>j Plauhausen, OA. Eßlingen, 6. März. Dieser Tage sollte die neue Baggermaschine, die gewaltige Dimensionen besitzt, in Betrieb genommen werden. In der Nacht von Freitag auf Samstag füllten sich aber die Brückenkähne mit Wasser und die Maschine versank zur Hälfte im Neckar. Es sollen sich auch zwei Motore mit > 7 und 30 Pferdestärken unter Wasser befinden.
jj Lu-wigsburg, 6. März. Der l 7jährige Gärt- nerlehrling Alfred Weiß kam am Samstag abend in Hoheneck der elektrischen Leitung zu nahe und wurde durch den Sir o m sofort get öte t.
st Heilbronn, 6. März. Gestern früh wurde auf dem hiesigen Bahnhof der Statiousarbeiter Schütz von einer rangierenden Lokomotive übersah ren und getötet.
i! Oehringen, 0. März. Bei der Schultheißen w a h l in Langeubeutingen wurde Schultheißenamtssekretär Stricker mit I IS Stimmen gewählt. Der Gegenkandidat erhielt 61 Stimmen.
ft Möckmnhl, OA. Neckarsnlm, 6. März. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag brach in der Knnstbaumwollfabrik von Ruchsen bei Möckmühl Feuer aus, das für etwa lOOO Mark Material zerstörte. Der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken.
st Etzbach, OA. Geislingen a. St., 6. März. Ein siebenjähriger Knabe spielte mit einem gleichaltrigen Mädchen in der Nähe der Eyb. Nach dem Spiel wollte das Mädchen im Wasser die Hände waschen, überstürzte sich aber und fiel hinein. Der Knabe sprang ca. 50 Meter weit dem User entlang dem Mädchen nach, tröstete sie, indem er ihr zurief: /,Frida, brauchst nicht weinen, ich ziehe dich schon heraus!" Und wirklich, beim nächsten Treppenabstieg in den Bach hinein,, faßte er seine Schulkamerädin au den Kleidern und brachte sie glücklich ans Land. Dadurch wurde das Mädchen dem sicheren Tods entrissen, denn von niemand war der Vorfall beobachtet worden und die Eyb führt gegenwärtig ziemlich viel Wasser mit sich.
ft Mm, 6. März. Der im Jahre 1906 vom hiesigen Ulanenregiment desertierte Franz Gerhard Bezold ist in Lindau festgenommen worden. Er hatte sich seither in der Gegend unter dem Namen Franz Rikof als Arbeiter anfgehalten.
Aus dem Gerichtssaal.
ft Stuttgart, 6. März. Wegen Vergehens gegen das neue Weingesetz hatte sich heute wieder ein Wirt von Degerloch zu verantworten. Er hatte 816 Litern Tirolerwein etwa 6 Pfund Zucker trocken zugesetzt. Nach dem neuen Weingesetz ist aber jegliche Zuckerung ausländischer Weine verboten. Der Angeklagte will nicht gewußt haben, daß ausländischer Wein nicht gezuckert werden darf. Dies schützte ihn nicht vor Strafe. Er wurde zu einer Geldstrafe von l O Mark verurteilt. Außerdem erkannte das Gericht auf Einziehung des beschlagnahmten Weines.
Aus dem Reiche.
st Pforzheim, 6. März. In einem Liedchen heißt es: „Und wenn du glaubst, ich lieb dich nicht und treibe mit dir Scherz, so zünde ein Laternchen an und leuchte mir in's Herz!" Ein solches Laternchen zündete beim letzten Pforzhcimer Goldarbeiterstreik
oder der Casa Breschini zu fragen. Doch als sie jetzt, des Wartens auf den Buben beinahe müde, sich wieder einmal umwandte, fuhr sie hastig mit der Hand über die Augen, wie jemand, der sich vor einem grellen Strahl schützen will. Dann durchlief ein plötzliches Zittern Erikas vorgebeugte schlanke Gestalt, ein schreckhaftes Erkennen malte, sich in ihren Zügen — immer deutlicher unterschied sie die unerwartet aufgetauchten beiden Menschen — die Cecca, nach der sie seit zwei Stunden so heiß und dringend verlangt hatte — und neben ihr der Mann, den sie in irgend einem Keller der alten Campagnaruine, in einem Buschdickicht der Salera gefesselt gewähnt hatte und der hier — sie wagte nicht auszudenken, was sie lebendig vor sich erblickte! — an der Seite der römischen Frau mit großen Schritten näher und näher kam. Ihre erste Regung war, zurückzufliehen, ehe er sie erkennen konnte, ihre nächste ein jauchzender Dank, daß er so frei und rüstig, als ob nichts geschehen sei, daherkam, und dann stürmte sie in ihren Gedanken weit und weiter hinweg, bis zur Porta San Paolo, und blieb unbewußt doch fest stehen, nahm auch deutlich an einer erschrockenen Bewegung Friedrich Gerlands wahr, daß er sie nun gleichfalls erkannt habe. Ein schmerzlich brennendes Gefühl der Eifersucht, daß Francesca Holters schon getan haben müsse, was sie ihr anzusinnen gekommen war, ein Gefühl eigener Nichtigkeit umfing sie bis zur Betäubung und hinderte sie vollends, einen Fuß zurückzusetzen, bis Friedrich Gerland fast in Sprüngen heranstürmte und seine bebende Stimme an ihr Ohr schlug: „Fräulein v. Herbert?! Fräulein Erika?!"
Im bloßen Ausruf ihrer Namen klangen bestürzte Fragen und ausjauchzende Freude so wunderbar zusammen, daß sie nicht länger stark scheinen konnte und mitten aus einem heftigen Tränenschauer heraus nur zu nicken vermochte. Auf den erschrockenen und bittenden Blick des Gelehrten
der Goldschmied Wilhelrn Burkhardt aus Huchenfeld an. Er stellte sich damit als Streikposten im Walde aus und leuchtete den Arbeiterinnen Nicht etwa ins Herz, aber ins Gesicht. Zwei Frauen waren davon so überrascht, daß sie in den Straßengraben sielen. Das Schöffengericht hat nachträglich den Burkhardt für jene Beleuchtungsefsekte mit 10 Mark Geldbuße oder drei Tage Kasten verurteilt.
st Pforzheim, 6. März. Heute wird hier an zwei Stellen zugleich mit dem Bau der städtischen elektrischen Straßenbahn begonnen. Die Bahn wird im August eröffnet.
st München, 6. März. Der Prinzregent hat an den Staatsminister für Kirchen- und Schulange legenheiten Dr. Ritter von Wehner nachstehendes Handschreiben gerichtet: Mein hohes und rüstiges Alter danke ich nebst Gott vor allem der Kräftigung und Stählung meines Körpers von früher Jugend auf. Es ist mein Wunsch, daß der reiche Segen, der aus der körperlichen Ausbildung erblüht, auch der Jugend meines Landes zuteil wird. Um die in dieser Hinsicht bereits bestehenden Einrichtungen in wirksamer Weise zu unterstützen, bestimme ich, daß an den Mittelschulen alljährlich zur Abhaltung eines Schulfestes im Sommerhalbjahr ein Tag vom Unterricht freigegeben wird, an dem der Erfolg körperlicher Ausbildung durch öffentl. Turn- vorfnhruugen n. Turnspiele dargetan werden soll. Zugleich stifte ich für jeden Ort, an dem sich eine oder mehrere Mittelschulen befinden, eine Medaille, die je für ein Jahr als Ehrenpreis derjenigen Anstalt oder Anstaltsklasse zufallen soll, die bei diesem Schulfest Siegerin in den turnerischen Vorführungen oder in Wettspielen geworden ist.
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st Berlin, 6. März. Die Nene Gesellschaftliche Korrespondenz meldet, daß der Kronprinz am 1. Oktbr. das Kommando des l. Leibhusarenregiments Nr. i in Langfuhr bei Danzig übernimmt. Die Korrespondenz teilt dazu mit, daß der Kaiser vorgestern beim Frühstück im Unionklub erzählt habe,, er habe diese Ernennung dem Kronprinzen nach Kairo gemeldet.
st Wilhelmshaven, 6. März, Nach der Besichtigung der Werft fand auf der „Deutschland" Frühstückstafel statt, an der der Großherzog von Oldenburg teilnahm. Nachmittags um 3 Uhr setzte der Kaiser die Besichtigung bei der südlichen Hafenerweiterung fort und kehrte um 4 Uhr auf die „Deutschland" zurück.
st Wilhelmshaven, 6. Mürz. Der Kaiser hat heute an einem Herrenabend in der Offiziersspeise- anstalt teilgenvmmen. Die Abreise nach Helgoland soll morgen früh erfolgen.
st Metz, 6. März. Nach zweitägiger Verhandlung wurde heute vom Kriegsgericht das Urteil in dem Prozeß gegen Leutnant Erb vom Jnf.-Reg. Nr. 130 gefällt. Erb wurde wegen versuchten Betrugs, militärisch qualifizierter Unterschlagung und Erstattung einer falschen Meldung zu einem Jahr sieben Monaten Gefängnis und Entfernung aus dem Heer verurteilt. Die Urteilsbegründung fand unter Ausschuß der Oeffentlichkeit statt.
aber wandte sie sich zu Cecca und stammelte: „Ich wollte zu Ihnen — wollte Sie um Rat fragen! Wir erhielten in der Pension den Brief mit der- schweren Nachricht und niemand dachte an Sie, Frau Francesca! Ich konnte ja nicht wissen, daß Doktor Gerland schon frei und mein Gang unnütz und überflüssig sei!"
(Schluß folgt.)
8 Der Sang vom Hundertmarkschein. Im „Tag" stimmt „Gottlieb" folgenden Sang auf den Hundertmarkschein an:
Kaum erkennste diesen Neuling —
Sehr gewachsen ist der Bläuling.
Seine Flächen sind enorm;
Steh und schaudre, Erdenworm.
Wenn, in Kissen eingesargt,
Neben dir die Gattin schnarcht.
Deckt euch in des Bettes Ruh Mit dem neuen Bläuling zu.
Wär' es auch die längste Ehe,
Uebersteigt er doch die Zehe.
Jeder Blick steht freudensatt,
Daß dies Geld . . . kein Ende hat.
Doch zufrieden ist man erst.
Wenn du wächst und dich vermehrst.
Mache, Bläuling, keine Faxen,
Mehren sollst du dich — nicht wachsen!
8 Der Briefkasten in der Einsamkeit. Der Dampfer fährt auf einem der großen Ströme des weiten Amerika und nimmt seinen Weg zwischen den Riesen des Urwaldes
Ausländisches.
st KonfitMtiüoM, '6. März« In 8er Deputierten»
kammer machte im Laufe der Budgetdebatte der Führer der gemäßigten Liberalen, Jmail Kemal, einen Zwischenruf, der so aufgefaßt wurde, als hätte Kemal angedeutet, daß die Regierung bei der Erteilung von Eisenbahnkonzessionen Geld genommen habe. Der Großwesir ging erregt auf Kemal zu und forderte ihn mehrmals auf, seine Aeußerung zu wiederholen. Um Kemal hatten sich inzwischen zahlreiche Deputierte versammelt. Der Großwesir versetzte Kemal einen Schlag auf die Hand, worauf dieser rief: „Ihr Organ hat behauptet, daß ich für eine Affäre, wofür die Regierung nichts gibt, Geld genommen habe." In diesem Moment gab ein Deputierter der Mehrheit Kemal eine Ohrfeige, was viele Lärmszenen verursachte. Nach der Sitzung berieten die Minister und hervorragende Deputierte der Majorität über den Zwischenfall, der einen peinlichen Eindruck hervorgerufen hatte. Wie verlautet, verlangt die Regierung, daß in der morgigen Sitzung zunächst Kemal der Regierung eine Genugtuung gibt, worauf der Deputierte, der Kemal die Ohrfeige versetzt hat, Abbitte leisten soll.
ss Cairo, 6. März. Der deutsche Kronprinz ist hier eingetroffen und auf dem Bahnhof vom Khedive, den Ministern und dem diplomatischen! Korps empfangen worden.
Allerlei.
* Ein Nachspiel zum Zarenbefuch in Hessen meldet das „Berl. Tgbl.": Der Verwalter des großherzöglichen Schlosses in Friedberg, Obst, hatte kurz nach dem Zarenbesuch eins russische Auszeichnung bekommen, die e r aber an das Darmstädter Hofmarschallamt znrückschickle, weil die gleiche Auszeichnung sämtlichen Unteroffizieren erteilt wurde. Obst wurde wegen dieses Vorgehens in den Ruhestand versetzt.
* Die Reichsbank kann das Konto des betrügerischen Reichsdruckerei-Faklors Grünenthal noch immer nicht abschließen. Jur vorigen Jahre liefen wieder für 220 000 Mark „Grünthaler Tausendmarkscheine" ein. Im Jahre 1909 waren es für 258 000 Mark, 1908 für 316 000, 1907 für 344 000 und 1906 für 740 000 Mark. Wie noch bekannt sein dürfte, hatte Grünenthat die Anfertigung von Tausend-Mark-Scheinen in der Reichsdruckerei zu überwachen. Er nahm die in seiner Verwahrung befindlichen Scheine, die bis zum Aufdruck der Nummern fertiggestellt waren, versah sie eigenhändig mit Nummern und gab sie ans. Die so in den Verkehr gekommenen Scheine waren durchaus echt u. nu durch das Anhalten der Scheine u. die Kontrolle der Nummern können nach u. nach die „Grünenthaler" festgestellt werden. In einem Prozeß kam es seinerzeit nicht, da Grünenthal sich im Untersuchungsgefängnis über das Treppengeländer hinweg in die Tiefe stürzte.
Konkurse.
Kurt Schneider, Kaufmann, Inhaber einer Putz-, Waschartikel und Toilettenseifenhandlung en gros Stuttgart, Weißenburgstraße 2 0.
Berantwortüchrr Redakteur: L. Lauk, Altensteis.
Druck u- Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, ?. Lauk, Altensteig.
hindurch. In der urwüchsigen Natur fesselt den Reisenden plötzlich ein kleiner Gegenstand, der an einem der Stämme befestigt ist und sich durch seine leuchtenden Farben bemerk- lich zu machen sucht. Es ist ein — Briefkasten, und schnell wird ein Boot ausgesetzt, um seinen Inhalt aufzunehmen. Ein Stück modernster Kultur scheint seinen Weg durch Wald und Wildnis genommen zu haben. Freilich müssen die Leute oft eine recht beschwerliche Wanderung unternehmen, um den Brief in den Kasten zu stecken, und auch das Abholen erfolgt nicht so prompt, wie man es unter geordneten Verhältnissen gewöhnt ist. Aber der Apparat funktioniert doch zur Zufriedenheit, und die Einrichtung ist immerhin besser als man denkt. Das Schiff legt dann auch Briefe, welche ankommen, in den Kasten, und es muß auf die Gewissenhaftigkeit der Abholenden gerechnet werden, daß niemand einen Brief mitnimmt, der ihm nicht gehört. — Auf einer Insel war ein förmliches Postamt in einer Tonne eingerichtet. Jedes landende Schiff nahm die Briefe heraus, deren Weiterbeförderung ihm möglich war, während anderseits alle Schriftstücke eingelegt wurden, deren Besorgung andern Schiffen überlassen werden mußte. — In Amerika findet man auf dem Lande vielfach Briestästen in Form großer Holzschachteln. Sie sind zweckmäßig etwa auf den Stumpf eines alten Waldriesen genagelt. Am Deckel ist ein Strick befestigt, welchen man heraushängen läßt, sobald Briefe im Kasten liegen. Der Briefbote reitet vorüber, und wenn der Strick heraushängt, so ergreift er diesen — er braucht dabei nicht abzusteigen —, hebt damit den Deckel hoch und nimmt die Briefe heraus. Hat er neue dafür eingelegt, so läßt er nun seinerseits den Strick heraushängen, und nun können die Umwohner schon von weitem sehen, ob es sich der Mühe verlohnt, einen neugierigen Blick in das Innere dieses Briefkastens zu werfen.