Frl. M. Metzler. .Rednerin zeigte an einer Reihe van packenden Beispielen, wie wertvoll und begrüßenswert die Arbeit der Bahnhofmissionarinnen ist. Bon der protestantischen und katholischen Bahnhosmission wurden insgesamt 5489 Dienstleistungen geboten und 267 Mädchen in Heime verbracht. Leider sei die Bahnhofmission noch nicht so bekannt, wie es sein sollte.
u Stuttgart, 16. Mai. Der Württ. Krankenkas senverband hält am Montag, 22. Mai, vorm. 8 Uhr in der Turnhalle zu Mergentheim seine Landesversammlung ab. Auf der Tagesordnung steht n. a. die Reichsversicherungsordnung (Interpellation der Eisenbahnbetriebskrankenkasse Stuttgart), sowie die Apothekerfrage.
^ Stuttgart, 16. Mai. Bei den Abbrncharbeiten im Gewand 'Abelsberg fand gestern nachmittag ein Zusammenstoß zweier sich kreuzender Materialzüge statt. Ein Bremser wurde zwischen die beiden Maschinen eingeklemmt und erlitt bedeutende Verletzungen. Sein Zustand ist lebensgefährlich. Ein Heizer trug leichtere Verletzungen davon.
* Eßlingen, l.6. Mai. Zur Feier des lOOjähr. Bestandes des S ch u l le h r e r s e m i n ar s Eßlingen ist seitens der ehem. Zöglinge des Seminars die Sammlung einer Jubiläumsspende zu Gunsten der derzeitigen und künftigen Seminaristen im Gange. Sie hat bereits eine recht ansehnliche Höhe erreicht.
ss Poppenweiler, OA. Lndwigsburg, l6. Mar. Vor einigen Tagen bemerkten die Turbinenwärter des hiesigen Elektrizitätswerks bei Tagesanbruch, daß sich im Kanal oben etwas auf- und abbewegte. Nach einigen Stunden sahen sie nach und nun stellte es sich zu ihrer Ueberraschung heraus, daß der schwimmende Gegenstand ein Reh bock war, der auf dem Wechsel in den Kanal geraten war und nicht mehr herauskam. Das Tier hatte sich drei Stunden lang abgemüht, wieder ans Land zu kommen, und sich dabei, wie der Ludwigsburger Zeitung versichert wird, die Klauen an der Betonwand völlig ab gerieben. Mit Hilfe des Maschinenmeisters Kiesel wurde das dem Ertrinken nahe Tier am Rechen dem nassen Element entzogen und ins Freie getragen, wo es sich bald erholte: es schlug dann den Weg nach dem Wald gemütlich, aber völlig abgemattet, ein. Der Bock sah sich noch mehrmals um, als wollte er seinen Lebensrettern einen Dank abstatten.
ss Heilbronn, 46. Mai. Das Kameralamt ist zur Zeit scharf hinter den großen Vermögen her. Nachdem erst kürzlich in Bonfeld bei einem dortigen reichen Bürger Bücher beschlagnahmt wurden, zwecks Nachprüfung der Steuererklärung, passierte dies auch einem hiesigen reichen Privatier, bei dem die Steuerbehörde etwas mehr von dem schnöden Mammon vermutet, als der glückliche Besitzer wissen lassen will.
fs Heilbronn, 4 6. Mai. (Die Seuchennoh.) Die Maul- und Klauenseuche ist hier im Anwesen des Stadtschäfers vor wenigen Tagen ausgebrvchen. An dieses Anwesen grenzen, nur durch Riegelwand und Zaun geschieden, die Räume, in denen das von der Stadt in Regie gehaltene Zuchtvieh (Farren und Böcke/ nntergebracht ist. Trotz aller Vorsichtsmaßregeln ist die Seuche auch in diesem Stall ausgebrochen. Es war die sofortige Schlachtung aller Tiere nötig, wobei sich ergab, daß zwei der Farren von der Seuche, wenn auch leicht, befallen wa-
« reu. Durch diese sofortige Abschlachtung konnte noch ! ein Erlös von 2423 Mark erzielt werden.
ff Göppingen, 15. Mai. In Kleineislingen sind 4 1 Personen nach dem Genuß von Leberwürsten, dis aus einer Metzelsuppe stammten, ernstlich, doch nicht lebensgefährlich erkrankt.
st Ellwangen, 16. Mai. In Rosenberg ist ein junger Mann, der in Aalen in Arbeit stand, nach dem Genuß von Leberwurst erkrankt und gestern gestorben. Gestern nachmittag wurde die Leiche im Beisein des Untersuchungsrichters seziert.
Die geplante Beförsterungsgebühr.
Gegen die Erhöhung der Beförsterungsgebühr wandte sich kürzlich in einer Eingabe eine Anzahl Gemeinden und Waldbesitzer. Der Verein Württ. Staatsforstbeamten verbreitet nun folgende beachtenswerte Erwiderung:
Gegen die von der Regierung vorgeschlagene Erhöhung der Beförstungsgebühr für die Gemeinde- Waldungen von 80 Pfg. für den Hektar Wald auf 2 Mark wendet sich eine Anzahl waldbesitzender Gemeinden in einer Eingabe an die Landstände, die Verbreitung durch die Presse gefunden hat, mit Gründen, die nicht unwidersprochen bleiben können. Einmal wird auf die Erleichterung hingewiesen, bei 2 Mark Beförsterungsgebühr eigene Gemeindeforstbe- amte- ev. für eine größere Zahl von Gemeindewaldungen, die zu einem Verband vereinigt würden, anzustellen. Nun kostet die Bewirtschaftung von 1 Hektar Wald bei der jetzigen durchschnittlichen Größe der Forstbezirke von 1310 Hektar Staats- und 1160 Hektar Gemeindewald zurzeit, also vor der Gehaltsaufbesserung, rund 3 Mark/künftig mehr und die Gemeinden werden, besonders bei der Möglichkeit 10- jähriger Kündigung ihrer Beamten nicht billiger wegkommen. Sodann wird darüber geklagt, der Oberförster käme zu selten in die Gemeindewaldungen, sie seien ein Stiefkind. Das ist sicherlich nicht die Regel, sondern die Ausnahme und ist, soweit es vorkommt, insbesondere die Folge der zu niederen Beförsterungsgebühr, denn wenn die Gemeinde 80 Pfg. für 1 Hektar zahlen und infolgedessen der Staat mit den Mehrkosten die Staatswaldungen belasten muß, so daß 4 Hektar Staatswald auf 4,90 Mark Bewirtschaftungskosten zu stehen kommt, so ist es erklärlich und entschuldbar, wenn die Oberförster bei großen Revieren und beschränkter Zeit sich in erster Linie den Staatswaldungen widmen. Es liegt daher im Interesse der Gemeinden selbst, eine höhere Beförsterungsgebühr zu zahlen und dafür zu verlangen, daß die Gemeindewaldungen gleich intensiv wie die Staatswaldnngen bewirtschaftet werden. Dann dürfen aber die Forstbezirke nicht wie geplant vergrößert werden. Der Oberförster muß von mechanischen Geschäften entlastet werden, damit er mehr in die Gemeindewaldungen kommen kann. Diese Forderungen vertreten die Oberförster selbst, die alle ihnen anvertrauten Waldungen, ohne Ansehen des Eigentümers, aufs beste bewirtschaften wollen. Ihre bei den verschiedensten Gelegenheiten ausgesprochenen Anschauungen in dieser Hinsicht hat Oberförster Dr. Wörnle in seiner Schrift: ,,Die zweckmäßige Größe der Forstbezirke" zusammengefaßt, und Oberförster Schleicher beschäftigt sich in seiner Schrift: .,Kritische Betrachtungen über die württ. Gemeindewaldwirtschaft" mit dem gleichen Gegenstand. Die Ober
förster finden eben vielfach — zum Glück in abnehmendem Maße — bei der Durchführung des Grundsatzes größter Wirtschaftlichkeit in den Gemeindewaldungen Widerstände. Vor allem ist dies beim Unterpersonal der Fall, das nicht technisch vorgebildet ist und vielfach nichts versteht, ja zum Teil aus Gründen der Armenunterstützung die Stelle als Waldschütz erhält, sodann bei den Gemeinden selbst, wenn sie mehr Holz hauen wollen, als nachhaltig möglich ist, sich gegen Erziehungshiebe, wie Reinigungen u. Durchforstungen wehren, nicht genügend kultivieren oder mehr Streu wollen, als dem Wald zuträglich ist. Wenn zur Ueberwindung solcher Widerstände der Oberförster genötigt wird, die Waldwirtschaft von ihren fremden Einflüssen zu befreien oder die Interessen der künftigen Generationen gegen die Ansprüche der gegenwärtigen zu verteidigen, so kann er sich nicht beliebt machen. Möchten die Gemeinden ihre Waldwirtschaft immer mehr nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten betreiben und einsehen, daß bei den stetig steigenden Holzpreisen ihre Verbesserung eine gute Kapitalanlage ist, dann werden sie der geplanten Beförsterungsgebühr ein anderes Gesicht abgewinnen.
Lus dem Reiche.
* Forchheim, 15. Mai. Die „Forchheimer Zeitung" meldet aus Teuschnitz: Gestern gegen 12 Uhr mittags, nach dem Hauptgottesdienst, brach in einer kleinen Scheune Feuer aus, das sich, durch den starken Wind angefacht, rasch verbreitete, sodaß bis gegen vier Uhr bereits 35 Wohnhäuser mit Scheunen und Nebengebäuden niedergebrannt waren.
* Posen, 16. Mai. Die Kronprinzessin traf heute nachmittag gegen 2 Uhr hier ein und setzte mit dem Kronprinzen die Reise nach Petersburg fort.
* Posen, 16. Mai. Die Ostdeutsche Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft wurde heute unter Anwesenheit des Kronprinzen feierlich eröffnet. Mehr als 4100 Aussteller gewähren einen bedeutsamen Einblick in das gewerbliche und geschäftliche Leben des Ostens.
Die Zerstörung des Zeppelin-Luftschiffes „Deutschland."
* Düsseldorf, 16. Mai. Das Luftschiff „Deutschland" wurde beim Heransbringen aus der Halle vom Ostwind erfaßt und gegen die der Halle vyrs gebaute Schutzwand geworfen. Der Schiffskörper > knickte mit dem vorderen Teile ein. Der Wind ergriff das Schiff von neuem und riß es empor, so daß es auf das Dach der L u ft s ch if f ha l lei geschleude rt wurde. Das Schiff zerbrach nun in drei Teile, die auf dem Dach der Halle und an der Schutzwand hängen blieben. In der Passagierkabine befanden sich vier Herren, darunter Kommerzienrat Rudolf Pönsgen und Kommerzienrat Pfeiffer aus Düsseldorf, ferner vier Damen. Die Passagiere mußten durch Feuerwehrleute von dem Dach der Halle heruntergeholt werden. Auf die gleiche Weise wurden die Bedienungsmannschaften gerettet. Die Beschädigungen des Luftschiffes sind sehr erheblich. Ein großer Teil des Gerippes muß erneuert werden. Die Gaszellen und Maschinen sind intakt geblieben.
Willst du eine Freude ganz allein für dich genießen, so nimmt ihr Reiz alsbald ab.
Neuer Frühling.
Erzählung aus der Gegenwart von O. Elster. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
12. Kapitel.
„Für diese Nacht werden sie uns Wohl zufrieden lassen," sagte Wilhelm, während er seinen Repetierstutzen von neuem lud.
„Sie haben genug gekriegt!" entgegnete Robert noch erregt von dem Kampfe. ,Lch glaube, sie kommen überhaupt nicht wieder!"
„Da seid Ihr im Irrtum, Herr," warf Jan ein. „Der heutige Kampf war nur das Vorspiel. Die berittenen Herero bildeten die Vorhut der Hauptmacht, die unberitten ist; die Berittene» versuchten die Farm durch Ueberraschung zu überrumpeln, da ihnen das nicht gelungen ist, so wird die Hauptmacht anrücken zu einer ordentlichen Belagerung. Wartet erst einmal den Dag ab."
„Sollte man nicht versuchen, den Verwundeten draußen Hilfe zu bringen?" fragte Else, da einzelne Schreie und Schmerzgeheul vom Kampfplatz herüberdrangen.
„Wenn Sie in dem Augenblick, wo Sie sich mit den Verwundeten beschäftigen, eine Kugel oder einen Pfeil — denn einzelne der Herero tragen noch Bogen und Pfeile
bei sich, wie ich vorhin sah — in der Brust haben oder wenn Sie sich den Kops spalten lassen wollen, bann mögen Sie gehen, Fräulein. Glauben Sie mir aber, die hinterlistigen Kerle liegen nicht weit von ihren Toten und Verwundeten im hohen Gras versteckt und lauern nur auf den Augenblick, wo sich einer von uns außerhalb der Mauer zeigt, um ihn meuchlings niederzumachen. Lassen wir die braunen Schufte selbst für ihre Verwundeten sorgen. Oder wenn diese zugrunde gehen, ist's auch nicht schade drum. Man müßte diese Bande mit Kind und Kegel ausrotten."
„Aber, Jan!"
„Ja, ja, ich weiß schon, was Sie sagen wollen! Kultur- Aufgaben — Moral — Gesittung — Religion! Aber ich sage Ihnen, Sie werden nicht eher Ruhe und Ordnung im Lande schaffen, als bis Sie es mit dem braunen Volke machen, wie es die Ainerikaner mit den Rothäuten gemacht haben. Ausrotten — den Ueberrest auf Reservationen fest- halten und denjenigen, welcher die Grenze der Reservation überschreitet, einfach niederschießen!"
„Ich glaube nicht, Jan, daß das deutsche Volk sich mit solcher Kolonisations-Methode einverstanden erklären würde."
„Ach ja, die Deutschen sind zu sentimental! Sehen Sie sich einmal die Engländer an — die verstehen es besser! Wir haben es leider am eigenen Leibe erfahren müssen!"
„Laßt's gut sein, Jan. Ein andermal wollen wir uns länger über diese Dinge unterhalten. Jetzt haben wir ernsteres zu beraten"
„Das stimmt! Jetzt ist allerdings keine Zeit dazu."
Er begab sich zu den Hottentotten-Knechten, die infolge des Sieges über die Herero in sehr gehobener Stimmung
waren. Sie kamen pch vor wie Helden und prahlten gegenseitig mit großen Worten.
Jan benutzte diese Stimmung, um sie für die bevorstehenden Gefahren zu ermutigen und zu begeistern.
Wilhelm ließ Nahrungsmittel und ein wenig Branntwein unter die Leute verteilen, was mit Dank und Jubel ausgenommen wurde. Sie sollten die ganze Nacht auf ihren Posten bleiben, Klaas und Jan abwechselnd die Ueber- wachnng übernehmen.
Jan sollte übrigens recht behalten.
Schon in der Frühe des folgenden Tages zeigte sich in der Ferne ein großer Trupp berittener und unbcrittcner Herero. Sie hielten sich vorsichtig außerhalb der Schußweite. Dann aber trennte sich der Haufe in drei Teile — der eine marschierte nach rechts, der andere nach links, während der dritte ruhig stehen blieb.
Man wollte die Farm augenscheinlich von drei Seiten zugleich angreifen.
Gegen Mittag erfolgte dann auch der Angriff. Die Reiter jagten wie toll heran und schwenkten dann nach den Seiten ab, ohne sich dem Feuer aus der Ansiedlung auszusetzen. Dagegen sprangen plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, die unberittenen Herero auf, die sich bis auf zweihundert Schritt an die Farm herangeschlichen hatten. Jetzt stürmten sie mit wildem Geschrei auf dieselbe los, indem sie ihre Gewehre abschossen und Speere entsendeten.
Es war ein furchtbarer Anblick, diese wilden, braunen Gestalten, mit den Fellen wilder Tiere bekleidet, mit rohen kriegerischen Emblemen herausstaffiert, den Ausdruck wildester Mordlust in den Augen, daherstürmen zu sehen. Die Neger-Knechte und Arbeiter auf der Ansiedlung erzitterten k«>i di-spn, ^>kx>n Mitdeiin. RiKiaet lind ?r<rn niardten