mit der dciuschcn Hecccsdorlage stand auf der 7a gesordnung der französischen Kammer die Forderung' von 64 Mild Frs. für zivei ncne Schlachtschiffe von fe 23 500 Tannen. Der nnab hängige Sozialist Nail führte ans:Unbestreitbar mnst Frankreich eine Flotte haben, die es instand setzt, seinen Rang in der Welt zn behaupten nnd seine Rechte zn sichern. Die deutsche Machtentfaltnng zur See rechtfertigt die Bortage der Regierung nnd unser Ftot enprogrannn als ein Mindestmaß des Not wendigen." Painleve (unabhängiger Sozialist :-r^ klärte,' namens seiner Gruppe, daß sie die Mittel für den Ban der Kriegsschiffe bewilligen werde.

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Nachteile bei der sozialpolitischen Versicherung kritisiert Geheimrat Dr. F-rie densburg, früher Senatsvorsitzender in, Reichsver sichernnqsaint, in einem tangeren Artikel. Gr be klagt, daß sich in der Bevölkerung eine gewisse RentenHysterie" cmivickelt habe, daß die Verletzten ar nicht daran dächten, ihre Erwerbsfähigkeit wie- er zn gewinnen. Auch die Bereitwilligkeit der Dienstherrschaften, den vollen Benag der Marken für das Gesinde zn zahlen, tadelte der Verfasser. Infolgedessen werde die Bedeutung der Versicherung von vielen Versicherten gar nicht recht gewürdigt.

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Ueber den Ertrag u n s e r er Ba n m w oll kulturen in Afrika hat das Reichskolonialanit eine Denkschrift herausgegeben, welche denselben als recht günstig bezeichnet. Im letzten Jahre sind be­reits für 4,3 Millionen Mk. Baumwolle produziert worden.

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Zur Bagdadbahn Frage schreibt die

Norddeutscl)e Allgemeine Zeitung": In ausmär tigen Blättern werden fortgesetzt Erörterungen ange stellt über Verhandlungen, die zwischen der Tür kei nnd England in Sachen der Bagdadbahn einge­leitet werden sollen. Diese Erörterungen gehen viel fach von unrichtigen Voraussetzungen aus, indem sie der Grundlage, auf der die Bagdadbahn-Frage zu lösen ist, nicht genügend Rechnung tragen. Da be­kanntlich die Bagdadbahn Angelegenheit, soweit der Ban der Linie bis Bagdad in Betracht kommt, end gültig zwischen der Türkei und der Bagdadbahu-Ge- sellschast geregelt ist, so kann es sich in den er­wähnten Betrachtungen lediglich um die Strecke von Bagdad bis zum persischen Gmf handeln. Auch diese Strecke wird, wie die ganze Bahn, ausschließlich türkisches Gebiet berühren: sie ist ebenfalls in die Konzession einbezogen, die der deutschen Gesellschaft erteilt wurde und die der letzteren gegenüber der Türkei genau wie der Türkei ihr gegenüber Verpflich­tungen auserlegt. Es liegt hier weder für die Türkei, nock für die Gesellschaft die Möglichkeit vor, mit Dritten einseitig über den Bahnbau zu verhandeln. Wenn ein Dritter spezielle Wünsche bezüglich der Bahn hat, so ist es seine Sache, sie bei den beiden Kontrahenten vorzubringen. Einer Prüfung in freundlichstem Sinne würden solche Wünsche dann sicher sein.

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Für die S ch n e l li g k e it d e r französischen Justiz bei Spektakelszenen liegt wieder ein Be­weis vor. Am Freitag abend kam es vor dem Theater Francais zu Ausschreitungen wegen eines

! unbeliebten Stückes, und schon am nächsten Tage j hatten die Demonstranten ihre Strafen, die bis zu einen Monat gingen.

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Der K önig Ferdin a n d v o n B ulgari e n ernannte den Chef des Koburger Hauses, ans dem auch er stammt, den Herzog Karl Eduard von Sach- sen-Koburg Gotha, zum bulgarischen General. Das ist der erste Fall, daß ein Nichtbulgare einen Rang in der Armee des jüngsten europäischen Königreiches erhält.

LandesnÄchrichlrn.

7. März.

* Der Württ. Landesverband des Deutschen Flot tenvereins führt auch in diesem Sommer wieder eine Sonderfahrt «ach der Wasserkante ans, deren Leitung, wie seit Jahren, das Passagebnreau Ro minger in Stuttgart in Händen hat. Die Fahrt be­ginnt am 3. August in Stuttgart und endet am lO. August in Hamburg.

Der Vorstand der Handtverkskammer Reutlin­gen hielt am 2. ds. Mts. eine Sitzung ab, in Ivel eher n. a. die beabsichtigte Aenderung des U m l a g e Verfahrens der H a nd w e r ks k am m e r k o st e n ans der Tagesordnung stand. Die Kammer erklärte sich mit dem gemeinsamen Beschlüsse der übrigen Handwerkskammern einverstanden, wonach künftig bei der Nnteransteilung nicht mehr die Zahl der beschäftigten Hilsspersonen, sondern die Höhe des Gewerbesteuerkapitals für die Beittagsleistung maß gebend sein soll. Aus Anlaß 'der Beanstandung eini­ger Meisterprüfungen machte der anwesende Staats kommissar, Oberregierungsrat Kälber, die Mittei­lung, daß demnächst inner Lei.urig der K. Beratungs­stelle für das Baugewerbe die Mitglieder der Mer sterprüsnngskoinmissivneu für das Maurer- und Zim- merergewerbe zn einer Konferenz zusammen berufen werden sollen, die den Zweck hat, Einheitlichkeit bezüglich der Höhe der Anforderungen herbeizusüh reu. Einer Eingabe des Verbands württ. Hand w erkerg e nossenschaste n, welche darauf ab­zielt, bei staatlichen Submissionen diejenigen Fabri­kanten und deren Waren ausznscbließen, welche eine direkte Warenlieferung an Handwerkergenossenschaf­ten verweigern, wurde zugestimmt. Der Vorstand der Kammer war der Meinung, daß der Staat die Ausschaltung des Handwerks bei Arbeiten und Lie­ferungen nicht bewirken dürfe, dadurch, daß ein bestimmtes Fabrikat vorgeschrieben werde, dessen Hersteller die Lieferung an Handwerkergenossenschaf­ten verweigert. Dem anwesenden Vertreter der Kam­mer im Beirat der Verkehrsanstalten wurde im Hin blick auf die bevorstehende Feststellung des Sommer­fahrplans eine Anzahl Wünsche in dieser Beziehung unterbreitet. Sodann wurde beschlossen, der K. Zen­tralstelle für Gewerbe und Handel für die Abhal­tung der in letzter Zeit in Reutlingen und Rottweil auf Veranlassung d.'r Handwerkskammer stattgefun denen Fachkurse den Dank der Kammer abznstatten. Ueber eine Eingabe des deutschen Privatbeamten­vereins betr. die Anerkennung privater Kassen in dem Versicherungsgesetz für Angestellte wurde zur Tagesordnung übergegangen. Zu Vorsitzenden der Gesellenprüfungsausschüsse auf die Jahre 1941 bis 1913 wurden gewählt: In Calw Gewerbelehrer Al- dinger, in Freudenstadt Professor Henninger, in

Psalzgrafenweiler Schuhmachermeister W. Kappler, in Rottenburg Bauwerkmeister Wachendorfer, in Tuttlingen Oberreallehrer Flück, in Urach Mecha­nikermeister Henßler. An den übrigen Plätzen hatten die bisherigen Stelleninhaber das Amt wieder über­nommen. Der Hafnermeistervereinigung Reutlingen wnrde zur Veranstaltung eines Vortrags überdie Heizung unserer Wohnungen" ein Beitrag von 20 Mark verwilligt. Die K. Zentralstelle hat sich auf Ersuchen der Kammer bereit erklärt, der Veranstal­tung von Vorträgen über die neue Bauordnung näherzntreten. Doch wird mit diesen Vorträgen erst im Herbst begonnen werden können. Auf Antrag von Vorstandsmitglied Teufel-Tuttlingen wurde be­schlossen, durch den Sekretär der Kammer und unter Heranziehung tüchtiger Juristen einen Mnstervortrag für freiwillige Preisvereinbarungen von Handwer- kerorganisativnen aufstellen zu lassen, der einerseits die eigenartigen Wirtschaftsverhältnisse des Hand­werks berücksichtigen, andererseits juristisch unan­fechtbar sein soll. Diese Arbeit hatte sich als notwen­dig erwiesen, da in letzter Zeit mehrere derartige Abmachungen bei gerichtlichein Ansirag für ungültig erklärt wurden. Die nächste Vollversammlung der Kammer soll Ende April stattfinden.

Ministerielle Entscheidung in Weinsachen. Auf Gesuche von Verurteilten in den Strafprozessen we­gen Vergehens gegen das Weingesetz die Strafe der Einziehung der Weine zu erlassen und die Auf- branchnng im eigenen Haushalt zu gestatten hat das Justizministerium in einem neuesten Erlaß be­kannt gegeben, daß eine Milderung der allerdings harten Maßregel der Einziehung der Weine im Weges der Gnade nicht erfolgen könne und der reichs­gesetzlichen Bestimmung gemäß die Weine zum Ver­kauf gebracht werden müssen: Vorbehalten hat sich das Ministerium, von den einzelnen Erlösen den Verurteilten einen gewissen Teil im Gnadenweg zu­zubilligen. -

- Mühlheim, OA. Tuttlingen, 6. März. Zum Ltadtschnltheißen wurde der Buchhalrer K. Leibinger gewählt, der zur Zeit bei der Stadtpflege in Stutt­gart angestellt ist.

st Stuttgart, 6. Mürz. Der König hat den Prä­sidenten des Oberlandesgerichts Staatsrat von C r o n in üller zum M i 1 g l i e d d e r E r st e n K a m- m e r auf Lebenszeit ernannt.

* Stuttgart, 6. Mürz. Samstag nachmittag und Sonntag war im Stadtgartensaal eine Zwerg- Hundeausstellung, vom l. Württembergischen Schoßhnndklnb Stuttgart veranstaltet, die von Züch­tern und von Privaten stark beschickt war: außer württ. Ausstellern waren auch mehrere bayerische vertre.en. Ansgestellt waren französische Bulldog­gen, glatthaarige Zwergpintscher, rauhaarige Zwerg- affenpintscher, Zwergspitzer Malteser und Bolog­neser, Blenheim-Spaniels, Griffon-Bruxellois, Zwerg Schipperkes, Black an tan' Tost Terrier'L, King Charles, dreifarbige Charles und japanische Chins, im ganzen etwa 150 Tiere, deren Gesamt­wert auf über 300 000 Mark geschätzt wird. Der Preis einzelner Tiere ging bis zu 2000 Mark, ein ausnehmend schöner brauner Zwergspitzer stand zu 600 Mark zum Verkauf. Ansstellungsleiter war Herr O. Schäfer-Stuttgart. Das Preisrichter-Kol­legium bestand aus den Herren R. Schenk-Berlin- Schöneberg, G. Nußbaumer-München und R. Klotz- Berlin. Zur Verfügung standen 75 Ehrenpreise/ darunter zwei staatliche.

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Je höher und edler die Hoffnungen eines Herzens sind, um so mehr wird es dem Ideal zustreben.

Welche Vvn beiden?

Novelle von Adolf Stern.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Und jetzt mar der Platz von San Paolo erreicht und äulein Herbert mußte sich entschließen, zitternd aus ihrem agen auszusteigen. Die Kirche war vor kurzem geschlossen, die Führer, die. vielleicht hier herum Bescheid wußten, hatten sich zerstreut, der Kutscher überschüttete sie mit einer Flut von Worten, von denen sic nicht die Hälfte verstand.

Zuletzt rief er auf ihre Bitte doch einen Knaben herzu, der sich auf den Stufen der Sakristei sonnte und sich dienst­willig erbot, die Signorina zu begleiten. Er wisse zwar Nicht genau, wo die Vigne Breschini liege, aber es müsse zwischen Abbadia belle tre Fontane und Torre di Balle sein: man werde in der Abtei leicht jemand finden, der den Weg nnd das Haus kenne, einstweilen wolle er das gnädige Fräulein bis Tre Fontane führen.

Erika ließ über sich ergehen, was sie für unvermeidlich hielt. Die Blicke, die zwischen dem Kutscher und dem Knaben getauscht wurden, das Lächeln des Kutschers, als er unter­würfig bat, ihn für die Fahrt bis hierher und für ein zwei­stündiges Warten vorauszubezahlen, da es immerhin möglich sei, daß die Dame einen anderen Rückweg einfchlage ver­wirrten und verletzten sie. Ed kani alles, alles anders, als sie es drinnen in der Pension der Schwestern vom Kr-, uz vor sich gesehen hatte. Für die Straße nach der Abtei hätte sie wie sie sich entsann keines Führers bedurft.

und doch war es ihr nicht lieb, den Weg ganz allein anzu­treten. Sie befahl dem Kutscher, sie in jedem Fall zu er­warten so gern sie den frechen Gesellen heimccschickt hätte, dachte sie mit Schrecken an die Möglichkeit, bei Abend und hereinbrechender Nacht die endlose Straße bis zur inneren Stadt zu Fuß zurückgehen zu müssen. Und jetzt wollte sie keine Minute länger mehr verlieren, und ans Ziel kommen, ehe ihr der eigene Entschluß vollends als Torheit und Uebereilung erschien. Erika hatte bis heule nicht er­fahren, noch geahnt, daß der mutigsten Erhebung schon in der nächsten Stunde das bangste Verzagen folgen könne. Doch aus dem Gefühl tiefer Beschämung über die Schwäche quoll ihre neue Stärke; sie gönnte dem hinter ihr dreinstarrenden Wagenlenker keinen Blick mehr, sah auch nicht auf den begleitenden Knaben herab, sondern schritt er­hobenen Hauptes, die Augen nach der prachtvoll nieder­gehenden Sonne gerichtet, die Straße dahin. Sie fühlte sich jetzt, das nächste Ziel vor Augen, wieder sicherer in ihrem guten Entschluß. Die Ueberzeugung, daß Francesea Holters Licht über Doktor Gerlands Unglück und Gefahr geben, sich hilfreich erweisen könne, kehrte wieder an Herzen und Willen der armen Malersfrau hatte Erika keinen Augenblick gezweifelt und jetzt bedachte sie schon, wie sie mit ihrem unzulänglichen Italienisch der Cecca klarmachen wolle, daß Friedrich Gerland nie, niemals erfahren dürfe, was sie heute für ihn getan habe.

Von dem Wege aus, den das junge Mädchen jetzt ver­folgte und auf dem sie. ohne daran zu denken, in Gerlands Spuren ging, konnte sie weit in die Camvagna Hinaus­blicken, über deren dunkleren Flächen sich ein herrlicher, pur­purn gefärbter Abendhimmel wölbte. Tie letzte Flut des Lichtes, die auf sie und ihre Umgebung herabfloß und die lautlose Ruhe, die sie jetzt umfing, taten Erika wohl, obschon sie ein schmerzlich sehnsüchtiges Gefühl in ihrer Seele nicht

völlig stillten. Sie sah bei dem Schritt, den sie einge­schlagen hatte, die Mauern nnd Dächer von Tre Fontane vor Ablauf einer halben Stunde vor sich aufsteigen. Sie atmete wiederum etwas freier und sandle ihren kleinen Be­gleiter durch den dunklen Torbogen zur Abtei hinein, um dort nach dem Hause von Franeesca Breschini und wenn's sein könne, nach einem Führer zn fragen, der sie bis dorthin begleite. Keine Anwandlung von Furcht für sich selbst überkam sie nur einmal fuhr es ihr durch den Sinn, daß es peinlich sein würde, wenn ihr etwa am Eingang der Vigne Frank Holters selbst, statt seines Weibes, begegne.

Es war weder Besorgnis noch Scheu, was sie jetzt abhielt, dem Knaben in das schweigende Gehöft mit seinen alten Gebäuden und Kirchen zu folgen, aber sie hätte zur Zeit doch keinen Sinn für die Abtei gehabt, sie wollte sich das Gefühl erhalten, auf ihrem Wege zu sein, der sich noch immer ins Ungewisse dehnte, während die Stunde in dem allabendlichen Hauch rascher zu verrinnen schien. Ihr kleiner Führer kam noch immer nicht zurück; in träumerischer Un­geduld ging Erika abermals bis ans Ende der langen Mauer, wo sich der Blick auf ein paar nahe sonnenbeglänzte Hügel und in die farbige Wolkenferne wieder auftat. Sie mußte fort und fort daran denken, wo Friedrich Gerland jetzt verweilen wie ihm zu Mute sein, wie er an seine Freunde und Hausgenossen in Rom und ob er unter diesen ihrer gedenken möge! Sie hielt, während sie schon zum zweiten Male jenseits der Abtei stand, den Blick nach dieser und ihrem Tore zugerichtet, um den Knaben und den neuen Führer, den er etwa aufgetrieben haben mochte, zur rechten Zeit mahrzunehmen. Es war ihr, als sie vorhin über die im Schatten liegende Straße hinausgesehen hatte, als bewegten sich durch das Feld ein paar Gestalten zn der Stelle heran, auf der sie stand; sie hatte selbst daran ge­dacht, die ersten begegnenden Campagnolen nach der Vigne