satz beanspruchen. Es wuröe daher das vüen er wähnte Urteil gefüllt, das für Lehrherren von priir zipieller Bedeutung ist.

* Die Kgl. Fvrstöirektion gibt in den nächsten Tagen im Verlag von Strecker und Schröder in Stuttgart einSchwäbisches Baumbuch" heraus. Zwei bekannte Forstmänner, Forftral Dr. Speidel und Forstassessor Feucht, haben in demselben die merkwürdigsten Banmgebilde Württembergs zusam­mengestellt; Alter, Wachstums und GröMnverhält nisse usw. werden nachgewiesen unter Anfügung der geschichtlichen Erinnerungen, die sich an einzelne Bäume knüpfen. Zahlreiche Lichtdrucktafeln und Textbilder sind beigegeben. Die Freunde des Na tur- und Heimatschußes werden diese wertvolle Er­scheinung begrüßen. Das Buch ist durch die W'. Riete rsche Buchhandlung hier zu beziehen.

u Tuttlingen, 9. Febr. Gestern nachmittag ge­rieten der 5jährige Knabe des Schneiders Lohrer und das gleichaltrige Mädchen des Taglöhners Gg. Kaufmann an einer liefen eisfreien Stelle in der Nähe des Elektrizitätswerks in die Donau. Vorüber­gehende Frauen, die den Vorgang bemerkt hatten, retteten das schon bewußtlose Mädchen, während der Knabe, der gleichfalls schon bewußtlos und beinahe erstarrt war. im letzten Moment vor dem Nnter- sinken durch den Sladtpfarrer Meder, der unter Ein fetznng des eigenen Lebens ins Wasser sprang, ge rettet iverden konnte. Die Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg begleitet.

Stuttgart, 9. Febr. Die Regierung erteilte dem bayerischen Leutnant Wilhelm Filchner in Ber­lin. Charlottenburg, der zum Zwecke der Deutschen An'arkischen Expedition eine ans drei Reihen be­stehende Geldlotterie unter Abgabe von je 209 000 Losen zu 5 Mark veranstaltet, die Erlaubnis zum Vertriebe von 8000 Losen der ersten Reihe der Lot­terie im Königreich Württemberg.

- Stuttgart, 9. Febr. Dem Neuen Tagblatt zu­folge wird der diensttuende Generaladjntant des Königs, General der Infanterie Freiste r r v. B i l - finger, in absehbarer Zeit von seinem Posten zn- rücktreten und den derzeitigen Inspekteur der 9. Kavallerieinspektion in Münster in Westfalen, Ge­neralleutnant Freiherr v. Starkloff, Sohn des be­kannten württembergischen Führers im Kriege von 1870 zum Nachfolger erhalten.

st Bopfingen, OA. Neresheim, 9. Febr.- Der bei einer Messerstecherei in der Neujahrsnacht in Schloßberg schwerverwnndete Maier ist im hiesigen Krankenhause gestorben.

- Bückingen, 9. Febr. Gestern nachmittag ver­gnügte sich eine Anzahl junger Leut? auf der dün nen Eisschicht des Sees, wobei der 16jährige Sohn des Hausier Händlers Kaufmann Plötzlich einbrach: er verschwand unter dem Eise und ertrank, ehe Hilfe gebracht iverden konnte.

Aus dem Reiche.

* Berlin, 9. Febr. Die Erkältung des Kai­sers verläuft regelmäßig. Der Kaiser ist fieberfrei, muß aber noch einige Tage das Zimmer hüten.

- Berlin, 9. Febr. In der heutigen Sitzung de. sBunde s r a t s wurde dein vom Reichstag ange­nommenen Entwurf eines Zuwachssteuergesetzes, so­wie dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothrin

gen betreffen- die Aenderung des S t e m P e l g e s e t zes zugestimmt. Die Vorlage betreffend Aende- rnng der Vorschriften über die Statistik des Waren Verkehrs mit dem Ausland gelangte zur Annahme.

Berlin, 9. Febr. Zn -er Budgetkommission des Abgeordyetenhanses erklärte der Minister hin sichtlich der Fahrkartenstener, daß nach Ansicht der preußischen Staatseisenbahuverwaltung eine Aende rung der N ei chs fah rk a r t e n ste n e r erfolgen müsse. Es sei beabsichtigt, an den neuen Reichstag eine Vorlage zu richten. Was die Frage der Elektri­sierung anlange, so erklärte der Minister, daß jetzt zwei Versuche gemacht würden mit der Elektrisierung einer Flachlandstrecke und einer Gebirgsstrecke. Die Elektrisierung würde niemals einen Nachteil für den Staat ergeben.

Berlin, 9. Febr. Die Bndgetkvin in issi v n des Reichstages setzte heute die Beratung der Hee- resvorlage fort. Nach längerer Debatte über die Deckiingsfrage wurden die nengefvrderten Ma- schinencxewehr-Kompagnien bewilligt, nachdem noch einmal der Kriegsminister ihren Wert für die Mobil­machung dargelegt hatte.

* Berlin, 9. Febr. Die DiMtsch-Asiatische Bank gibt gekannt, nach einer soeben eingetrvffenen De pesche sei bei ihren Abteilungen in Tientsin und Peking alles wohl, die fremden Niederlassungen in Tientsin und das Gesandtschaftsviertel in Pe­king seien pestfrei. In den chinesischen Vierteln bei­der Städte seien allerdings Pestfälle vorgekommen. Die chinesische Regierung sei durch weitgehende Vorsichtsmaßregeln bemüht, ein weiteres Umsich­greifen der Seuche zu verhindern. Für die Enro-, vaer bestehe zur Zeit keine Gefahr.

m Bestellungen

auf unsere ZeitungAns den Tannen" iverden fort­gesetzt von allen Postanstalten, Postboten Agenten und Aus­trägern, sowie in der Expedition der Zeitung entgegen­genommen.

* Metz, 9. Febr. Heute morgen versuchte ein junger Mann namens Brandes, der voriges Fahr hier in Garnison stand, seine frühere Geliebte zu löten. Er gab zwei Schüsse ans sie ab, von de­nen einer in den Kopf drang. Darauf richtete er die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß ins Herz.

Zur Verfassung in Msaßi-Lvthrnigen.

Berlin, 9. Febr. Vor der Abstimmung über den Zentrumsantrag in der Kommission für den Verfassungsentwurf von Elsaß-Lothringen erklärte Staatssekretär Dr. Delbrück, der Standpunkt der ver­bündeten Regierungen sei der, daß sie über die Vor­lage zur Zeit nicht hinausgehen könnten. Mehr zu sagen sei er nicht in der Lage. Er wisse nicht, wie er in absehbarer Zeit eine Beschlußfassung des Bnndesrats zu den anfgerollten Fragen herbeifüh­ren solle. Er habe die Befürchtung, daß die Reform ans unabsetzbare Zeit verschoben werde. Er würde das sehr bedauern.

Ausländisches.

st Haag, 9. Febr. Eine der mit dem Küsten- verteidignngsentwnrf befaßten Kvnrmifsionen hat ihre Arbeiten beendet. Wie verlautet, hat die anti- liberale Majorität die Ausdehnung der Küstenver- teidigung im Prinzip angenommen, doch in den von den Finanzen des Landes gezogenen Grenzen.

st Paris, 9. Febr. Wie aus Tanger gemeldet wird, ist der Befehlshaber der französischen Besat- znngslruppen, General Hoinier, von Casablanca nach Paris abgereist, um mit der Regierung die Maßnah­men zu besprechen, die sich infolge der Ueberrumpe- lung der Kolonne Nancy im Schauja als notwendig herausgestellt haben.

st Donzy, 9. Febr. Als die Flieger Noel und de la Torre heute nach einem einstündigen Flug im Gleitflug mit ihrer Maschine niedergingen, stürzte der Apparat aus einer Höhe von 80 Meter plötzlich zu Boden und begrub beide Flieger unter sich, die t o r hervorgeholt wurden.

st Brüssel, 9. Febr. Das finanzielle Ergebnis der Weltausstellung ergibt ein Defizit von I 446 000 Francs. Hiervon hat die Regierung ! Million, den Rest das Ausstellnngskomitee zu tragen.

st Helfingfors, 9. Febr. Wie sich herausstellt, ist die Eisscholle, die mit 253 Fischern ins Meer Hinausgetrieben worden war, in mehrere Teile ge­borsten. Ein Teil der Fischer ist gerettet. Hundert Mann jedoch, die die Eisscholle nicht rechtzeitig ver­lassen konnten, wurden ins Meer Hinausgetrieben. Ihre Lage ist gefährlich, da die Lebensmittel ver­braucht sind. Gestern ist von Helfingfors ein Eis­brecher mit Vorräten und Aerzten aufgebrochen. Er ist bis heute noch nicht zurück-gekehrt. Weitere Nach­richten fehlen.

«I Odessa, 9. Feür. Der Odessaer Meerbusen ist bei Otschakow vollständig mit Eis bedeckt. Die. Einfahrt der Dampfer in den Hafen ist äußerst beschwerlich. Die Hafcnv-erwaliung hat um Ent­sendung eines Eisbrechers ans Nikolajew gebeten.

Teheran, 8. Febr. Der Finanzminister Same Dauleh, der am samslag abend seinen Wunden er­legen ist, wurde am Sonntag früh in Anwesenheit sämtlicher Minister und hoher persischer Persönlich­keiten beigesetzt.

'- Caleutta, 9. Febr. Nach den neuen Fest­setzungen begibt sich der deutsche Kronprinz am l4. ds. von hier mit der Eisenbahn nach Goalauda und von dort per Dampfer nach der Gangesmündung, wo eine Büffeljagd stattfinden soll. Von dort kehrt der Kronprinz am 22. Februar nach Caleutta zurück.

II Conakry, 9. Febr. Der frühere Fürst und Medizinmann von Labe in Ober-Guinea, Alfa Bahia, ist heulte vormittag mit seinem Sohn und seinen Hauptanhängern verhaftet worden. Er war schon 1905 infolge von Wucher und Vorbereitung eines Aufstandes gefangen genommen worden. Seine Haft war Ende November abgelaufen.

Newyork, 9. Febr. In Smithville (Texas« explodierte ein L o k o m o ti o k e s s e l in einer Reparatnrwerkstätte. Zehn Personen wurden getö­tet und sieben versetzt.

machen Sie keine kainpsferüge Miene! Wir wollen in Rom unseren Streit von Bonn nicht wieder aufnehmen, sondern als gute Landsleute und alle Freunde im Frieden leben."

Indem er sein volles Einverständnis mit diesem Vor­schlag ausdrückle, hatte der Gelehrte sich seiner Nachbarin so zugewandt, daß er von den übrigen Tischgenossen nie­mand mehr sah und da Frau v. Herbert sich noch immer eifrig mit dem soldatischen Herrn unterhielt, saß das junge Mädchen neben der Schwester vom Kreuz, die nur mit den aufwartenden Dienerinnen sprach, längere Zeit allein und unbeachtet. Fräulein Erika war offenbar an diese Ver­lassenheit der Reise nicht gewöhnt, die strahlenden blauen Augen füllten sich plötzlich mit Tränen, nicht der Wehmut, sondern zorniger Beschämung. Und während es der jungen Dame rasch gelang, die Tropfen aus den Augen zu wischen, bemeisterte sie doch den Zorn nicht, der in ihr erwacht war, und ihre Augen blitzten zu dem ernsten, stattlichen Manne hinüber, der sie erst so freundlich und vertrauenerweckend angeschaut hatte und sie nun gar nicht mehr zu sehen schien. Sie hatte wohl geinerkt, daß zwischen ihrer Tante, der Schwägerin ihres Vaters, und dem Doktor Gerland ein unbekanntes Feindliches, Abstoßendes walten müsse, ob­schon Tante Hedwig den Herrn vorher ja gar nicht gekannt hatte. Aber was ging das sie an und wie durfte der Fremde darum die einfachste Rücksicht gegen eine junge Dame aus den Augen setzen und sie vor ihrer langweiligen Nach­barin und vollends vor dem ältlichen Fräulein Addenhofen bloßstellen? Sie, Erika v. Herbert, wollte von dem langen, langweiligen Gespräch der beiden nichts vernehmen und jedes Schüssel- oder Gläserklappern, das die Worte ver­schlang, die drüben getauscht wurden, war ihr willkommen. Gleichwohl hörte sie immer wieder mit ärgerlicher Deutlich­keit Bruchstücke einer Unterredung, die stets ernster ward und, wie es Erika dünkte, fast unschicklich gegen alle anderen,

. st. U»

Ueb.rfahren werde«! wir alle einmal im Leben. Da muß mau eben wieoer ausstehn. Und tun, als ob nichts geschehen wäre!

Ibsen.

Welche von beiden?

Novelle von Adolf Stern.

(Fortsetzung.) Nachdruck verbalen.

Sie denken wahrscheinlich wie ihr Vetter Peter, Fräu­lein Klara," sagte Gerland.Sie meinen, daß es mir nicht schaden tonne, wenn ich regelrecht bei einer Universität oder einem Archiv eingeschirrt wäre und daß sich der Droschkengaul nicht zu unicrcs Herrgotts Paradepferden rechnen soll. Aber ich glaube, mein Onkel Florian, der belgische Archivarius. hat mir mit seinem bescheidenen Ver­mögen auch den wunderlichen Unabhängigkeitssinn hinter- laffen, der ihn Zeit seines Lebens vereinsamte. Mir ist nur wohl in dem Gedanken, mich an eine sreigeivählte Lebens­aufgabe hinzugeben. Ich bilde mir natürlich nicht ein, daß die Welt mein Buch über Kaiser Heinrich VlI., den Luxem­burger, durchaus nötig hätte, aber mir ist's nötig, das Buch mit aller Liebe zu schreiben und keine Nebenzwecke damit zu verbinden. Und dann auch es widerstrebt mir, mich rn die Reihe derer zu drängen, die sich mit Kopf und Ellen­bogen zugleich Platz machen. Wer nicht muß, sollte irr diesem Getümmel anderen den Weg nicht vertreten! Sehen Sie doch den Peter an der wäre längst Ordinarius in Münster, wenn man ihm nicht nach heutigem schlechten Brauch einen schwerreichen Kölner vorgezogen hätte, der.

wie sie sagen, ein Haus machen kann. Nun, Peter wird trotzdem seinen Weg finden, sie werden ihn über ein kleines in München brauchen. Ich hörte ein paar wissende Vögel davon pfeifen, als ich nach Pisa und Rom durchfuhr."

Dabei strahlten sie Augen des Gelehrten im Wiedep- schein froher Erwartung, so daß seine Nachbarin ihm ge­rührt das bleiche ernste Gesicht ganz zumandte und herzlich sprach:Sie sind ein Freund, wie Petex keinen zweiten hat, Doktor Gerland! Und es geht mir heute mit Ihnen wie in alter Zeit in Bonn, ich mußte ihnen stets Recht geben, obschon ich es von vornherein gar nicht wollte und meist widerstrebend lat."

Ich weiß ich weiß! ich erinnere mich an manchen guten Abend in Godesberg, an dem mir stritten," versetzte Gerland lachend.Peter unv ich und der herrliche Dekan Woringen und Konrad Woringen, sein Neffe, der zu früh von uns allen geschieden ist."

Der Sprecher hakte den letzten Namen nur zögernd genannt, und Fräulein Klara Addenhofen dabei angesehen, als scheue er die Berührung einer wunden Stelle.

Aber mit ruhiger Fassung und mit milvem Tone ent­gegnet« sie:

Sie dürfen von Konrad sprechen, soviel Sie «vollen, Doktor Gerland. Die trauernde Erinnerung an ihn birgt keinen irdischen Stachel inehr für mich. Wie mich Gottes Hand geführt hat, kann ich mir selbst nicht inehr vorstellen, daß ich je eines Mannes Hausfrau geworden wäre. Ich habe längst erkannt, daß die Blühe, ein persönliches Stück Glück zu erjagen, von allen eitlen Mühen des Lebens die eitelste ist. Es frommt uns mehr, anderen, vielen meine ich, die Bürde ihrer Leiden und ihrer Bedürftigkeit tragen zu Helsen, als an uns zu denken und uns ein Haus aufzu­bauen, das doch keinen Bestand haben kann. Ich weiß, daß Sie anders denken vielleicht anders denken müssen,