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Gie TaürSlluSgabe kcÄr vierteljährlich tm Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr M. 1.25
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Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich dOMg.
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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsbezirken Nagold, jrerrdenstadt, Lalw u. Neuenbürg.
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Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lauk), Altensteig.
Freitag, Ssu 3. Februar.
Amtsblatt für Psalrgrafeawetler.
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Der Reichstag hat die Zuwachssteuer mit 198 gegen 93 Stimmen, also mit einer guten Zwei drittel-Mehrheit, definitiv angenommen. Diese stattliche Mehrheit hat sich für eine Steuer gefunden, an deren Zustandekommen noch vor wenigen Jahren kein Mensch geglaubt hätte, der gegenüber fast keine Fraktion zu einer einheitlichen Stellung gelangte und an die sich von Stadium zu Stadium zahlreichere Bedenken und eine stärkere Unlust knüpften.
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Was wird aus der S ch i f s a h r ts a b g a b e n Aktion? Das beteiligte Ausland, vor allem also Oesterreich und Holland, ohne deren Zustimmung auf Elbe und Rhein keine Abgaben eingeführt werden können, hat neuerdings in so scharfer und latego rischer Weise sein Nein ausgesprochen, daß. in der Tat kaum zu sehen ist, wie der Entwurf, selbst wenn er den Reichstag passiert, über dieses Hindernis hinweggebracht werden sollte. Und in Wirklichkeit wird er jetzt wohl nicht einmal die erste Station, die Erledigung durch den Reichstag, erreichen können. Was von Anfang an und zwar von allen Seiten gegen die Vorlage der Regierung geltend gemacht wurde, nämlich, daß sie überhaupt kein Material enthalte, das, von der prinzipiellen Frage der Stromfreiheit ganz abgesehen, ein Urteil über die geplanten Strombauten, über ihre Kosten und ihre Einkünfte zu bilden erlaubte, das hat dieser Tage auch der Abgeordnete Bassermann in der General veZammlnng des Partikulierschifserverbandes Jus er Justitia scharf hervorgehoben, und er fügte hinzu: in diesen: Reichstag wird das Gesetz wohl nicht zustande kommen! Die Vorlage, die nicht eilt und die so mangelhaft vorbereitet und so ungenügend begründet sei, werde kaum in der Kommission durch beraten werden können. Der alte Reichstag werde sie nicht mehr erledigen, erst der kommende Reichstag werde über sie beschließlen. Es wird auch nicht gerade zur Beschleunigung beitragen, daß die Regie ruug jetzt ihr erweitertes Material der Kommission nur zur vertraulichen Benutzung übergeben hat, denn es ist selbstverständlich, daß ohne genaue Prüfung durch die sachverständigen Jntevessenten damit gar nichts geschehen kann.
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Von dem verstorbenen Sozialdemokraten Paul Singer sagt die „Franks. Ztgt": Singer war nicht etwa, wie Bebet, eine Persönlichkeit, die sich durch ihre Natur allein eine führende Rolle erzwungen hätte. Gewisse Fähigkeiten und Kennt uisse waren ihm natürlich nicht abzusprechen, aber wer jemals seine meist temperamentlosen und oft recht banalen Reden gehört hat, hätte sich daraus Singers Führerschaft nicht erklären können. Daß er dennoch in die allererste Reihe der deutschen Sozialdemokratie gelangte, lag wohl daran, daß die Partei in jenen früheren Zeiten keinen Ueberfluß au führenden Kräften hatte, daß Singer der Partei gute Dienste leistete und eifrig für sie tätig war: persönliche Beziehungen mögen ein klebriges getan Haben. Es kam hinzu, daß. Singer einer der wenigen in der Partei war, die, obgleich sie hervortraten, eigentlich keine Feinde linier den Genossen hatten. Das war ja auch bezeichnend für seine Art eine ausgeprägte Persönlichkeit hat eben Feinde, auch in den eigenen Reihen. Mit Singer aber stau den alle gut. Auch die letzten anderthalb Jahr zehnte, in denen der Streit um den Revisionismus die Partei aufwühlte, haben ihm keine Feindschaft gebracht. Er hat zwar niemals ein Hehl daraus gemacht, daß er nach wie vor auf dem linken Flügel stehe, aber man hatte von ihm nie etwas anderes erwartet. Da er niemals verletzend war und keinen kränkte, sondern bemüht war, Gegensätze auszugleichen und das mit seinem praktischen Verstand auch oft erzielte, so ließ man -eben den Genossen Singer sein, wie er sein wollte. Unübertrefflich war er als Leiterder sozialdemokratischen Partei
tage. Das zeigte sich am deutlichsten, wenn er einmal, durch Krankheit verhindert, nicht da war, so z. B. ans dem letzten Parteitage. Diese Versammlungen zu dirigieren, ist nicht leicht. Singer aber hatte eine langjährige Erfahrung, die nötige Ruhe und Umsicht. War er der Vorsitzende, dann funktio nier e die Parteitags-Maschine tadellos, auch bei stürmischen Debatten, und lote er am Schluß die zahllosen Anträge, die in der letzten Sitzung eines sozialdemokratischen Parteitages immer noch da sind, erledigen ließ, dies anzusehen, war stets ein Vergnügen. Ganz am Schluß, wenn alles aufgearbeilet war, kam dann die Markstein-Rede, so genannt, weil jahrelang die Schlußrede Singers erklärte: dieser Par teitag bedeutet einen Markstein in der Geschichte der Partei. Als sich dann einmal einige Blätter darüber moquierlen, ließ Singer den Markstein fallen, abel- lange gab es keinen Parteitagsschlnß ohne ihn."
Inmitten einer nach Tausenden zählenden Schar ist in Paris aus der Place Saint-Ferdinand mit prunkvoller Feierlichkeit ein Denkmal enthüllt worden, das als Beispiel für die nationale Denkungsart der Franzosen der Erwähnung wert ist: ein Denkmal für die „Franktireurs des Ternes", für die Freischärler, die in den Tagen des deutsch französischen Krieges bei der Belagerung von Paris die deutschen Soldaten mit ihren Kugeln bedach ten. Auf dem Sockel sieht man einen dieser mit einem Filzhut bekleideten Freischärler lauschend zur Seite spähet: die geladene Büchse schußbereit in den Händen. An der Einweihung dieses Denkmals nah men sowohl der Präsident des Stadtrats wie ein Vertreter des Kriegsministers und der Polizeipräfekt Lepine teil. VeteranenvereMe mit ihren Fahnen bildeten Spalier, und sogar Pani Deroulede versäumte nickt, sich durch einen Freund vertreten zu lassen.
Die Pest in China tritt als Lungenpest auf. Die Seuche zeigt einen außerordentlich schweren Cha- raller. Die Ratten und Flöhe tragen nicht zur Ver breitung der Epidemie bei, sondern die Ansteckung erfolgt lediglich durch die Berührung mit den Aus würsen der Erkrantlen und dann durch die Luft, genau so wie bei der Influenza. Bisher ist noch kein einziger Fall von Genesung beobachtet worden. Der von Haffkin entdeckte Impfstoff bleibt vollständig wirkungslos. Ein Arzt, Dr. Christie von der ameri konischen Mission, der sich nach Mulden begeben hat, erwartet, daß die Seuche später in der Form der Beulenpest auftreten wird. Um dis chinesischen Aerzte zu ermutigen, hat die Regierung verfügt, daß den Opfern ihrer Pflicht nachträglich außerge wöhnliche Ehren zuteil werden sollen. Außerdem erhalten ihre Hinterbliebenen Unterstützungen aus bezahlt. Die au der Pest gestorbenen chinesischen Aerzte werden mit denselben Ehren bestallet, als ob sie auf dem Schlachtfelde gestorben wären. Die Tore der großen chinesischen Mauer werden durch starke Truppenabteiluugen besetzt, die Befehl haben, den Tausenden von chinesischen Kulis, welche nach Mittel und Südchina flüchten wollen, den Weg zu versperren pnd sie nicht durchzulassen.
Landesnachrichten.
H1kt«n6«ig, 3. Februar.
* Die Handwerkskammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer, heutigen Nummer ans die Veranstaltung von Gesellenprüfungen in den Monaten März und April ds. Jrs. aufmerksam. Wir selbst nwchten nicht verfehlen, ganz besonders auf dieselben hinzuweiseu, umsomehr als die Gesellenprü fangen in kurzen: die Voraussetzung zur Zulassung zu den Meisterprüfungen bilden werden.
, * Die Mtglieder der gewerblichen Berussgc-
nossenschaften (Arbeiter Unsallversicherimg) haben in Gemäßheit des Paragraphen 99 des Gewerbe-Un- fallversicherungsgesetzes von: 30. Juni 1900 den
Vorständen ihrer Genossenschaften binnen 6 Wo chen nach Ablauf des Rechnungsjahres (ll. Februar l 9l 1 - zum Zwecke der Verteilung der Gesamtumlage eine Nachweisung über die im verflossenen Jahre beschäftigten versicherungspslichrigen Personen und die von denselben verdienten Löhne und Gehälter einzureichen. Für Mitglieder, welche mit der Einsendung einer solchen Nachweisung im Rückstände bleiben, erfolgt die Feststellung der Löhne strafweise durch die zuständigen Organe der Genossenschaft. Außerdem tönnen derartige »säumige. Mitglieder gemäß Paragraph 147 des obigen Gesetzes mit einer Geldstrafe bis zu 300 Mark belegt werden. Es sei deshalb hierdurch an die Einreichung der betreffenden Lohnnachweisungen erinnert und ans die Folgen der etwaigen Versäumnis hingewiesen.
Postscheüverkehr. In den nächsten Tagen e» scheinl die nenbearbeitete Ausgabe des amtlichen Verzeichnisses der Kontoinhaber bei dem Postscheckamt Stuttgart nach dem Stand vom l. Jan. l9l l Das Verzeichnis einschließlich der drei im Laufe des Jahres I9l ! rrsch ünenden Nachträge kann von sämtlichen Postanstaften zun: Preis von 20 Pfennig bezogen werden. Den Kontoinhaber»: bei dem Postscheckamt Stuttgart wird je ein Verzeichnis und ein Exemplar der später ersclieinenden Nachträge unentgeltlich geliefert. Die neue Ausgabe umfaßt rund 3100 Kontoinhaber gegenüber von rund 2400, die in der vorjährigen enthalten waren. Die Vorbemer- tungen zu dem Verzeichnis enthalten einen Auszug aus den wichtigeren, seit Erlaß der Postscheckord- nnng ergangenen Verfiignngen.
* Aus dem Verwallungsbericht der Kgl. Württ.. Verkehrsanstalten vom Jahre l909 lo sind folgende Zahlen über den Postverkehr in Alten steig her- vorznheben: Die Einnahinen betrugen an Pos»-> Telegramm uns Fernschrech Gebühren 43 314 Mk.: Briefsendungen sind abgegangen 21 7 018 . angekom- »nen sind 332 953: Postanweisungen gingen ab 24 753 Stück, angekommen sind 15 935: Zahlkarten sind abgegangen 3321, Zahlungsanweisungen sind angekommen 405: Pakete gingen ab 19 545, angekommen sind 25 341: Wertbriefe und Pakete gingen ab 5308, an 25ol : Nachnahmesendungen waren es 3685: Postanfträge 8l3: Zcitungsnnmmern ginge»: ab 320 235 Stück, angekorninen sind 272 688: Telegramme gingen ab 1 041. angekommen sind 962: Ferngespräche ivaren es im Ori 51 00), nach auswärts 33 546: Postwagenreisende waren es 1 753.
Der Bahnverkehr weist einen Personen Adgang von 38 780 Personen auf: der Güterverkehr Abgang und Ankunft betrug 4l 638 Tonnen: die Berkehrs- einnahmen belrugen 194 053 Mark.
* Der seit 28 Jahren im Dienst der Postverwal- tung stehende Landpvstbvte Schnierle von Garr-- weiler ist mit Rücksicht ans sein Alter und Krankheit ans Ansuchen seines Dienstes enthoben worden, wobei ihm die Anerkennung der K. .Generaldirektion der Posten und Telegraphen für seine langjährigen und treuen Dienste ausgesprochen wurde. Als dessen Nachfolger ist der seitherige Hilsspostbote Wilhelm Wurst von Schornbach ernannt worden.
* Freudenstadt, 3>. Jan. Zu Ehren des »rach Liebenzell auf die erste Stadtpfarrstelle ernannten Pfarrers Sand b e r g e r - Wittlensweiler wurde ge-. stern im Diözesanverein eine Abschiedsfeier gehalten. Die Eltern des Gefeierten, Konsistorialpräsident a. D. v. Sandberger, Exzellenz, und Gemahlin, die seit einigen Wochen hier in: Kurhaus Palmenwald wohnen, »rahmen an der Feier teil. Der Herr Präsident ergriff auch selbst das Wort zu einer längeren Absprache. Pfarrer Sandberger hat sich in mehr als
l 2jähriger Tätigkeit viele Verdienste erworben um die Gemeinde Wittlensweiler, deren erster definitiver Geistlicher er nach der Gründung der Pfarrei wurde, hat dort das erste Gemeindehaus in: Bezirk gebaut und ist durch seine Mitarbeit an der ländlichen Wohlfahrtspflege auch in weiteren Kreisen bekannt geworden,
* Catw, l. Febr. Am letzten Samstag fand in Bad Teinach eine Gesamtverwaltimgsansschuß-