auch bekannt gemacht werden, welch großes Ueber- angebot an fetten Schweinen gegenwärtig vorhanden ist. Wurden hier doch vor einigen Tagen für fette Schweine 42 Pfg. geboten, ein Preis, der weit unter den Selbstkosten ist. Es dürfte nicht zu verwun­dern sein,, wenn als Folge dieses Preises auch ein­mal ein Mangel an fetten Schweinen entstehen würde. Den Metzgern sollte aber dringend ans Herz gelegt werden, im Interesse einer geregelten Pro­duktion von Schlachtvieh die Verkaufspreise dem Ein­kaufspreis anzupassen, um durch einen, dem Ange­bot entsprechenden Verbrauch für Absatz des ge­genwärtig vorhandenen Ueberangebots von Schwei­nen zu sorgen. Auf einen Vorhalt den Metzgern gegenüber wegen ihres zu hohen Preises von Schweinefleisch wird von diesen entgegnet: Der Ver­brauch sei zu klein, auch sei der Verdienst an an­deren Fleischsorten zu gering. Eine solche Preis­festsetzung ist aber unrichtig und schädlich. Wenn ein Ueberangebot für eine Biehgattung vorhanden ist, so sollte durch einen dem Einkaufspreis entspre­chenden Verkaufspreis der Verbrauch gefördert, nicht durch hohen Preis mit der Begründung des Prei­ses der anderen Viehgattungen vermindert werden.

js Bieringen, OA. Horb, 1.7. Mai. Bon amt­licher Seite wurden Erhebungen und Verhöre wegen Geisterspuks angestellt. Tatsache ist, daß in einem hiesigen Hanse unerklärliche Dinge sich abspielen, daß sich abends 58 Personen zum Beten dort ein­finden und daß diesem mysteriösen Fall in der Um­gebung das größte Interesse entgegengebracht wird. Ansammlungen bei Nacht vor dem Geisterhanse wur­den streng verboten. Man ist gespannt, wie lange die Geister noch ihr Wesen treiben.

js Oberndorf, l7. Mai. Die von einer Kor­respondenz der Presse übermittelte Nachricht, daß die Einführung des neuen Mause^schen aut'.ma i.chen Armeegewehres von der preußischen und württem- bcrgischen Heeresverwaltung in Aussicht genommen sei, ist falsch. So schnell schießen die Preußen und auch die Schwaben nicht. Wenn, was zu hoffen ist, die Militärverwaltung sich entschließt, dereinst das neue Mauser'sche Selbstladegewehr einzuführen, so erfolgt dieser Beschluß einheitlich für das ganze Reichsheer, nicht nur für die preußischen und würt- tembergischen Kontingente. Außerdem bedarf dieser Beschluß der vorherigen Zustimmung des Reichstags, da es sich um einen Kostenpunkt von mindestens 100 Millionen handeln wird. Richtig ist, daß das neue Mausergewehr schon vor einiger Zeit zahlreichen höheren Militärs, sowohl in Berlin wie hier, vorge- sührt wurde und daß sich unter diesen auch der württembergische Kriegsminister befand.

s j Reutlingen, 17. Mai. (L un g e n u n t e rs u ch - ung.) Mit Unterstützung der Amtskörperschaft hat der hiesige Bezirkswohltätigkeitsverein im Bezirks­krankenhaus eine Auskunsts- und Fürsorgestelle, für Lungenkranke eingerichtet, wo jeder, der sich tu­berkulös infiziert fühlt, unentgeltlich untersucht und beraten wird, wie er sich der Lungenkrankheit ge­genüber zu verhalten hat. In besonderen Fällen wird auch einige Zeit Heilbehandlung gewährt. Es sind nun besonders Arbeiter und kleine Handwerker­kreise und deren Familienangehörige, die diese Für­sorge in Anspruch nehmen. Bei 40 Personen, die in den letzten zwei Monaten untersucht werden, wa­ren 5 tuberkulös, 12 tuberkuloseverdächtig, sechs mit chronischem Bronchialkalarrh, während die übrigen mit anderen Krankheiten behaftet und nur 'sechs

vollständig gesund waren. Die Einrichtung des Be­zirkswohltätigkeitsvereins kann sich demnach als äußerst segensreich erweisen.

jj Schwenningen, 17. Mai. Der Mesner an der hiesigen evangelischen Stadtkirche wurde in letzter Zeit verdächtigt, sich an den Opfergeldern vergrif­fen zu haben, was den fleißigen und redlichen Mann so alterierte, daß er selbst Hand an sich legte. Die Aufregung über den erschütternden Vorfall ist hier um so größer, als man allgemein von der Unschuld des Verstorbenen überzeugt ist.

ss In Neuhäusen a. F. hat ein bissiger Hund ein Brotmädchen angefallen und es förmlich zer­fleischt. Er hatte ihr ganze Stücke Fleisch aus der Wade gerissen. Der Eigentümer des Hundes hatte das Tier erst vor kurzem gekauft. Er erschoß es sofort.

jj Stuttgart, 17. Mai. Am 15. ds. Mts. fand eine Ausschußsitzung des württ. Industrie-Kartells statt. In dieser Sitzung wurde die Erklärung zum Entwurf des Sportelgesetzes im Wortlaut festgelegt. Sie wird demnächst der Regierung und den Mit­gliedern beider Kammern im Druck zugehen. In der Hauptsache stimmt die Erklärung des Ausschusses des württ. Industrie-Kartells mit der Aeußerung, die die Handelskammern abgegeben haben, überein. Da auch der württ. Industrie-Verband sich damit in Uebereinstimmnng befindet, so ist zu hoffen, daß das gemeinsame Vorgehen der berufenen Vertre­ter von Handel und Industrie seinen Eindruck nicht verfehlen wird.

ss Stuttgart, 17. Mai. (Möbelmesse.) Die Möbelmesse in der Gewerbehalle ist schwach befahren. Nachfrage war vor allem nach einfachen Möbeln. Während der ersten Marktstunden rekrutierten sich die Käufer hauptsächlich aus auswärtigen Wiederver- känfern. Auf dem Gewerbehalleplatz werden Küb- ler- und Korbwaren feilgeboten. Der Verkauf ging hier flott von statten.

ss Stuttgart, > 7. Mai. Im Streik der Bau- schlosser haben die Einigungsverhandlungen nun­mehr zu einer Verständigung geführt. Die Arbeit soll am Freitag wieder ausgenommen werden.

st Stuttgart, 17. Mai. Ein Bremser, der am Montag abend bei einem Zusammenstoß zweier Ma­terialzüge in Adelsberg verunglückte, ist gestern nach­mittag im Karl-Olga-Krankenhaus den erlittenen Verletzungen erlegen.

jl Zuffenhausen, 17. Mai. Während der kur­zen Abwesenheit seiner Ehefrau, die eine Bade­wanne für ihren seit einigen Tagen an Lungenent­zündung schwer kranken Mann holte, erhob sich die­ser im Fieberzustande vom Bett, verriegelte die Tü­ren und hängte sich am Fensterriegel auf. Als die Türe gewaltsam geöffnet wurde, hatte der unglück­liche Mann, der ein treubesorgter Familienvater und tüchtiger Arbeiter war, bereits das Leben ausge­haucht.

* Neresheim, 16. Mai. An der Lebe re ge l- krankheit sind in Kerkingen mit den Parzellen Jtzlingen und Meisterstall in den letzten Monaten 60 Kühe "und 128 Rinder zu Grunde gegangen, 134 Tiere wurden verlocht und 54 als krank mit Scha­den verkauft. Der Gesamtschaden wird zu 44 000 Mark geschätzt. Seitens der Amtskörperschaft wird der Gemeinde mit Notstandsdarlehen ausgeholfen, auch eine Hilfsaktion des Staates ist eingeleitet. Die verheerende Krankheit wird auf die ungünstige Wit­terung des letzten Jahrs mit ihren häufigen Ueber-

schwemmungen in den Niederungen des Sechtatats zurückgeführt.

Waldhausen, OA. Neresheim, 17. Mai. In dem benachbarten Beuren brach gestern in dem An­wesen des Bauern Kaufmann aus bis jetzt unauf­geklärte Weise Feuer aus, das in kurzer Zeit das Haus bis auf die Grundmauern einäscherte.

I s Hcidenheim, 17. Mai. Die Arbeiter der Firma Gg. Ziegler, Sägerei, sind wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten.

ff Aalen, 17. Mai. Im benachbarten Wasser­alfingen erkrankte dieser Tage ein 6jähriger Knabe an Vergiftungserscheinnngen nach dem Genuß von giftigen Pflanzen. Heute nacht ist das Kind ge­storben.

Ans dem Gerichtssaal.

jf Stuttgart, 17. Mai. Rechtsanwalt Gustav Eßlinger II ist von der Strafkammer des Landgerichts Stuttgart gestern wegen Beleidigung eines Land­jägers, begangen in einer Schöffengerichtssitzung, zu der Geldstrafe von 50 Mark und zu den Kosten ver­urteilt worden. Dem Beleidigten wurde das Recht zugesprochen, das Urteil auf Kosten des Angeklag­ten öffentlich bekannt zu geben. Die Staatsanwalt­schaft hatte öffentlich Anklage erhoben. i

jj HeWronn, 17. Mai. Großes Aufsehen er­regten seinerzeit in Backnang und Cannstatt Abtrei­bungsgeschichten, die jetzt vor der hiesigen Straf­kammer zur Aburteilung kamen. Im ganzen waren 11 Personen angeklagt. Der Hauptangeklagte, der 40 Jahre alte verheiratete Schuhmacher Friedrich Schönhaar von Backnang, wurde wegen dreier Ver­brechen der versuchten Abtreibung und eines Ver­gehens gegen Paragraph 49 R.St.GjB. zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 7 Monaten, sowie Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren verurteilt. Bon der Unter­suchungshaft werden ihm vier Monate angerechnet. Acht weitere Angeklagte erhielten niederere Strafen und zwei wurden freigesprochen.

jf Hechingcn, 17. Mai. Das Schwurgericht hatte kaum das Urteil gegen den Gerichtssekretär Rech­nungsrat Karl Wesener aus Sigmaringen gefällt, so hatte es bereits einen weiteren ungetreuen Be­amten in der Person des Gerichtssekretärs Rendanten Maurer-Sigmaringen abzuurteilen. Seine Strafe lautet auf zwei Jahre Gefängnis und einer Un­fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 5 Jahren.

Aus dem Reiche.

ff Pforzheim, 17. Mai. Der Schwindler Erich Schulze, dem es gelang, indem er als Bankier und Bergwerksdirektor auftrat, einem angesehenen hiesi­gen Fabrikanten Waren im Betrage von 5000 bis 6000 Mark unter betrügerischen Vorspiegelungen ab­zunehmen, ist nach wochenlangem Suchen in Berlin verhaftet worden. Dem geriebenen Schwindler war es offenbar gelungen, noch mehrfach derartige Schwindeleien zu verüben und die Beute wieder ab­zusetzen. Seinen Helfershelfern ist man auf der Spur.

* In Mannheim hat sich gestern mittag eine erschütternde Familientragödie ereignet. Der 29jährige einzige Sohn des Verwaltungsassi­stenten Krauß hatte sich in das Schlafzimmer seiner Eltern geschlichen, seinen Vater, der ahnungslos im

Dian glaubt nicht, welch einen Zauber ein anerkennendes Wort von Hochgestellten auf Untergebene ausüben kann.

Neuer Frühling.

Erzählung aus der Gegenwart von O. Elster. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Zn bänger Erwartung verbrachte man die Nacht, in der. man einem Angriff entgegensah. Mit den Waffen in den Händen standen die Männer auf ihren Posten, die sie die ganze Nacht über nicht verließen, während die Frauen unter Leitung Elses ihnen Erfrischungen brachten.

Man sah die Lagerfeuer der Herero herüberleuchten; ^ man hörte ihr wüstes Geschrei, ihr Singen und Jubeln. ! Gegen Mitternacht bemerkte man einen vermehrten Tu-- ! mult, wie wenn die Schar sich zum Aufbruch rüstete. Schon glaubte man, daß jetzt die Stunde des Entscheidungskampfes gekommen sei, und fester krampsten sich die Fauste um die Waffen.

Aber der Lärm verhallte allmählich in der Ferne, tiefe Stille trat ein, nur die Lagerfeuer brannten weiter.

Stunde auf Stunde verging in banger Erwartung; aber es erfolgte kein Angriff.

Der Morgen graute und als die Tageshelle rasch, wie es in diesen Breiten naturgemäß ist, die Ebene überflutete, da sah man, daß die Herero ihr Lager verlassen hatten.

Nirgends war eine Spur von ihnen zu erblicken! Sie Waren verschwunden!

«Lrpaunl vttckten such die Bewohner der Farm an.

Könnt Ihr Euch das erklären, Jan?" fragte Wilhelm Lange.Ist das nicht eine neue Kriegslist der Kerle?"

Es mag sein," entgegnete Jan.Vielleicht wollen sie uns aus unserer Festung herauslocken, um dann über uns herzufallen. Jedenfalls müssen wir vorsichtig sein und dürfen uns heute noch nicht herauswagcn. Was meinst Du, Klaas?"

Der alte Bur hatte seine Büchse an die Wand gelehnt und zündete sich seine Pfeife an.

's ist nichts mehr zu fürchten," sagte er.Die Herero sind abgezogen, um ihre Beute in Sicherheit zu bringen,"

Meinst Du wirklich?"

Ja, sie fürchteten überfallen zu werden."

Von wem?" ,, ck ^

Seht dorthin!"

Er wies mit seiner Pfeife nach Westen.

Am Horizont der Ebene tan.hien einzelne Reiter auf, die, vorsichtig, wie Patrouillen, vorrückten. Dann trabten! sie rascher vorwärts. Andere Reiter folgten ein kleine? Trupp und dann tauchte eine geschlossene Masse von etwa! fünfzig Reitern auf.

Eine Schutztruppen-Abteilung!" rief Wilhelm in freu­diger Erregung.Gott sei Lob und Preis! Wir sind ae- rettet!"

.La," sagte Klaas. ..es sind die Reiter aus Windbnk.

Di« Herero haben ihren Anmarsch e.kündet, und >u,d ihnen

aus den; Wege gegangen. Jetzt, Herr, habt Ihr mich wohl nicht mehr nötig ... ich bin müde."

Damit schleuderte der Alte fort, um sich in einem Stalle aus einem Bund Stroh zum Schlafen nieder­zulegen.

Mne prruoige rrrregung oemaryrrgre iicy rcuer.

Robert eilte in das Haus, um Else von der glücklichen Wendung der Dinge Mitteilung zu machen.

Tränen der Freude und des Dankes stiegen in Elses Augen, als sie ihm beide Hände reichte.

Laß uns Gott danken, Robert," sagte sie mit tief bewegter Stimme,der uns in seinen gnädigen Schutz nahm."

Ja, ja, ich danke ihin aus vollem Herzen! Ach, Else, ich werde diese Tage nie im Leben vergessen! Nicht um mein Leben habe ich, gezittert aber der Gedanke an Dich machte mich erbeben. Else, ich hätte es nicht über­lebt, Dich in den Händen jener Räuber zu wissen."

Lebend wäre ich ihnen nicht in die Hände gefallen, Robert," entgegnete sie ernst.

Und ich wäre mit Dir gestorben . . ."

Von seinem Gefühl überwältigt, zog er sie an sich

Zum ersten Mal ruhte sie hingebungsvoll an seiner Brust und duldete seinen. Kuß, den sie erwiderte.

Else, meine teure, liebe Else Du weißt nicht, wie ich Dich liebe!"

Doch, Robert, ich weiß es! Und ich bin Dir dankbar für Deine Liebe."

Nur dankbar, Else? Bist Du auch glücklich? Hast auch Du mich lieb?"

Ich habe Dich lieb, Robert und ich bin glücklich!"

Die Worte klangen zwar innig, aber doch zu ruhig/ als daß sie ans dem Grunde eines wahrhaft liebenden Herzens kommen konnten. Ein leiser Schatten flog bei feiner leidenschaftliche!! Frage über Eises Gesicht; eine leichte Beklemmung bemächtigte sich ihres Herzens eine Unrnbe. wie die Almuna eines lanaiam nabenden Unalncks-