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1877.

Dir TshkZMSgabr ksrrt vierteljährlich im Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

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Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich dv^Wg.

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Nr. 11.

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Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gbsramtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

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Verlag u. Druck der W. Rieter'schcn Buchdruckerei (L. Laut), Altensteig.

DormeEag, dsM 8. F«bruar.

Lmtlblati fSr Psalzgrefesweller.

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Amtliches.

Nebertragen wurde die erste evangelische Stadt­pfarrstelle in Liebenzell, Dekanats Calw, dem Pfarrer Sandberger in Wi t tl e n s w ei le r, Dekanats Fren- denstadt, und oie dritte evangelische Sladlpsarrstelle in Gmünd, Dekanats Aalen, dem Pfarrer S ch n ci oe r in Höfen, Dekanats Neuenbürg.

Der Paketoerkehr nach China Deutsche Postanstalten und nach Kiautschou über Sibirien ist mit Rücksicht auf die Pestgefahr bis ans weiteres eingestellt worden.

Sie PeftieW in SWe«.

lieber die dagegen durch die Marineverwcckmng getroffenen Maßnahmen berichtete ein Berrreter des Reichsmartneamts in der Budgetkoiumission des Reichstags folgendes: Die Pest, die bisher in dem ersten Dezennium unseres Jahrhunderts Verhältnis mäßig milde aufgetreten ist, begann tm Herbst 1910 in der kirgisischen Steppe einen größeren Umfang anzunehmen. Durch Feldtransporte an die süd- mandschnrische Bahn heran bilde sich von Chardin aus eine von vielen Hunderten vvn Pestleichen ge­kennzeichnete Gasse. Die Zahl der Opfer in dieser Gegend dürfte etwa tausend betragen, doch ist diese Ziffer ganz unzuverlässig. Die jetzt anftretenöe Pest, die sogenannte Lungenpest, ist identisch mit dem schwarzen Tod", der im 14. Jahrhundert ein Viertel bis ein Fünftel aller Lebenden hinwegrafste. Bei der Lungenpest ist die Möglichkeil eines Selbstschutzes -für das Pflegepersonal sehr eingeschränkt. Anfang Januar hat sich in Mulden ein chinesisch japanisches Komitee gebildet, das ein Senchenlazaretl mit Be- obachknngsstation und 300 Betten errichtet hat^ Diese und andere Qnarantänemaistiahmen haben es nicht vermocht, das Fortschreiten der Seuche zu ver­hindern. Die Pest greift auch in Tientsin und Pe­king um sich. An der Bahn von Tientsin nach Tsinganfon sind pestverdächtige Fälle vorgekommen. Die Pest steht somit unmittelbar vor den Toren Schanlungs, wo sie bei der starken Nebervölkernna von verheerendster Wirkung sein kann. Die gerin­gen Erfolge der Engländer in Indien lassen es als unwahrscheinlich erscheinen, daß systematische Ab wehrmaßregeln viel Erfolg haben werden. An ders, dürfen wir hoffen, wird es mir der Möglich­keit der Abwehr der Seuche von der Stadt Tsing­tau liegen. Der strenge Abschluß der Stadt auf der Landsette durch einen Militärkordon, die Unterbre­chung der Eisenbahn bei Syfaiig. die Einrichtung eines Seuchenlazaretts für Chinesen außerhalb Tsingtau und die genaueste Ueberwachung aller im Stadtgebiet verbleibenden Personen wird zusammen mit der für alle Schiffe eingerichteten Quarantäne und der Ueberwachung der Küste die Aussicht bie len. die Seuche vor den Toren der Stadt zu halten. Das Gouvernement bedarf hierzu besonderer Hilfs­kräfte. Es hat deshalb die Aerzte, die mit dem Ablösungstransport zurückkehren sollten, znrückhe- halten. Besonders zu erwähnen ist die Schutzimp­fung durch Pestsernm, das aus Yokohama und Sai- gnn in ausreichenden Mengen bezogen ist. und mit welchem alle Personen geimpft werden, die mit Pest tranken in Verbindung kommen. Frühere Versuche mit dem Serum haben ergeben, daß Impfungen die Sterblichkeitsziffer günstig beeinslujsen können. Einzelne Beobachter haben gefunden, daß von den -sümpften Kranken bis zu 30 Prozent weniger ster ben als von den nicht geimpften. Leider dauert der Schutz der Impfung erfcchrnngsgemäß nicht über l 4 Tage.

Wnrtternbergischer Landtag.

Stuttgart, l. Februar,

Die Zweite Kammer setzte heute die General­debatte zum Etat fort. Zunächst sprach der Kultus­minister v. Fleischhauer über verschiedene Schul­fragen und über die neuesten Vorkommnisse in der katholischen Kirche. In dieser Beziehung betonte der Minister, der Bischof von Rolkenburg habe die Er­

klärung abgegeben, daß. die Universilätsprofessoren den Mvdernisteneid nickst zu leisten haben. Es sei allerdings nicht zu verkennen, daß für die Zukunft Schwierigkeiten erwachsen können. Die der Lehr- jreihei: an der tatholisch-tyeologischen Fatullät an sich schon anfcrlegien Beschränkungen würden künftig durch den Mvdernisteneid noch vermehr:. Der Staat werde sich nicht leicht dazu entschließen, auf die Ausbildung der Geistlichen an der staatlichen Uni­versität zu verzichten, aber auch die Kirche habe ein Interesse daran, daß ihre Diener in Fühlung mit dem geistigen Leben der Gegenwart bleiben. Das Schreiben des Papstes an Kardinal Fischer sei ge­eignet, die an sich schon gespannte Lage in bedauer­lichem Maße zu verschärfen. Er wolle mich dieser Kundgebung gegenüber Ruhe und Kaltblütigkeit be­wahren und sich nicht abhalten lassen, die Rechte des Staats und seiner Beamten nachdrücklich zu wah­re». Bezüglich des Dekrets über die. rechtlichen Ver­hältnisse der Geistlichen seien Verhandlungen im Gange, von denen er hoffe, daß sie zu einem iach! dienlichen Ergebnis führen. Alle Vorgänge auf kirch­lichem Gebiet ziehen die Interessen des Staates umsomehr in Mitleidenschaft, je enger die Verbin­dung zwischen Staat und Kirche in finanzieller Be­ziehung sei. Die Entwickelung der katholischen Kirche sei geeignet, die Gegensätze zwischen Staat und Kirche zu verschärfen und dränge auf eine klare Auseinan dersetzung hin. Er werde dafür sorgen, daß die Ausarbeitung der Denkschrift über die Ausscheidung des Kirchenguts möglichst beschlenuia.t werde. Die Regierung wolle keinen .Kampf mit der Kirche., son­dern den Frieden und werde ihr auch fernerhin geben, was ihr zukomme. H a n ß m a n n (V. bezeich nete die Regierungsperiode des jetzigen Königs als wohltätig populär und geschichtlich wichtig, warf Sozialdemokratie und Bauernbund einseitige Vertre rnng von Ttandesstneresst'n und dem Zentrum Be­tonung des konfessionellen Gegensatzes vor, verur teilte, sodann Reichssinanzreform und Schutzzoll Politik und Sistdaienmißhandluiigen. Weiterhin be sprach er die Vorgänge in der katholischen Kirche und wünschte Trennung von Staat und Kirche. Die vom Minister ins Auge gefaßte Loslösung würde sich un­ter dem jetzigen König leichter vollziehen lassen als später unter möglicherweise sehr komplizierten Ver­hältnissen. Der Abgeordnete Gröber :Ztr.z recht fertigte zunächst die Reichssinanzreiorm und die Schutzpotitik und wandte sich sodann gegen den Terrorismus der Sozialdemokratie. Er folgerte ans der Statistik, daß in Württemberg ein allzu großer Kriminaletfer herrscht und daß mit Verhaftungen und Voruntersuchungen vorsichtiger zu Werke gegan­gen werden sollte. Dann ging er auf die Borlomm nisse in der katholischen Kirche ein und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Regierung, die sich nicht anfhetzen lassen dürfe, niemals in die Lage kom men werde, eine Entscheidung zu treffen, die sie in Widerspruch brächte mit den begründeten Ansprü chen der Kirche. Die heutige Rede Haußmanns stehe im Widerspruch zu seinen AeuPernngen auf der Drei- könrgsparade, daß man den Zersetzungsprozeß der katholischen Kirche nicht unterbrechen solle. Die Kirche werde durch Angriffe, wie diejenigen Hanß- maiins, nicht gefährdet werden. Der Redner recht fertigte die päpstlichen Verfügungen »nd betonte das Recht der katholischen Kirche auf Lehrantorität, indem er darauf hinwies, daß auch die evangelischen Geistlichen durch Eid verpflichtet werden. Kirche und Staat hätten die Pflicht, Konflikte zu vermeiden und gegen die gemeinsamen Gegner zusammen zu stehen. Auch der Staat gewähre keine absolute Lehrfrei­heit in den Universitäten. Die Erhaltung der theo­logischen Fakultäten liege im Interesse des Staates selbst. Die Hoffnung, daß die Bewegung gegen den Modernisteneid eine Spaltung der katholischen Kirche herbeiführen werde, sei aussichtslos. Seine Partei werde die Regierung stets unterstützen, wenn jie sich bemühe, einen wahren, ehrenhaften Frieden zwischen Staat und Kirche mit allen Kräften festzuhalten und zu verteidigen. Die Sitzung dauerte bis gegen 3 Uhr. Fortsetzung Freitag nachmittag'

Deutscher Reichstag.

Berlin, l. Februar,

Die dritte Lesung der Wertzuwachsstener wird fortgesetzt. Paragraph 4t) enthält die Verteilung des Steuerertrags. Nach der zweiten Lesung sollten das Reich öl) Prozent, die Bundesstaaten für die Er­hebung 10 Prozent und die Gemeinden 40 Prozent erhallen. Nach kurzer Debatte wird Paragraph 49' unverändert angenommen. Paragraph 49a gibt den Gemeinden das Recht, Zuschläge auf ihren Anteil zu erheben. Nach kurzer Debatte wird der Paragraph mit einem Zusatzantrag Cuno ! Fortschritt. Vpt., an­genommen, wonach Zuschläge auch nach der Dauer des für die Steuererhebung maßgebenden Zeitraums bemessen werden können. Bei Paragraph ättb wird ein Antrag Cuno - Fortschritt!. Vpk.!, den Umsatz­stempel schon jetzt anfzuheben, abgelehnt, nachdem Staatssekretär We.rmnth erklärt hatte, daß die Beibehaltung des Umsatzstempels bis zum 30. Juni >914 einer der wichtigsten Punkte für die Finanzge- bahrung der nächsten Jahre fei. Der Rest des Geset­zes wird hieraus erledigt. Die G e s a m t a b st i m mung über das Gesetz ist eine namentliche. Dafür stimmen l99, dagegen 93. 30 Abgeordnete cnthal ten sich der Abstimmung. Das Gesetz ist also angenomm e n.

Hierauf setzt das Haus die vorgestern abge­brochene Beratung über die Petitionen betr. Auf­hebung des Impfzwangs fort. Sachse ^Loz. ,. Wir wollen das Impfen nicht beteiligen, sondern kämpfen nur gegen den Impfzwang. Bei nachteiligen Folgen muß eine Entschädigung von staatswegen erfolgen. Ein Regiernngskommissar erklärt den Vorwurf, daß die Polizeibehörden zu Unrecht oder mit Gemalt den Impfzwang anivenden, für ungerechtfertigt. Abg. b. Damm (wirlfch. Vgg.-: Das Jmpfgesetz wäre sz. nicht angenommen worden, hätte man gewußt, daß das Impfen in dieser Form ausgeübt werden würde. In diesem Sinn sind wir Gegner des Gesetzes. Hör mann -f. Vp. verlangt Zurückhaltung in der Ausübung des Zwangs. Faßbender -Ztr. > for­dert die Revision des Jmpfgefetzes. Sollte dies nicht möglich sein, so wünsche er die Ausarbeitung einer Denkschrift über die Frage durch eine Kommission. Hahn tonst : hätte nichts dagegen, wenn das Jmpf- gesetz entsprechend den Fortschritten der Wissenschaft einer Prüfung unterzogen würde. Geh. Rat Kirch­ner: Durch systematisches Vorgehen haben nur die bösartige ansteckende Pocken-Krankheit möglichst ein­geschränkt. Eine Pestepidemie läßt sich nicht verhü­ten, aber man kann einzelne Pestkranke durch Ab­sonderung unschädlich machen. Das Vorgehen der Jmpsgegner ist tatsächlich verbrecherisch. Sie wie geln das Volk auf u nd vereiteln den ganzen Impf erfolg. Wir werden uns niemals zur Aushebung des Jmpfgefetzes verstehen. Gehen Sie über die Petition zur Tagesordnung über. Darauf vertagt sich das Haus. Montag Fortsetzung und Gerichts- oerfassnngsgesetz. Schluß 6 einvierkel Uhr. Einge­gangen ist eine Interpellation des Grafen Kanitz betr. die Ueberschwemmung des deutschen Geldmark tes mit fremden Wertpapieren und übermäßiger Abfluß deutschen Kapitals ins Ausland.

Landesnachrichten.

z Calw, 1. Febr. In Althengstett har der Gipser Friedrich Protz vor der Hirschwirtschaft einem Wagner abgepaßt und ihn mit einem Prügel nieder- gestreckt. Die Kopfwunde des Wagners ist jcchver. Proß wurde in Sicherheit gebracht.

st Mönchberg, OA. Herrenberg, l. Febr. Gestern abend brannte hier das Wohnhaus und die Scheuer des Spezereihändlers Gottlob Beck ab. Das Feuer brach in der Scheuer aus. Die Entstehuugsursache ist unbekannt.

st Turchyausen, OA. Tuttlingen, l. Febr. Woll­ten da kürzlich, so erzählt dieNeckarquelle" zwei junge Männer von hier nach Oberflacht: sie be-- fanden sich aber in Abstand von einigen hundert

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