8 Ein Bäreujäger auf der Pirsch. Der „Pester Lloyö" erzählt von einer interejsancen Bärenjagd, die der in österreich-nngariscl-en Jagdkreisen bekannte Bärenjäger Major August v. Spieß vor kurzem unternommen hat. Major v. Spieß erlegte dabei seinen zwanzigsten Bären und vermochte außerdem noch zwei Bärenbabies lebend heimzubringen. Dieses jagdliche Ereignis spielte sich in Siebenbürgen im Leithatale, unterhalb der Strunga Drakului ab. Major Spieß wurde durch einen Mann verständigt, daß in den Felshängen des Storener Hanges Laute zu hören seien, die vermutlich einem Raubtier entstammten, doch könnte nicht entschieden werden, ob sie von einem Luchs oder einem Bären herrührten. Der Major entschloß sich sofort, in Begleitung des Mannes die erwähnte Höhle auszusuchen und, nachdem er sie erreicht, einen der mitgenommenen Hunde einzusetzen. Nach einiger Zeit verstummte das Bellen des Hatzhundes; zugleich ertönte lebhaftes Brüllen, das nur von einem Bären herrühren tonnte. Die Bärin, denn eine solche war es, war aus der Höhle hervorgestürz: und hatte den Hund mit einem einzigen Prantenschlag getötet. Bon außen war es jedoch nicht möglich, die Bestie zu sehen. Nun stieg der Major eine Felsstufe hinauf, sich unmittelbar vor den Eingang der Höhle anstellend, um sofor. den zweiten Hund einzusetzen. Nach wenigen Augenblicken schoß der Hund aus der Höhle heraus und hinter ihm folgte die Bärin. Als sie am Eingang der Höhle erschien, wurde sie auf eine Entfernung von drei Schritten durch einen Kopfschuß niedergestreckt und brach lautlos zusammen. Es war eine kühne Tat, die sich vor der Höhle auf einer Plattform von nur drei Schritt Breite abspielte, denn es winkte dein Jäger die Alternative, entweder gut zu treffen, oder aber von der wütenden Bärin über die Felsen geschleudert zu werden. Mit Hilfe des Begleiters warf nun Major Spieß die gefällte Bärip den Abhang hinunter und drang daun mit einer Kerze in die Höhle ein. Die eine Seite der sechs Quadratmeter messenden Höhle war vollständig vereist: auf der anderen war ein mit Fichtenreisern gedecktes Lager gescharrt, auf dem zwei junge Bärlein, di? ungefähr die Größe von Katzen erreicht hatten, gelagert waren. Die Bären jungen hat der glücklich? Nimrod mitgenommen und zieht sie auf. Es sind allerliebste kleine Kerle, die bereits täglich anderthalb Liter Milch als Nahrung bedürfen.
O,fferrtlichir Gprechsaal.
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Der Bericht über die Generalversammlung der Handwerkerbaut e. Gen. m. und. H. in Nr. 36 ds. Blattes bedarf in mancher Beziehung der Ergänzung. Der Antrag auf Abhaltung einer außerordentlichen Generalversammlung wurde gestellt, um mit der im Falle Schmitz so lange betriebenen Taktik der Verschleppung endlich ein Ende zu machen. Zwar nannte Herr Welker dieses Gebühren „die nötige Ruhe bewahren!" Man hätte füglich erwarten können, daß der Aufsichtsrat sich zur Klarstellung der Lage aus Pflichtgefühl schon längst herbeigelassen Hütte, allein nachdem eine solche nicht mehr zu umgehen war, glaub,? der Herr Direktor der Sache am besten zu dienen durch grobe Belei
digungen und lästerliches Schimpfen über die Ein berufer. Der Bildungsgrad des Herrn Welker wäre in schönerem Lichte dagestanden, wenn er in seiner Rede die gröblichen Insulte unterlassen hätte. Es muß schlimm um eine Sache bestellt sein, wenn man so schimpfen muß! Ueberdies soll einer nicht mit Steinen werfen, der im Glashaus sitzt. Der Zweck der ganzen Brandrede war lediglich ein Ver such der Beschönigung der leichtfertigen Geschäftsbehandlung, welche ganz gewiß nicht geeignet ist, das Ansehen der Bank zu erhöhen. Ferner bekamen die Aemtlesjäger und Kapitalisten ihr reichlich Teil, es ist aber nicht einem der 73 Genossen eingefallen, ein Aemtle oder höheren Zinsfuß ergattern zu wol len: zudem -raucht die Bank ihre Creditoren ebenso nötig, wie ihre Debitoren. Daß die Bank nach der theoretischen Seite ganz in Ordnung ist, mag stimmen, daß es aber in der Praxis nicht so ist, beweist der gewaltige Reinfall bei Schmitz in krassester Weise, sonst Härte der Kassier Buchforderungen nicht belehnen dürfen. Welcher der Herren hätte wolst aus eigenen Mitteln der Schwarzwälder Treibriemenfabrik auf gut Glück einen so hohen Vorschuß gegeben ?
Man hat die Versammlung mit unwesentlichen Nebensachen ermüdet und hat die Hauptsache, die Frage der Deckung sich sehr leicht gemacht durch den bequemen Vorschlag, den entstandenen Schaden aus dem Reservefonds zu entnehmen. Ob aber die vielgepriesene Wahrung der Interessen der Bank dabei nicht zu kurz kommt, überlassen wir jedem Genossen selbst zu entscheiden. Er wird zur Ueber- zeugnng kommen, wer die Interessen der Bank wahrt, wer sie schädigen will, dadurch, daß der Gewinn von 8 Jahren verwendet werden soll zur Deckung des durch die Leichtfertigkeit Einzelner entstandenen enormen Verlustes. Der Verbandsrevisor har schon des öfteren die Ausstellung gemacht, daß bei dem hohen Umsatz der Reservefonds zu klein sei, trotzdem will mau auf ihn hineinsündigen. Auf welcher Seite beruht nun die Wahrheitsliebe, auf welcher Seite die Einsicht, daß der Genosse, der Bürge auf besseren Schutz ein Rechr hat?
Dem Einsender in letzter Nr. (37) diene: Es wäre doch nochmal schöner, wenn ein? stattliche Zahl von Genossen nicht mit s christlichen Anträgen an den Vorstand herantretcn dürften, wie wir bei der Generalversammlung belehrt wurden. Wir weisen den Borwurf, als hätten wir uns Uebergriffe zu Schulden kommen lassen., ganz entschieden zurück. Wenn inan notgedrungen an eine so heikle Sache heranzutreten sich getraut, so ist dies nur Wahrung berechckgter Interessen! Soll es denn immer heißen: Wasch mir den Pelz, aber mach' mir ihn nicht naß!
Die sog. Oppositionellen.
Eisenbach, 13. Febr. (Einges.) In der 2. Nummer des Evangelischen Gemeindeblattes für Göttel- fingen wird es als „auffallend" bezeichnet, daß sich in Eisenbach niemand als Methodist bezeichnet habe bei der letzten Volkszählung. Die Methodisten in Eisenbach haben keinen Grund, sich eines Bekenntnisses als Methodisten zu schämen, denn der Methodismus ist keine Sachs, deren man sich zu schämen braucht. Wenn in der Bolkszählungsliste in Eisenbach keine Methodisten zu finden sind, so trifft die Schuld den Gemeindepfleger in Göttel
fingen, welcher beauftragt war, die Zählung vorzunehmen. Derselbe hat in jedem Haus blos die Namen und den Geburtsdatum eingetragen und dann gesagt, er werde die Liste zu Hause vollends ausfüllen; diesen trifft also die Schuld. Es ist demselben gut bekannt, wer zu den Methodisten gehört. Ob derselbe es absichtlich getan hat, will ich dahingestellt sein lassen. Hätte jeder Familienvater seine Liste selbst ausfüllen dürfen, so hätte gewiß das Wort „auffallend" im Göttelfinger Ge- meindcblatt keinen Platz gefunden. Noch möchte ich bemerken, bei wiederkehrender Volkszählung möchte es jeder Hausvater sich angelegen sein lassen, seine Liste selbst auszufüllen, damit derartige Mißverständnisse vermieden werden.
Handel und Verkehr.
* Freudenstadt, l4. Febr. Bei dem am 11. Februar stattgehabten Nadelholz stammholzverkauf des K. Forstamts Steinwald kamen zum Verkauf: 210 Fm. Fichten und Tannen Normal, klasfenweise und nicht klassenweise, 216 Fm. Ausschuß und 212 Fm. Normal und Ausschuß zusammen. Das Gesamtausbot betrug 13 679.22 Mk., der Erlös 15 436.10 Mk., Durchschnittserlös 113 Proz. der Taxpreise. Beim Stangenverkauf wurden bei einem Gesamtausbot von 6959.95 Mk. und einem Gesamterlös von 7194.90 Mk. 163 Proz. der Taxpreise erzielt.
II Stuttgart, 14. Febr. (Schlachrviehmartt.) Zugrtrieben 226 Großvieh, (36 aus Frankreich) 171 Kälber, 779 Schweme.
Erlös aus Hz Mo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, u) ausgemäftete von 90 bis 92 Psg., 3. Qual, d) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual a) vollfletschige, von 84 bis 87 Psg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von — bis — Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 93 bis 96 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 92 Pfg., 3. Qualität W geringere von 87 bis 89 Pfg.;Kühe I.Qual. a) junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) älter« gemästete von 67 bis 78 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 45 bis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität e.) beste Saugkälber von 108 bis 112 Pfg., 3. Qualität o) gute Saugkälber von. 103 bis 106 Pfg., 3. Qualität <r) geringere Saugkälber von 95 bis 100 Pfg. Schweinei. Qualität a) junge fleischige 64 bis 66 Pfg., 3. Qualität d) schwere fette von 62 bis 64 Psg., 3. Qualität v) geringere von 59 bis 60 Pfg.
Für aus Frankreich eingeführte Ochsen wurden bezahlt: 2. Qualität 90 bis 93, für Bullen 2. Qual. 82 bis 84, für Jungrinder 3 Qualität 92 Pfennig.
Kurzer Getreide-Wochenbericht der Preisb erichtsstelle des deutschen LaudwirtschafksracS
vom 7. Februar bis 13. Februar 1911.
Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-ß) bezw. (—) Weniger gegenüber der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:
Weizen Roggen Hafer
Frankfurta. M. 20l"s(—2'/^) 162'el-i-l'/Z 165(—) Mannheim 212'/ (—2'/Z 162'/Z—) 166/Aff-I'/»
Straßburg 207'/-(—) 167'/:(—) 170(—)
Sluttgart 217'/Z—) 167'.(—) 170ß-2''.
München 224(—1) 174(—2) I78(-j-6)
Berauttvortlicher Redakteur: L. Lauk, Nteusteig.
Truck u- Verlag der W. Rteker'schen Buchdruckerei, 5. Lauk, Mensteig.
Sie waren unter diesem Gespräch die Treppe emporgestiegen, Klara Addenbofeu stand jetzt unter der Lampe ves Vorsaals, deren weißes Licht c»ck ihre klaren Züge fiel und das mildironische Lächeln erkennen liest, mir dem sie die Beschwörung des jungen Landsmannes aufnahin. Sie reichte ihm die Hand zur Gutenacht und erwiderte ruhig: „Erlebnisse werden immer verschieden gedeutet, Doktor Gerland. Ich sehe in der Sorge für den armen Landsmann, die wie vom Himmel gefallen ist, nur eine Vorbereüung für künftige Aufgaben. Und da mir wieder einmal nicht wissen, ob wir recht oder unrecht tun, so scheint es mir um so viel besser, wenn man sich in Gehorsam und Unterordnung des eigenen Urteils hierüber bezieht. Machen Sie kein so ängstliches Gesicht, ich nehme nicht beute und nicht morgen den Schleier, wenn ich ihn überhaupt nehme. Gute Nacht noch einmal. ' Sie winkte dem Bekannten noch einmal von ihrer Tür aus freundlich zu, Friedrich Gerland sah ihr mit bekümmerter Teilnahme nach und stand einige Minuten allein auf dem erhellten Vorplatz, ehe er sich entschloß, sein Zimmer zu betreten. Nachdem er die Kerzen auf dem Marmärkamin angezündet hatte, öffnete er seine Koffer und begann sich häuslich einzurichten. Doch indem er Kleider und Wäsche, Bücher und Hefte auspackte und mit dem Geschick eines Reiseerfahreuen dem großen Gemach ein persönliches Gepräge zu verleihen begann, fiel ihm schwer aufs Herz, wie seltsam und gegen alle Erwartung sein erster'Tag in der ewigen Stadt verlaufen sei. Die großen Bilder, die sein Auge ausgenommen, hatten seine Seele so gut wie garnicht bewegt
— dafür war er wie kaum je im Leben binnen kurzen Stunden in lebendigen und sorgenvollen Anteil an fremden Lebensschicksalen hineingezogen worden. Klara Addenhofen und ihr Vorsatz, gegen den er innerstes Widerstreben empfand
— Frank Holters und die unglückliche Frau des Verwilderten, deren dunkle hilfesuchende Augen er fortwährend auf
sich gerichtet sah, beschäftigten ihn mehr als Rom. Dazu ' kain die Ermattung eines anstrengenden Reisetages über ihn, er ließ von seiner Geschäftigkeit ab und suchte sein Lager. Aber noch im Niederlegen mußte er über die Wege nachsinnen, die Klara Addenhofen in dies Haus geführt hatten und als er das Licht löschte, sah er plötzlich durch das Dunkel goldene Haarwellen glänzen und dachte an das junge Mädchen, die ihm am Abend gegenübergeseffen und mit so stürmischer Hast seine Hilfe für den kranken Landsmann gefordert hatte. Im Halbtraum meinte er in die blauen Augen Erikas v. Herbert, wie in die braunen seiner rheinischen Jugendfreundin und in die schwarzen Francescas zu blicken. Plötzlich aber hob er den Kopf aus den Kiffen und mit dem kräftigen Gedanken, daß er hier ernstlich an kein anderes Schicksal als an das Kaiser Heinrichs, des Luxemburgers, denken dürfe, gelang es ibm, alle wirren Erinnerungen und Halbtraume zu verscheuchen und sich in den wohlverdienten traumlosen Schlummer hinüberzuwiegen.
2. Am dreißigsten Tage.
Durch die schönen Anlagen des Monte Pincio rollten am sonnigsten Aprilnachmittag im gewohnten Kreislauf die Hunderte der Wagen; auf der großen Terrasse über der Piazza del Popolo und unter den breitästigen Bäumen beim Standort der Musik drängten sich die Scharen von Hörern und Gaffern zusammen und aneinander vorüber. Das Frühlingslicht vom blauen Himmel tauchte alle Farben in neuen Glanz: die Hellen Gewänder der Damen in den offenen zweisitzigen Wagen schienen doppelt hell, die roten Kittel der Zöglinge des Kollegium Germanikum leuchteten doppelt rot, die dunklen Hahnenfederbüsche an den Hüten der Bersaglieri schimmerten grün und golden und wo ein Sonnenstrahl auf den Haarschmuck einer Orangenhändlerin oder Stuhlvermieterin siel,
' blitzte es in den dunklen Gruppen silbern auf. Die lauten Gespräche der wandelnden Scharen übertünten beinahe das Militärorchefter, das eben in den Klängen einer Dorizettischen Kantilene schwelgte. So bunt und laut das Gedränge und Getümmel erschien, so leicht war es dennoch, sich in stillere Laubgänge zurückzuziehen, und Doktor Friedrich Gerland, der auf der ganzen Straße von Trinitst dei Monti bis zum großen Rundteil vergeblich eine bessere Gesellschaft gesucht hatte, als er sich selbst heute war, schlug aus langjähriger Gewohnheit am Ende doch einen der einsamsten Pfade ein, der sich lockend auftat. Er stand von Zeit zu Zeit vor den prächtigen Ziersträuchern, die rechts und links von ihm die Anlagen schmückten, mit so großer Aufmerksamkeit füll, daß ein flüchtig Begegnender ihn leicht für einen besonderen Kenner der Rhododendron und Agaven gehalten hätte, an denen das Auge des staatlichen Mannes hing. Er selbst wußte wohl, daß er mit diesem Anschauen Gedanken zu entrinnen trachtete, die ihn seit Stunden und heute nicht zum ersten Mal heimgefucht hatten.
(Fortsetzung folgt.)
8 Gescheite Antwort. Als Baron Haußmann noch Präfett von Bordeaux war, fuhr er eines Tages mit dem Kaiser Napoleon spazieren und stellte infolge seiner eleganten Erscheinung den Helden des Staatsstreichs vollständig in Schatten. „Präfekt*, sagte der Kaiser, „die Bürger scheinen nur ihren Präfetten zu betrachten und ihren Kaiser ganz zu vergessen.* — „Sire*, versetzte Haußmann, „wenn ein Regiment aus dem Marsch begriffen ist, so sieht die Menge immer zuerst auf den Tambourmajor; damit ist aber durchaus noch nicht gesagt, daß sie den kommandierenden General vollständig vergißt." Diese Antwort begründete das Glück des Barons Haußmann.