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Die Wochenausgabe (Schwarzwälder SonntagSblatt) kostet vierteljährlich 50 Mg.

Fernsprecher Nr. 11.

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Ausgabe in Altensteig-Stadt.

Mittwoch, 17. Mai.

Amtsblatt sSr Psalrgrafenweiler.

1S11.

Jeden Tag

werden Neu-Bestellungen auf die ZeitungAus den Tannen" bei der Expedition, unseren hiesigen Austrägern, von allen Postanstalten, Briefträgern und Landpostboten, sowie von den Agenten entgegengenommen.

Das Problem der Schüler-Selbstver­waltung bildet nach wie vor eine der interessan­testen Fragen der Jugenderziehung, obwohl man eine bestimmte Lösung noch nicht hat erzielen rönnen?. Der Brandenburgs che Verein stur höheres Mädchen­schulwesen beschäftigte sich sogar mit der Frage, ob auch für Mädchenschulen die Selbstverwaltung zu empfehlen sei. Man nahm einstweilen eine abwar­tende Stellung ein. Die Schüler-Selbstverwaltung soll darin bestehen, daß die Schüler sich einen Aus­schuß wählen, der der Schulleitung bestimmte Wünsche vortragen darf. Man glaubt, dadurch ein engeres Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern herzustellen.

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Der Privatbesuch unseres Kaiserpaa­res in London fällt mit den wichtigsten parla­mentarischen Kämpfen daselbst zusammen. Am Mon­tag begann im Unterhause die dritte Lesung der viel erwähnten Vetobill und im Oberhause die zweite Lesung des Reformentwurss des Lord Landsdowne über die Zusammensetzung des Oberhauses. Trotzdem durch diesen Entwurf die bisher unbeschränkte Mit­gliederzahl des Oberhauses, die z. Zt. 619 beträgt, aus 350 beschränkt, ausschließlich Geburtsrecht aus­gehoben und die Proportionalwahlen eingeführt werden sollen, lehnen die gegenwärtige liberale Re­gierung, sowie das Unterhaus den Landsdowneschen Entwurf ab, da es ihnen auf eine Beschränkung des Budgetsrechts, nicht aber auf eine abgeänderte Zusammensetzung des Oberhauses ankommt. Zur Entscheidung wird die Angelegenheit erst nach den Krönungsseierlichkeiten im Juni kommen, die mit dem Besuch des deutschen Kaijerpaares eingeleitet worden sind.

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Es war doch eine seltene Frau, Königin Vik­toria von England, deren Monument setzt in Gegenwart ihrer Kinder und Enkel, zu welchem auch das deutsche Kaiserpaar gehört, in London enthüllt ist. Von sonstigen Frauen-Denkmälern ist dem mäch­tigen Ausbau nur das der Kaiserin Maria Theresia in Wien zur Seite zu stellen, aber es entspricht der Bedeutung der Regentin, die über ein halbes Jahrhundert das britische Weltreich regierte. Ihr ältester Sohn Edward VII. ist vor der Fertigstellung des Standbildes dahingeschieden, der erst während sei­ner Regierung erkennen ließ, daß er weit mehr vom Geiste seiner Mutter geerbt habe, als er vorher ahnte. Königin Viktoria war keine sanfte Frauen­natur; unser Kaiser sprach stets mit großer Zärt­lichkeit von seiner Großmutter, aber nie vergaß die Herrscherin über Stunden des gütigen Familien­oberhauptes die Energie der Königin. Ihr Gatte, der früh verstorbene Prinz Albert von Sachfen-Coburg- Gotha, alle Verwandten haben das erfahren, und in der Politik auch ihre Minister. Ihre kleinen Hände wußten da, wo es ihr daraus ankam, die Zügel der Regierung recht fest zu halten, und so verkör­perte sich mit Recht in der Monarchin das Bild englischer Majestät. In der Reichshauptstadt war sie nur während der kurzen Regierung ihres Schwieger­sohnes, des Kaisers Friedrich, häufiger in Coburg, der Heimat ihres Gatten. Eine Vorliebe für deut­sches Wesen besaß sie kaum, ihr kluger Sinn bewahrte sie indessen vor den Vorurteilen ihrer Landeskinder. Ueber Menschengröße ist Königin Viktoria, die so viel in ihrem Leben erfuhr, nicht hinausgewachsen, aber sie charakterisiert doch dies lange Zeitalter briti­scher Entwicklung. Die Enthüllung ihres Monu­ments gilt als Beginn für die Krönungsfestlichkeiten ihres Enkels, des Königs Georg V.

Der französische Vormarsch des Ge­nerals Moinier aus Fez wird jetzt mit sol­chem Eifer gefördert, als wenn die äußerste Ge­fahr im Verzüge wäre. In Wirklichkeit ist die Lage unbedenklich. Mchtig ist es, daß die Expedition Frank­reichs die Eingeborenen zu Feindseligkeiten reizt. Spanien, das hinter Frankreichs Eifer nicht zurück­stehen will, sagt offener als dieses heraus, daß es eine Reihe von Plätzen des nordwestlichen Küstenge­bietes besetzen will. Ein Einspruch der Mächte ist einstweilen nicht zu erwarten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 16. Mai.

Die Beratung der Reichsbersicherungsordmmg wird bei Paragraph 521, 9. Abschnitt fortgesetzt. Die Paragraphen 521 bis 527 handeln von den Knappschaftskrankenkassen. Die Paragraphen 521 u. 527 werden in der Beratung verbunden. Zu Para­graph 525, der die geheime Wahl für die Ver­treter der Versicherten in der Generalversammlung in den Knappschaftskassenvorstand und Zulassung der Verhältniswahl vorsieht, liegt ein sozialdemokra­tischer Antrag vor, der für die Sicherung des Wahlge­heimnisses besondere Vorkehrungen treffen und die Knappschastsinvaliden einführen will. Nach kurzer Debatte wird der sozialdemokratische Abänderungs­antrag zu Paragraph 525a mit 230 gegen 83 St. abgelehnt und der Rest des Abschnitts 9 nach den Kommissionsbeschlüssen erledigt. Inzwischen macht Präsident Gras Schwerin-Löwitz Mitteilung von einer Einladung der Stadt Dresden zum Besuch der Aus­stellung am Sonntag den 28. Mai. Es folgt Ab­schnitt 10 (Ersatzkassen) Titel 1. Paragraph 528 wird unverändert angenommen. Zu Paragraph 530 wird ein Kompromißantrag Schultz angenommen, wonach ein Bersicherungsverein Versicherungspflich- tige zurückweisen darf, die ans einer früheren Mit­gliedschaft der Ersatzkasse Beiträge schulden oder aus eiuer Versicherung Anspruch mindestens auf die Lei­stungen einer Krankenkasse haben. Der Rest des Ti­tels 1 sowie Titel 2 (Verhältnis zu Kranken­kassen) wird angenommen. Abschnitt 11 (Schluß- und Strafvorschristen) wird nach den Kommissionsbeschlüssen erledigt. Damit ist das zweite Buch (Krankenkassen', erledigt. Es folgt das dritte Buch: Unfallversicherung. 1. Teil Gewerbe­unfallversicherung, erster Abschnitt: Umfang der Ver­sicherung (Paragraph 560573). Die Paragraphen bis 569 werden unter Ablehnung der sozialdemo­kratischen Anträge nach den Kommissionsbeschlüssen angenommen und die Weiterberatung um 7einhalb Uhr auf morgen 12 Uhr vertagt.

Landesnachrichten.

17. Mat.

* Heute früh fiel ein ca. 2jähriges Kind an einer tieferen Stelle in die Nagold. Glücklicherweise konnte dasselbe noch rechtzeitig dem nassen Elemente entrissen werden, bevor es weiteren Schaden ge­nommen hat.

* Sonderfahrt an die Wasserkante. Das Pas­sage-Bureau Rominger in Stuttgart wird auch in diesem Jahr wieder eine und zwar die 7. Son­derfahrt nach der Wasserkante des Württ. Landes­verbands des Deutschen Flottenvereins in der Zeit vom 3. bis 10. August veranstalten. Die Reise führt von Stuttgart nach Bremen-Bremerhaven und über Helgoland nach Kiel-Hamburg, in welch letzterer Stadt sich deren Besichtigung und einem Ausflug nach Friedrichsruh die Gesellschaft auflöst. Aus­führliche Programme sind bei der genannten Firma sowie bei den Ortsgruppenvorständen des Deutschen Flottenvereins kostenfrei erhältlich.

ss Neuregelung der Veräußerung eingezogener Weine. Während in der Regel die eingezogenen Weine zur Essigbereitung oder zur Verarbeitung auf Brannt­wein an in Württemberg gelegene Fabriken zu ver­kaufen sind, kann nach einem neuesten Erlaß des

Justizministeriums je nach Umständen der Verkauf des eingezogenen Weines auch an in Württemberg wohnende Abnehmer als Haustrunk dann stattfin­den, wenn das Getränk zum mindesten den in Para­graph 11 Abs. 1 und 2 des neuen Weingefetzes für Haustrunk aufgestellten Erfordernissen entspricht. Es muß aber dafür Gewähr geschaffen sein, daß das Getränke nur im eigenen Haushalte des Käu­fers verwendet oder ohne besonderes Entgelt an die in seinem Betriebe beschäftigten Personen zum eigenen Verbrauch abgegeben wird. Die Abgabe an Wirte und Weinhändler ist für die Regel ausgeschlos­sen und die Veräußerung jeweils nur in kleinen, den Verhältnissen bei den Käufern entsprechenden Mengen, je nach Umständen an eine größere Mehr­zahl von Einzelläufern oorzunehmen. Zu dieser in Aussicht genommenen Weiterverwendung der eingezo­genen Getränke ist die Genehmigung des zustän­digen Oberamts einzuholen, falls die Genehmigung nicht erteilt wird, sind die Getränke zu vernichten. Getränke, die nur aus dem Grund eingezogen sind, weil ihre Bezeichnung den gesetzlichen Vorschriften nicht entspricht, sind unter gesetzmäßiger Bezeich­nung zu verkaufen.

* Calw, 16. Mai. Zur Gründung eines Be­zirks-Pferdeversicherungsvereins sind nun die nöti­gen Anmeldungen eingelaufen, so daß der Bestand dieses Vereins gesichert ist.

ss Horb, 16. Mai. Von Nah und Fern strömten gestern Männlein und Weiblein nach Rexingen zu einer Hochzeit. Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ewiger Bund zu flechten: Die Hochzeits­dokumente des aus Oesterreich stammenden Bräuti­gams waren nicht eingetroffen. Infolgedessen konn­ten weder der Standesbeamte noch der Ortsgeistliche ihres Amtes walten. Der Hochzeitsschmaus und die Musik nahmen dennoch den gewöhnlichen Verlauf..

ss Sparchingen, 16. Mai. Der in den dreißiger Jahren stehende Fuhrmann Johannes Hermle kam gestern abend gegen 7 Uhr in der Nähe von Den­kingen unter seinen schwer mit Holz beladenen Wa­gen, dessen Räder ihm über die Brust gingen. Er wurde schwerverletzt in das Haus des Altschultheißen Schnee in Denkingen gebracht. Ob Lebensgefahr be­steht, ist noch nicht festgestellt.

ss Stuttgart, 16. Mai. Im Laufe dieser Woche werden noch von den hiesigen Truppen ein oder zwei Bataillone ihr Bataillonexerzieren auf dem Lud­wigsburger Exerzierplatz abhalten, da der Cann- statter Exerzierplatz sich als zu klein erweist.

st Stuttgart, 16. Mai. Auf dem Verbands­tag der württ. landw. Genossenschaften waren 556 Genossenschaften durch fast 1000 Dele­gierte vertreten. Dem Verband gehören an 1515 Genossenschaften mit rund 163 000 Mitgliedern. Der Gesamtumsatz allein der 1164 Darlehenskasfenver- eine wird auf 205 Milt. Mark geschätzt. Die Re­vision wurde bei 1436 Genossenschaften ausgeführt, d. h. bei j ämtlichen Genossenschaften, die im letz­ten Jahr eine Rechnung abzuschließen hatten. Zufrie­denstellend wurde die Geschäftsführung befunden bei. 883 Genossenschaften (61,5 Prozent), verbesserungs­bedürftig, aber unbedenklich bei 547 Genossenschaften (38 Prozent), bei 5 Darlehenskassenvereinen und 1 Latrinenverkaufsgenossenschaft gab die Geschäfts­führung zu Bedenken Veranlassung. Die Verwal­tungskosten des Verbands beliefen sich auf 64 807 Mark, zur Deckung wurde ein Staatsbeitrag von 36 000 Mark gewährt. Das bei der Zentralkasse angelegte Verbandsvermögen beläuft sich jetzt auf 39 722 Mark. Der Geschäftsbericht und die Ver-, bandsrechnung wurden gutgeheißen. Zentralkassen^ Direktor Schmidt warnte vor Zersplitterungsversu- chen und teilte mit, daß die Bildung eines Ver­bands für Genossenschaftliche Biehverwer-, tung vorbereitet sei und daß demnächst ein beson­derer Geschäftsführer dafür aufgestellt werde.

st Stuttgart, 16. Mai. Die erste Landeskonferenz der Mädchenschutzvereine fand gestern in der Stuttgarter Marienanstalt statt. Ein bemerkenswer­tes Referat über die Bahnhofmission erstattete

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