Ij Falkenstem, 26. Jan. Im hiesigen Steinbruck) der Hochburger Quarzwerte lösten sich heute durch vorzeitiges Losgehen eines Sprengschusses große Steinmassen. Zwei Arbeiter wurden getötet, zwei andere schwer verletzt.

I! Düsseldorf, 26. Jan. Im Wettbewerb für das B i s m a r ck - N a t i o n a l d e n k m a l a m R h e i n fand heute in Düsseldorf die Preisverteilung statt. Deu l. Preis erhielt Hermann Hahn-München.

st Berlin, 26. Jan. Der Reichsanzeiger meldet: Dem Bundesrat sind unter dem 2l. Januar ein neuer N i e de r l as s u u g s v e r t ra g zwischen dem Deutschen Reiche und der schweizerischen Eidgenos­senschaft vom 13. November 1909, sowie ein wei­terer Vertrag zwischen dem Deutschen Reich und der schweizerischen Eidgenossenschaft betreffend die Re­gelung der Reichsverhallnisse der beiderseitigen Staatsangehörigen im Gebiet des anderen ver­tragschließenden Teiles vom 3!. Oktober 1910, zur B es chlnßsassung zugegangen.

!, Berlin, 26. Jan, Der Bundesrat hat die Vorlage betreffend Aenderung der Vorschriften über die Statistik des Warenverkehrs mit dem Ausland sowie betreffend den Niederlassungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz vom 12. Nov. 1909. usw. den zuständigen Ausschüssen überwiesen.

st Bremen, 26. Jan. Der Norddeutsche Lloyd hat der Türkei seine beiden DampferOldenburg" undDarmstadt" fest in Kauf gegeben. Die Ueber- nahme der beiden Schiffe erfolgt nach einer durch die türkische Anlaufskommission von Experten vor­zunehmenden Besichtigung. Nach Dockung der Schiffe wird der Ankauf und die Abnahme von dem Er­gebnis einer Probefahrt, bei der die kontraktlich vereinbarte Geschwindigkeit festzustellen ist, abhän­gig fein.

Ausländisches.

Petersburg, 26. Jan. Der frühere ko­reanische Gesandte Tschinpomii wurde heute in seiner Wohnung erhängt aufgefun- Z de n. Er hinterließ einen Brief an den früheren ^ Kaiser von Korea und 2500 Rubel zur Deckung der Kosten seiner Beerdigung.

* Paris, 26. Jan, Dem hiesigenNewport Herold" wird aus Peking gemeldet, daß die Pest sich im Innern Chinas mit erschreckender Schnellig­keit ansbreite. In Fuschiatien sind der Seuche in der vergangenen Woche angeblich 2776 Menschen erlegen. Der internationale Gerichtshof von Tient-

" sin habe seine Sitzungen unterbrechen müssen, da die Richter vor der Pest geflüchtet seien. Auch aus Peking flüchteten die Europäer.

* Charbiu, 26. Jan. In den letzten 24 Stun- ^ den waren 3 6 Todesfälle an Pest zu ver­zeichnen.

st Berguette 26. Jaw In einer Stahlhütte sind hier bei einer Explosion mehrere Personen getötet und etwa zwölf verwundet worden.

ss Sofia, 26. Jan. König Ferdinand teilte dem Kaiser von Rußland telegraphisch den Tod des hie­sigen russischen Gesandten, Sementowoky, mit und gab seinem Beileid Ausdruck.

Tie Kronprinzeureise.

st Allahabad, 26. Jan. Heute abend nahm der Kronprinz an einem Diner beim Handelsattaches des deutschen General-Konsuls von Calcutta teil, dessen Leitung die deutsche Abteilung der gegenwär­tig hier stattfindenden Ausstellung untersteht. Zu dem Diner waren die hier anwesenden Deutschen geladen. Den heutigen Tag widmete der Kronprinz einer eingehenden Besichtigung der Ausstellung. Dem Besuch der deutschen Abteilung folgte eine eingehende Besichtigung englischer Fabrikate. Gestern veranstal­tete die Ausstellung zu Ehren der Anwesenheit des deutschen Thronfolgers einen Galaabend.

Allerlei.

* Ein lustiger Vorgang ereignete sich am Mittwoch abend um halb 9 Uhr auf der Lokalbahn in Brötzingen. An der dortigen Haltestelle war ein Fahrgast an die Luft gesetzt worden, vermutlich weil er kein Billet hatte. Ueber diese unkavalicr- mäßige Behandlung war der Fahrgast seelisch ent rüstet und gab seiner Entrüstung in der Weise Aus­druck, daß er dem Heizer auf der Lokomotive einige wenig schmeichelhafte Bemerkungen zurief. Dieser aber brachte daraufhin rasch entschlossen den schon im Gang befindlichen Zug wieder zum Halten, sprang von dem Dampfroß herab und verhaute den Frechling zum Gaudium der Umstehenden nach No ten. Nachdem dies geschehen, stieg er befriedigt wie der auf und fuhr mit Volldampf von dannen.

8 Ursache und Wirkung. Bor dem Schöffenge­richt eines Jndustriestädtchens erschienen, von ihren Anwälten begleitet, zwei Bauern, von denen der eine den andernDu Schweinigel!" tituliert hatte. Es gelang dem Richter, einen Vergleich herbeizufüh ren, und der Beleidiger erklärte sich bereit, alle Kosten seines Gegners zu übernehmen. Als er je­doch erfuhr, daß diese, inklusive der Auslagen des von auswärts herübergekommenen Anwalts, 57 Mk. ausmachten, meinte er resigniert:Ja, jetzt, wo die Sän' so teuer sind, wundere ich mich nicht mehr, daß ein Schweinigel auf 57 Mark kommt!"

8 Ter leichtsinnige Paganini. In seiner Jugend war Paganini, der große Geiger, wie manch ein an­derer Künstler auch, sehr leichtsinnig und dachte niemals an den andern Tag. Eines schönen Ta-

prinz und die geladenen Damen und Herren nahmen dort Platz, eine Europäerohren unverständliche Musik setzte ein, und der Tanz begann. Zunächst war das Auge geblendet von dem Glanz der golddurchwirkten bunten, seidenen Ge­wänder und des Schmucks, den die Tänzerinnen trugen. Einige hundert waren es an Zahl, in jedem Alter, von der zarten erblühenden Mädchenknospe an bis zur alten Prima Ballerina, die an Jahren hinter dem schlanken, weißbärtigen, vom Alter gebeugten Ballettmeister kaum zurückstand. Der Tanz zeigte keine hastigen Bewegungen, sondern besteht aus anmutigen, langsamen und taktmäßigen Schritten, Drehungen s und Biegungen des Körpers und ist von Anfang bis zu s Ende eine Pantomime. Jede Bewegung hat einen bildlichen s Sinn, und daher kommt es, daß die Europäer derartige L Aufführungen langweilig finden, während die Inder ihnen s mit der angespanntesten Aufmerksamkeit folgen. Chor- und ! Sologesang begleiten fast alle Tänze. Trotz der bunten f Farben und des vielen Gold- und Silberschmucks, der Kopf,

» Hals, Arme und Füße der Tänzerinnen zierte, erschien nicht

^ eine geschmacklos überladen, sondern jede einzelne für sich f und auch die Gesamtheit ergab ein buntes, aber harmonisches

f Bild. Auch am Tage ist mir dies an den rotgelben und

> grünen Gewändern der Frauen ausgefallen. Die Ursache liegt in den duftigen Stoffen, dis infolge ihrer Zartheit einen wunderbaren Faltenwurf haben. Tänzerinnen dürfen in Indien bei keinem Feste fehlen, und auch in den Tempeln verschiedener Hindu-Gottheiten müssen sie täglich zu Ehren des Gottes, dem sie förmlich angetraut werden, ihren Dienst versehen. Bei den Orgien, welche die großen nächtlichen Tempelfeste begleiten, sind sie nicht mehr Tempeltänzerinnen, sondern Tempeldirnen. Das Geld, das ihnen bei dieser Gelegenheit zufließt, pflegen sie dem Gott als Gabe zu spenden.

Am nächsten Tage, als der Kronprinz die von dem Gründer Dschaipurs errichtete Sternwarte mit seltsamen Instrumenten besuchte, gab es eine Ueberraschung. Der Maharadscha hatte im geheimen Tierkämpfe vorbereitet, die seit Jahrhunderten in Dschaipur am Hofe Sitte sind. Frei­lich so wild und blutig wie noch vor einigen Jahrzehnten sind sie nicht mehr, wo noch Elefanten, Rhinozerosse und Menschen gegeneinander fochten. Diesmal waren es Hähne, Schafböcke, Eber und Hirsche, die ihre Kräfte aneinander maßen. Aber auch dies schon gab Kenntnis genug von größeren Festen dieser Art an des Hindufürsten Hof.

Am 24. Dezember brachten Leute des Maharadscha die Kunde, daß ein Tiger in der Nacht etwa 15 Kilometer ent­fernt ein Rind zerrissen habe und wahrscheinlich in einem benachbarten Rohrdickicht stecke. So schnell als möglich wurden Treiber zusammengebracht und mit Jagdelefanten vorausgeschickt. Gegen Mittag folgte der Kronprinz im Automobil. Auf dem Jagdgelände bestieg er einen für ihn hergerichteten Hochsitz, und der Trieb begann. Als die Schar der Treiber von drei Seiten vordrang, die Elefanten durch das Dickicht stampften und gar noch das Rohr ange­zündet winde, fuhr der Tiger wie ein Blitz aus dem Dschungel heraus, an der einzigen freien Stelle vorbei, wo der Kron­prinz stand. Obwohl die Entfernung groß und das Raub­tier in vollster Flucht war, saß die Kugel gut Blatt, und nach hundert Metern brach das Tier verendend zusammen. Es war ein starker männlicher. Königstiger von mehr als neun Fuß Länge.

In Dschaipur wurde der Kronprinz zum ersten Male mit einem in Indien üblichen Jagdsport bekannt, der an die Geschicklichkeit des Reiters große Anforderungen stellt. Es ist die Jagd zu Pferde auf wilde Schweine mit der Lanze. Häufig ist das Gras mannshoch und der Boden mit verwittertem Felsgeröll bedeckt) da heißt es fest im Sattel sitzen und kaltes Blut bewahren, zumal wenn die Keiler, was nicht selten geschieht, den Reiter annehmen. Der Kronprinz zeigte gleich beim ersten Mal seine große Ge­wandtheit als Reiter, und daß er als Kavallerist mit der Lanze umzugehen versteht. Aber auch die Herren seines Ge­folges erwiesen sich als nicht minder geschickt.

Es ist sicherlich wertvoll, daß der Kronprinz auf seiner Reise durch Indien Tag für Tag Gelegenheit hat zu sehen, welchen großen Wert die Engländer der täglichen Vornahme von Leibesübungen beimessen, und daß er selbst Freude an diesen Spielen hat und sie in der Heimat fortsetzen will. Bei den Engländern findet man nicht, daß die Mehrzahl der Herren in mittleren Jahren wie bei uns in den Städten ein stattliches Bäuchlein vor sich her trägt. Geradezu für unerläßlich halte ich es, daß in unseren Kolonien den Sport­übungen, sei es Jagen, Reiten, Tennis, Hockey, Fußball, Golf oder Polo, mehr Aufmerksamkeit zugewendet wird. Der gute Gesundheitszustand der europäischen Beamten in Indien ist gewiß nur auf den Spott zurückzuführen. Und noch ein Gutes haben diese Spiele: Zur Zeit, wo wir in scharf ge­

ges sah er sich sogar genötigt, seine Geige zu ver­kaufen, trotzdem er am Abend konzertieren sollte. Da, in feiner größten Verlegenheit, lieh ihm ein für das Violinspiel begeisterter Kaufmann sein In­strument, welches so wundervoll war, daß der Künst­ler gar nicht aufhören mochte, darauf zu spielen und nur mit schwerem Herzen nachher zu dem Eigentümer kam, die Geige zurückzugeben. Aber der wollte nichts von der Rückgabe wissen und schenkte sie dem Künst­ler, der sie von da an immer benutzte. Diese Vio­line wird als ein Heiligtum im Stadthause zu Ge­nua unter einer großen Glasglocke aufbewahrt.

8 Reines Gold. Nur verhältnismäßig wenige Menschen dürften die wirkliche Farbe des Goldes kennen, weil es kaum je anders als in mehr oder weniger legiertem Zustande in den Verkehr kommt und röter, grünlicher oder Heller aussieht als in reinem Zustande. Die reinsten, vollwertigsten Mün­zen, die je geprägt worden sind, waren die Fünf- zigdollarstücke, die früher in Kalifornien im Verkehr waren. Deren Ausmünzung wurde später aus zwei Gründen eingestellt: erstens, weil sich ihre Abnut­zung als zu groß erwies, und zweitens, weil man sie leicht anbohren und einen Teil ihres Innern Mit Blei anfüllen konnte. Der Gewichtsunterschied war dabei so gering, daß er bei diesen großen Münzen nicht so leicht bemerkt werden konnte. Sie hat­ten übrigens eine achteckige Form und waren die wertvollsten Goldstücke, die je gemünzt und in Ver­kehr gebracht worden sind. Das Gold ist sich, wenn raffiniert (von allen Beimengungen befreit), in der Farbe keineswegs gleich: das australische z. B. sieht entschieden röter aus als das kalifornische Gold. Auch ausPlacern" (Goldgruben» gewonnenes ist gelber als das, das aus Quarz ausgewaschen wird.

Handel und Verkehr.

II Ststtgart, 26. Jan. (Schlachtviehmarkt.) Zumtrieben 123 Großvieh 420 Kälber, 438 Schwein».

Erlös aus HZ Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemSstete von 88 bis 92 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual a) vollfleischige, von 82 bis 85 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 77 bis 81 Pfg., Stere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 92 bis 94 Pfg., 2. Qualität b) fleischige von 89 bis 91 Pfg., 3. Qualität G geringere von 85 bis 87 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 65 bis 76 Pfg., 3. Qualität o) geringe:« von 45 bis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität s) beste Saug­kälber von 104 bis 109 Pfg., 2. Qualität d) gute Saug­kälber von 100 bis 104 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug ­kälber von 95 bis 99 Pfg. Schweine 1. Qualität s.) junge fleischige 65 bis 67 Pfg., 2. Qualität d) schwere fette vor, 63 bis 65 Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg.

Verantwortlicher Redakteur: L Lauk, Altenstetg.

grenzten Gruppen beim Dämmerschoppen zu sitzen pflegen, oder jeder seiner Wege geht, vereinigt das Turnspiel beim Engländer an kleineren Orten in den Kolonien die Europäer und unterdrückt durch den vom Spiel bedingten zwanglosen Verkehr den Kastengeist, unter dem der Einzelne und auch die Verwaltung bei uns zu leiden hat.

In den Aufenthalt zu Dschaipur fiel die Weihnachtszeit. Beim englischen Residenten, der hier gerade wie sein Amts­bruder in Haiderabad die englischen Interessen wahrzu­nehmen hat, sich aber so wenig wie möglich in die inneren Angelegenheiten des Landes einmischen soll, wurde am späten Nachmittag ein Gartenfest für die wenigen ansässigen Europäer veranstaltet. Der Maharadscha ließ hierbei eine Anzahl Christenkinder bescheren und schenkte dem Kronprinzen und allen Reiseteilnehmern sein Bild. Hinterher fand in einem Nebenraume die eigentliche Weihnachtsfeier des Kronprinzen * statt. Von Potsdam war ein Tannenbaum eingetroffen, um ihn versammelten sich der Kronprinz, die Herren des Gefolges und die Diener.

Der Kronprinz und die Herren des Gefolges hatten am Nachmittag in der Stadt kleine Einkäufe gemacht, um sich gegenseitig zu beschenken. Dschaipur ist hierfür wie geschaffen, denn hier steht das Kunsthandwerk in vollster Blüte. Die Tauschierarbeiten, bei denen Gold- und Silberfäden und Plättchen als feinste Zeichnungen in Stahl- und andere Metallflächen eingelassen werden und die mit Emaille aus­gefüllten Metallgravierungen werden nirgends in Indien so künstlerisch und genau ausgeführt wie irr Dschaipur. Freilich fand ich auch hier schon wieder manche geschmacklose An­lehnung an europäische minderwertige Vorbilder. Ein Besuch der Kunstschule gab mir den Aufschluß: Neben den herrlichen alten Zeichnungen von Ornamenten, Tieren, Menschen, Jagd- und Kampfszenen dienten ganz billige gemeine europäische Oeldruckbilder den farbigen Schülern als Vorlage. Bei der Genügsamkeit der Inder ist der Arbeitslohn so gering, daß er bei der Berechnung des Stücks kaum so viel Groschen ausmacht, als man bei uns Mark bezahlen müßte. Wie alle anderen Gewerbetreibenden üben die Künstler ihre Tätig­keit in ihrer offenen Werkstatt an der Straße aus, daher gibt es kaum etwas Lohnenderes für jemanden, der sich für das Volksleben interessiert, als eine Wanderung durch Dschai­purs rosige Straßen. (Frkf. Ztg.)