rativn der Schaufenster oder von Vereinen zur Ans jchmückung ihrer Lokale bei geselligen Veranftal langen verwendet werden möchten. Es würde dies entschieden dein einheitlichen Festgedanken Vorschub leisten, und so stehen auch für diese Zwecke die hübschen verschiedenfarbigen Blumen rechtzeitig zur Verfügung. Für die O b e r a m t s b e z i r k e emp pfiehlt es sich nach wie vor, auch derartige Aufträge durch die Vorstände ihrer eigenen Bezirke ansschließ, lich weiterzugeben. In Stuttgart würde neben der Geschäftsstelle des Ausschusses, Reinsbnrgstraße 25. auch die Lieferantin der ganzen Landesorganisation, die Firma F. Naschold, Büchsenstraße l6, Bestellnn gen entgegennehmen, wobei selbstverständlich auch der Ertrag aus solchen Lieferungen nur dem allge meinen Ergebnis und Zweck des Blnmentages zu gute kommen würde. Uebrigens liegen an beiden Stellen Muster der Blumen zur Besichtigung vor.
c Stuttgart, 26. Jan. Die Maul und Klanen senche ist weiter ansgebrochen im Schlachthaus zu Gmünd und in Kleineislingen.
n Stuttgart» 26. Jan. Der kgl. würtiembergische Automobilklub hat nunmehr zwischen Weilimdorf und Fellerbach den erforderlichen Platz gekauft, um die schon vor einiger Zeit geplante Automobil schule einzurichten. Der Platzerwerb erforderte rund 25 000 Mark.
h Stuttgart, 26. Jan. Dem vor kurzein in Stettin ver storbenen früheren kommandierenden General des 13. Armeekorps, v. Hugo, widmete Herzog Albrecht von Württemberg namens des württ. Armeekorps folgenden Nachruf: Ties trauernd steht das Würtiembergische Armeekorps an der Bahre sei nes früheren kommandierenden Generals. Soldat vom Scheitel bis zur Sohle hat er sich in langer ehrenvoller militärischer Laufbahn in Krieg lind Frieden in ausgezeichneter Weise bewährt. Seine hervorragenden Verdienste um die Förderung der Kriegstüchtigkeit des 13. (königl. württ.) Armeekorps sowie seine stets bewiesenen kameradschaftlichen Gesinnungen sichern dem Entschlafenen dauernd ein ehrendes Andenken bei allen seinen früheren Untergebenen.
h Stuttgart, 26. Jan. Wie sehr der General direktion der württ. Staatsbahnen die Förderung des Fremden Verkehrs angelegen ist, gehl daraus hervor, daß der württ. hvhenzollernschen Vereinigung für Fremdenverkehr zu Reklamezwecken für das Jahr l9l 1 >0 000 Mark bewilligt worden sind. Ferner trägt sich die Generaldirektion mit der Absicht, im Laufe des Sommers in den ans Württemberg hin ausfahrenden Personenwagen schöne Landschnfts- und Städtebilder keine gewöhnlichen Reklamebil Her anzubringen. Eine möglichst gleichmäßige Berücksichtigung der einzelnen Landesteile ist ins Ange gefaßt. Als Ergänzung dazu läßt die Vereinigung 20 000 Landesführer Herstellen und unentgeltlich verteilen. Die Führer sind ebenfalls mit hübschen Illustrationen und reichein Text versehen.
! Stuttgart, 26. Jan. An Stelle des demnächst aus Gesundheitsrücksichten zurücktretenden Stadt - Pflegers Wagner soll, wie zuverlässig verlau tet, ohne öffentliches Ausschreiben, der frühere Stadtschultheiß Harrer von Schramberg als städ tischer Finanzrat berufen werden.
st Stuttgart, 26. Jan. Bekanntlich wurde der bei der Echterdiuger Katastrophe verunglückte Me chaniker .Böhler mit seiner Entschädigungsklage gegen Graf Zeppelin in zivei Instanzen ab ge wiesen. Wie man hört, hat Böhler nunmehr Re Vision beim Reichsgericht eingelegt.
!i Stuttgart, 26. Jan. Der Bürgerausschuß hat in seiner heutigen Sitzung den Rechtsanwalt Dr, Erlanger Vg. wieder zum Obmann gewählt.
st Stuttgart, 26. Jan. Der heute ausgegebene amtliche Bericht über die Verwaltung der Stadt im vorigen Jahre konstatierte zunächst, daß Stuttgart unter den deutschen Großstädten bei der letzten Volkszählung von der 12. auf die 15. Stelle heruntergekommen ist, daß aber daraus kein ungünstiger Rückschluß auf die wirtschaftliche Entwickelung gezogen werden darf. Als eine der wichtigsten Aufgaben im neuen Jahre wird es bezeichnet, das Oxtsbaustatut den Bestimmungen der neuen Bau ordnuug anzupassen. Im übrigen hat die Bautätigkeit, trotz der von Mitte April bis Mitte Juni dauernden Bauarbeiteraussperrung weiter zugenommen. Der Wohnungsmarkt befriedigt. Die Bemühung um Vereinfachung und Beschleunigung des Geschäftsganges und um Sparsamkeit beim Verival- tungsaufwand durch geeignete Aenderungen in der Organisation wurden festgesetzt. Bon der im Jahre 1606 beschlossenen Anleihe von 23 Millionen Mark ist im Jahre 1610 nichts begeben worden, weshalb nocb 5 Millionen Mark verfügbar sind, die auch in diesem Jahr voraussichtlich nicht in Anspruch genommen werden. Der Hanptvoranfchlag für 1610 übertraf in seinen: Bedarf den des Borsahrs um 2,8 Millionen und bezifferte sich auf rund 32,7 Millionen Mark, aber auch die Einnahmen sind um 2,-1 Millionen gestiegen, svdaß es möglich war, wiederum mit einer Umlage von 8 Prozent ans Grundeigentum, Gebäude und Gewerbe, auszukommeu. Die städtischen Bauten hatten wieder einen großen Umfang und die technischen Betriebe erfuhren abermals eine Erweiterung und Verbesserung. An der protestantischen und katholischen Volksschule, sowie an der Mädchen Mittelschule wurden 20 neue Klassen und Lehrstellen errichwt. Auch die höheren Lehranstalten erfuhren eine Vermehrung des Lehrerpersonals. Die Gefnndheits- und Wohlfahrtspflege wurde durch den Umbau her städtischen Krankenhäuser mit einem Aufwand von 350 000 Mk. gefördert Im Polizei- wesen ist der Kriminaldienst reorganisiert und der Dienst der Baupolizei beschleunigt worden.-
is EWngen, 26. Jan. Bei der am 23. ds. Mts. in Berlin stattgefnndenen Zusammenkunft des deut
schen Biunenschifsahrtsvereins wurde eine Resolution des Inhalts einstimmig angenommen, daß die im Gesetz vorgesehene Kanalisierung des Neckars nicht nur bis Heilbrvnn, sondern bis in die Mitte des Landes, d. h. bis nach Stuttgart Eßlingen durchgeführt werden soll.
st Göppingen, 26. Jan. Hier sind einige Personen als Anarchisten bekannt, über deren Treiben wiederholt berichtet worden ist, obgleich es im allgemeinen keinen besonders gefährlichen Charakter erkennen ließ. Man scheint aber auch bei der Berliner politischen Polizei auf sie aufmerksam geworden zu sein. Jedenfalls wurden auf Veranlassung der Berliner Behörde in einigen Bezirksorten und hier bei den betreffenden Personen Haussuchungen vvrgenommen, die, wie verlautet, nichts als anarchistische Druckschriften zu Tage gefördert haben.
!! Als zwei Arbeiter, die im Stadtbad in Heil- bronn beschäftigt sind, eine Korbflasche mit Salzsäure in ein Schwimmbassin verbringen wollten, glitt der eine aus und stürzte. Dadurch wurde die Flasche zertrümmert und die Salzsäure ergoß sich über beide. Mit schweren Verbrennungen mußten sie in das Krankenhaus geschafft werden.
st Neckars»!«:, 26. Jan. In Neuenstadt a. K. wollte ein mit 5 Personen besetzter Schlitten die Bahnlinie passieren, als eben der von Kochertürn kommende Personenzug heranbrauste. Nur dem Umstand, daß der Lokomotivführer die Gefahr bemerkte, gelang es, den Zug noch rechtzeitig zum Halten zu bringen. Der Schlitten bekam jedoch einen Stoß, wurde umgeworfen und ging in Trümmer. Bon den Insassen wurde eine ältere Frau auf die Schienen unmittelbar vor die Räder der Lokomotive geworfen, von ivo sie bewußtlos ins Spital verbracht werden mußte.
Weiler, OA. Kirchheim, 26. Jan. Gestern hat sich hier der ledige Schreiner Eberl aus München erschossen. Er hat zuvor an zivei Gebäuden Brandstiftung begangen. Die Tat wurde aber rechtzeitig entdeckt und weiterer Schaden verhütet. Da sich Ebert entdeckt sah, entzog er sich durch Selbstmord seiner Festnahme.
p Mm, 26. Jan. In der heutigen gemeinsamen Sitzung der städtischen Kollegien wurde beschlossen, weitere 57 Arbeiter-Wohnhäuser zu erstellen. Dis Gesamtbaukosten betragen 400 Ol »0 Mark. Das Baukapital gibt die württ. Versicherungsanstalt zu 3 Prozent.
Aus dem Reiche.
sj Pforzheim, 26. Jan. Das hiesige Schöffengericht hat wieder ein Streikvergehen verurteilt. Der Goldarbe.iter Ernst Rexer sagte zu einem Bekannten: ,..Alter Freund, wenn du die nächste Woche noch zur Arbeit gehst, verhaue ich dir den Ranzen." Er erhielt dafür drei Tage Gefängnis.
Die Weltreise des Kronprinzen.
(Von einem Mitreisenden.)
Am 21. Dezember wurde die Fahrt nach Dschaipur angetreten, die von Bombay zunächst nordwärts unweit des Meeres entlang ging, bis sie bei Baroda nach Osten abzweigte. Zwei Tage und eine Nacht dauerte sie. Mir siel wieder die Aehnlichkeit der durchfahrenen Gegenden mit Südafrika auf. Die Kelsformalionen, die Lagunen längs der See, die oft tief ins Land einschneiden und auch die Buschlandschaft trägt vollkommen südafrikanischen Charakter. Aber ein gewaltiger Unterschied drängt sich auf: die Fülle der bestellten Felder, an denen man vorbeikommt. Sie sind die Folge der dichten Bevölkerung und dann der günstigen Wasserverhältnisse. Baummoll- und Maisfelder sieht man stundenlang längs der Bahnstrecke und überall ist deutlich die Bewässerungsanlage zu erkennen; meist liefern Brunnen das Wasser. Vor Dschaipur aber ändert sich das Bild. An Stelle der Aecker tritt Weideland, auf dem große Herden Klein- und Großvieh ihr Futter suchen. Die Höhen tragen feste Burgen und unter ihrem Schutz liegen die Häuser der Bauern und Hörigen zu ihren Füßen. Deutlich ist zu sehen, daß dies Land lange Zeit hindurch schwere Kämpfe dürch- tobt haben müssen, wenn solche Befestigungen erforderlich waren. Und in der Tal hat die in den kleinen Vasallenstaaten Radschputanas lebende Bevölkerung unter heldenhaftem Ringen mit den mohammedanischen Eroberern sich nicht von der oft sehr dürftigen Scholle vertreiben lassen und hat ihre Eigenart bewahrt. Von weitem sah man es auch den Lanzenreitern an, die längs der Bahnlinie den Sicherheit^ und Ehrendienst versahen, daß jeder von ihnen sich trotz seiner zerlumpten Gewandung ein Fürst dünkte. Auf dieses Ringen und aus dieses Selbstbewußtsein ist es auch zurückzuführen, daß Dschaipur die indischste Stadt von allen geblieben ist.
Zu Haiderabad, der Stadt des Nisam, die der Kronprinz vorher besuchte, steht Dschaipur in bemerkenswertem Gegensätze. Tort zeigte sich das Bestreben, ohne Rücksicht aus Kosten allen nur möglichen Prunk zu entfalten, wobei die Nachahmung europäischer Aeußerlichkeiten einen immer mehr anwachsenden Raum einnahm, so daß oft europäischer, läppischer und wertloser Jahrmarkttand störend wirkte. Hier ist alles noch wie vor hundert Jahren. Auch hier erschienen
wie in Haiderabad die beim Empfang Spalier bildenden Soldaten rosenrot, grün, blau und gelb, aber sie trugen keine nach den Armeen aller europäischen Staaten zusammen- gestellten Uniformen wie dort, sondern ihre eigene malerische Tracht, und sie waren keine Söldner, sondern Gefolgsleute der dem Maharadscha lehenspslichtigen Grundstücksinhaber, die mit ihrem Fähnlein von weither, dem Ruf ihres Fürsten folgend, herbeigeeilt waren. Dis Fußtruppen führten Feuersteingewehre, oft mit prächtiger Silber- oder Elfenbeineinlage, die Reiter Lanzen oder Schwerter. Einige Beritte waren im Kettenpanzer mir Helm, Schild und Schwert erschienen, gleich Rittern aus dem Mittelaller. Ich sah Helme und Schilde, die wundervolle Kunstwerke waren. Ganze Schlachten und Jagden waren auf ihnen ziseliert und mit Gold ausgelegt. Tann standen die schönsten der Staatselefanten, mit vergoldeten Haudahs auf ihrem Rücken und mit kunstvoll gestickten Golddecken behängen, neben den prächtig geschirrten edelsten Rossen des Marstülls in der Parade. Ihnen schlossen sich Galawagen, mit Ochsen bespannt, und mit wertvollen Teppichen als Sattel geschmückte Reitkamele an.
Vor dem Wagen des Kronprinzen, der beim Einzug zusammen mit dem ihn abholenden Maharadscha Madho Singh Bahadur in einer Karosse fuhr, führte eine Schar ick grüne Tuniken gekleidete Schwert- und Schildträger wäh rend des Laufens einen gewandten Fechtertanz auf, der an die Lungen dieser Leibgarde die höchsten Anforderungen stellte. Der Maharadscha ist eine stattliche Erscheinung mit wohlgepflegtem Vollbart und gescheitem gütigem Gesichtsausdruck. Sein Palast liegt inmitten der nach einheitlichem Plan angelegten großen Stadt und ist ebenso wie alle Gebäude der breiten Hauptstraßen in rosenroter Farbe gehalten. Die einzelnen Häuser, Tempel und Paläste tragen entweder reichen architektonischen Schmuck in Gestalt von Ballonen, Türmchen und Kuppeln oder sind mit weißen Ornamenten bemalt. Das Ganze wirkt sehr eigenartig und fesselnd, ist aber ohne besonderen Kunstwerk. Die 160 G O Einwohner zählende Stadt ist von einer dicken Mauer mit sieben hohen, wirkungsvollen Toren umgeben. Sie wurde 1728 von Jai Sing !l. gegründet, als dieser sich genötigt sah, seine durch Wassermangel oft schwer heimgesuchte Residenz Amber aufzugeben. Der Ausflug nach dieser acht Kilometer entfernten Ruinenstadt ist für jeden Kunst- und Naturfreund ein hoher Genuß, dem sich auch der Kronprinz hingab. Zunächst wird der
Weg auf Wagen zurückgelegt, solange er eben ist, dann aber, wenn er anfängt zu steigen, benutzt inan gewöhnlich Reitelefanten, die der Maharadscha empfohlenen Europäern zur Verfügung stellt. Von einer Anhöhe auf halbem Wege ist eine herrliche Aussicht auf das rosige Dschaipur hinter uns und auf die verlassene Trümmerstadt im Felsental vor uns, deren Marmorbauten sich in einem kleinen See spiegeln und aus wucherndem Gestrüpp zu uns emporglänzen.
Die Felsgrate in kilometerweitem Umkreis tragen zinnengekrönte Mauern, die an dem die Stadt überragenden Fürstenschloß, einem der schönsten Baudenkmäler Indiens, enden. Durch hohe, mit reicher Bildhauerarbeit geschmückte Tore gelangt man in mehrere große Höfe, man schreitet durch Terrassen und Gänge zur Siegeshalle, einem Wunderwerk aus Alabaster mit bunter Einlegearbeit und Blumenreliefs. An sie schließen sich in verschiedenen Stockwerken noch mehrere weite Hallen an. Mit großem Kunstsinn sind auch die Räume, des Harems ausgestattet. Hier hielt der letzte mohammedanische Herrscher 928 Frauen. Die Vergitterung der Fenster besteht aus feinster Marmorfiligranarbeit mit stets wechselndem Muster, so daß man glaubt, ein feines Spitzsngewebe als Fenstervorhang zu sehen. Auch die Gebäude in den Höfen aus Marmor und rotem Sandstein sind in köstlicher Architektur ausgeführk. Im Wischnutempel des Palastes muß die Gottheit als Ersatz für die früheren Menschenopfer sich jetzt allmorgendlich mit einer Ziege begnügen, die dort vor dem Altar geschlachtet wird. Die schönste Stelle ist die Mondscheinterrasse mit dem Blick auf die Stadt zu Füßen und auf den Garten und die Marmorbauten der Burg mit Steingitterfenstern und Kiosken im edelsten maurischen Stil.
Der Palast des jetzigen Maharadscha von Dschaipur ist weitläufiger als der von Amber und füllt einen ganzen Stadtteil aus. Er enthält schöne Säulenhallen, hübsche Bauten und üppige blumenreiche Gärten, aber an Kunstwert steht er weit hinter Amber zurück. In der größten der Hallen fand zu Ehren des Kronprinzen ein Festessen statt. Der Maharadscha empfing seinen Gast und geleitete ihn zur Tafel, dann kam er aber erst am Schluß des Essens wieder, da er als Hindu an der Mahlzeit nicht teilnehmen kann. Inzwischen hatte sich in einem der festlich beleuchteten und mit kostbaren in Dschaipur gewobenen Teppichen belegten Höfe die Schar der Tänzerinnen versammelt. Der Krön-