Dienstbesch-reibungen wird ihnen Gelegenheit gege den, sich zur Sache zu äußern. Auch abgesehen da von, daß sich der Verband für allgemeine Wünsche und Interessen der Unterbeamten zu verwenden pflegt, kann hiernach ein Bedürfnis znr Schaffung von Unterbeamtenausschüssen bei den Postämtern nicht anerkannt werden. Außerdem ist darauf hinzu weisen, daß die kgl. Staatsregierung die Schaffung von Beamten- u. Unterbeamtenausschüfsen aus grundsätzlichen, auf dem Wesen der Natur des Be- amlenve'rhältnisses beruhenden Erwägungen für den gesamten Bereich des Staatsdienstes abgelehnt hat."
h Stuttgart, 19. April. Bei Erledigung der den M i li t ä r a u w ä r t e r n vorbehalteneu etats mäßigen Beamtenstellen wie Gerichtsdiener, Kanz tistenstellen werden in Zukunft dem Wunsche der Militäranwärter entsprechend die zu besetzenden Stet len im Staatsanzeiger bekannt gegeben werden, so daß die Bewerber Gelegenheit haben, sich zu melden.
ss Stuttgart, >9. April. Schon seit längerer Zeit hat die Öffentlichkeit über die Vorgänge auf der Lanz'schen Luftschiffwerft keine Mitteilungen mehr erhalten, nur hie und da tauchten in der Presse Nachrichten auf, nach denen das bereits ge taufte Luftschiff abmontiert und der ganze Ban aufgegeben worden sei. Diese Meldungen entsprechen nicht den Tatsachen. Erst in letzter Zeit hat Professor Schütte einem Vertreter der Presse Einblicke in die Werft gewährt. Das Luftschiff ist in seinen Dimensionen im wesentlichen fertiggestellt. Auch das Gerücht, nach dem das aus Holz bestehende Gerippe als zu schwer befunden worden ist, wird als unrichtig bezeichnet, vielmehr wurden nur 4000 Kilogramm Material in den Ballon hineingebant. Der Bauherr Karl Lanz sowohl wie der Erbauer Professor Schütte lehnen es entschieden ab, irgendwelche weiteren Mitteilungen über ihre Pläne und Absichten in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen.
js Stuttgart, 19. April. Auf dem Truppenübungsplatz Münsingen beginnt heute ein besonderer 4wöchiger Ausbildungskursus für Offiziere des Beurlaubtenstandes der Infanterie und Pioniere.
H Stuttgart, 10. April. (Eine Liebeserklärung im Kindermund.) Folgende ergötzliche Liebeserklärung, die ein Siraßenpassant am Samstag in Cannstatt mit anhörte, .erzählt die Schwäbische Tagwacht: Einige Kinder stehen in der Bahnhofstraße an einem Schaufenster. Beim Voneinandergehen sagte ein etwa 8 Jahre alter Knabe zu einem etwa l Ojähr. Mädchen: „Willst du net mei Schätzte werde?" und drückte ihr dabei inniglich die Hand. Das Mädchen lachte herzlich auf und sagte: „Noi, du gohst ja erst in die zweite Klasse". Gesenkten Hauptes verließ d arauf das Bübchen mit seiner Klassenmütze das ihm nachschauende Mädchen.
js Untertürkheim, 19. April. Wegen zu niederer Akkordpreisfestfetzungen ist es in der Abteilung Montierung der Daimler'schen Werke zur Verweigerung der Arbeit gekommen. Eine Kommission zur Unterhandlung mit der Direktion wurde mehrere- rnale abgewiesen. Auch der Vorschlag der Arbeiter, die Direktion solle die umstmttene Arbeit von zwei Leuten anfertigen lassen, die die Firma selbst unter der ganzes Arbeiterschaft auswählen könne, wurde nicht angenommen. Darauf hat die Abteilung nicht wieder die Arbeit ausgenommen. Es kommen e'wa 28 Mann in Betracht.
!! Eßlingen, 18. April. Das hiesige Lehrerseminar, das dieser Tage sein >00. Schuljahr abgeschlossen hat, wird in den Tagen nach Pfing sten die Feier des 100jährigen Bestehens begehen. Die Hauptfeier findet am Mittwoch den 7. Juni statt.
st Eßlingen, 19. April. In den hiesigen Male r g e s ch ä f t e u ist die normale Arbeitszeit von seither 10 auf Oeinhalb Stunden herabgesetzt und die Mittagspause statt seither von 12 1 Uhr bis halb
2 Uhr verlängert worden.
Bietigheim, 19. April. Heute um die Mittagsstunde sprang die Frau des Fabrikarbeiters Fischer mit ihven drei Kindern, zwei Mädchen im Alter von einhalb und 2 Jahren, und einem Knaben von vier Jahren bei dem Eisenbahnviadukt in die Enz. Während der Knabe noch lebend gerettet werden konnte, ist die Frau mit den beiden Mädchen ertrunken.
H Türrmenz-Miihilacker, 19. April. Das 4jährige Mädchen des Maurermeisters Kommon fiel gestern abend in die Enz und ertrank.
jj Kirchheim u. T., 19. April. Im Rindenmaga- zin und der Lohemühle der Schöllkopf'schen Dampfgerberei ist gestern nacht Feuer ausgebrochen, das bei seiner Entdeckung um l 1 Uhr schon solch große Dimensionen angenommen hatte, daß sich die Feuerwehr auf den Schutz dür Nachbarhäuser beschränken mußte. Das Feuer fand in den Rindenvorräten reiche Nahrung und sandte feurige Lohen zum Nacht- Himmel empor. Das Gebäude, Maschinen und 600 Zentner Eichenrinde wurden - ein Raub der Flammen und es dürfte ein Gesamtschaden von ca. 6000 Mark entstanden sein. Der Betrieb der Gerberei erleidet keine Unterbrechung, da sie in einem massiven Nebengebäude untergebracht ist.
st Aalen, 19. April. In Unterriffingen entstand gestern nachmittag ein Waldbrand, dem etwa 25 Morgen 3- bis 12jähriger Tannenkultur zum Opfer fielen. Der Schaden ist beträchtlich..
st Blauheureu, 19. April. Gestern nacht, etwa um 2 Uhr brannte in Berghülen, hies.-Oberamts, die Gastwirtschaft zum Ochsen vollständig ab. Während einer Hochzeitsseier, die in diesem Wirtshaus stattfand, wurde der Brand gelegt. Der Täter ist noch nicht ermittelt. Der Besitzer Keßler ist schwer geschädigt. Der Gebäudeschaden beträgt 12 000 Mk.
st Mm, 19. April. Der vormals Thur» und Taxische Postillon Scheuffele konnte vor wenigen Tagen seinen 85. Geburtstag begehen. Scheuffele erzählt noch gerne von der eisenbahnlosen Zeit, in der er eine Menge hoher Herrschaften, darunter Könige und Kaiser, gefahren hat.
st Saulgau, 19. April. Gestern abend dreiviertel 6 Uhr brach in dem Wunibald Weberschen Wohnhaus in L a m p e r ts w e i l e r samt angebauter Scheune mit Strohdach Feuer aus, das alsbald auch auf das Anwesen des Polizeidieners Besser übersprang. Beide Gebäude samt Scheuern sind vollständig niedergebrannt.
st Friedrichshafen, 19. April. Das dreijährige Söhnchen einer hiesigen Beamtenfamilie machte sich an einem Kleiderkasten, der bei der Reinigung auf die Seite gestellt worden war, zu schaffen. Der Kasten fiel nm und auf das Kind, das so schwere Verletzungen erlitt, daß es kurze Zeit darauf starb.
Maul- und Klauenseuche.
Auf 15. April ds. Js. waren in Württemberg in 39 Oberämtern l39 Gemeinden und 1477 Gehöfte (auf 31. März ds. Js. waren es 1570 und auf 15. März 1636) verseucht. Am weitesten verbreitet ist die Seuche im Neckarkrers in 51 Gemeinden und 634 Gehöften, dann folgen der Donaukreis mit 36 Gemeinden und 406 Gehöften, der Schwarzwaldkreis mit 30 Gemeinden u. 315 Gehöften u. der Jagstkreis mit 22 Gemeinden und 122 Gehöften. Im Monat März sind an der Seuche gefallen: 480 Rinder und Kälber, 85 Schweine und 14 Ziegen. Der Erfolg der behördlichen Be- kämpsnngsmaßregeln ist in den einzelnen Bezirken und Gemeinden sehr verschieden. Wo die Bevölkerung die behördlichen Maßnahmen in verständnisvoller ! Weise unterstützt, sich der ungemein leichten Ueber- - tragbarkeil der Seuche und insbesondere der Gefähr- ! lichkeit des Personenverkehrs stets bewußt bleibt, l und wo die fortlaufende Desinfektion der Stalleingänge und der mit Pflege der erkrankten Tiere betrauten Personen sorgfältig und gewissenhaft ausge- sührt wird, da gelingt es in der Regel, die Seuche auf ein oder wenige Gehöfte in einer Gemeinde zu beschränken. Wo diese Voraussetzungen fehlen, nimmt. die Seuche meist sehr rasch zu und läßt sich mit behördlichen Maßnahmen nicht mehr aufhallen.
Ans dnn Aeichr.
st Weeze, 19. April. Ein Wgldbrand hat. ! bei Goch große Ausdehnung angenommen. Es wird ! Brandstiftung angenommen, da man von der Grenze k aus einen Holländer gesehen haben will, der das !- Feuer legte. Nach ungefährer Schätzung sind an s 3 0 00 Morgen, größtenteils dem Grafen von Loe j gehörige Waldungen auf deutschem Bcden hart an der s holländischen Grenze verbräun.. !
Ausländisches. ?
* Rotterdam, 19. April. Auf der Höhe von - Slikkerveer stieß der Frachtdampser „Reserve" der : Firma Müller u. Co. in Rotterdam mit dem Fracht- 1 boot „Paula" zusammen. Der Dampfer „Reserve" l sank nach wenigen Minuten. Der Kapitän, feine ! Frau und sechs Kinder, die an Bord eine Vergnü- ( gungsfahrt gemacht hatten, ertranken, während der ^ Maschinist und Steuermann sich retteten. Die „Re- ^ serve" fuhr in beschleunigter Fahrt nach Rotterdam, weil die Frau des Kapitäns, die sich in gesegneten Umständen befand, schwer erkrankt war.
st Brüssel, 19. April. Wie das Gericht fest- s gestellt hat, ist der Brand im Rathaus der Vor- j stadt Schaerbeck an sieben verschiedenen Stellen an- : gelegt worden. Nach einem Abendblatt steht die ^ Verhaftung eines der Brandstiftung Verdächtigen ! unmittelbar bevor. j
st Paris, 19. April. Als der französische Kon- : sul in Fez d er Regierung die Bitte Mulay Hafids : bezüglich der Harlä des Schaujagebietes übermit- ^ telte, teilte er mit, daß Fez am 13. ds. Mts. von : den Uled Djemma, die abgefallen sind, belagert ! wurde. :
js Versailles, 19. April. Bei dem feierlichen ? Leichenbegängnis des mit der Flugmaschine tödlich s verunglückten Leutnants Byasson, das heute vor- ^ mittag stattfand, widmete Kriegsminister Berteaux 1
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Die Erfahrungen anderer kannst du wohl benutzen, aber des Lebens Schule bleibt dir nicht erspart.
Neuer Frühling.
Erzählung aus der Gegenwart von O. Elster.
Fortsetzung. ' Nachdruck verboten.
„Pah," machte er. „Die menschliche Gesellschaft ist der Anstrengung nicht wert." ,
„Warum nicht?" >!
„Weil sie aus Narren und Schurken besteht!"
„Und zu welcher Kategorie rechnen Sie sich selbst?" fragte Else schnippisch.
„Sind Sie aber boshaft! Sie wissen doch, die Anwesenden sind stets ausgenommen."
„So stehen Sie also außerhalb der menschlichen Gesellschaft?"
„Ja — leider."
„Sie sollten etwa- beginne« — etwas arbeiten, Herr »'»n Lauenau."
„Ich? Pah, ich tauge zu nichts. Sie wissen doch, daß ich herzkrank bin? Da muß ich mich schonen, wenn ich noch ein Paar Fahre leben will."
„Sie sehen mir aber gar nicht krank aus. Ich bin überzeugt, daß Sie ganz gesund werden würde», wenn Sk«
etwas Vernünftiges arbeiten wollten. Sie bilden «'ich gewiß nur ein, krank zu sein. Ich könnte ein solches Leben der Untätigkeit nicht ertragen!" .Z
Er hatte sich auf den Rand des Kahns gesetzt und sah sie mit leicht spöttischem Lächeln an.
„Sie sind ja schon die richtige Schulmeisterin," versetzte er. „Aber eigentlich haben Sie recht. " Dieses verdammte Lotterleben macht einen noch dümmer, als man ohnehin schon ist. Doch was soll man anfangen? Ich tairge zu nichts mehr."
„Wie alt sind Sie denn jetzt?"
Denken Sie nur — ich werde demnächst fünfundzwanzig Jahre!"
„Und da sind Sie schon fertig mit dem Leben?"
»Ja
„Wissen Sie, Herr von Laimnau, ich würde mich an Ihrer Stelle schämen, so etwas zu sagen!" entgegnete sie eifriger, als gerade notwendig war. „Mein Vater sagt, ein Mensch, der nicht arbeitet, verdient überhaupt nicht zu leben."
„Dann will ich nur gleich hier ins Wasser springen."
„Ach, Sie nehmen aber auch nichts ernsthaft! Das ist Ihr größter Fehler!"
Sein hübsches Gesicht wurde ernst. Er sprang auf den Steg und stellte sich breitbeinig vor Else hin, die Hände in die Taschen seines Jacketts vergraben.
„Sie haben recht, Else. Gewiß, Sie haben recht. Aber sehen Sie, was soll ich anfangen? Was soll ich arbeiten? Nm liebsten ginge ich nach China oder Kamerun, oder Südwestafrika, um mich mit dem Volk da herumzuschlagen. Tier dazu langt meine Gesundheit nicht. Mit Landwirt»
schaft kann ich mich auch nicht beschäftigen — ich habe ja kein Stück Land mehr! Das einzige ist die Jagd; aber : offen gestanden habe ich wenig Passion dazu. Auch hat 1 mir der Arzt jede Anstrengung verboten. Was soll ich da also tun?" j
„Sie können sich doch wenigstens mit Musik und Büchern ! beschäftigen. Im Schloß ist eine große Bibliothek."
„Ich habe schon alle Romane durchgeschmökert." s
„Romane sind keine ernste Beschäftigung. Ich meine 1 wissenschaftliche Bücher."
„Ach so — ich weiß nicht, ob ich dazu imstande'bin." 1
„So versuchen Sie es doch einmal!"
„Meinen Sie wirklich?"
„Ja — bis sich Ihre Gesundheit gekrastigt hat. Dann würde ich an Ihrer Stelle Landwirtschaft oder auf der , Universität Jura oder dergleichen studieren. Sie könnten s doch später Lauenau selbst bewirtschaften."
Hermann blickte sie erstaunt an, sodaß sie jckh er> rötete.
„Was für eine ausschweifende Phantasie Sie besitzen!" sagte er dann ironisch. „Ich könnte ordentlich stolz darauf : sein, daß Sie mir das Zutrauen. Aber man könnte es ja mal versuchen. Wenn Sie mir Helsen wollen . .
„Wie könnte ich Ihnen helfen?"
„Oder Ihr Herr Vater vielleicht?"
' „Ja, mein Vater würde es gewiß herzlich gern tun."
„Meinen Sie? Ra, dann will ich mal mit Ihrem Vater sprechen. Soll ich gleich mit Ihnen gehe» 0 i
„Nein ... ich bitte . . . sagen Sie ihm nichts von unserem Gespräch. Gr könnt« mich schelten." ,
^ „Warum?" , . ^ ...