Mühe genommen habe, sich vorher nach dem tcii- sächlichen Stand der Sache bei der Kasse zu er kundigen. Die Bank befinde sich in musterhafter Ordnung. Man habe sich alle.Mühe gegeben, die Bank in die Höhe zu bringen und die Angriffe seien der Dank für diese Bemühungen. Bei dem großen Umsatz der Bank habe diese in den letzten ->> Jahren nur einen Verlust von 3000 Mark gehabt. Im Falle Schmitz betrage das Guthaben der Bank 76 000 Mark, ungedeckt seien davon etwa 4ö0uo Mark. Stadtschultheiß Welker macht dann einen Decknngsvorfchlag für den mutmaßlichen Verlust. Dieser geht dahin, den Gewinn aus dem letz len Jahr und einen Teil des Reservefonds zu verwenden. Der Stand des Reservefonds würde dann denjenigen des Jahres (903 wieder einnehmeu, Die Aufspeicherung des Reservefonds sei ein Verdienst des Kassenoorstandes und zwar gebühre dem Kassier Burghard der Löwenameil dieses Verdien stes, es sei deshalb nicht rinbillig, den Ausfall da von zu decken. Den über Mündigen Ausführungen des Stadtschultheiß.?!? Welker, der eine scharfe Klinge führte und der Opposition in der Hitze manch derben Hieb erteilte, folgten insbesondere die Ausfüh rungen des Rechtsanwalts T h a l m e s s i ng e r aus Stuttgart, der zur Vertretung einiger Mitglieder der Kasse beigezogen war. Dieser wies einige Angriffe des Vorredners zurück und stellte verschiedene Fragen an den Kassier. Er fragte, wie es komme, daß man Schmitz, der doch im ganzen Bezirk bekannt gewesen und als Kreditnehmer verdächtig gewesen fei, einen solchen Kredit eingeräumt habe. Ob zu dieser Kreditgewährung die Genehmigung des Auf isichtsrates vorliege. Nun gab Kassier Burghard an Hand seiner Belege Rechenschaft und schilderte den Geschäftsverkehr der Bank mit Schmitz. Aus diesen war zu entnehmen, daß Burghard wohl vorsichtig, aber eben nicht ganz vorsichtig genug einem Schmitz gegenüber war. Bezirksnotar Beck bestätigt als Konkursverwalter die Angaben des Direktors und Kassiers über den Konkurs Schmitz und gab erwünschte Aufklärung über die Schmitz'schen Geschäftsbücher, die der Bank als Unterlage d'enten und nicht in Ordnung waren. Rechtsanwalt Thal- messinger kennzeichnete das Wcchsslgeschäft des Schinitz und führte u. a. auch aus, daß es mit dem Trattengeschäft bei der Bank so nicht me,vergehen könne. Schließlich einigte man sich dahin, daß der Verbandsrevisor anläßlich der ordnungsmäßigen Revision auch die Geschäftsbeziehuugen der Bank mit Schmitz einer Revision unterzieht. Das Resultat wird der Generalversammlung dann vor- gelegt. Die übrigen Punkte der Tagesordnung werden zur nächsten Generalversammlung zurückgestellt. Von verschiedenen Seiten Wurde auch der Vorschlag «gemacht, daß der Vorstand und Aufsichtsrat der Bank einen Teil des Ausfalls trägt. Definitiv wird die Angelegenheit erst geregelt werden können, wenn tzer Verlust feststeh?. Für die auswärtigen Mitglieder der Bank dauerte die Versammlung zwar lange, aber sie hielten doch in der Mehrzahl bis zum Schluß aus. Sie haben gesehen, daß die Handwerkerbank nicht in Gefahr ist. Der Gesamteindrnck der Mitglieder war aber auch, daß im Wechfelgeschäf der Bank noch größere Vorsicht geübt werden' muß. Und dafür wird auch gesorgt werden.
Es ist am Erd' kein schöner Kleid Denn Tugend. Ehr' und Redlichkeit- Je länger man dasselbe trägt,
Je mehr es ziert und wohl ansteht.
Wandsprüche auf der Wartburg.
Welche von beiden?
Novelle von Adolf Stern.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Fräulein Addenhofen hatte aufmerksam zugehört und entgegnete nach einigem Besinnen: „Mir geht es wie gewissen Pflanzen, die aus allem Nahrung saugen, was in ihr Bereich kommt. Der Eindruck, der Sie mit Recht verstimmt und bekümmert, ist mir nur ein Beweis mehr, daß in unserem ganzen Leben die schlimmen Antriebe und bösen Gewöhnungen schlechter Weltlichkeit vorherrschen. Ueberall führt man die heilige Kirche im Munde und kümmert sich nicht unl ihr Leben, überall fehlen Demut, Nächstenliebe, Einsicht in das eigene Wesen. Mir flößt das alles immer tiefere Abneigung ein, so sortzuleben, wie seither und aus Familienrücksichten und kleinlichen Bedenken niemals zu dem Leben zu kommen, nach welchem mein Gefühl verlangt!"
Fräulein Addenhofen hielt inne, denn die Tafel war zu Ende, die meisten Tischgenossen erhoben sich ringsum von ihren Plätzen. Sie erwiderte die Zurufe und Grüße, die ihr galten, mir dankendem Ausblick und kurzen Worten, blieb aber aus ihrem Sitz und veranlaßte dadurch auch Friedrich Gerland zum Bleiben. Er merkte, daß die Verwandte seines Freundes stumm mit sich kämpfe, ob sie mehr sagen
- Nagold, !l. Febr. Der ^chreinerlehrliug Talfahrts, der seinem Nebenarbeiter das Geld ge stöhlen hat, um sich damit in Stuttgart vergnügte Tage machen zu können, ha! sich,^ als die Geld Vögel alle waren, der Polizei selbst gestellt.
st Herrcnbcrg, l l. Febr. Das Joh. Georg Wieik'sche Anwesen mit den dazlst gehörigen Grundstücken im Schätzungswert von 57 000 Mark wurde voir G. H. Keller's Söhne, Bankgeschäft in Stuttgart, um 44 610 Mark angetanst.
* Calw, l0. Febr. Der Blumen tag hier wird außer mit einem Blumen und Postkarten- verkanf auch mit einem Konzert oder einer Theater- aufführnng verbunden werden. - Auf Anregung des Landwirtschaftlichen Vereins hat sich ein Bezirkspferdeversicherungsverein gebildet.
- Calw, 12. Febr. Das Fest der goldenen Hochzeit beging heute Christoph H a m m e r, früherer Löwenwirt und Metzger in der Vorstadt, mit seiner Frau, geb. Mat,er. Der Jubelbräutigam, der älteste Mann der Stadt, ist 69 Jahre und die Ju-' belbraut 77 Jahre alt. In voller Rüstigkeit konnte sich das Paar, umgeben von Kindern und zahlreichen Enkeln, zu Fuß zur Einsegnung in die Kirche begeben. Aus dem Kabinett des Königs erhielt das Jubelpaar eine prachtvolle Plakette mit dem Bild des Königs und von der Stadt einen schönen Blumenkorb mit 2 Sektflaschen und einem Glückwunschschreiben.
-Calw, 12. Febr. In vergangener Nacht wurde in der mechanischen Kretzenfabrik von Georg Bau- mann am Walkmühleweg ein frecher E i n b r n ch ausgeführt. Der oder die Einbrecher drangen in das Kontor ein, erbrachen sämtliche Schreibtische und durchwühlleu alle Behälter. Trotzdem fiel den Einbrechern nur wenig Geld in die Hände, da die Gelder in dem sicheren Kassenschrank lagen und dieser nicht erbrochen werden konnte. Das Fabrikgebäude ist unbewohnt und konnten die Einbrecher- ungestört ihre Arbeit nasführen. Die Polizei ließ sofort den Polizeihund Hassan von Pforzheim kommen. Das Tier konnte aber nichts ausrichtcn, da der Regen die Spur auf der Straße vermischt hatte. Die Einwohnerschaft ist über diesen neuesten, seit acht Tagen dritten Einbruch in großer Aufregung.
* Höfen a. E., io. Febr. Die bürgerlichen Kol tegienhaben beschlossen, ein Luftgaswerk zu erbauen, in der Voraussetzung, daß mit der Pentairgasaktien - gesellschaft in Bremen ein für die Gemeinde annehmbarer Pachvertrag zun? Betrieb des Werks zustande kommt.
st In Nsuhausen a. C. waren zwei Arbeiter der Neckarwerke. A.-G. im Hause des Bäckers Weiblen beim Hirsch mit einem elektrischen Lichtverschluß beschäftigt, als sie aus Unvorsichtigkeit der auf 440 Volt gespannten Starkstromleitung zu nahe kamen. Einer der beiden wurde von der Leitung derart festgehalten, daß er geraume Zeit, rnit den? Kopfe nach ernten, hängen blieb. Der aridere holte schleunigst Hilfe herbei. Mittelst einer Leiter gelang es, den bereits besinnungslos gewordenen Kameraden aus seiner schrecklichen Lage zu befreien. Merkwürdigerweise hat er außer einigen Brandwunden an den Händen keine äußeren oder inneren Verletzungen erlitten. Seine Bewußtlosigkeit dauerte fast zwölf Stunden, dann aber konnte er die Heimreise nach Altbach anstreten.
solle, als sie schon ausgesprochen hatte. Am Ende schienen die im Saal cingetretene Stille und das Schweigen, in dem ihr Nachbar verharrte, die Befangenheit und Unschlüstigksit des ernsten Mädchens zu lösen, sie wandte Friedrich Gsr- land ihre Augen zu, streckte ihm ihre Hand entgegen und sagte leise und doch mit einem merkwürdigen Nachklang innerer Entschlossenheit:
„Lassen Sie mich ehrlich sein, Doktor Gerlarid! Es war mir im ersten Augenblicke nicht ganz lieb, daß Sie mich hier getroffen haben, aber da es so ist, möchte ich Ihnen begegnen, wie einen? alten Freunde, nicht Versieckens spielen, kein Geheimnis von Ihnen errate?; lassen. Ich bin hier in Rom mit dem festen Entschluß, einen tiefen Schnitt durch rnein seitheriges Leben zu tun, der inneren Stimme zu folgen, die mich seit manchem Jahre mahnt, nicht länger zu zögern. Ich ivill in dieser Stadt bleiben und entweder bei den Schwestern vom Kreuz oder in eine andere Kongregation eintreten, die nur Frieden und befriedigende Tätigkeit verheißt. Ich will die Dinge hier so sorgfältig prüfen, als meine Kräfte, aber ich werde voraussichtlich nicht nach Bonn zurückkehren. Wenn Sie es gegen Ihr Freundschaftsgewissen verantworten können, so verschweigen Sie Peter noch einige Wochen meinen Vorsatz — ich teile es ihm selbst rechtzeitig mit und gedenke mich nicht davvnzuschleichen, schon damit auf ineinen künftigen Lebenskreis kein Vorwurf der Proselyien- macherei fällt. Ihnen mußte ich sagen, was mich bewegt denn trotzdem wir unter einein Dache wohnen, werden unsere Pfade vielfach auseinandergehen. Sie wissen jetzt warum und iverden mir nicht zürnen."
Der Gelehrte hörte mit ernster Teilnahine, ivas ihm anvertrant ward, seine Mienen verrieten, daß ihn der Entschluß seiner Landsmännin schmerzlich befremde. Er suchte nach Worten, die eindringlich sein und doch nicht verletzen sollten und hob endlich zögernd an:
st Tübingen, 13. Febr. Die Vermutung, daß der seit zehn Tagen vermißte Maler Paul Hert - zer sich ein Leid angetan habe, bestätigt sich. Er ist nach seiner Heimat Ilmenau in Thüringen ge fahren und hat, wie hierher berichtet wird, sich st dort das Leben genommen. Die Motive sind nicht st völlig aufgeklärt. st
st Großillgstingen, OA. Reutlingen, l l. Febr.
In dem vor dem Ort liegende?? Anwesen des Adler- st Wirts und Bierbrauers Hipp brach in vergangener Nacht Feuer aus. Der Brand wurde gegen drei- viertet zwei Uhr entdeckt und durch rasches Eingreifen der Feuerwehr bald gelöscht. Verbrannt ist das st Faßlager und ein aus Fachwerk hergestellter Eis- ! keller, während Vvn den beiden anderen massiven Kel- , lern die Dächer eingeäfchert wurden. Der Schaden an Mobiliar, Faßlager und Futtervorräten ist be- g tr sichtlich. st
st Rottweil, ll. Febr. Der Bauer Dionysius Weißhaar, dessen zweite Ehefrau und der Bruder der letzteren, der Fabrikarbeiter Joseph Grimm von Weigheim mißhandelten den ans l. Ehe des Weißhaar stammenden l 2jährigen Creszenz Weißhaar, so daß die Polizei einschreiten mußte. U. a. wurde das Kind lange Zeit hindurch mit einem Seil, mit st
Holzstücke??, Besenstiel nud Peitschenstock geschlagen, st svdah bei seiner Untersuchung an seine??; ganzen Leibe eine Menge Blutunterlaufungen und Schwel- ! langen gefunden wurden. Auch in den Keller ge- st
sperrt und mit Totschlägen war das Kind bedroht st
worden. Grimm hatte es zweimal in ein Zimmer 2 eingeschlossen und es veranlaßt, sich bis aufs Hemd auszuziehen. Dann band er ihm Hände und Füße st
zusammen, um, wie er sagt, ihm kein Glied abzu
schlagen und schlug es mit Stecken auf den entblößten Rücken und das Gesäß. Als Grund der Miß- 2
Handlung gaben die Angeklagten Naschen des Kin- st
des. besonders an der Milch und Hang zum >Pte'h!- st
len an, was dieses aber entschiede?? Pestritt. Die st
Leute, bei denen es in der Folge uutergebracht war, j
bestätigen auch, daß es ihnen nie etwas weggenvm- i
inen habe, obwohl es auf die Probe gestellt worden st
war. Der am wenigsten schwer belastete Vater s
wurde zu eine??? Monat, die Stiefmutter zu vier. st
Monaten Gefängnis verurteilt. -
st Zuffenhausen, l 1. Febr. Der hiesigen Polizei st ist es gestern nachmittag gelungen, den Dieb, der st
an? Donnerstag abend vor der Wirtschaft znm Stern st
ein Pritschenwägelchen mit Möbeln stahl, zu er- -
Mitteln. , !
st Stuttgart, 12. Febr. Die Württeinbergische t
Arbeitszentrale für staatliche Pensions- Versicherung der P r i v a t a ng e st e l lt e n trat ' heute vormittag im Versammlungszimmer des Kauf- i männischeu Vereins zu einer zahlreich besuchten De- s> legierO'nversammlnng zusammen. Bei der Bespre- k
chung des Gesetzentwurfs wurde übereinstimmend st
anerkannt, daß der Entwurf als eine gute u. brauch- k bare Grundlage für die Pensions- und Hinterblie- r benenversicherimg anznfehen fei, zumal derselbe in ?
seinen wesentlichen Bestimmungen den Beschlüssen i
des Hauvtausschnsses entsprächt. !
st Wangen, l 3. Febr. In der Scheuer des Oslo- st nornen Fuchs in Karbach ist der Knecht Anton Lanz !
vorn He?iboden abgestürzt u. hat einen Schädelbrnclß st
erlitten. Er wurde ins hiesige Spital gebracht, ist st
aber dort seinen Verletzungen, erlegen, ohne das st!
Bewußtsein wieder erlangt zu haben. st
„Es wäre unartig, ja vielleicht unrecht, Fräulein Klara, st wenn ich daran zweifelte, daß Sie Ihre Absicht wohl erwogen haben oder Ihnen nicht glaubte, daß ein inneres st
Bedürfnis Sie zu Ihrem Schritte lreibt! Dennoch frage s
ich, muß dieser Schritt getan werden? Lassen sich Werke i
der Barmherzigkeit und Hilfe nur in Kongregationen voll- st
bringen, bedarf es des harten Opfers der persönlichen Frei- s
heit, des eignen Gefühls und eignen Urteils — müssen Sie ist
sich auf immer von Ihrer ganzen Vergangenheit und all st
Ihren Lebensbeziehungen, scheiden?" st
„Mich dünkt, cs muß sein," entgegnete Klara Adden- - st? Hofen. „Es würde anmaßend klingen, wollte ich Ihnen 4
Ueberzeugungen, die mir heilig sind, in? geselligen Gespräch u
aufdringen. Ich habe oft genug gehört und gelesen, daß st
Männer, denen das Leben nicht Wort gehalten hat, sich in st
den Krieg stürzten und Frieden im Dienst einer guten Sache st
suchten. Keiner von ihnen bildet eine Freischar und führt U
den Krieg auf eigene Hand, er reihet sich in ein Heer ein ^
und übt sich zur höheren Pflicht durch Gehorsam und Unter- ;
ordnung. So ist mir zu Sinn, Herr Doktor, ich habe mir A
jahrelang Zeit zu reiflicher Ueberlegung gelassen und, Gott k
weiß es, es waren bittere Jahre." stj
Fräulein Addenhofen hielt inne, Friedrich Gerland ;
aber versagte sich für den Augenblick jede Erwiderung. Im )
Saale trat allmählich nächtige Stille ein — über dem st
unteren Ende der großen Tafel, die inzwischen abgeräumt st
morden war, schimmerte nur noch eine einzige Lampe und -!
warf ihren Lichtschein auf die beiden zueinander geneigten st
Häupter, auf die beiden Gesichter, deren Ausdruck so leicht st
als ein gemeinsamer erschienen wäre und doch so verschiedenen ?s
Seelen entstammte. Eine der dienenden Schwestern war ein st
paar Mal fast unhörbar durch den großen Raum gegangen, um zu sehen, ob die Dame und der neue Ankömmling ihr ist wichtiges Gespräch nicht endlich unterbrächen. Eben wollte st