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1877.

Dte LagtsaMgabr IsM vierteljährlich kn Bezirk Nagold und Rachbarortsverkehr Ml. 1.25

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AusgabeSchWWälder Souutagsblatt."

, Ausgabe in Altensteig-Stadt.

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Lonnerstckg, 20 April.

ÄMtSblal! -*I Ptalzgra-rnwriter.

Anttliches.

Die A m t s v er s a m m l u n g in Calw.

Am Donnerstag, den 27. April ds. Js., vormittags von 8 /g Uhr an, findet auf dem Rathaus in Calw die Amtsversammlung statt. Gegenstände der Beratung sind u. a.: Erhöhung des Wartgelds für die Besorgung des Zentralunsallmeldedienstes. Beitrag an die Württem- bergisch-Hohenzollerische Vereinigung für Fremdenverkehr. -- Beitrag zur Herausgabe einerHeimatkunde des Oberamts- dezirks Calw". Beitrag zur Abhaltung von Wander­kochkursen. Erhöhung des Beitrags an die Kinderrettungs- anstalt Stammheim. Bewilligung der Mittel zur Abhal­tung eines Stottererkurses. Einrichtung einer Automobil­verbindung mit dem Enztal. Beiträge zu den Straßen- bauten der Gemeinden Sommenhardt und Unterreichenbach.

Tagespolitik.

Zur Reichs Versicherungsordnung, de­ren entscheidende Beratung nach Ostern im Reichs­tage bevorsteht, schreibt die Köln. Ztg.: Das Gesetz bezieht zahlreiche neue Gewerbezweige und Berufe neu in die Versicherung ein, im ganzen etwa sechs Millionen Menschen; sie führt, freilich noch im be­scheidenen Rahmen, eine Invaliden-, Witwen- und Waisenversicherung ein; sie erhöht das tägliche Kran­kengeld für hochgelohnte Arbeiter um fünfzig Pfen­nige; sie erleichtert die Organisation und regelt Las Verhältnis zwischen Krankenkassen, Aerzten, Zahn­ärzten und Apothekern in einer, wenn auch nicht idealen, so doch nützlichen Weise. Alle diese Vor­teile kommen in erster Reihe den Arbeitern zugute. Trotzdem ist die Sozialdemokratie gegen das Ge­setz, weil es der s ozialistischen Monopvlwirtschaft in den Krankenkassen ein Ende macht.

* «

Der Entschluß einzelner'Banken, Buchforde- rungen zu diskontieren, ist von manchen Ge­schäftsleuten mit großer Freude begrüßt worden.. Jetzt zeigt aber dieses Verfahren eine unangenehme Kehrseite. Die Reichsbank hat im Anschluß au eine Konferenz der Direktoren ihrer Hauptstellen eine Verfügung erlassen, wonach solchen Firnien, die ihre Buchsorderungen diskontieren lassen, Wech­selkredit nur noch gegen Deckung gewährt werden dürfe. Dieses Vorgehen der Reichsbank ist verständlich, wenn man bedenkt, daß im Falle eines Konkurses alle Gläubiger ins Hintertreffen geraten würden, da ja die Forderungen der sal­bten Firma zediert worden sind.

Die Deutschen in Marokko hegen ernste Besorgnisse über die Entwicklung der Dinge in Ma­rokko. Ein interessantes Stimmungsbild gibt der Berichterstatter der B. N. N. in Tanger in folgen­den Ausführungen:

Vor drei Tagen hier angekommen, sehe ich, wie die politischen Ereignisse, die in letzter Zeit so viel Unruhe verursachten, sich im öffentlichen Le­ben widerspiegeln. Die Straßen von Tanger wimmeln von französischen Uniformen. Der ,.Petit Marocain", das neu gegründete Konkurrenz­blatt derDepeche Marocaine", stellt mit unverhoh­lener Freude fest, daß Tanger das Aussehen einer algerischen Garnison habe. Französische Offiziere, die bestimmt sind, die französische Militärmission in Fez zu verstärken, reiten mit Jmperatormtenen vom kleinen zum g roßen Socco an den einsprachigen Straßenschildern vorbei, auf denen Rue de Fez zu lesen steht-

Die Gefahr der französisch-spanischen Interven­tion in Marokko ist noch immer nicht beseitigt, denn Frankreich kann durch seine Agenten die Aufstands­bewegung schüren und bis zur Gefährdung der Euro­päer in Fez anwachsen lassen. In der französischen Marokko-Presse spiegelt sich die Ungeduld wider, den Vorhang über das ersehnte Französisch-Marokko auf­gehen zu sehen. Die in Casablanca erscheinende Vigie Marocaine" fragt, ob der lange verzögerte

Schlußakt im marokkanischen Spiel gekommen sei. Die hiesigeDepeche Marocaine" gibt in ihrer ver­schleierten Sprache zu verstehen, daß die Wahrheit für große Kreise niemals paßt und daß die Presse sich auf das Schweigen verstehen müsse. In Gesprä­chen zwischen Deutschen und Franzosen geben die letzteren zuweilen ihrer Verwunderung darüber Aus­druck, daß Deutschland den wichtigen Dingen der Gegenwart und der nahen Zukunft anscheinend gleich­gültig gegenüberstehe. Die Deutschen wünschen sehn- lichst, daß diesesanscheinend" von der Wirklich­keit recht bald dementiert werde. Aber die auch den deutschen Optimisten inne wohnende Bitterkeit, fast-möchte man sagen, Reichsverdrossenheit, hat für den Deutschen, der im Aus lande uarionalbegeisterte Landsleute zu finden hofft, etwas Niederdrückendes.

Die allgemeine Ueberzeugung der hiesigen Deut­schen ist, daß die marokkanische Frage jetzt vor ihrer endgültigen Entscheidung steht. Der Sultan re­giert Marokko, Frankreich regiert den Sultan. Es stützt ihn, Weiler ein vortreffliches Herrschaftsinstru­ment ist. Ob der Sultan der Aufstandsbewegung Herr wird oder nicht, liegt in Frankreichs Haust. Damit ist alles gesagt. Die Frage für Deutschland ist, ob die Algecirasakte und das deutsch-französische Abkommen deshalb geschlossen wurden, um die poli­tischen und wirtschaftlichen Zustände herbeizuführen, die jetzt in Marokko herrschen. Man schalte die Po­litischen Erwägungen aus, die wirtschaftlichen Zu­stände bleiben trostlos. Ueberall höre ich, daß die Kauflust der einheimischen Bevölkerung auf dem tief­sten Punkte angelangt ist, daß die Inkassos immer schwieriger werden. Man war erfreut, von unserem Staatssekretär Herrn von KiderlenWächter das an die Budgetkommission des Reichstags gerichtete Wort zu vernehmen, daß die Algecirasakte dazu da sei, um zu verhindern, daß Marokko von irgend einer Macht eingesteckt werde. Aber welcher Unterschied besteht zwischen der Einverleibung Marokkos durch Frank­reich und zwischen der indirekten französischen Herr­schaft mittels eines aller realen Macht entkleideten Sultans?

Landesnachrichten.

. 20. April.

* Sammlung sür die Wanderarbeitsstätte. Die

Wanderarbeitsstätte in Nagold, die sür die Bezirks­angehörigen eine große Erleichterung gebracht hat, weist bei der großen Inanspruchnahme dieser Ein­richtung einen hohen Verpflegungsaufwand auf. Da es der Amtskörperschaft Nagold nicht möglich ist, diesen Verpflegungsaufwand zu übernehmen, so hat der Bezirksrat beschlossen, auch Heuer wieder eine Sammlung für die Wanderarbeitsstätte zu ver­anstalten, ^ie Sammlung wird in jeder Gemeinde des Oberamtsbezirks vorgenommeu werden. Die Einführung der Wanderarbeitsstätten hat sich gut­bewährt. Vom I. Oktober 1909 bis 30. September 1910 wurden in der Wanderarbeitsstätte Nagold 2398 Gäste ausgenommen, wodurch ein Verpfle­gungsaufwand von 2670 Mk. /20 Pfg. entstanden ist. Beim Oberamt sind im Zeitraum 1908/1909 223 Anzeigen wegen Bettels und Landstreichcrei einge­kommen, im Zeitraum 1909/10 aber nur 37.

* Steuerfreiheit der gemeindlichen Einstands­gelder. Durch das Gemeiudeangehörigkeitsgesetz ha­ben die Gemeinden das Recht, von den an den per­sönlichen Gemeindenutzungen teilnehmenden Bürgern als Bedingung für ihre Teilnahme an diesen Nut­zungen das ortsstatutarisch bestimmte Einstandsgeld zur Gemeindekasse zu erheben. Diese Einstandsgelder wurden teils als öffentlich rechtliche Einkommensteile der Gemeinde, teils als privatwirtschaftliche Ein­kommensquoten betrachtet und entweder steuerfrei oder steuerpflichtig bei der Einkommensteuerveranla­gung behandelt. Nunmehr ist durch eine Beschwerde­entscheidung des K. Steuerkollegiums festgestellt wor­den, daß die Einstandsgelder als öffentlichrechtliches Einkommen nnd somit als steuerfrei anzusehen sind, denn ihre Erhebung, ihr Betrag und die Befreiungs- bestimmuugen gründen sich auf das öffentliche Recht.

Das aus öffentlichrechtlichen Titeln fließende Ein­kommen der Körperschaften und Anstalten des öf­fentlichen Rechts ist aber von der Einkommensteuer befreit.

-n. Ebhausen, 19. April. Der älteste Mann unserer Gemeinde, der 84einhalb Jahre alte Tuch­macher I. G. Gauß, wurde gestern unter zahlreicher Leichenbegleitung zur letzten Ruhestätte gebettet. Nach einer harten, mühevollen Jugendzeit fand er hier in der Firma I. Schüttle n. Co. Arbeit und widmete derselben seine Kraft beinahe 50 Jahre. Unter Anerkennung seiner treuen Verdienste wid­mete der Senior der Firma, I. Schüttle, dem Ver­storbenen einen ehrenvollen Nachruf und schmückte sein Grab mit einem prachtvollen Kranz. Der Verstorbene, der allgemein als ruhiger, pflichttreuer Mann in der Achtung seiner Mitbürger stand, erhielt zur Auszeichnung für treue Dienstleistung vor 10 Jahren die silberne Verdienstmedaille von S. M. dem König.

* In Mvsterreichenbach wurde vorgestern ein Gemeindehaus mit Kinderschule eingeweiht. Das schmucke Gemeindehaus liegt au der alten Baiers- bronner Straße.

* Calw, 19. April. Gestern mittag ist das am Waldweg nach Hirsau gelegene Magazingebäude von Färbereibes. Schönten zum Teil abgebrannt. Eine große Zahl Baumwollballen, die im unteren Teil des Gebäudes lagerten, sind angesengt. Die Ursache des Brandes ist unbekannt.

js Tübingen, 19. April, Die Pferde des Bier- fuhrwerks der Marquardt'schen Brauerei scheuten im Burgholz auf der Straße nach Reutlingen vor einem Automobil und gingen durch. Der-Kutscher wurde herabgeschleudert. Die Deichsel des Bierfuhrwerks brach und drang dem einen Pferde in den Hinter- schenkel. Bei der Essigfabrik gelang es, die scheuen Tiere auszuhalten. Das Auto fuhr unerkannt davon,

jj Reutlingen, 19. April. Im benachbarten Ehingen wurde ein gut gebautes Haus des Schuh­machers Schlegel total niedergerissen, nachdem durch Umfallen einer Petroleumlampe und Explodierens des Behälters Feuer ausgebrochen war. Man nahm sich erst gar nicht d'ie Mühe, mit Wasser Löschver­suche zu machen. Die Geschädigten sind nur unzu­reichend versichert. Fast alles Nichtversicherte Mobi­liar wurde mit zerstört.

j! Wcinheim, OA. Spaichingen, 19. April. Der etwa 22jährige -Lohn des Farrenwärters Häring hier begab sich gestern abend auf die Obertenue und fiel, jedenfalls infolge eines Mißgriffs an der Leiter, so unglücklich in die Scheune herab, daß er sofort tot war.

js Böblingen, 19. April. Ein in der Ziegelei der Gebrüder Hamm in Sindelfingen beschäftigter Arbeiter fiel in betrunkenem Zustande auf dem Brennofen um und erlitt so schwere Brandwunden, daß er ins Bezirkskrankenhaus nach Böblingen ge­bracht -werden mußte. An seinein Aufkommen wird gezweifelt.

jj Stuttgart, >9. April. Nachdem täglich der Allsbruch der Maul- und Klauenseuche in den ver­schiedensten Landesteilen gemeldet wird, sieht sich der Landesvorstand des Bundes der Landwirte ver­anlaßt, die auf Sountag deu 14. Mai in Aussicht genommene Landesversammlung auf das Spätjahr zu verlegen.

j! Stuttgart, 19. April. Der Verband der würt- tembergischen Post- und Telegraphenunterbeamten hatte sich mit der Bitte an die Generaldirektion der Posten gewandt, daß aus größeren Postämtern aus der Mitte der Unterbeamten ein Ausschuß! aufgestellt werden möge, um bei der Aufstellung von Diensteinteilungen oder sonstiger Angelegene heilen die Wünsche der Unterbeamtenschaft Vorbrin­gen zu können. Die Generaldirektiou hat den An­trags wie folgt beschieden:Den Unterbeamteu ist unbenommen, jederzeit Wünsche usw. wegen ihres Dienstes an zuständiger Stelle vorzutragen. Bei Neuaufstellung oder erheblicher Aenderung dep