gestört wird. Lutz z. den 3 Königen wurde die Bauerlaubnis zum Umbau seines Brauereigebändes erteilt. Behandelt wurden einige Rechnungssachen. Berichtet wurde über Holz- und Grasverkäufe. Die Oekonomiegebäude der Werner- scheu Anstalt wurden in einzelnen Teilen auf l Jahr bis 31. März 1912) verpachtet. Erlös: zusammen annähernd 100 Mk. Erledigt wurden noch einige unbedeutende Gegenstände.
- Hcrreuberg, 14. Juni. Die 6K. Jahresversammlung des Württ. Hauptvereins der G n st a v - A d o lf-S ti f t u n g nahm gestern hier ihren Anfang. Die Morgenzüge brachten die geistlichen und weltlichen Abgeordneten, die sich um 10 Uhr im Rathaussaal znsammensanden, wo auch die Freunde der Sache Zutritt hatten. Es wurde der Bertcilnngsplan beraten. Zur Verfügung stehen 76 369,20 Mart. Davon sollen Württemberg und Hohcnzvllcrn 52 000 Mark, auswärtige Gemeinden 23 400 Mark erhalten. Die Unterstützung der evan geloschen Gemeinde Söflingen wird nur noch vier Jahre gutgeheißen und ihr für jedes dieser Jahre 3000 Mark verwilligt. Später soll die Gemeinde mit Unterstützung von Ülm sich auf eigene Füße stellen. Der Bereinsvorstand, Hofprediger Dr. Hosfmann, führte bei den Verhandlungen den Vorsitz. Um 12 Uhr war gemeinsames Mittagessen im Gasthof zur Sonne. Nachmittags von 2einhalb bis 5 Uhr fand die öffentliche Hauptversammlung in der Spitalkirche statt, die sich räumlich als zu kleiu für die große Menschenmenge erwies. Durch einen Schülerchor wurden die Verhandlungen eingeleitet, dann folgten die Begrüßungen. Es sprachen Schultheiß Hauser, Konsistorialpräsident Habermaas, der Präsident der Landesshnode, v. Zeller, der Vorstand des Evangelischen Bundes, Traub, denen Bereinsvorstand Dr. Hosfmann erwiderte. Grüße kamen vom Kabinettches des Königs und der Königin, von Kult- minister v. Fleischhauer, der theologischen Fakultät in Tübingen usw. Eine stattliche Reihe von
Festangebinden aus Stadt und Bezirk, dem Königshanse usw. in Höhe von 14 200 Mark wurden mit Ansprachen überreicht. Besonderen Beifall fanden einige reizende Mädchen in kleidsamer Tracht, die ihre Gaben mit hübschen Versen darbrachten. Des weiteren wurden die morgens von der Abgeord- netenversammüng gefaß en Beschlüsse genehmigt. B.i der Abstimmung über die große Liebesgabe mit 3469 Mark siegte Gnndelsheim. Die beiden unterliegenden Gemeinden Sontheim und Wälde-Winterbach erhielten je 120 Mark Schmerzensgeld. Die Stadt ist hübsch beflaggt, das Wetter trüb, aber meist trocken.
ss Binsdorf, OA. Sulz, 14. Juni. Gestern wurde hier im gllter von fast 93 Jahren der älteste Mann der Gemeinde zu Grabe getragen, Philipp Stehle, der früher 30 Jahre lang das Amt eines Nachtwächters versehen hatte. Er war in seinem langen Leben nie Eisenbahn und Postwagen gefahren - gewiß eine Seltenheit in unserer Zeit — und als in unserem Bezirk die Autoverbiudung eingeführt wurde, ließ er sich von seinen Angehörigen an die Straße führen, um dieses Verkehrsmittel der Neuzeit in seinen alten Tagen wenigstens noch sehen zu können.
* Rottwerl, 13. Juni. Heute nacht stieg ein Dieb in die Wohnung des Direktors der hiesigen Reichsbank: zur Beute fielen ihm über 250 Mark Privalgelder und Schmuckgegenstünde in nicht unerheblichem Wert. Die Nachforschungen nach dem Täter werden aufs eifrigste betrieben. Auch in Schwenningen winde gestern nacht ein Einbrnchdiebstahl verübt. ' ;
js Stuttgart, 14. Juni. ^Ständisches. - Der Finanzausschuß der Ersten Kammer beantragt zu dem Entwurf eines Gesetzes, betr. Odewährung von Not- stcindsdarlcheu an Weinbaugemeinden, der Erhöhung der Summe von 240 >1000 Mark auf 300 000 Mk' zuzustimmen.
js Stuttgart, >4. Juni. Die Teilnehmer der Burgen fahrt besuchten heute hier das Rathaus, wo eine Begrüßung durch die Stadtvertretung statt- faud, die sanierte Altstadt, das Armee-Museum und die Schloßkirche im alten Schlvß. Anschließend erfolgte die Fahrt nach Tübingen, wo einer Einladung Der dortigen Stadtväter zum Besuch des Rathauses Folge geleistet und anschließend insbesondere das Schloß eingehend besichtigt wurde.
ss Stuttgart, 14. Juni. Am Sonntag fand hier die Landesversammlung württ. B o d e n r e f o r m e r unter Vorsitz von Oberbürgermeister Jäkle-Heiden- heim im „Herzog Christoph" statt. Der Geschäftsbericht behandelte neben Organisations- und Agi- tationssragen besonders die Beteiligung der Landesgruppe am Bundestag in Gotha im Herbst 1910 und am Kampf um die Zuwachssteuer, und es wurde gegenüber den Klagen über Mängel und Schwächen des Reichszuwachssteuergesetzes nachdrücklich hinge- wieseu auf die Gothaer Denkschrift, wodurch der Bund beizeiten seine Grundsätze für Gestaltung und Verbesserung des Gesetzes bekannt habe. Ueber die Pfingsttaguug des Bundes in Dresden berichtete Pros. P. Feucht-Stuttgart. Der Arbeiten für den Bund und seine Glieder werden es reichlich sein: Wertsteucr auf Grund einer Schützling des Bodens, getrennt vom Gebäude (nach dem Vorgang von England i Reform des Euteignungsrechts, ein Gegenstand zugleich des nächsten Juristen! ags, Förderung des Erbbaurechts durch eine Reichserbbanbank, An-
W ucht. W
Weisheit,und Wissenschaft sind Waffen gegen das Laster; Du, ein gewaffneter Mann, willst sein Gefangener sein? Irrt der Blüde, jo zeigt mickeidig jeder den Weg ihm; Stürzet der Seher hinab, wird er von allen verlacht.
Herder
Neuer Frühling.
Erzählung aus der Gegenwart von O. Elster.
Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Der Sessel Roberts wurde vor den kleinen Altar gerollt, Else stand neben ihm im weißen Kleide, Brautschleier und Myrtenkranz im blonden Haar — sie selbst war so blaß und iveiß wie ihr Kleid und ihr Schleier.
Der Pfarrer sprach tief ergreifende Worte.
„Seid getreu bis in den Tod, so will ich Euch die Krone des ewigen Lebens geben," begann er. „Wahrlich, Ihr seid getreu gewesen bis in den Tod! Euch konnte selbst der Tod nicht schrecken, die gelobte Treue zu halten! Ihr seid treu gewesen angesichts des Todes, der mehr als einmal seine dunklen Fittiche über Euer Leben breitete, deren Rauschen Ihr wohl auch jetzt noch zu vernehmen meint! Aber seid getrost, der allbarmherzige Herr über Leben und Tod, er hält seine Hand über Euch, er wird Eure Treue lohnen, er wird Euch die Krone des Sieges geben. — Seid getreu bis in den Tod! — Ihr seid es gewesen — damals, als die
torbringendc Waffe des Mörders über Deinem Haupte schwebte, Tu zarte Braut — und damals, als die Waffe des Wilden Dich niederstreckte, Du armer Kranker, und Deine Brust durchbohrte. Aber was will diese Treue in Not und Gefahr besagen gegen die Treue, welche Euch hier oor dem Tisch des Herrn zusammenführt? Gegen die Treue dieses Mannes, der in seinem totkranken Herzen noch fest- hält an dein Weib, den: er Treue gelobt — und gegen die Treue des Weibes, das sich dein schwerkranken Gemahl vermählt? Das ist himmlische Treue, meine Lieben! Das ist die Treue, die unser Herr und Heiland mit seinem Opfertode besiegelte! Seid getrost — der Allmächtige wird Euch die Krone des Lebens geben! Und wenn auch noch manche trübe Stund« für Euch kommen wird, Gott wird sie hell machen mit seinem Tröste, mit sei nein Lichte. Denn Ihr seid Christi nachgefolgt, Ihr habt sein Kreuz ans Euch genommen, Ihr habt Treue gehalten, wie Er! Seid getrost, Ihr ioerdet die Krone des Lebens erwerben ..."
Kein Auge blieb trocken bei den tief ergreifenden Worten des greisen Pfarrers. Selbst der Arzt und der Rechtsanwalt konnten sich der Rührung nicht erwehren.
Und als der Geistliche die Hände über die Ehegatten erhob, da sank Else tieferschüttert auf die Knie und senkte das Haupt fast zur Erde nieder.
Wie aus weiter Ferne tönten an ihr Ohr die Worte: „Was Gott zusammengesügt, das soll der Mensch nicht scheiden! Eure Hände, Eure Herzen hat Gott zusammengc- fügt — nichts soll Euch mehr trennen, es sei denn der Tod! Und so gehet denn hin und empfanget den Segen des Herrn! Der Herr segne Euch und behüte Euch! Der Herr- lasse leuchten sein Angesicht über Euch und sei Euch gnädig!
s Der Herr ywe stü» Angesicht über Euch und gebe Euch ; seinen Frieden! — Amen."
j Else blieb noch eine Weile auf den Knien liegen
j Da schreckte sie ein leiser Schrei empor.
; Sie sah, wie sich Roberts Mutter über diesen beugte — er war in Ohnmacht gesunken.
Erschreckt erhob sich Else.
Ter Arzt eilte rasch hinzu.
„Ich habe es mir gleich gedacht," sagte er. „Es war zu viel für ihn."
Man brachte den Ohnmächtigen zu Bett.
Unter den Bemühungen des Arztes kam er nach einiger Zeit wieder zu sich. Sein erster Blick fiel auf Else, di« in ihrem bräutlichen Schmuck neben seinem Lager stand.
In seinen Augen leuchtet« es matt auf.
„Else, mein Weib" . . . flüsterte er, und ein glückliches Lächeln huschte über sein totenblasses Gesicht.
„Ich bin bei Dir, Robert," sagte sie, indem sie sich! über ihn beugte und liebkosend über seine Stirn strich.
„Wie schön Du bist," hauchte er matt. „Bleibe bei mir, meine Else ... laß mich nicht sterben . . ."
„Du wirst nicht sterben, Robert. Ich werde bei Dir bleiben."
Sie setzte sich neben sein Bett und nahm seine Hand in die ihrige.
„Lassen Sie uns gehen," sagte der Arzt leise zu den andern. „Seine Stunde naht . . . lassen Sie uns gehen."
Leise zogen sie sich zurück.
Else blieb allein nrit Robert, der still und ruhig dalag, die fieberglänzenden Augen auf sie gerichtet.
Zuweilen bewegten sich seine Lippen, als ob sie sprechen wollten. Dann beu^e sich Else über ihn. um ihn nacht