X Saloniki, Febr, Nach einer amtlichen Mel­dung sind die türkischen Truppen zwischen Ebha und Hodeida neuerlich von starken arabischen Streit­lüsten angegriffen worden. Infolge numerischer Schwäche waren sie im Nachteil und verloren eine Gebirgskanone, Die Araber inachten eine Anzahl Gefangene. Rechtzeitig eingetroffene Verstärkungen retteten die Situation der Truppen, die nunmehr die Araber mit einem Verlust von 200 Mann zu- riirktrieben, während sie selbst 50 Tote und Verwun­dete hatten. Die Truppen haben Befehl erhalten, sich bis zum Eintreffen von Verstärkungen auf die Defensive zu beschränken, Bon hier sind acht Ge- birgsgeschütze und 18 Maschinengewehre nach dem Deinen abgeschickt worden,

* Colombo, 2, Febr, Der deutsche Konsul Fren­denberg ist gestorben,

is Lucknow, 2. Febr, Der deutsche Kronprinz wohnte heute vormittag einer Gedächtnisfeier Mr die verstorbenen Offiziere und Mannschaften der Royal Dragoons bei und legte einen Kranz nieder, Nachruittags erfolgte die Abreise nach Calcutta,

* Rewyork, 2, Febr, Der Ueberblick über die von der Explosion angerichteten Verheerungen läßt diese noch schlimmer erscheinen, als zuerst ge­dacht wurde. Die Ursache ist nicht genau festzustellen, auch nicht die Totenzahl, da an der Unglücksstätte viele polnische Arbeiter beschäftigt waren, welche nicht besonders verzeichnet wurden. Die Freiheits­statue wurde etwas beschädigt. Eine enorme Pa­nik entwickelte sich auf der Einwandererinsel, wo 700 Personen, fast durchweg Italiener, ein heftiges Erdbeben für gekommen hielten. Das Gebäude wurde schlimm beschädigt. Ein Kilometer von der Unglücksstätte entfernt wurde auf einem Schlepp­boot ein Kapitän aus dem Steuerhaus durch das Fenster geschlendert und getötet. Der Glasschaden beträgt allein eine halbe Million, Dampfer, welche achtzig Kilometer von der Küste entfernt waren, frag­ten drahtlos an, was geschehen sei,

st Mexiko City, 2, Febr, Nach amtlicher Mittei­lung sind in dem Gefecht am 29, Januar 75 Re­volutionäre und ! 2 Mann von den Buudestruppen gefallen.

Allerlei.

* In Pirmasens wurde bei den Lüscharbeiten eines Dachstuhlbrandes in der Sleiustraße auf dem Speicher die völlig verkohlte Leiche der im Hause wohnenden 54jährigen Frau Martert, die ein Bett- fedenr -Reinigungsgeschäft betrieb, aufgefunden. Laut Pirmasenser Anzeiger" hatte sich die Frau, die gerne trank und rauchte, im Rausche mit der bren­nenden Pfeife in einen Haufen Bettfedern gelegt, die dadurch in Brand gerieten, i

8 Sie hat es nicht nötig! DerSchwarzwälder Bote" erzählt folgendes Geschichtchen: Einer Frau aus einem Nachbarorte von Kenzingen fiel eine Erb­schaft ans Amerika es sollen etwa l k 000 Mark sein zu. Durch die Vermittlung des deutschen Konsuls war das Geld der Landeshauptkafse in Karlsruhe überwiesen worden und sollte nun gegen Quittung der glücklichen Erbin ausbezahlt werden. Die Sache hatte aber einen Haken, Die Frau ver­weigerte die Unterschrift mit der Begründung:Ich b r u ch k e i G e ld, d' H ü h n e r l e g e w ie d e r!" Alle U-eberredunI war umsonst und so lagert das Geld noch in der Landeshauptkafse und wartet geduldig, bis die Hühner nicht mehr legen,

8 lieber einen mißglückten Schwindel wird aus Karlsruhe berichtet: Am Sonntag vormittag wurde ein Kaufmann in der Kriegstraße angeblich von dem Sohne eines Kommerzienrats in Frankfurt a, M, mit dem der Kaufmann in Geschäftsverbindung steht, antelephoniert. Dieser behauptete, er sei mit einem Auto in San Remo gewesen. Auf dem Heimwege habe sein Chauffeur in Offenburg durch einen Zu sarnmenstoß das Auto so schwer beschädigt, daß er kaum mit demselben bis Karlsruhe kommen werde, weshalb er mit der Bahn nachhause fahre. Er bitte daher den Kaufmann, für den Fall, daß sein Chauf­feur käme, ihm an die Hand zu gehen, evtl, das Auto au der Bahn verladen zu helfen und, falls er Geld benötige, ihm zu geben, was er brauche. Sein Vater, der Kommerzienrat, werde umgehend Ersatz leisten. Nach kaum einer halben Stunde tele- Phynierte der angebliche Chauffeur und teilte mit, daß er den Wagen in Offenburg habe liegen lassen müssen und frug an, ab er ihn sprechen könne, was der Kaufmann bejahte. Da diesem jedoch die kurze Zwischenzeit ausfiel und ihm die Stimme des an­geblichen Kommerzienratssvhnes und die des Chauf­feurs so merkwürdig ähnlich zu klingen schien, setzte er sich sofort mit dem Kommerzienrat telephonisch in Verbindung, Dadurch erfuhr er, daß er es mit einem Schwindler zu tun habe. Das Gespräch war noch nicht beendigt, da traf der angebliche Chans fenr bei dem Kaufmann ein. Dieser sagte dem

Manne deu Berrug auf den Kopf zu, hielt ihn fest und ließ durch seine Frau einen Schutzmann rufen. Trotz der Bitten des Festgenommenen, man möge ihn freilafsen, er sehe ein, daß er eine große Dumm­heit begangen, wurde er dem inzwischen eingetrof­fenen Schutzmann übergeben. Er setzte demselben aber einen solchen Widerstand entgegen, daß er nur unter der Mitwirkung eines weiteren Schutzmannes auf die Polizei gebracht werden konnte. Sowohl auf dem Transport als auch auf der Wache beleidigte er die Schutzleute und griff sie tätlich an. Der Festgenommene wurde als der stellenlose Ingenieur Oskar Lehr aus Bockenheim ermittelt, der schon wegen allen möglichen Betrügereien vorbestraft ist,

8 Mutterliebe eines Tieres. Einen sehr inter­essanten Fall von Anhänglichkeit, tierischer Mutter liebe, Anfopserungs- und Ueberlegungsfähtgkeit er­zählte kürzlich der Geschäftsführer des Tierschutzver- bandes und verwandter Bestrebungen, Magnus Schwantje, in einem seiner Münchener Vorträge. Eine trächtige Hündin wurde von Schleiz nach Gera verkauft. Der Verkäufer brachte das Tier persönlich zu feinem neuen Herrn und blieb dort mehrere Stun­den, bis sich die Hündin ein wenig an die Umgebung gewöhnt hatte, um dann allein heimzusahren, Etwa zwei Tage später hörte er am Nachmittag ein alt­gewohntes Geräusch, das Kratzen des Hundes an der Türe: er öffnete und fand zu feiner Ueberraschung seine Hündin, vor Schweiß dampfend, schweifwedelnd vor sich. Sie apportierte ihrem früheren Herrn ein allerliebstes Junges, das sie zu seinen Füßen nie- nerlegte, worauf sie wieder verschwand. Nach kaum einer Minute war sie wieder da mit einem zweiten Jungen im Raul, legte es wieder nieder und ver­schwand abermals, um zum drittenmal zurückzukeh­ren mit einem dritten Jungen, Laut bellend be­kundete das Tier seine Freud? umsprang seinen Herrn und machte es sich dann bequem wie frühem Nachforschungen ergaben nun, daß die Hündin ganz' kurze Zeit nach dem Weggehen ihres Herrn durch ein Fenster im ersten Stock ans die Straße gesprun­gen war. Auf dem Wege zu ihrem früheren Aufent­haltsorte wurde sie von Mutterfreuden überrascht und warf drei Junge, Diese trug sie nun, eines nach dem anderen, wie Beobachtungen zeigten, staf­felweise eine kurze Strecke fort und brachte so ihre Jungen, den ganzen Weg fortwährend hin und herspringend, zum früher",-Herrl", Zwei Tage und zwei Nächte brauchte M zu diesem Werke,

8 Künstliches Altern des Holzes. Die schöne braungraue Altersfarbe, die das Holz unter dem Einflüsse von Luft und Licht im Laufe der Jahre Lnzunehmen Pflegt, hat man bei neuem, gerbstofs­reichem Holze, besonders bei Eiche, bisher in der Hauptsache durchRäuchern" mit Ammoniak erzielt. Die Färbung geräucherten Holzes g eht aber nur zwei bis drei Millimeter tief, sd daß man gezwungen ist, die fertig gearbeiteten Stücke, wie Möbel und ähnliches, zu räuchern. Ein neueres Verfahren von H. Wislicenus ermöglicht es nun, wie dieZeit­schrift für angewandte Chemie" berichtet, einer grö­ßeren Anzahl von Holzarten eine, durch die ganze Dicke des Holzes sich erstreckende, mattbraun- grane Alterssärbung in sehr kurzer Zeit zu erteilen, wenn man die Hölzer in den Erdboden eingräbt und mit Ammoniak behandelt. In etwa 50 Zenti­meter tiefen Gruben, deren Boden wasserdurchlässig sein muß, werden die zu behandelnden Bretter und Bohlen mit geringem Abstand voneinander senkrecht ausgestellt und durch Keile oder zwifchen^elegte Holz­stücke in ihrer Lage gesichert. Dann werden sie mit etwas Humus enthaltender, lockerer, gut durchlässiger Erde oder auch mit Schlacke und Asche Won Stein­kohlenfeuerung bedeckt, denen man ein bis zwei Pro zent gemahlenen Kalkstein und Ammoniaksalze bei- oemischt hat. Durch regelmäßiges Begießen mit Was­ser oder durch Zuführung von Abdampf wird die Erde dauernd gleichmäßig feucht erhalten, und das sich entwickelnd? Ammoniakgas wird durch Bedecken der Grube mit alten Säcken oder Leinwandplanen am Entweichen verhindert. Das Verfahren hat sich, dem Prometheus" zufolge, bei den Versuchen der Dres deuer Werkstätten für Handwerkskunst außer für Eichenholz auch für Birke, Buche. Erle, Lärche, Pitch Pine, Fichte und Kiefer gut bewährt,

Jln Lloydzug von Bremen nach Bremerhaven.

Es ist Expeditionstag eines großen transatlantischen Lloyddampsers! Ein blasser Morgen dämmert über der alten Hansestadt Bremen. Ans den Hotels und Auswanderer­hallen eilen die bunten Scharen dem Hauptbahnhof zu: Männer, Frauen, Kinder, die, in große Tücher eingeschlagen, ihre ganze Habe bei sich führen, später folgen die Kajüts­passagiere II, und I. Klaffe zu Fuß, zu Wagen, im Automobil usw. Kurz nach einander fahren die Lloydzüge ab, die all die Passagiere nach Bremerhaven bringen, wo der Lloyd­dampferKaiser Wilhelm II" schon zur Abfahrt nach New- york bereitliegt.

In der Morgenfrühe braust der Zug durch öde Strecken, durch weites Moor- und Heideland an kleinen friedlichen Dörfern vorbei. Eine eintönige Landschaft breitet sich vor uns aus. Feld und Wiese und Heide und Himmel, alles in matten verschwimmenden Farben: Grau, graugrün, grau­

braun und schwere Wolken schleppen tief über die Heide' Ein monotones schwermütiges Bild! Aber wie jetzt plötz­lich die Sonne den grauen Schleier zerreißt und siegreich zwischen Wolkenfetzen hervorbricht und weithin die Heide grüßt, da gewinnt die Landschaft ein eigenartiges Leben, als sei sie durch einen Zauber plötzlich aus ihrer Erstarrung erwacht. Es ist ein Landschastsbild von so farbenfroher Schönheit, wie es uns in der Kunst dieWorpsweder" her­vorzaubern. Gleichwie diese Bilder in fchwarzweißer Wieder­gabe jeglichen Reizes entbehren, und erst durch die warme Farbengebung Leben gewinnen, so wird auch dies Land­schaftsbild erst in der Morgensonne geboren und erstirbt mit dem letzten Abendsonnenstrahl. Ein tiefer, warmer Goldton ist über die ganze Landschaft ausgegossen und verklärt den stillen Frieden zu ernster Feierlichkeit. Kräftig hebt sich der braunrote Moorboden, das frische, satte Wiesengrün, das lichte Grün der Birken von diesem goldenen Unterton ab. Am Hellen blauen Frühlingshimmel gleiten langsam zartrosa und violett gefärbte Wolken vorbei und werfen ihre breiten Schatten auf die weite Ebene. Unter breiten Strohdächern lugen die niedrigen Häuser und Hütten hervor, alle von rotgoldnem Morgenschein beglänzt. So weltfremd schauen sie uns an; wir sehen es ihnen an, daß ihre Bewohner noch nichts vom Treiben der großen Welt wissen, nichts von dem Leben der Menschen, die da in rasender Ge­schwindigkeit an ihnen vorübersausen.

Wieder donnert ein Zug durchs Moorland, rvieder Rädergerassel, der gellende Pfiff der Lokomotive, der wie eine schrille Dissonanz den Frieden der stillen Landschaft stört. Wie mancher Blick mag durch die Scheiben des Aus­wandererzuges verlangend nach diesem Bild des Friedens hinausspähen. Das Land hier in seiner herben Schönheit erzählt uns von kräftigen, arbeitsamen Menschen, die in harter Arbeit dem Boden ihren Unterhalt abringen, die sich hier ihr kleines, aber bescheidenes Heim gegründet haben, in dem sie frei und stolz und glücklich wohnen. Bald ist das Bild wie ein Traum von Frieden und stillem Glück entschwunden.

Schon nähert sich der Zug den Hafenstädten. Schon passiert er die Geestemünder Schiffswerften von Seebeck, Tecklenborg und Rickmers, schon werden die gelben Schorn­steine der in den Bremerhavener Häfen liegenden Lloyd­dampfer sichtbar und bald läuft der Zug an der Lloydhalle in Bremerhaven ein. Da liegt er vor uns, der gewaltige Schiffskoloß! Fröhlich tönen vom Deck die munteren Klänge der Schiffskapelle zum Willkommen der Passagiere, die als­bald an Bord sich heimisch fühlen. Und wie das Schiff sich dann langsam in Bewegung setzt, da umfaßt manches Auge mit einem letzten langen Blick die langsam entschwindende Küste deralten Welt". Der Dampfer eilt nun in voller Fahrt in die offene See hinaus, um in wenigen Tagen all die Menschen mit ihren Plänen und Wünschen und Hoff­nungen derneuen Welt" entgegen zu tragen.

Handel nnd Verkehr.

* Frcndenstadl, 2, Febr. Friedrich Weber ver­kaufte seinen Gasthof zum Murgtäler Hof s amt In­ventar durch das Jmmobilienbüro Albert Drehbur­ger in Horb a. N., an Friedrich Graf, Kellner von Aach, OA. Freudenstadt, z, Zsi in Köln, um den Preis von Mk. 73 000.. Die Uebernahme erfolgt am 1. Mai ds. Jrs.

* Stuttgart, 2. Februar. (Lsdermarkt.) Der Leder­messe in der Gewerbehalle waren etwa 760 Zentner zugeführt. Die Preise waren im wesentlichen die gleichen wie an der letzten Messe. Sohlleder kostete 1,401,60 Mk.. Wildvache­leder 11,20 Mk., Wildoberleder I». 22,20 Mk., Wild­oberleder Ila. 1,601,80 Mk., Schmalleder 1,902,10 Mk-, Kalbleder 3,403,60 Mk. per Pfund: Schafleder 1025 Mk. per 10 Stück.

!! Stuttgart, 2. Febr. (Schlachtviehmarkt.) Zma trieben 150 Großvieh 356 Kälber, 668 Schwc.n-,

ErlösKilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Quai a) ausgemäststk von 88 bis 90 Pfg., 2. Qual, n) fleischig? und ältere von bis Pfg.; Lullen (Fairen) 1. Qua . a) vollfleisckuge, von 84 bis 86 Pfg,, 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 82 bis 83 Pfg., S - ere und Jungrindrr 1. Qual, a) ausgemäftete von 93 bis 95 Pfg , 2. Qualität d) fleischige von 89 bis 92 Pfg., 3. Qualität tt geringere von 86 bis 88 Pfg.; Kühe I.Qual, ch junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität d) älter« gemästete von 66 bis 76 Pfg., 3. Qualuät «) gering." von 45 dis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität ch beste Sc-'-., kälber von 112 bis 116 Pfg., 2, Qualität 5) gute Saug kälber von 106 bis 110 Pfg., 3. Qualität -) geringere Saug­kälber von 98 bis 105 Pfg. Schweine 1. Qualität ch junge fleischige 68 bis 69 Pfg., 2. Qualität b) schwer? fette von 65 bis 67 Pfg., 3. Qualität e) geringere von bis Pfg, Für aus Frankreich eingeführte Bullen wurden bezahlt: 2. Qualität 80 bis 83, für Jungrinder 3. Qualität 90 bis 92 Pfennig.

Konkurse.

Nachlaß des Christian Rorhfuß, Bäcker in Haiterbach. Konkursverwalter ist Bezirksnotar Häfele in Haiterbach. Termin ist auf Mittwoch, den 1, März 1911, nachmittags 3 Uhr, anberaumt. Johann Baptist Lipp, Küfer in Untertalheim. Konkursverwalter ist Bezirksnotar Häfele in Haiterbach. Termin ist auf Mittwoch, den l. März 1911, nachmittags 3 Vg Uhr vor dem Kgl. Amtsgericht Nagold anberaumt. Josef Weber, Metallwareufabrikaut in Rechberghausen, z. Zt. im Untersuchungsgefängnis in Ulm.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Altrnstelg. '