ausgesprochen, das Urteil auf Kosten der Angeklagten in der Neckarzeitung zu veröffentlichen. Die Angeklagte soll ihrer Milch, die sie an den Milchhändler ablieferte, 50 Prozent Wasser zugesetzt haben. — Vom gleichen Gericht waren wegen Milchfälschung die Bauerseheleute Rudolf Merkle und Rosine Merkle, geb. Wagner von Massenbachhausen zu je einer Geldstrafe von 25 Mk., und der Bauer Lorenz Baumgärtner von Massenbachhausen zu je einer Geldstrafe von 30 Mk. verurteilt worden. Der Wasserzusatz betrug bei Merkle 8 Prozent und bei Baumgärtner 7 Prozent. Sämtliche Angeklagten haben gegen das schöffengerichtliche Urteil Berufung eingelegt. Bei der Verhandlung vor dem Berufungsgericht wurden sämtliche Angeklagten mangelnder Beweise halber unter Uebernahme der Kosten auf die K. Staatskasse sreigesprochen, da mit Sicherheit nicht festgestellt werden konnte, wer das Wasser in die Milch getan habe.
Stuttgart, 20. Aug. Der Dreher Jakob Burk- Hardt von Plattenhardt knüpfte im Februar mit einem Dienstmädchen ein Liebesverhältnis an und versprach ihm das Heiraten. An Pfingsten sollte die Hochzeit sein. Das Glück war aber nur von kurzer Dauer. Denn nachdem der zukünftige Bräutigam von dem Mädchen durch das Vorbringen, er sei in fester Stellung und werde das Geld am Zahltag zurückgeben, 2 Mk. und dann 7 Mk. entlehnt hatte, ließ er nichts mehr von sich hören. Das Mädchen erkundigte sich nach ihm und mutzte erfahren, daß er verheiratet und Väter von drei Kindern ist. Dem Mädchen hatte er auch einen falschen Wohnort angegeben und zudem war er, als er das Geld entlehnte, in keiner festen Stellung mehr. Die Sache kam zur Anzeige und das Schöffengericht verurteilte ihn wegen Betrugs zu 15 Mk. Geldstrafe, wobei berücksichtigt wurde, datz es sich um geringfügige Beträge handelt und das Geld von der Frau des Angeklagten ersetzt worden ist. Der Amtsanwalt focht das Urteil an und zwar hinsichtlich des Strafmatzes und der Strafart. Die Strafkammer erkannte auf 2 Wochen Gefängnis.
Landwirtschaft und Märkte.
Kurzer Getreidewochenbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschastsrates vom 13. bis 19. August. Die Getreidemärkte standen in der Berichtswoche unter dem Eindruck des bis Sonntag in ganz Westeuropa herrschenden ungünstigen Wetters, das den Fortgang der Erntearbeiten störte und die Beschaffenheit des noch draußen stehenden Getreides bereits erheblich herabgemindert hat. Hinzu kam die festere Haltung Amerikas und die mehrfache Erhöhung der Forderungen für Cansas-Weizen, für den sich allgemein, auch seitens der deutschen Mühlen, rege Nachfrage kund gibt. Im Gegensatz zu den hohen privaten Schätzungen der kanadischen Weizenernte wird von amtlicher Seite eine kleinere Ernte als im Vorjahre in Aussicht gestellt, nämlich 5,1 Mill. To. gegen 5,9 Mill. To. in 1911. lieber Rußland herrscht immer noch wenig Klarheit und die Exporteure halten infolgedessen mit Angeboten zurück. In Deutschland waren noch vielfach Reste der Roqgenernte und noch viel Weizen, sowie ein großer Teil der Sommerung zu bergen. Häufig wird bereits über den Auswuchs geklagt, namentlich die Gerste hat sehr gelitten, und es wird jedenfalls wenig gute Brauware geben, ebenso dürfte ein großer Teil der Haferernte verregnet und mitzfarbige Qualitäten dar
stellen. Für Weizen bestand weiter Nachfrage des Auslandes, aber die Exportfirmen hielten mit weiteren Abschlüssen wegen der Ungewißheit bezüglich der Qualitäten zurück. Das Angebot vom Jnlände ist knapp und die Mühlen interessieren sich infolgedessen etwas mehr für fremden Weizen. Lieferung stellt sich nach unerheblichen Schwankungen Mk. niedriger als vor acht Tagen. Roggen kam etwas reichlicher, aber meist in kleiner Beschaffenheit auf den Markt, sodatz sich in stärkerem Matze Nachfrage für russischen Roggen zu Mischzwecken bemerkbar machte. Für gute trockene Ware wurden in der Provinz meist bessere Preise als in Berlin bewilligt, und auch für schnelle Abladung nach dem Auslande zeigte sich Absatz. Lieferung war zeitweise um IVe bis 2 Mk. höher, gab den Gewinn infolge besseren Wetters aber wieder auf und schließt ungefähr wie vor acht Tagen. Für alten Hafer, der nur noch spärlich vorkommt, bestand rege Kauflust und auch gute neue Ware erzielte für rasche Abladung verhältnismäßig hohe Preise, während für die vielfach offerierten abfallenden Qualitäten schwer Käufer zu finden waren. Feine Braugerste wird namentlich in Mittel- und Westdeutschland hoch bewertet. Russische Futtergerste ist knapp offeriert und höher gehalten. Auch für argentinischen Mais mutzten höhere Forderungen bewilligt werden.
Weltmarktpreise. Weizen: Berlin, Sept. 207 (— 0,25), Pest, Okt. 194,25 (— 0,20), Paris, Aug. 221,70 (— 0,40), Chicago, Sept. 144,50 (— 2,50), Liverpool, Okt. 168,45 (pl. 1,85). Roggen: Berlin, Sept. 170,25, Hafer: Berlin, Sept. 168,25 (—1,25), Futtergerste, Südruss., frei Hbg., unverzollt, Aug. 121,50 (pl. 2,60), Sept., Dez. 120 (pl. 1,75), Mais, La Plata, Juli, Aug., Sept. 110,60 (pl. 1,50) Mk.
Nagold, 20. Aug. Zum Unterschied von minder guten Ernten in Getreide und Obst sind solche in Kraut und Kartoffeln sehr gute zu nennen; jetzt schon sind Krautköpfe mit 14 und mehr, Kartoffeln per Stück mit 1'/» Pfd. zu sehen.
Stuttgart, 20. Aug. Auf dem heutigen Erotz- markt galten folgende Preise: Birnen 5—20 Pfg., Aepfel 6—15 Pfg., Zwetschgen 18—20 Pfg., Preißel- beeren 28—30 Pfg., Himbeeren 45—60 Pfg. per Pfund.. Bohnen kosteten im großen 9 Pfg., Zwiebeln 5 Pfg. per Pfund, 100 Stück Einmachgurken 30 Pfg. Starke Zufuhr.
Stuttgart, 20. .Aug. Schlachtviehmarkt. Zuqe- trieben: 203 St. Großvieh, 251 Kälber, 738Schweine. Ochsen 1. Qual. 100—105 Mk., Bullen 1. Qual. 90—93 Mk., Stiere 1. Qual. 103—105 Mk., Jungrinder 2. Qual. 100—102, 3. Qual. 94—100 Mk., Kühe 2. Qual. 70—85, 3. Qual. 55—65 Mk., Kälber 1. Qual. 106—110, 2. Qual. 100—105, 3. Qual. 92—99 Mk., Schweine 1. Qual. 87—88, 2. Qual. 86—87, 3. Qual. 78—80 Mk. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.
Niederstetten, 19. Aug. Im Saale des Gasthofes zum Löwen fand gestern die Generalversammlung der Fränkisch- Hohenlohischen Getreideverkaufsge- nossenschaft Niederstetten E. E. m. u. H. statt. Die Genossenschaft gehört zu den größten des Landes. Aus diesem Grunde ist ihr Rechenschaftsbericht in Hinsicht auf ihre wirtschaftliche Bedeutung auch von allgemeinem Interesse. Direktor Thierrauch-Adolz- hausen wies auf die vielen Schwierigkeiten hin, mit der die Leitung zu kämpfen gehabt habe. Lagerhausverwalter Weigel erstattete den Geschäftsbericht. Der Warenumschlag war auch im vergangenen
Geschäftsjahr ganz bedeutend. Angeliefert wurden in den verschiedenen Getreidearten usw. 1558 601,5 Kilo (1026 658 Kilo). Darunter Gerste 801158, Weizen 381167, Hafer 311625, Kleesamen 1506,5 Kilo. Bezogen und an Mitglieder verkauft wurden 989 145 (579118) Kilo. Darunter fallen auf Düngemittel 486 240, Futtermittel und Mehl 393162, Kartoffeln 52718 Kilo. Der finanzielle Erfolg war sehr zufriedenstellend. Nach 6141 Mk. 53 Pfg. Abschreibungen (0) verbleibt ein Reingewinn von 11055,62 (7567,83) Mk. Die Unkosten sind von 6793,87 Mk. auf 11044,55 Mk. angewachsen, die Zinsen von 7042,25 auf 12 614,44 Mk. Dementsprechend hat sich auch der Gewinn an Getreide und Waren von 20 992,88 auf 39 864,39 Mk. gehoben. Die Mitgliederzahl ist von 400 auf 473 gestiegen. Die Generalversammlung beschloß, den Reingewinn nach den Vorschlägen des Vorstandes und Aufsichtsrates wie folgt zu verwenden: 5000 Mk. zur Schuldentilgung und der Rest von 6055,62 Mk. wird dem Reservefonds überwiesen, der sich auf 13 623,46 Mk. erhöht.
Berlin, 19. Aug. Nach Mitteilungen des internationalen landwirtschaftlichen Instituts in Rom wird die Getreideernte Canadas in Weizen auf 114.500 T. gegen 5.874.000 T. im Vorjahr, Gerste 708.000 T. gegen 884.835 T., Hafer 4.935.400 T. gegen 5.569.755 T. geschätzt. Die Schätzung der bulgarischen Ernte beläuft sich für Weizen auf 1.736.000 T. gegen 1.959.653 T. im Vorjahr, Roggen 315.015 T. gegen 317.318 T., Gerste 400.000 T. gegen 442.659 T.
Letzte Nachrichten und Telegramme.
Ludwigsburg, 21. Aug. (Teleph.) Wie verlautet, besteht in volksparteilichen Kreisen die Absicht, als Kandidaten für Ludwigsburg-Amt den Geometer Morlock in Zuffenhausen, und, falls dieser ablehnt, Versicherungsinspektor Enderle aufzustellen. Die Bestätigung bleibt abzuwarten.
Station Teinach, 21. Aug. Ein schweres Unglück hat sich hier heute nachmittag kurz nach 1 Uhr zugetragen. Der Maschinenmeister Kiemle beim E.E.C. bestieg im Werk den Verteilungsturm, um etwas nachzusehen. Dabei kam er der Hochspannungsleitung zu nahe, daß er mit ihr in Berührung geriet, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Die sofort unternommenen Wiederbelebungsversuche blieben leider erfolglos. Der so tragisch ums Leben gekommene Mann hat ein Alter von 30 Jahren erreicht; um ihn trauern eine Witwe mit drei Kinderlein.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Lanäwirkchatll. öeMsverein.
Diehprämiierung betr.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei dem landwirtschaftlichen Bezirksfest eine
Prämiierung älterer Farren und Kühe nicht stattfindet, es kommen lediglich die bei der staatlichen Bezirksrindviehschau am 27. Juni d. Js. zuerkannten Preise zur Verteilung.
Calw, den 19. August 1912.
Der Vereinsvorstand:
Regierungsrat Binder.
nicht, ihre Tränen zu stillen. „Marie," sagte er, „du warst ja sonst so stark, wie kannst du nun gerade jetzt allen Glauben an ein besseres Geschick, an Hoffnung aufgeben?"
„Hoffnung?" fragte sie wehmütig, „mit unserer Hoffnung, mit unserem Glück ist es für ewig aus."
„Sieh," antwortete Georg, „eben dies kann ich nicht glauben, ich trage die Gewißheit unserer Liebe in mir so innig, so tief, und ich sollte jemals glauben, datz sie untergehen könnte?"
„Du hoffst noch? So höre mich ganz an. Ich muß dir ein tiefes Geheimnis sagen, an dem das Leben meines Vaters hängt. Mein Vater ist so sehr ein bitterer Feind des Bundes, als er ein Freund des Herzogs ist. Er ist nicht nur deswegen hier, um sein Kind heimzuholen. Nein, er sucht die Pläne des Bundes zu erforschen und mit Geld und Rede zu verwirren. Und glaubst du, ein so bitterer Gegner des Bundes werde seine Tochter einem Jüngling geben, der durch unser Verderben sich emporzuschwingen sucht? Einem, der sich an Menschen anschließt, die kein Recht, sondern nur Raub suchen?"
„Dein Eifer führt dich zu weit, Marie," unterbrach sie der Jüngling. „Du mußt wissen, daß mancher Ehrenmann in diesem Heere dient!"
„Und wenn dies wäe," fuhr jene eifrig fort, „so sind sie betrogen und verführt, wie auch du betrogen bist."
„Wer sagt dir dies so gewiß?" entgegnete Georg, welcher errötete, die Partei, die er ergriffen, von
einem Mädchen so erniedrigt zu sehen, obgleich er ahnte, daß sie so unrecht nicht habe. „Wer sagt dir dies so gewiß? Kann nicht dein Vater auch verblendet und betrogen sein? Wie mag er nur mit so vielem Eifer die Sache dieses stolzen, herrschsüchtigen Mannes führen, der seine Edlen ermordet, der seine Bürger in den Staub tritt, der an seiner Tafel das Mark des Landes verpraßt und seine Bauern verschmachten läßt?"
»Ja, so schildern ihn seine Feinde," antwortete Marie, „so spricht man von ihm in diesem Heere; aber frage dort unten an den Ufern des Neckars, ob sie ihren angestammten Fürsten nicht lieben, wenngleich seine Hand zuweilen schwer auf ihnen ruht. Frage jene Männer, die mit ihnen ausgezogen sind, ob sie nicht freudig ihr Blut für den Enkel Eberhards geben, ehe sie diesem stolzen Herzog von Bayern, diesen räuberischen Edlen, diesen Städtlern ihr Land abtreten."
Georg schwieg eine Zeitlang nachdenklich. „Aber wie entschuldigen denn diese warmen Verteidiger den Mord des Hutten?" fragte er.
„Ihr sprecht immer von Eurer Ehre," antwortete Marie, „und wollt nicht leiden, datz ein Herzog seine Ehre verteidige? Hutten ist nicht meuchelmörderisch gefallen, wie seine Anhänger in alle Welt ausge- schrien haben, sondern im ehrlichen Kampfe, worin der Herzog selbst sein Leben einsetzte. Ich will nicht alles verteidigen, was er tat. Aber man soll nur auch bedenken, daß ein junger Herr, wie der Herzog, von
schlechten Räten umgeben, nicht immer weise handeln kann. Wer er ist gewiß gut, und wenn du wüßtest, wie mild, wie leutselig er sein kann!"
„Es fehlt nur noch, daß du ihn auch den schönen Herzog nennst," sagte Georg bitter lächelnd. „Du wirst reichen Ersatz finden für den armen Georg, wenn er es der Mühe wert hält, mein Bild aus deinem Herzen zu verdrängen."
„Wahrlich, dieser kleinlichen Eifersucht hätte ich dich nicht fähig gehalten," antwortete Marie, indem sie sich mit Tränen des Unmuts, im Gefühl gekränkter Würde, abwandte. „Glaubst du denn, das Herz eines Mädchens könne nicht auch warm für die Sache ihres Vaterlandes schlagen?"
„Sei mir nicht böse," bat Georg, der mit Reue und Beschämung einsah, wie ungerecht er sei, „gewiß, es war nur Scherz!"
„Und kannst du scherzen, wo es unser ganzes Lebensglück gilt?" entgegnete Marie. ^Morgen will der Vater Ulm verlassen, weil der Krieg entschieden ist! Wir sehen uns vielleicht lange, lange nicht mehr, und du magst scherzen? Ach, wenn du gesehen hättest, wie ich so manche Nacht mit heißen Tränen zu Gott flehte, er möge dein Herz hinüber auf unsere Seite lenken, er möge uns vor dem Unglück bewahren, auf ewig getrennt zu sein, gewiß, du könntest nicht so grausam scherzen!"
„Er hat es nicht zum Heil gelenkt," antwortete Georg, düster vor sich hinblickend.
(Fortsetzung folgt.)