Metern. Plötzlich machte der eine lehrt, und wie ! er den nachfolgenden cmtrüssr, fragt er ihn, ob er lein Messer bei sich habe, was dieser verneinte. Da zeigte er ihm zwei vom Walde her nahende Wölfe und in jausendem Galopp gings derVaterstadt" zu, um gleich im ersten Hanse Lchntz zu suchen. Bei der iveseullich verminderten Gefahr wurde die An kuust der zwei Bestien cchgeivartet, und siehe da, sie kamen. Jedoch erregten sie plötzlich große Heiter keil, denn statt der permeintlicl>eu Wölfe, trottelten .zwei harmlose Hunde daher.

Stuttgart, l. Febr. Der Ausschuß für den Gesetzentwurf betreffend die Dienstverhältnisse der Oberamtsärzte hat sich konstituiert und als Vorsit­zenden den Abg. Lehnt, als dessen Llelkwrtreter den Abg. v. Gauß bestellt. Zum Berichterstatter wurde Dr. Bauer gewählt. >>

- Stuttgart» l. Febr. Die Feuerbestattung des Geh. Kommerzienrats Dr. sttdvlf von Kröner fand heute nachmittag im Krematorium auf dem Pragfriedhof unter einer in Stuttgart last beispiett losen Beteiligung aus allen Gefellschaftsschichteu der -Stadt und des Landes und der hervorragendsten Vertreter der Kunst, Wissenschaften und des Buch Handels aus allen Teileil des Reichs statt. Ein gestern von Berlin abgegangener Schnellzug war von bedeutenden Männern aus allen Lagern des deutschen Schrifttums und des Buchhandels voll be­setzt, die zur Beisetzung des Verewigten gekommen -waren. In 22 Jahren hat Kröner an der Spitze der bedeutenden Cotta'schen Buchhandlung gestan den. Bon Schrüftstellern bemerkte inan u. a. Her mann Sudermann und Dr. Ludwig Fulda.

st Schorndorf, l. Febr. Ein hiesiger Armen Häusler wurde gestern früh unweit der Stadt erfro ren aufgefundeu. Der Mann hat sich in der Er müdung auf einen Steinhaufen gesetzt, ist eingeschla feu und so erfroren.

o Bad Mergentheim, l. Febr. Vor einiger Zeit ist in dem benachbarten Adolshausen ein Zi­geuner in erstarrtem Zustande tot aufgefnnden und in Adolzhausen beerdigt morden. Durch Gespräche im Wirtshaus erfuhr nun die Staatsanwaltschaft, daß der Verstorbene das Opfer einer Stecherei ge worden ist. .Heule wird nun auf Anordnung der Staatsanwaltschaft di? Leiche exhumiert. Die ver mutlichen Täter sind verhaftet worden.

z Vom Bodensee, >. Febr. In Lindau wurde wieder ein böhmischer Saccharinschmuggler festge nommen, als er im Begriffe war, in die Schweiz zu fahren, um Süßstoff Alt holen. Man fand bei der Leibesdurchsuchung die bekannte Schmuggler- Weste vor, die er auf dem bloßen Leibe trug. Ta er geständig und überführt war. erst 1 4 Tage vorher Saccharin geschmuggelt zu haben, wurde er in Haft behalten. Tags zuvor wurde ein als Anarchist aus Sachsen ausgewiesener Schmuggler, ebenfalls aus Böhmen, polizeilich sistiert. In dessen Besitz fand sich ein Holzschraubenzieher, sowie ein Druckschlüssel vor, mittels dessen die verschlossenen Kästen in den Abort und Waschräumen in den durchgehenden Wag­gons der Schnellzüge geöffnet werden können. Die Polizei vermutete jedenfalls nicht mit Unrecht, daß die Instrumente, über deren rechtlichen Erwerb sich der mit österreichischem Geld reichlich versehene Schmuggler nicht Ausweisen konnte, dazu dienen sollten die sonst verschlossene» Behältnisse »nährend j der Fahrt zn öffneil. um Snßstysi? darin während -

der Grenztoulrvlle zu verbergen. Es vergeht fast keine Woche, in der nicht mehrere'Sacchariuschmugg- ler von der Polizei oder der Grenzwache sestgeuom meu werden. Trotz der sehr hohen Strafen, die den Leuten bevorstehen, wird dieses strafbare Ge werbe immer noch recht schwunghaft betrieben.

Das Lehrerbefoldungsgesetz.

g Stuttgart, l. Febr. Das gestern den Ltän den vorgeleg'te Lehrerbesvldungsgesetz bestimmt, daß die ständigen Lehrer und Lehrerinnen an den Volks­schulen neben freier Wohnung einen jährlichen Pen- jivnsberechtigten Gehalt beziehen, der für Lehrer und Lehrerinnen bei der ständigen Anstellung mit 1600 beziehungsweise 1300 Mark beginnt und in vollende­ten 24 Dienstjahren aus 3200 beziehungsweise 2200 Mark steigt. Die Gehalte der Lehrer und Lehrer­innen an Mittelschulen betragen aus jeder Gehalts­stufe je lOO Mt. mehr. Die unständigen Lehrer und Lehrerinnen erhalten neben freier Wohnung bei einer Verwendung vor Erstehung der zweiten Dienst Prüfung ein Taggeld von 3 Marl. Nach Erstehung der zweiten DieustPrüfuug und zwar mit Beginn des auf diese Prüfung folgenden Kalendervierteljahrs erhöht sich das Taggeld bei Lehrern ans 3,50 Mark, bei Lehrerinnen auf 3,20 Mark. Das Taggeld der unständigen Lehrerinnen erhöht sich weiterhin inner­halb 24 Jahren auf 4,30 Mart. Hauptamtliche Fachlehrerimreu, deren Anstellung und Verwendung vom Oberschulrat bestätigt worden ist, beziehen bei Anstellung auf Lebenszeit neben Wohnnngsgeld als Anfangsgehalt jährlich >000 Mart, steigend in 24 Jahren auf t 400 Mark. Für jede Wochenstunde, die über die Zahl von dreißig Stunden hinaus zu erteilen ist, sind ohne Unterschied zwischen staudiger und unständiger Beschäftigung den Lehrern und Leh­rerinnen dein Jahre nach mindestens 60 Mark, den obengenannten Fachlehrerinnen mindestens 40 M. zu entrichten. Die Gemeindeleistungen betragen zu den Gehalten der ständigen Lehrstellen ohne Rücksicht ans die ieweiligen Gehaltsbezüge ihrer Inhaber in Gemeinden: 3. Kl. für jede Stelle lloo Mark, 2. Kl. mit nicht inehr als 2000 Einwohnern 1200 Mark, 2. Kl. mit nicht mehr als 2000 4000 Ein­

wohnern 1350 Mark. t. Kl. mit nicht mehr als 4000 6000 Einwohnern 1500 Mark, !. Kl. mit nicht mehr als 6000 loooo Einwohnern 1650 Mark, in mittleren Städten 1300 Mark, in großen Städten 2200 Mark, für die Lehrstellen an Mittel­schulen je 100 Mark mehr, zu den Taggelderu der unständigen Lehrer und Lehrerinnen je 3 Mark, zn den Gehalten der ständigen Fachlehrerinnen in großen und mittleren Städten je 1000 Mark, in den sonstigen Gemeinden je 300 Mark, zn den Taggel­dern der unständigen Fachlehrerinnen je 2 Mark. Mit Genehmigung des Oberfchulrats tönneu die Gemeinden durch freiwillige Er­höhung der ihnen nach Art. 0, Abs. 2 obliegenden Leistungen ihren Lehrern, Lehrerinnen und Fachleh­rerinnen nichtpensionsberechLigte Zulagen zu ihren gesetzlichen Gehalten und Taggeldern anssetzen. Diese Zulagen sind dauernd und in der Regel für alle in der Gemeinde angestellte oder verwendete Lehrer der gleichen Art in gleichen Beträgen zn gewähren. Die großen Städte können mit Genehmigung der Oberschulbehörden eine besondere Gehaltsordnung mit Gehaltssätzen von mindestens 1300 bis 3400 Mark für ständige Lehrer, von mindestens 1500 bis 2400 Mart für ständige Lehrerinnen lind von min­

destens 1200 bis 1600 Mark für ständige Fach­lehrerinnen einfnhren. Im Falle der Einführung einer besonderen Gehaltsordnung erhalten oie Ge­meinden zu den von ihnen aufzubringenden Gehal­ten für jede ständige Stelle, bei nenerrichteten vom Tage der erstmaligen Besetzung an, einen jähr­lichen -Lckaatsbvitrag. Dieser beträgt fstr die Stelle eines ständigen Lehrers 600 Mark, für die einer ständigen Lehrerin 500 Mark, für die einer ständi­gen Fachlehrerin 300 Mark. Für die Einsetzung der bei Inkrafttreten dieses Gesetzes ständig ange- ftellien Lehrer und Lehrerinnen in die Gehalte neuer Ordnung, sowie für ihre Vorrückung in höhere Ge­halte finden die für die Staatsbeamten geltenden Vorschriften mit der Maßgabe Anwendung, daß die Mindestanfbessernng bei Lehrern 200 Mark, bei Lehrerinnen 100 Mark betragen hat und daß das neue Besoldungsdienstalter nicht mehr als drei Jahre hin er dem bisherigen Zurückbleiben darf. Die bis­herige nicht pensionsberechtigte Aufbesserung von 70 Mart wird den ständigen Lehrern und Lehrerin­nen so lange und so weit belassen, als ihnen bei der neuen Gehaltsregelung im Vergleich zu ihrem gesetzlicheil Gehalt nach bisheriger Ordnung samt Aushesiernngszulage nicht jene Mindestanfbessernng verbleibt. Mit der Einweisung in den Höchstge­halt fällt jedoch die bisherige Änfbesserntlgszuläge weg.

Ans den Gerichrsfälen.

Tübingen, I. Febr. (Schwurgericht.! We­gen versuchten Totschlags hatte sich gestern zu ver­antworten der 26jährige ledige Former Chri­stian Barth vvn Cal ili bach. Er hat am l. Nov. auf der Haltestelle Spinnerei Unterhcmsen ans die ledige 2ljährige Fabrikarbeiterin Katharine Rein­hardt von Holzelsingen einen scharfen Revolverschuß abgegeben, wobei das Geschoß hin en in den lin­ken Unterkiefer eindrang, ihn der Länge nach dnrch- bvhrte und am Kinn wieder heranskam. Anfäng­lich gestand der Angeklagte nnuipwnnden zu, daß er die Reinhardt habe erschießen wollen, weil sie ihn so hintergangen habe. Schließlich und auch heute machte er geltend, er Habe sie nicht erschießen, son­dern ihr nur einen Denkzettel geben wollen. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten im Sinne der Anklage schuldig und bewilligten ihn! mildernde Umstände, worauf er zu 1 Jahr 6 Monaten Ge­fängnis verurteilt wurde, woran 2 Monate. 1 5 Tage Untersuchungshaft abgehen.

si Hall, I. Febr. (Strafkammer.' Der Dienstknecht Wilhelm Feuchter von Unkertnrkheim, der in der letzten Sylvesternacht den 20 Fahre al­len Dienstknecht Wilhelm Otterbach von Wackersbofen bei Hall beim Reujahrsschießen ans Unvorsichtigkeit so schwer am Kopfe verletzte, daß er am 1. Januar starb, wurde wegen fahrlässiger Tötung zn 14 Ta­gen Gefängnis verurteilt.

Aus dem Reiche.

>! Berlin, 1. Febr. Im Kgl. Schloß fand heul? bei Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin der erste große Hvfball statt, dem die Prinzen und Prinzessinnen des Kgl. Hauses, der Reichskanzler, Staatssekretär, von Kiderlen-Wächter, das diploma­tische .Korps u. a. beiwohnten.

M rr-Ht.

Es lind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.

Lessing.

Die Vallmutter.

Novelle von Tea van Husen.

(Schluß) Nachdruck verboten.

Vier Jahre glitten dahin. Nora war glücklich verheiratet, Walter Oelsbach eifriger denn je in seinem Beruf, und Ilse war noch immer Ilse Elgershvff: aber ein neuer Kummer war über sie hereingebrochen: Tante Aurelie, der Ilse durch den inneren Schmerz während der letzten Jahre um so viele» näher getreten, war für immer von dieser Welt geschieden.

.tomm sofort zu uns, geliebte Ilse," schrieb da Nora eines Tages,bestimme nur den Tag, wann wir Dich er­warten dürfen, und Edgar wird Dich holen."

Mit Freuden folgte Ilse dieser Aufforderung.

Am Abend vor ihrer Abreise ging sie mit einem Korb voll frischer Blumen nach dem stillen Friedhof. Lange ver­weilte sie bei dem neuen Grabe und lüttere Tränen flössen die Wangen herab.

Was für eine Zukunft pand ihr bevor? Würde sie einsam und ungeliebt weiterleben? Vermutlich: denn so lange Walter Oelsbach in ihrem Herzen, lebte, konnte sie keinem anderen die Hand reichen.

Ach, Walter", seufzte sie,kannte ich Dich nur eine Viertelstunde sprechen! Ich möchte nur missen, ob Du mir vergeben hast, und wieder Deine kleine Freundin sein."

Mil einem stillen Seufzer wandte sie sich zum Gehen.

Ein leiser Regen siel zur Erde und hüllte sie in dichten Nebel, als sie dem Tore zuschritt. Jemand hielt ihr die

schwere Gittertür aus, und sie schritt mit einemich danke" hindurch.

Ta folgten ihr Schritte, und sie hörte eine Stimme sagen:

Ilse, haben Sie kein Wort für mich?"

Einen Moment schien ihr das Herz stillzuftehen, und sie schlug den Schleier zurück, um freier cumen zu können.

Er reichte ihr seine Hand, und sie erkannte Waller Oelsbach. Schweigend denn sie war keines Wortes mächtig legte sie ihre Hand in die seine, und als er in ihr bleiches, bekümmertes Gesicht und ihre noch tränenfeuchten Augen sah, ergriff ihn ein heftiger SAmerz.

Ich habe Sie wohl erschreckt?" sagte er in weichem Tone,ich halte Sie hier erwartet, um Sie nach Hause zu begleiten; es ist schon zu dunkel für Sie, allein zu gehen."

Er zog ihre kleine zitternde Hand durch seinen Arm und sie gingen weiter.

Verzeihen Sie," entgegnete Ilse,aber ich hatte Sie nicht gleich erkannt."

Sie sehen recht leidend aus, Ilse," Hub Oelsbach nach einiger Zeit wieder an.

Ich bin in den letzten Wochen auch nicht recht wohl gewesen", erwiderte sie, und die Stimme versagte ihr fast, als sie hinznsügte:Sie war ja alles, was ich noch auf der Welt besaß."

Meine arme Ilse!" sprach ihr Begleiter und seine Stimme klang fast io unsicher wie die ihre.

Er hatte sie seit jenem Kostümball nicht wiedergesehen, und wie er jetzt daran zurückdachte, schalt er sich einen Toren, einen Narren! Sowohl ihr wie sein eigen Glück hatte er seinem lächerlichen Stolz geopfert. Wie hatte er sie lönnen so streng, so hart beurteilen! War er selbst denn so voll­kommen? Würde sie ihm das je vergehen können ?

Es folgte ein peinliches Schweigen, das Ilse endlich brach.

Ich bin heute den letzten Tag hier", sprach sie,morgen gehe ick, für einige Zeit zu Nora."

Und dann?"

Tann will ich nach L . . . . zu Tante Aursliens Vetter, dem einzigen Verwandten, den ich noch besitze, gehen. Ich kenne ihn noch nicht und muß offen gestehen, ich fürchte mich ein wenig vor dem fremden Menschen."

Vergeblich bemühte sie sich, mutig zu reden, und Oels- dach hätte alles darum gegeben, sie an sich drücken und trösten zn dürfen, aber er sagte nur:Ich komme heute von Nora."

Wirklich? ist sie wohlauf? Die gute, alte Nora; ich habe eine wahre Sehnsucht nach dem lieben Geschöpf!"

Das klingt doch wieder wie Ilse aus der guten alten Zeit. Darf ich Sie morgen an Edgars Stelle begleiten? Er hat sich heute morgen bei einem kleinen Unfall den Fuß verletzt, und da erbot ich mich, Sie zu holen. Wenn es Ihnen recht ist, fahren wir morgen mit dem Mittagszug."

Gern. Doch tut es mir leid, daß Ihr Schwager krank ist."

O, es ist nicht schlimm; er muß nur ein paar Tage zu Haus bleiben und Nora gehorchen jedenfalls macht er ihr dabei aber nicht so viel Not, wie ihr Knabe."

Inzwischen waren sie am Hause angelangt, und Ilse blieb stehen, sich von ihrem Begleiter zu verabschieden.

Ilse," Hub da Oelsbach in erstem Tone an,ver­zeihen Sie mir, wenn ich jetzt, wo Sie so bekümmert sind, eine alte Wunde aufreiße? Bevor ich aber heute von Ihnen gehe, möchte ich Sie bitten, daß Sie zu vergessen suchen, was heute vor vier Jahren hier geschah. Ich war damals ein junger Hitzkopf uno habe all diesen Kummer verdient, den ich gelitten habe, seit ich ein solcher Tor war,