Sitzung desGemeindeverbands Elektrizitätswerk für den Bezirk Calw" statt. Vom Berbandsvvrsitzenden, Stadtschultheiß. Müller Nenbnlach und Ingenieur Wahlström Stuttgart wurde, lt.Schwab. Merkur", über Stand und Fortgang der Banarbei ten an der Krafterzcugungsanstalt bei Station Teinach berichtet: dieselben sind soweit gediehen, daß bis etwa l. April die durch Sanggasmaschinen gewonnene elektrische Energie in sämtliche Ger bandsgemeinden geleitet werden kann; inzwischen ha: der Verband, nachdem eine große Anzahl von Transformatorhäusern und Fernleitungen erstellt wurden, elektrischen Strom von der Herrenberger Ueberlandzentrale bezogen und damit schon por Weihnachten einen Teil der Berbandsgemeinden ini Bezirk Calw und Nagold mit Licht und Kraft ver sorgen können. Mit Rücksicht auf den in letzter Zeit erfolgten Beitritt weiterer Gemeinden zum Ver band und aus die sonstigen Anschlüsse au das Werk hat der Ansschuß beschlossen, auch noch die längst geplante Nagoldwasserkraftanlage mittelst Herstel lnng eines etwa 3 Kiloureter langen Stollens von der Talmühle bis Station Teinach alsbald ansbauen zu lassen, wozu rund 670 000 Mark erforderlich sein werden. Zum technischen Direktor des Ver Landes wurde Ingenieilr Denzinger von der Maschi nenfabrik EßlMgen, als Verbandskassier der Ober amtsassistent Schmidt-Calw gewählt. Bon den wer leren wichtigsten Beschlußfassungen ist hervorzuhe ben. daß die Erstellung eines Verwaltungsgebäudes an der Straße nach Teinach genehmigt, dagegen dsr Ankauf des Elektrizitätswerkes Hirsau abgelehnt gmrde.

r Reutlingen, 2. Febr. Die vereinigten Ge slügeb und Vogelzuchloereine des Achalmgaues ver­anstalteten in den Tagen vom 28. bis 60. Januar in Pfullingen eine große Geslügelausstellüna, die mit prachtvollem Material beschickt war und beim Publikum großes Interesse für diesen Zweig der Landwirtschaft weckte.

t Ebingen, 2. Febr. Zum Andenken an ihren verstorbenen Herrn Traugott Ott, haben die In Haber der Firma Traugvtt Ott und Söhne, Samt- und Manchesterfabrik, Ebingen, 60 000 Mark gestif tet mit der Bestimmung, daß die Zinsen alljährlich am 2. Februar, dem Geburtstage des Verstorbenen, den Arbeitern der Firma zugut kommen sollen.

' Stuttgart, 2. Febr. Die Maul und Klauen seuche ist weiter ausgebrvchen in Altenstädt und Donzdorf, OA. Geislingen, in Neckarsulm, in Not­zingen, OA. Kircbheim, und in Zizishausen, OA. Nürtingen.

Z Stuttgart, 2. Febr. Der W ü r t t. O b st b a u verein trat heute vormittag unter dem Vorsitz des Gemeinderats Fischer zur Jahresversammlung zusammen. Bei der vormittags stattgefundenen Zu­sammenkunft des Ausschusses mit den Vertrauens­männern und Freunden des Obstbaus sprachen Gutsbesitzer Odorno auf Kaltenberg bei Tettnang überDie Verbesserung der Obsttransportverhält nisse". Oberamtsbaumwart Brugger Schomburg

überDie derwit'"«n Verhältnisse des Baumwärler standes." Für die ^Haltung des nächsten Obstbau- tags wurden die Städte Gmünd, Aalen, Ellwangen und Crailsheim vorgeschlagen. Des verdienten Schultheiß Weiß aus Ottenhausen, der sein Amt als Vertrauensmann niederzulegen beabsichtigt, wurde mit ehrenden und anerkennenden Worten ge­dacht. In der nachmittags stattgesundenen General­versammlung erstattete der Vorsitzende Fischer den Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Vereins fahr. Der Verein zählt jetzt 2l 900 Mitglieder, die Zunahme beträgt 65 aktive und 927 passive Mit­glieder. l l Obstbauausstellungen wurden im letzten Jahre veranstaltet. Das Nettovermögen des Vereins beträgt zur Zeit 45 000 Mark. Von dem im letz­ten Jahr erzielten Ueberschuß von 6000 Mark sollen lOOO Mt. einem zu gründender! Reservefonds über­wiesen werden, der später zur Herstellung des Obst­buchs Verwendung finden wird. Nachdem die Wahlen erledigt waren, hielt Dr. Lang, Assistent an der Kgl. Anstalt für Pflanzenschutz in Hohenheim, einen Bor trag überObstbaumkrankheiten, die nicht durch tierische oder pflanzliche Schädlinge verursacht wer­den""

st Stuttgart, 2. Febr. Ein verheirateter Mann von Eßlingen lernte in einer Wirtschaft die Dirnen Karvline Metzger und Mina Rauh kennen. Die beiden überredeten den Mann, mit ihnen zu gehen. Sie führten ihn in einen Hof, und nahmen ihm my- ter Drohung mit Schlägen zwei Mark ab. Außer dem stahlen sie dem Mann l5 Mark. Wegen Er­pressung und Diebstahl hatten sich die beiden nun vor der Strafkammer zu verantworten. Die Metz ger erhielt 6 Monate, die Rauh 4 Monate Ge­fängnis. Während der Verhandlung war die Oes fentlichkeit ausgeschlossen.

>s Schorndorf, 2. Febr. Nachdem eine Kuh des Bauern und Anwalts Müller in Adelstetten schon zweimal hintereinander Zwillinge geworfen hat, brachte das Tier 6 lebende Kälber zur Welt, also innerhalb zwei.Jahren 7 Stück.

st Kleingartach, OA. Brackenhcim. 2. Febr. Im Anwesen des Postwirts Gebhardt brach Feuer aus, das in kurzer Zectdie Scheuer und das Stallgebäude in Asche legte.

st Heilbronn, 2. Febr. Die Heilbrunner Stra­ße n b a h n a n ge st e l l t e n sind in eine Lohnbewe­gung eingetreten. Für das hiesige Schreiner- ge werbe wurde durch den deutschen Halzarbeiter- verband der bestehende Tarif, welcher am I. März ds. Jrs. ablänfo gekündigt. Eine im Gasthaus zur Rose gewählte Lohnkonrmission wird die Forderun­gen der Schreinergehilfen formulieren.

!! Gaildorf, 2. Febr. Nach demHaller Tagbsi" soll im I I. württembergischen Reichstagswahlkreis, Backnang Hall, der nach dein nationalliberalvolks- parleilichen Abkommen von der Bolkspartei zu be­setzen ist, der Landtagsabgeordnete Landwirt Schock-Gaildorf ausgestellt werden. Den Wahl­kreis vertritt zur Zeit der bündlerische Abgeordnete Bogt-Gerabronn.

Aus dem Reiche.

* Ludwigshasen a. Rh., !. Febr. Gestern Abend gegen halb l t Uhr brach im Palatinawerk der Pfäl­zischen Chamotte- und Tonwerke Akt.-Ges. in Eisen­berg Großfeuer aus, das eines der vier Fabritge bände vollständig einäscherle. Der Schaden ist sehr bedeutend; da jedoch das Maschinenhaus ge­rettet wurde, kann der Betrieb aufrecht erhalten werden.

* Duisburg, 2. Febr. Von den lg Opfern des Grubenunglücks auf der ZecheDeutscher Kaiser" wurden heule zehn in einem Massengrab auf dem katholischen Friedhoff beigesetzt.

* Berlin, 2. Febr. Die Verwendbarkeit der Motorfahrräder ist augenblicklich Gegenstand der Untersuchung einer Spezialkommission. Es sol­len nach Meldungen verschiedener Blätter für die Ausgestaltung eines besonderen Motorfahrerkorps neue Bestimmungen ansgearbeitet werden.

st Breslau, 2. Febr. In vergangener Nacht ist das aus Bohlen bestehende Bollwerk am Oderufer in der Lorenzgasse infolge von Unterspülnng einge­stürzt. Heute nachmittag fünf Uhr stürzte dort die Kammgarnspinnerei von Schöller mit einen: daran angebauten eisernen Kranen zusammen. Die Unter- spnlnng greift weiter um sich, sodaß noch mehr Einstürze zu erwarten sind. Es wird der Versuch ge­macht, durch Versenkung von Sandsäcken die Gefahr zu beseitigen.

Ausländisches.

st Spezia, 2. Febr. Bei Idebungeu, die im Golf mit Torpedogeschossen vorgenommen wurden, ging,ein G e s ch o ß v o rz e i ti g los. Drei Unter­offiziere wurden getötet, drei weitere Personen an­scheinend leicht verletzt.

!! Paris, 2. Febr. Der Senat wählte heute die Büros der großen Ausschüsse. Zum Vorsitzenden des Heeresausschusses wurde Freycinet gewählt, für den Marineausschuß Cuvinot. ,

* Paris, 2. Febr. Die hiesigeNewyork Herald" meldet aus Charbin, daß die Leichen der an der Pest Gestorbenen etwa zwei Meilen von der Stadt in großen Gruben geborgen, mit Petroleum übsr- gossen und dann verbrannt werden.

- Cherbourg, 2. Febr. Das UnterseebootMa- riecte", das größte Unterseeboot der Welt, mit einer Wasserverdrängung von llOO Tonnen, ist heute glücklich vom Stapel gelaufen.

Madrid, 2. Febr. Ein heftiges Unwetter herrscht an der Mittelmeerknste. Zahlreiche Fischer­barken sind nntergegangen. Bisher sind 20 Personen umgekommen.

st Manilla, 2. Febr. Nach neuerer Angabe be­trägt die Zahl der bei dem jüngsten vulkanischen Ausbruch bei Taal und bei der damit verbundenen Springwelle Umgekommenen etwa 600.

Die Weltreise des Kronprinzen.

Von einem Mitreisenden.

Wen das Schicksal schwer geschlagen, wer den Glauben -an die Menschen verloren hat und verbittert und einsam durch das Leben schreitet, der steht ergriffen in Agra vor der Tadsch Mahal, der Verkörperung edelster, reinster und höchster Liebe. Ein Gedicht in Marmor, einen Traum, das Hohelied der Liebe hat man die Tadsch Mahal ge­nannt, und Dichter aller Nationen haben, hingerissen von seinem Liebreiz, dies edelste aller Bauwerke begeistert be­sungen. Und wer auch nichts weiß von der rührenden Liebe des großen Mvgulkaisers Schah Jahan, der seiner Lieblingsgattin Mumtaz-i-Mahal dies Mausoleum setzte, das seinesgleichen nicht hat auf Erden, der fühlt es dennoch beim Anblick dieses Wunderwerkes, daß nicht Baumeister und Bildhauer es geschaffen, sondern dis Liebe. Nicht Menschenhände und Verstand scheinen dies Kleinod hervor­gebracht zu haben, es ist ivie vorn Himmel herabgekommen.

Tritt man durch den prächtigen großen Torweg, den 26 Marmorkuppeln schmücken, dann stocken plötzlich Fuß und Atem, jedes laute Wort verstummt, denn wie eine Vision, die jeden Augenblick zerrinnen kann, steht die Tadsch Mahcu. vor uns. Inmitten eines prächtigen palmsnreichen Gartens, am Ende einer Zypreffenallse, die einen Wasier- lauf in Murmorbecken nmsäumt, hebt sich in schneeigem, zart geädertem Marmor das Grabmal vom blauen indischen Himmel ab, gewaltig wie ein riesiger Dom in seinen Di­mensionen und dennoch lieblich, zart und harmonisch wie eine eben erblühte Blume. Und wenn der Fuß zögernd näher tritt und das Herz fürchtet, beim Näherkommen möchte die stimmungsvolle Weihe abnehmen, dann empfindet man staunend, daß mit jedem Schritt die Schönheit des Denkmals gewinnt. Welch zanen Schwung haben die Kuppeln, wie schlank erheben sich die Säulen und die vier Minaretts an den Ecken der Plattform, auf der das Grab­mal steht. Schon trete» deutlich die Blätter und Ranken hervor, mit denen der Bildhauer den Marmor des Sockels belebte und deutlich schon kann das Auge die Farbe der Herrlichen Blumen und Ornamente unterscheiden, die aus Edelsteinen geschnitten und in den Marmor eingelassen wurden,

Traumverloren treten wir ein. Ein zartes Gitterwerk aus Marmor umgibt den Raum, der die Kenotaphe der Kaiserin und ihres Gemahls enthält. Und einen Stock tiefer sichen die Marmorsärge, geschmückc mit den Lieblingsblumen der Kaiserin, di? sie so oft im Gurten draußen gepflückt. Leise läßt einer der Moskim den RufAllah" erschallen. In vielen Akkorden schwillt er an, um dann leise, immer leiser nachzuklingen, bis er in süßem, melodischen! Flüstern erstirbt. Ergriffen sehen wir auf die Särge und ans den lieblichen Blumenschmuck aus Edelsteinen, der sie und alle Räume ziert. Nicht die Diamanten und Granaten ans Golkonda, Lapis Lazuli und Saphire aus Ceylon, Kristall aus China. Jaspis aus dem Füufstromlande, Karneol aus Bagdad, Türkise aus Jemen, Amethyst und Onyx aus Persien haben ihn in seiner duftigen Pracht entstehen lassen, nicht die Banmeister und oie 20: 00 Arbeiter, dis 22 Jahre an dieserKrone der Grabpaläste" arbeiteten, haben diese edelste, formvollendetste Anlage schaffen können,, sondern einzig und allein die Liebe Schah Jahcms zu seiner edlen, liebreizenden und gütigen Gattin Mnmtaz i-Mahal, die ihm im Jahre 1629 jäh der Tod entriß, als sie ihm einen Sohn schenkte.

Deshalb kann man auch die Tadsch Mahal nicht mit Worten beschreiben, nicht lediglich mit körperlichen Augen sehen und auch nicht malen; man kann sie nur empfinden, die Grabkirche der geliebtesten unter den Frauen. Auf der 6 Meter hohen und : 04 Quadratmeter großen Plattform erhebt sich der Grabesdom, dessen Durchmesser 62 Meter beträgt. Außer der 81 Meter hohen Mittelkuppel zieren ihn vier kleine Pavillons mit Kuppeldach. Die vier Seiten enthalten vier mächtige und prächtige persische Bogenportale, und die Wände tragen köstlichen Ornamentenschmuck aus eingelegten Edelsteinen. Aus einer Seite ist die Tadsch be­grenzt durch die Jumna, in deren Fluten der Wunderbau sich spiegelt; gegenüber schließt sich der Garten an, geziert mit den herrlichsten Blumen, Sträuchern und Bäunien, die Indien heroorbringen konnte, und an den beiden anderen Seiten erheben sich, aus rotem Sandstein und Marmor gebaut, eine Moschee und ihr Gegenstück, beides Perlen maurischer Architektur, aber als Einzelbauten verblassend vor der Tadsch, die zart und duftig an Lieblichkeit alles

überstrahlt. Aber als Ganzes betrachtet sind die Einzel­bauten, der Garten und das Eingangstor von überwältigen­der, harmonischer Wirkung. Von welcher Himmelsrichtung man auch dis Tadsch Mahal betrachten mag, ob von nahe oder von fern, immer ist dies Sinnbild edelster Gattenliebe von unvergleichlicher Schönheit.

Wo »shuw ich nur Worte her, zu schildern, was das Herz empfindet?! Welche Poesie, welche Offenbarung, aber auch welche Tragik schließt dieses Mausoleum in sich! Der­selbe Kaiser, Schah Jahan, der dies Heiligtum unvergäng­licher Liebe schuf, er wurde von seinem eigenen Sohn enk- tront und im Palast zu Agra gefangen gehalten. Sieben Jahre noch lebte er m seinem marmornen Kerker, einem Turm, hoch oben ans der Burg, bis der Tod ihn mit der Gattin vereinte. Morgens, wenn der Sonne erste Strahlen über das Land huschten und die Kuppeln und Türme der Tadsch aus den wogenden Nebeln gleich einer Fata Morgan« emportauchten, dann saß der vom Schicksal durch des eigenen Sohnes Hand schwer heimgesuchte Kaiser schon am Fenster seines Gefängnisses und schaute hinüber zur teuren Gattin, im Geiste mit ihr Zwiesprache hallend. Und wenn das Tagesgestirn seine letzten Strahlen anssandte, um, Abschied nehmend bis zum nächsten Morgen, den Wunderbau mir rosigem Lichte zu überfluten, dann stand der greise Herrscher noch immer dort. Er sah nicht die stolz dahinrollenden Fluten der Jumna, er sah nicht die fruchtbare Ebene zu seinen Füßen, er sah nur das Denkmal seiner Liebe und in ihm verklärt Mumtaz-i-Mahal, sein Weib.

Hier stand auch der deutsche Kronprinz lange m an­dächtiges Staunen versunken, ehe er die Tadsch Mahal selbst mehrere Male besuchte. In Agra sollte der Aufenthalt hauptsächlich dem Genuß islamitischer Kunst dienen, die hier herrliche Blüten getrieben und in der Tadsch ihre höchste Vollendung gefunden hat. Das Fort mit seinen reichen Palastbauten und der prächtigen Perlmoschee, das Mau­soleum von J'timad-ul-daulah, der Grabpalast des großen Kaisers Akbar in Sikandara und die Totenstadt Fatehpur- Sikri gaben reiche Gelegenheit hierzu. (Franks. Ztg.)