Freundschaft Bieselsberg 83'/- Pkt., II c Freundschaft Kapfenhardt 72 Pkt. 2. Abteilung: Gehobener Volksgesang: la Eintracht-Frohsinn Pforzheim 102 Pkt., Ib Liederkranz Ottenhausen 101'-Pkt., Ic Sängerbund Hoheneck 96'/- Pkt., 16 Frohsinn Neckarsulm 96 Pkt., Ie Freundschaft Brötzingen 93'/- Pkt , II Liederkranz Obernhausen 91 Pkt., 11a Sängerbund Arnbach 78V- Pkt., II b Liederkranz Liebenzell 78 Pkt. 3. Abteilung: Kunstgesang: la Gesangverein der Nähmaschinenbauer Karlsruhe 93'/- Pkt., Ia Männergesangverein Mühlacker 93'/. Pkt., Il a Liederkranz Dürrmenz 84 Pkt., II b Sängerbund Eräfenhausen 78'/- Pkt.
Pforzheim, 20. Aug. Ein trauriges Familienbild entrollt eine Briefkastennotiz im „Pforzheimer Anzeiger". Da heißt es u. a.: „Ich möchte anfragen, was ich tun soll, denn mein Mann ist ein Tunichts. Er mag nicht arbeiten, nur trinken und in den Wirtschaften herumjohlen und singen. Wenn es nur einen Rausch gibt jeden Tag, so ist es ihm wohl, und ich soll ihm das Essen hinstellen. Ist das nicht der Fall, dann schlägt und schimpft er mich alles mögliche, was man sich nur denken kann. Er kann bloß mit seinen Geschwistern fein sein und mit den lüderlichen Kameradschaften, die er immer an der Hand hat. Mit denen hält er zusammen wie Stahl und Eisen und die Frau daheim mit den Kindern soll sehen wie sie durchkommt. Ich bin den ganzen Tag im Geschäft, darf keine Stunde versäumen und er weiß nicht, wie er unserm Herrgott den Tag abstehlen will. Nie würde er daheim etwas anrllhren, das ist ganz ausgeschlossen. Ich muß nach dem Geschäft abends noch Laden putzen und Samstag abends und Sonntag muß ich öfters in Wirtschaften aushelfen, bis ich ganz von Kräften bin. Ich verdiene auch noch viel Geld mit Häkel- und Strickarbeiten, um mit meinen Kindern ein ehrliches und redliches Leben zu führen. Was könnte ich anfangen, um einen solch heruntergekommenen Menschen auf andere Wege zu bringen? „Man sieht", schreibt der „Pforzh. Anz." dazu, „wie notwendig das dem Landtag vorgelegte Gesetz ist, wonach Leute, die sich der Unterstützungspflicht gegenüber ihrer Familie entziehen, auch gegen ihren Willen zur Arbeit gezwungen werden sollen."
Württemberg.
Stuttgart, 20 Aug. Die Zentrumsfraktion des Landtags hat in einer Eingabe an das Kriegsministerium ersucht, es möge, dem Wunsche weiter Kreise der württ. Landwirtschaft entsprechend, mit Rücksicht auf die außerordentlichen Verhältnisse der bisherigen Ernte den der Landwirtschaft angehörigen Soldaten ein Ernteurlaub von 8—10 Tagen gewährt werden. Dem Vorsitzenden der Fraktion ist auf das Gesuch der Bescheid zugegangen, daß die Eingabe dem Generalkommando zur tunlichsten Berücksichtigung, soweit es die dienstlichen Interessen gestatten, zugestellt worden ist.
Stuttgart, 16. Aug. Hier starb Pfarrer a.D.THeod. Traub, 1859 Pfarrer in Neuheng st ett, 1866 in Rielingshausen, 1880 in Wendlingen, wo er 1900 Ehrenbürger wurde.
Stuttgart, 20. Aug.Heute morgen kurz vor 7 Uhr bot sich den Passanten der Eberhardstraße ein wüstes Großstadtbild. Drei Frauen gerieten in Streit und hatten sich bald in den Haaren; sich kreuz und quer mit den Händen bearbeitend, zerrten sie sich über das Trottoir bis in die Mitte der Straße, bis es einer gelang, sich den Händen ihrer Angreifer zu ent-
Tichtenstein
14) Romantische Sage von Wilhelm Hauff.
Berta schien ihre rosigste Laune hervorgeholt zu haben, um ihre Base zu trösten und doch ihren großen Schmerz zu zerstreuen. Sie erzählte und schwatzte, sie lachte und ahmte dieGebärde undSprache so vieler Leute nach, sie versuchte alle jene tausend kleinen Künste, womit die Natur ihre fröhliche Tochter ausstattete. Aber wir glauben, daß sie wenig ausrichtets, denn nur hie und da glitt ein wehmütiges, schnell verschwebendes Lächeln über Mariens feine Züge hin.
Endlich ergriff sie, als gar nichts mehr helfen wollte, ihre Laute, die in de Ecke stand. Marie besaß auf diesem Instrument große Fertigkeit, und Berta hätte sich sonst nicht so leicht bewegen lassen, vor der Meisterin zu spielen. Doch heute hoffte sie durch ihr Geklimper wenigstens ein Lächeln ihrer Base zu entlocken. Sie setzte sich mit großem Ernste nieder und begann:
Fragt mich jemand, ma- ist Minne?
Müßt ich gern auch darum rnkhlr).
Wer nun recht darüber sinne.
Sag mir, warum tut sie weh?
Minne ist Liebe, tut sie wohl:
Tut sie weh, heißt sie nicht Minne.
O, dann weiß ich, wie sie heißen sott.
„Wo hast du dies alte schwäbische Liedchen her?"
winden. Die beiden anderen jedoch waren wie zwei Hunde in einander verbissen und schleppten sich, fortwährend einanderGesicht und Haare bearbeitend, noch eine Strecke weit, bis sie, auf dem Boden sich wälzend, gerade auf das Straßenbahngleis zu liegen kamen. Zwei des Wegs kommende Herren rissen die beiden mit Gewalt auseinander und sorgten dafür, daß jede eine andere Richtung einschlug. Die Haare vollständig zerzaust, die Kleider voll Schmutz und zerfetzt, zogen die beiden voll Wut unter dem Gelächter der Menge von dannen.
Eßlingen, 20. Aug. Eine Versammlung der Nationalliberalen und der Jungliberalen hat gestern abend den Oberbürgermeister Dr. v. Mlllberger als Kandidaten für die Landtagswahl aufgestellt. Mülberger hat angenommen. Die Volkspartei wird seine Kandidatur gemäß dem Abkommen unterstützen. Auf der im Herbst in Eßlingen stattfindenden Herbstwanderversammlung der Deutschen Partei wird Abgeordneter Dr. von Mühlberger über Landespolitik und Reichtstagsabgeordneter Dr. List über Reichspolitik sprechen.
Göppingen, 20. Aug. Die Rollerinnen und Spulerinnen der Buntweberei von Butz u. Söhne sind wegen Lohndifferenzen schon vor einiger Zeit in den Ausstand getreten. Die Firma hat daraufhin ihrer gesamten Arbeiterschaft auf 31. August gekündigt. Die Kündigung tritt an diesem Tage in Kraft, falls die Differenzen bis dahin nicht beigelegt sind.
Nottweil, 20 Aug. Heute früh wurde die Frau des Pulverarbeiters Max Rosenberger in Zimmern in einer vor dem Hause stehenden vollen Wasserstande ertrunken aufgefunden. Es scheint sich um Selbstmord infolge geistiger Störung zu handeln. Die Frau hinterläßt mehrere Kinder.
Nottweil, 20. Aug. In die Heilanstalt Rottenmünster ist der Bauer Wendelin Hug von Hinter- Sulgen eingeliefert worden, der, seit Jahren dem Trünke haltlos ergeben, in einem Anfall von Delirium seinen Kindern, die ihm Vorwürfe machten, mit dem Messer zu Leibe ging und Sohn und Tochter schwer verletzte. Das Strafverfahren gegen den Säufer wurde wegen Unzurechnungsfähigkeit durch Trunk eingestellt.
Welzheim, 20. Aug. Der bisherige Stadtschultheiß Müller, der der Stadt 23 Jahre Vorstand und jetzt in Körperschaftsdienst übergetreten ist, ist zum Ehrenbürger ernannt worden. — Die bürgerlichen Kollegien haben dem seinerzeit zum Ehrenbürger ernannten Regierungsdirektor Dr. von Hieber das kunstvoll ausgearbeitete Ehrendiplom durch eine Abordnung jetzt überreichen lassen.
Ellwangen, 20. Aug. Das Ministerium des Innern hat jetzt den Bergmann-Elektrizitäts-Unter- nehmungen A. G. in Berlin die Genehmigung erteilt zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes mit dem Zweck, die Oberämter Ellwangen, Crailsheim, Aalen, Neresheim und Gmünd mit Licht und Kraft zu versorgen. Das Werk ist im Rohbau fertig, an der Inneneinrichtung wird tüchtig gearbeitet, sodaß, wenn die Masten erstellt und die Leitungsdrähte gezogen sind, die Inbetriebnahme bis 1. Oktober in sicherer Aussicht steht.
6p. Hall, 21. Aug. Wie schon mitgeteilt, feiert heute Prälat v. Braun seinen 70. Geburtstag. Vor vierzig Jahren wurde er auf das Pfarramt in Maulbronn berufen, auf dem er von 1872—1875 verweilte. Dann folgten sechs Jahre lehramtlicher Tätigkeit am Missionshaus in Basel. 1881 ging er
fragte Marie, die der einfachen Musik und dem lieblichen Text gern ihr Ohr lieh.
„Nicht wahr, es ist hübsch? Aber es kommt noch viel hübscher, wenn du hören willst," antwortete Berta. „Das hat mich in Nürnberg ein Meistersänger, Hans Sachs, gelehrt; es ist übrigens nicht von ihm, sondern von Walter von der Vogelweide, der wohl vor dreihundert Jahren gelebt und geliebt hat. Höre nur weiter:
Db ich recht erraten könne,
Was die Minne sei? So sprecht ja.
Minne ist zweier Herzen Wonne;
Teilen sie gleich, so ist sie da.
Doch — soll ungeteilt sein.
So kann ein Herz allein sie nicht enthalten.
Willst du mir helfen, tränte Jungfrau mein?
Nun, hast du geteilt, mit dem armen Junker?" fragte die schelmische Berta ihre errötende Base. „Vetter Kraft möchte gerne auch mit mir reilen, einstweilen rann er aber seinen ganzen Part allein tragen. Doch du wirst wieder ernst, ich muß schon noch ein Liedchen des alten Herrn Walter singen:
„Ich weiß recht, wie es damit geschah.
Meinem Auge ist's noch nie geschehen,
Seit ich sie in meinem Herzen sah.
Kann ich sie auch ohne Augen sehen.
Da ist doch ein Wunder mit geschehen.
Denn wer gab es, daß es, ohne Augen Eie zu aller Zeit mag sehen?
Msttt ihr wissen, was die Augen sein,
Wsmtt jch sehe durch alle Land'?
in das Helferamt. 1887 in das Dekanat- und Ve- zirksschulamt in Calw. In Cannstatt, auf dessen Dekanat er im Jahre 1896 berufen wurde, ist vor allem die Lutherkirche und, was alles an Neugestaltung im kirchlichen Gemeindeleben mit ihrem Bau zusammenhängt, bleibend verbunden mit dem Namen Braun. Seit 1900 bekleidet v. Braun die Prälatur in Hall. Besonders verdient genannt zu werden die von ihm ins Leben gerufene Haller Konferenz, eine aus dem ganzen Land besuchte Versammlung von Geistlichen zur Besprechung kirchlicher und theologischer Fragen, v. Braun ist Mitglied des Kirchenregiments und der Ersten Kammer.
Vom Vodensee, 20. Aug. Zum Kaiserbesuch in Konstanz teilt der Landeskommissär mit, daß der Kaiser am Samstag den 7. September nachmittags 7 Uhr 5 Minuten aus der Schweiz eintreffen wird, um sich zum Besuche der Großherzogin Luise sodann mit Dampfboot nach Schloß Mainau zu begeben. Der Großherzog wird den Kaiser bei der Ankunft in Konstanz empfangen. Am Sonntag den 8. September nachmittags wird der Kaiser wiederum zu Schiff nach Konstanz zurückkehren, von wo 5 Uhr 30 die Weiterreise erfolgen wird.
Aus Welt und Zeit.
Karlsruhe, 20. Aug. In Nesselried wurde gestern der Jagdaufsehr Hauser unter dem dringenden Verdacht verhaftet, im Jahre 1896 den Oberjägermeister Schäfer aus Nußbach ermordet zu haben.
Berlin, 20. Aug. Ueber das Befinden der Kaiserin erhält die „Berliner Morgenpost" aus Langen- burg, der Residenz des Oheims der deutschen Kaiserin, Fürsten Hohenlohe-Langenburg, Nachrichten, die die in den Hofkreisen herrschende Unruhe erkennen lassen. Wenn das Befinden auch zu keinen ernsten Befürchtungen Anlaß gibt, laste doch auf der kaiserlichen Familie eine Sorge, die sich der ganzen Umgebung mitteilt und darin ihren Ausdruck finde, daß die amtlichen Stellen über den Charakter des Krankheitszustandes, über den die Kaiserin selbst nicht im Klaren zu sein scheint, jede Mitteilung an die Öffentlichkeit verweigern. Man begnügt sich, den alarmierenden Nachrichten beschwichtigend entgegenzutreten. Sicher sei, daß die Nauheimer Kur nur eine vorübergehende Besserung im Schwächezustande der Kaiserin herbeigeführt und daß die durch die unregelmäßige Herztätigkeit hervorgerufene Nervosität wieder einen stärkeren Grad erreicht habe, der zur Fernhaltung jeder Aufregung und zur einfachsten Lebensweise zwinge.
Zürich, 20. Aug. Auf der neuen Säntisbahn kam ein auf der Endstation Wasseraun stehender ungebremster Eisenbahnwagen ins Rollen und fuhr in rasendem Tempo durch die verschiedenen Stationen der Linie Appenzell zu. Dort prallte der Wagen auf zwei andere auf dem Gleis stehende Wagen auf, die eben von einer Schule, die einen Ausflug machte, besetzt worden waren. Zwölf Personen wurden schwer verletzt.
Gerichtssaal.
Heilbronn, 20. Aug. Wegen eines Vergehens gegen den § 10 Ziff. 2 des Nahrungsmittelgesetzes war die Bauersehefrau Anna Müller, geb. Kirchenbauer, von Massenbachhausen, die wegen Milchfälschung vorbestraft ist, vom Schöffengericht Brackenheim am 28. Juni d. I. zu einer Gefängnisstrafe von drei Wochen und zu den Kosten des Verfahrens verurteilt worden. Außerdem wurde die Befugnis
Es sind die Gedanken des Herzens mein.
Damit schau' ich durch Mauer und Wand,
Und hüten diese sie noch so gut.
Es schauen sie mit vollen Augen Das Herz, der Wille und mein Mut."
Marie lobte das Lied des Herrn Walter von der Vogelweide als einen guten Trost beim Scheiden. Berta bestätigte es. „Ich weiß noch einen Reim," sagte sie lächelnd und sang:
Und zog sie auch weit in das Schwabenland,
Seine Augen schauen durch Mauer und Wand,
Seine Blicke bohren durch Mauer und Stein,
Er schaut durch die Alb nach dem Lichtenstein!
Als Berta noch im Nachspiel zu ihrem Liedchen begriffen war, ging die Gartenpforte. Männertritte tönten den Gang herauf, und die Mädchen standen auf, die Erwarteten zu empfangen.
„Herr von Sturmfeder," begann Berta nach den ersten Begrüßungen, „verzeihet doch, daß ich es wagte, Euch in meines Vaters Garten einzuladen. Aber meine Base Marie wünscht Euch Aufträge an eine Freundin zu geben. — Nun, und daß wir andern nicht zu kurz kommen," setzte sie zu Herrn Kraft gewandt hinzu, „so wollen wir eins plaudern und den Abendtanz von gestern mustern." Damit ergriff sie ihres Vetters Hand und zog ihn mit sich in den Garten hinab.
Georg hatte sich zu Marie auf die Bank gesetzt. Sie lehnte sich an seine Brust und weinte heftig. Die süßesten Worte, die er ihr zuflüsterte, vermochten