Bette schlief, durch zwei Schüsse in die linke Schläfe getötet, seine Mutter und sich dann selbst zu er­schießen versucht. Die Mutter konnte sich retten. Der Sohn war seit Jahren lungenleidend. Er ist le­bensgefährlich verletzt.

ff Hamburg, 17. Mai. Das Fremdenblatt bringt eine einer hiesigen Firma zugegangenen Depesche, wonach die Landungsbrücke in Lome (Togo) infolge schwerer See ein ge stürzt ist.

Die Katastrophe derDeutschland".

* Düsseldorf, 17. Mai. Graf Zeppelin ist heute morgen in Düsseldorf eingetrosfen und hat sich sofort zur Ballonhalle auf der Golzheimer Heide begeben. Die Anwesenheit des Grafen Zeppelin gilt in erster Linie der Frage, ob Düsseldorf wegen seiner Lage auch in Zukunft Standquartier eines Lustkreuzers sein kann. Graf Zeppelin macht dies von einem vollständigen Umbau der Halle abhängig. Er verlangt zwei Einfahrten, ein Gleis, auf dem das Luftschiff aus- und eingeführt werden kann und eine Verbreiterung der Tore. Es soll, wenn die Stadt diesen Wünschen entspricht, Mitte August das neue Luftschiff, das zur Zeit in Friedrichshafen im Bau ist, nach Düsseldorf gebracht werden.

P. II" verunglückt.

ff Bitterfeld, 17. Mai. Das im Besitze des Luftschifserbataillons befindliche Luftschiff P. 2, das aus der hiesigen Werft der Lustfahrzeug-Gesellschaft in Stand gesetzt war, erledigte heute abend seine erste Probefahrt. Im Begriff zu landen, wurde es gegen die Halle getrieben. Die Hülle stieß an die Halle und erhielt einen Riß, wodurch das Schiss zu Boden kam. Es ist einiger Materialschaden an der Gondel entstanden. Von den sechs Insassen er­litten zwei leichte Verstauchungen des Fußes.

ff Petersburg, 17. Mai. In dem Orte Diwin im Bezirk Kobrin sind durch eine Feuersbrunst liber MO Häuser zerstört worden, darunter eine Volks­schule und ein Hospital. Zwei Menschen sind ver­brannt.

ff Petersburg, 17. Mai. Durch ein Manifest des Kaisers wurde die Schließung des jetzigen fin­nischen Landtags durch den Generalgouverneur für den 24. Mai anberaumt.

* Stockholm, 17. Mai. Der Reichstag nahm nach kurzer Debatte, an der sich in der Ersten Kam­mer der Minister des Aeußern, in der Zweiten der Finanzminister beteiligten, den schwedisch-deut­schen Handelsvertrag an.

Das Kaiserpaar in London.

* London, 17. Mai. Der Kaiser und der Oberst Henry Legge unternahmen heute vormittag mit eini­gen Mitgliedern des Gefolges eine Ausfahrt in offe­nen Automobilen und statteten eine Reihe von Be­suchen ab. Die Prinzessinnen Viktoria Luise und Mary verließen um dieselbe Zeit den Buckingham­palast, um den Tower und auf der Rückfahrt die St. Pauls-Kathedrale zu besuchen.

ff London, 17. Mai. Der Kaiser und die Kai­serin machten heute nachmittag eine Spazierfahrt im Hydepark und nahmen den Thee bei Lord und Lady Londonderry.

Sie fühlte, daß ihre Worte nicht der Wahrheit in dem Sinne entsprachen, wie seine Leidenschaft es herbei­sehnte. Sie fühlte, daß im Grunde ihres Herzens noch immer der Gedanke an einen entschwundenen Jugendtraum lebte, und sie empfand das wie eine gewisse Schuld dem treuen und guten, arglosen Manne gegenüber.

Auch Robert fühlte den Unterschied zwischen seiner und ihrer Liebe. Traurig senkte er den Kopf.

Verzeih meine Frage," sagte er, und wollte sich ent­fernen.

Da schlang Else die Arme um seinen Hals in herz­lichem Mitleid mit ihm und legte das Haupt an seine Brust.

Habe mich lieb, Robert," flüsterte sie bittend,und habe Geduld mit mir. Ich werde Dir einst erzählen, s welcher Gedanke mich quälte. . . aber bei Dir finde ich Frieden und Glück. . . ich habe Dich lieb und ich werde Dich niemals verlassen . . ."

Dank für dieses Wort, meine Elfe ich vertraue Dir wie meinem Gott. . ."

Sie bot ihm die Lippen zum Kuß da erscholl lauter Jubel draußen und ein kräftiges Hurrah ans deutschen Kehlen ertönte dazwischen. Tie Reiter der Schuhtruppe sprengten in den Hof.

13. Kapitel.

Als Else auf die Veranda des Hauses trat, wohin Robert ihr voransgeeilt war, blieb sie erstaunt vor dem Schauspiel stehen, das sich ihren Blicken darbot.

Vor dem Hostor hielt eine Reiterabteilung der Schutz- trnptie auf schaumbedeckten Pferden. Die Reiter in ihren sandfarbenen Tropenuniformcn, aus den: Kopfe den breiten Hut, unter dem die Augen kühn hervorblitzten, ihre von

ff London, 17. Mai. Nach der heutigen Früh­stückstafel in der deutschen Botschaft empfing der Kaiser eine Reihe von Personen.

ff London, 17. Mai. Die Umgebung des Drury Lanc-Theaters bietet einen bemerkenswerten Anblick. Dichte Massen von Zuschauern haben sich versammelt, und beobachten die langen Reihen derjenigen, die mit Lebensmitteln, Büchern und Feldstühlen ausge­rüstet draußen geharrt haben, manche seit gestern morgen, um Sitze in dem nicht reservierten Teil des Zuschauerraums zu erhalten. Britische und deutsche Fahnen flaggen nebeneinander auf dem Theaterge­bäude. Die Pfeiler desselben sind mit Guirlanden ge­schmückt. Darüber ragen die Chisfern G. R., W. I. Die ganze Mitte des ersten Ranges im Theater ist in eine Kgl. Loge verwandelt. Vier Sitze in der er­sten Reihe sind für den König, die Königin, den Kaiser und die Kaiserin reserviert. Prinzessin Vik­toria Luise wird zwischen dem Prinzen Wales und dem Prinzen Artur von Connought Platz nehmen.

Das deutsche Kronprinzenpaar beim Zaren.

ff Zarskoje-Sselo, 17. Mai. Bei schönem son­nigem Wetter sind heute nachmittag 4einhalb Uhr der deutsche Kronprinz und die Kronprin­zessin hier eingetrosfen und vom Kaiserpaar am Bahnhof aufs herzlichste begrüßt worden. Nach Vor­stellung der beiderseitigen Gefolge schritten der Kai­ser und der Kronprinz d'nrch den Pavillon zum Wagen und fuhren nach dem Alexanderpalais. Die Kaiserin folgte im nächsten Wagen mit der Kron­prinzessin. Auf dem ganzen Wege vom Bahnhof bis zum Alexanderpalais wurden der Kronprinz und die Kronprinzessin mit begeisterten Kundgebungen begrüßt. Später traf auch die Kaiserin-Witwe in Zarskoje-Sselo ein.

Marokko.

ff Tanger, 17. Mai. Ein Bote der deutschen Post, der in Fez ausgebrochen war, kehrte zurück, weil er nicht über Mulay Aekonb, einige 15 Kilometer nordwestlich der Stadt, hinauskommen konnte. Als der Bote am 11. Mai die Stadt wieder verließ, wurde gerade ein großer Kampf rings um die Stadt ausgesuchten. Die Truppen, die einen Ausfall aus der Stadt machten, warfen die Aufständischen zu­rück. Die Aufständischen geben zu, große Verluste mit der Eröffnung der Feindseligkeiten gehabt zu haben.

Der mexikanische Ausstand.

ff Newyork, 17. Mai. Wie die Newhork Times aus der Stadt Mexiko meldet, soll die Abdan­kungsurkunde des Präsidenten Diaz be­reits unterzeichnet sein.

ff Newyork, 17. Mai. Nach einer Meldung der Newhork Times aus der Stadt Mexiko hat dev deutsche Gesandte an das Ministerium des Aeußern einen Protest gesandt, in dem erklärt wird, Eigentum und Leben der Deutschen würden unge­nügend geschützt. Die Mitglieder der deutschen Ko­lonie sollen in demselben Sinn eine Petition unter­zeichnet haben.

Vermischtes.

Z Die bayerische Waldbäuerin. In den letzten Jahren war, wie derStraßb. Post" aus München geschrieben wird, in einheimischen und auswärtigen Blättern Wundersames über eine Bäuerin im Baye­

Wind und Wetter, Svnne und Regen gebräunten Gesichter, die blitzenden Waffen, die kleinen, hageren, nervigen Pferde mit den buschigen Mähnen das alles machte einen ro­mantisch-kriegerischen Eindruck, zumal Else noch keine grö­ßere Abteilung der Schntztruppe gesehen hatte.

Wer was sie noch mehr in Erstaunen setzte, das war die herzliche Begrüßung zwischen ihrem Bruder und dem Offizier, welcher die Wteilung augenscheinlich kommandierte.

Der Offizier war vom Pferde gesprungen und schüt­telte Wilhelm beide Hände. Dann umarmte er ihren Bruder und wahrhaftig jetzt küßte er ihn auf die Wange!

Die Worte, welche sie dabei wechselten, konnte Else nicht verstehen. Auch das Gesicht des Offiziers vermochte sie unter dem breiten Schlapphut, der keck an der einen Seite aufgeschlagen war, nicht zu erkennen.

Dann wandte sich der Offizier Robert zu, der hcran- getreten war. Auch ihn begrüßte er mit Handschlag, aber zugleich mit einer förmlichen Verbeugung. Es war offen­bar, daß sich der Offizier und Robert nicht näher kannten.

Jetzt aber richtete der Offizier die Augen suchend nach dem Hause. Er sah Else auf der Veranda stehen, nahm den Hut ab und schtvenkte ihn grüßend in die Höhe.

Else sah voll in das Gesicht des Offiziers und st« erbebte bis in die tiefste Tiefe ihres Herzens. Ihre Wangen wurden totenblaß, ihre Kniee zitterten, sie mußte sich an dem Geländer der Veranda halten, um nicht umzusinken.

War es denn möglich oder täuschte sie ihre er­regte Phantasie.

rischen Wald zu lesen, die weit über hundert Jahre alt sein sollte. Auch wurden. rührende Geschichi- chen über die traurige Lage der alten Frau, die nichts mehr zu essen habe, weitererzählt. Der be­kannte bayerische Dichter Maximilian Schmidt, selbst ein Baherischwäldler, machte sogar ein ergreifendes Gedicht auf das Weiblein, das bettelarm sei, und rief die Nächstenliebe um Hilfe an. Selbst in ame­rikanischen Blättern wurden diese Historien und das Gedicht Maximilian Schmidts weit verbreitet. Die Hilfe blieb auch nicht aus. Lebensmittel in Hülle und Fülle wurden an den Pfarrer jener Waldge­meinde geschickt und bares Geld dazu, bis nahezu 4000 Mark. Auch aus dem Ausland waren nette Sümmchen gekommen. Daneben gab es freilich auch Briefe mit dem Ausdruck der Entrüstung, daß Staat und Gemeinde ein 119jähriges Weib so alt sollte das Weiblein sein! hungern ließen. Niemand aber zweifelte an den 119 Jahren, jeder Zeitungs­leser glaubte es, nur daß sich manche vielleicht wun­derten, daß man in unserer Zeit noch so alt wer­den könne. Die arme Waldbäuerin ist inzwischen gestorben und jetzt wird durch das Pfarramt fest- gestellt, daß sie zwar eine sehr alte Frau war, aber nicht 119, sondern nur 83Lenze erlebt hatte! Ihr Name warJosefa Eder", der wirkliche Name: Weishäupl. In Böhmen geboren, war sie nach Bayern ausgewandert und hatte dort mit 41 Jahren im Jahre 1869 einen beinahe 70jährigen Wäldler geheiratet. Verwandte hatten stets von dem hohen Alter erzählt und so entstand das Märchen von der 119jährigen Waldbäuerin, die an ihrem Lebens­ende noch einmal solche Freuden erleben sollte.

§ Auerhahnjagd im Aeroplan. DerAugs­burger Abendzeitung" wurde folgende nicht ganz unverdächtige, aber jedenfalls hochaktuelle Jäger­geschichte aus Graz gemeldet:Am 27. April un­ternahm der Ingenieur Franz Steinberger, der mit dem Aviatiker Sablatnig in Winklern bei Oberwölz Schanflüge unternommen hat, einen Probeflug mit seinem von ihm konstruierten Aeroplan auf die sog. Spatitzen (Stand der Auerhähne) und schoß um 3 Nhr morgens aus der Gondel einen prächtigen Auer­hahn. Die Abfahrt nach Winklern ging ebenso flott vonstatten wie der Ausflug, und der Aeroplan lan­dete glatt aus einer Wiese. Ob des gelungenen Waid­mannsglücks hat man den Aeroplan mit dem Na­menAuerhahn" getauft/ Daß der scheue Vogel durch das Luftfahrzeug nicht vergrämt wurde, ist sehr merkwürdig, abgesehen von den sonstigen ge­linden Zweifeln, welche die immerhin hübsche und sehr zeitgemäße Jägergeschichte erweckt. Vielleicht war die Fahrt aus dieSpatitzen" gerade am 1: April.

Handel nutz Verkehr.

* Horb, 17. Mai. Tie HoÜ'sche Filzfabrik wurde von den gegenwärtigen Besitzern, Bankiei Eßlinger und Kaufmann Bacher von Horb a. N. mir sämtlichen Gebäulichkeiten, Areal und maschineller Einrichtung um den Preis von Mark 32 000. an das Jmmobilienbüro Albert Preßburger in Horb a. N. verkauft.

Voraussichtliches Wetter j

am Freitag, den 16. Mai: Ziemlich bewölkt, gewitterhast, Regensälle warm, schließlich Abkühlung.

Verkkrjkmtücbel Redakteur L> Lauk, LlUvsrlo Truck u Verlag der W> Ricker'schen Brchtruckerei, !. Lauk. Menstrig.

8 Zur Geschichte der Schokolade. Der junge Flo­rentiner Reisende Antonio Carletti war der Erste, welcher im Jahre 1606 die Schokolade aus West­indien in Italien einsührte. Die Spanier hatten dieses Getränk zwar schon im Anfang des 16. Jahr­hunderts gekannt, ihm aber nicht die Kultur ange­deihen lassen, welche die Italiener demselben zu­wendeten. In Frankreich fand die Schokolade an­fangs als Arzneimittel Eingang. Die ersten Spuren davon finden wir in der Mitteilung, daß AlsonA v. Richelieu, Erzbischof von Lyon, im Jahre 1653 sich des Getränkes, nicht wegen seines Wohlgeschmackes, sondern als Arznei gegen sein Milzleiden bediente;. Die Zubereitung der Schokolade lernte man in Frankreich erst von den Italienern, die lange Zeit in dem Rufe standen, die einzigen zu sein, welche sie gut und kunstgerecht Herrichten könnten. Kardinal Mazarin verschrieb sich aus Italien den berühmten Schokoladier Moro, und der Herzog von Grammont von eben daher den nicht minder bekannten Salva- tore. Der erste berühmte Franzose in diesem Ar­tikel war der Limonadier Audiger. Im Jahre 1758 fabrizierte in Paris ein gewisser Bastide die erste Vanilleschokolade, nachdem die Verbesserung durch Gewürz und Vanille bereits im Jahre 1697 in Lon­don von einem unbekannten Fabrikanten entdeckt worden war. Ludwig der Vierzehnte hatte im Jahre 1659 einem gewissen David Chaitlou die Fabrikation und den Verkauf der Chokolade priviligiert, und so groß war die Teilnahme, welche das neue Getränk trotz des hohen Preises fand, daß Chaillou schon nach wenigen Jahren große Reichtümer gesammelt hatte und sich zur Ruhe setzte.