Most von der Hefe, die allerlei llnreimgkeüett eut HM, entfernt; nach der Gärung hat dieselbe ihre Schuldigkeit getan, daher gehört sie auch weg, ge radesv wie beim Wein. Die Freunde des Nicht ablassens behaupten zwar, der Most werde ourch das Ablassen verschlagen; allein die Erfahrung lehrt, daß er sich bald wieder erholt. Bleibt dagegen der Most auf der Hefe, so bilden sich Zerfetzungspro dritte: der Most bekommt einen eigentümlichen Ge schmuck und wird zuletzt krank. Wann soll der Most abgetassen werden ? Der Redner hält es für das beste, inan läßt ihn ab, wenn die Gärung ganz vorüber ist. Reicher Beifall lohnte den Redner. Der Bor-sitzende dankte dem Redner für den überaus lehrreichen Bortrag. Auch bei der Diskussion wurden noch, viele gute Ratschläge teils vom Redner und dem Vorsitzenden, wie auch von verschiedenen Mitgliedern gegeben. Wohl jeder, der dieser Versammlung anwohnte, wird sich das Gehörte zu Nutzen machen und hochbefriedigl nach Hanse gegangen sein.
* Frcudenstadt, 23. Jan. Der dritte Schnee sch uh Kurs ging gestern hier zu Ende. Er hat seine Vorgänger in jeder Hinsicht übertroffen, nicht nur in fröhlicher Stimmung, sondern auch mit den erzielten Leistungen. In einem Extrazug tra« fen gestern vormittag über 200 Mitglieder des Farn il ie nkr anz es Stuttgart hier ein, ausgerüstet mit Rodel und Ski. In 30 Schlitten ging es vom Marktplatz aus nach dem Kniebis lind zurück.
Zu dem gestern beim Kurhaus R u h e st e i n abge haltenen alljährlichen 2 ch n e e s ch u h w e t t l a u f waren die Skifahrer sehr zahlreich erschienen und die Beteiligung an den einzelnen Wettlaufen war cine große. Die nach Hunderten zählenden Zuschauer waren Zeugen prächtiger Leistungen..
" Tübingen, 23. Jan. Als gestern mittag der von Honan nach Reutlingen gehende Personenzug die Station Unterhausen verließ, wollte der seit einem halben Jahre verheiratete Wagenwärter Hermann von hier den schon im Fahren befindlichen Zug besteigen, glitt aus und kam mit dem Kopf illsicr die Räder, ivelche ihn zermalmten. Er gab nach wenigen Minuten den Geist auf. Die Leiche wurde nach Unter Hausen ins Leichenhaus überführt, ivo das Gericht unverzüglich eintraf.
-'s In Tuttlingen setzte das 5jährige Söhnchen des Schreiners Hauser die Drehbank in Bewegung, brachte eine Hand in das Getriebe und fräste sich dabei die linke Hand am Gelenk fast völlig ab.
ff Stuttgart, 23. Inn. Dem nunmehr ansgegebenen Etat der Berkehrsanstalten ist eine Beilage über die Wirkungen des Deutschen Sta a t s - b a h n w a g e n v e rb a n d s angefügt, aus der folgendes hervorzuheben ist: Der Wagenbedarf des ganzen Berbandsgebiets und somit auch der Bedarf der württembergischen Versender konnte seit Inkrafttreten des Verbandes in durchaus zufriedenstellender Weise gedeckt werden. Nur im Frühjahr lOlO konnten infolge gleichzeitiger starker Inanspruchnahme der gedeckten Wagen für den Düngemittel und Baustoffversand diese Wagen nicht überall sofort bereit gestellt werden und im Herbst l 01 0 wurden die württembergischen Versender von dem um diese Jahreszeit regelmäßig eintretenden allgemeinen Wagenmangel entsprechend mitberührt. Während dieses allgemeinen Wagenmangels, der im Herbst 1010 etwa zwei Monate gedauert hat, blieben am ein u l nen Tage höchstens 0 Prozent des Bedarfs ungedeckt.
Der Farmer in Sndwest.
(Schlutz.-
Ein anschauliches Bild über die Produktionsverhältnisse unserer Kolonie gab die Landesausstellung in Windhuk im Jahre 1909, wo neben der Tierschau auch Landesprodukte ausgestellt waren und zwar an tierischen: Wolle, Mohair, Butter, Käse, Fleischwaren, und an Erzeugnissen des Acker- und Gartenbaues: Tabak, Trauben, WeP und Spirituosen, Kartoffeln, Gemüse, Hülsesrüchte, Luzerne, Futterrüben, Preß- heu, Honig, Apfelsinen, Zitronen, Bananen, Rosinen und eingemachte Früchte und Marmelade in Gläsern.
Aus diesen Ausführungen mag man entnehmen, worauf der zukünftige Farmer sein Augenmerk zu richten hat und welches seine Lebensbedingungen sind. Der Farmer lebt billig iu Südwest, Fleisch uro Milch liefert ihm sein Vieh, Gemüse und Kartoffeln sein kleiner Garten, nur Gennßmittel, wie Kaffee und Zucker, Reis, Mehl, Salz usw. mutz er dazu kaufen, ebenso Petroleum, während auf manchen Farmen, wo sich praktische und sparsame Hausfrauen befinden, Seife und Talgkerzen fabriziert werden. Dem teuren Alkohol darf man natürlich im Farmhaushalt kein Heimatsrecht gewähren. Kalter Kaffee löscht auch den Durst. Die Toilettenfrage spielt nur eine nebensächliche Rolle, sodatz Ausgaben für diesen Zweck auch in Fortfall kommen. Der Farmer trägt seinen Khakirock und die Frau ihre einfachen Hauskleider. Die verführerischen Schaufenster der Stadt und überhaupt Kaufgelegenheiten sind nicht vorhanden.
Trotzdem lassen sich bei allem Fleiß und weitgehender Sparsamkeit keine sicheren Rechenerempel für alle Einnahmen und Ueberschüsse aufstellen. Denn der Farmer muß mit allen Eventualitäten rechnen. Da ist die Rinderpest und Lungenseuche, Rotz bei Pferden und Katarrhalfteber und
Svlchc Zeiten des Wagenmungels werden sich nie ganz vermeiden lassen. Die Vorteile, die für den Eisenbahnbetrieb erwartet wurden, sind vollauf ein- getreten. In erster Linie haben sich die Leerläufe der Güterwagen vermindert. In Württemberg wurden im Jahre lOOO bei rund 258 300 000 beladenen Achskilometern Ol 300 000 Leer.achskilometer oder 35,4 Prozent der beladenen geleistet. Dieser Prozentsatz hätte, falls der Staatsbahnwagenverband nicht gebildet morden märe, nach dem Durchschnitt der Jahre 1003 bis 1007 42,20 Prozent betragen. Die württembergifche Verwaltung hätte alsv ein Mehr von 17 000 000 Leerachskilometern zu leisten gehabt, eine Zahl, die von der im Anhang zur Denkschrift berechneten : 18000 000> nur unerheblich abweicht. Die finanzielle Wirkung dieser Ersparnis an Leerläufen beträgt rund 300 800 Mark. In der Ersparnis von rund 300 000 Mark sind die mancherlei Vorteile, die sich auf den Rangier- nnd Gülerbahnhöfen durch den Wegfall der Leerläufe ergeben, nicht inbegriffen, ebenso kann eine Reihe ovn geringeren Vereinfachungen und Erleichterungen ans mittleren und -kleinen Stationen, zahlenmäßig nicht erfaßt werden. Die bei der Schaffung des Verbands gehegten Erwartungen haben sich hie nach auch in finanzieller Hinsicht erfüllt. Diese Ergebnisse bestätigen, daß der Zweck des Verbands, durch freie Verwendung der Verbandsgüterwagen die Wagengestaltung n. damit den Verkehr zu fördern, sowie den Betrieb n. die Abrechnung zu vereinfachen n. zu verbilligen, erreicht worden ist. Weitere Fort schritte sind noch zu erhoffen, da sowohl die einzelnen Berbandsbahnen als auch dieVerbandsleitung bestrebt sind, die Verbandseinrichtungen auf Grund der ge sammelten Erfahrungen innerhalb der durch das Berbandsübereinkommen gezogenen Grenzen weiter anszngestalten und zu vervollkommnen.
I? Stuttgart, 23. Jan. Generalstaatsanwalt Dr. v. Rnpp in Stuttgart und Professor Dr. Frank in Tübingen sind in die von der Reichsiustizverwallnng eingesetzte Kommission für die Ausarbeitung eines Entwurfs zu einem neuen Strafgesetzbuch einberufen worden.
ff Sillerrburg, OA. Cannstatt, 23. Jan. Als gestern der 15 Jahre alte Hermann Strauß einen Revolver reinigte, entlud sich die geladene Waffe und die Kugel drang dem Unvorsichtigen in den Hals. Strauß starb bald darauf.
ff Der in der Fabrik ovn Rätz und Co. in Ferrerbach beschäftigte ledige Zimmermann Wilhelm Böckle von Nntesheim stürzte im Kesselhaus der Fabrik ziemlich hoch herunter und verletzte sich sv schwer, daß er bewußtlos ins Krankenhaus geschafft werden mußte.
st Ludwigsburg, 23. Jan. Am Rechen des Gel trizitälsiverkes in Poppenweiler wurde gestern nachmittag ein neugeborenes weibliches Kind tot geständet. Bon der Mutter ist noch nichts bekannt.!
ff Waiblingen, 23. Jans Auf dkn: hiesigens Bahnhofabort wurde am Samstag abend ein jnnger Mann aufgefnnden, der gefesselt und im Gesicht leicht verletzt war. Er behauptete, von einigen Männern im Abort überfallen, schwer mißhandelt und feiner Barschaft in Höhe von mehr als 800 Mark beraubt worden zu sein. Er sei der 10 Jahre alte Monteur Friedrich Eichler, zuletzt in Fenerbach beschäftigt gewesen, zur Zeit aber stellenlos. Seinen
Räude bei Schafen, die ihm einen Querstrich machen, er muß alsv in der Lage sein, Rückschläge vertragen zu können. Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit, daß man die Seuchenbekämpfung energisch betreibt, und die im Lande stationierten Negiernngstierärzte leisten dem Farmer auf Antrag kostenlos ihren Beistand. Desgleichen muß der Farmer mit elementaren Ereignissen, wie Wolkenbrüchen, Dürren, Nachtfrösten und Schäden durch Heuschrecken rechnen.
Der Farmerstand in Südwest ist ein weiter Begriff. Er setzt sich aus den verschiedensten Elementen zusammen. Der Offizier a. D. mit hochtönendem Namen steht neben dem früheren Handwerker und Tagelöhner. Beide sind Farmer. In Deutschland haben wir Ritter- und Bauerngüter, deren Eigentümer in der Hauptsache die Kluft von Herkunft und Bildung trennt; dieser Unterschied spielt in Südwest nur eine untergeordnete Rolle. Hier sind namhafte und angesehene Farmer solche Leute, die sich durch ihre eigene Arbeitskraft zum Wohlstand erheben. Und arbeiten muß der Farmer, zäh und unverdrossen, vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang.
Dem Prinzip einer schnellen Besiedelung zuliebe hat man in früheren Jahren leider vielfach in unrichtiger Weise Propaganda für das Land gemacht. Ich gehe aber von dem Gesichtspunkte ans, daß man auch die Einwanderung anregen kann, indem man die Wahrheit sagt. Welches Interesse man unserer Kolonie enlgegenbringt und wie groß die persönliche Mitarbeit an den Kulturaufgaben in unserem Lande ist, beweisen am besten die Zahlen der Bevölkerungsstatistik. Demnach sind in den letzten Zeiten jährlich über 1000 Einwanderer in das Land gekommen. An Farmen wurden durchschnittlich 150—200 jährlich verkauft. Wer noch weitere Informationen, insbesondere über die Wahl seiner Lehrfarm zu empfangen wünscht, erhält durch das
Angaben wird znnüchft wenig Glauben beigemessen. Die gerichtliche Untersuchung ist im Gange.
ff Antendorf, OA. Göppingen, 23. Jan. Heute früh 3 Uhr ist in den nebeneinanderliegenden Wohnhäusern des Johannes Müller und der Witwe Mühl auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer ausgebrv- chen. Trotz energischen Einschreitens der Feuerwehr brannten beide Anwesen total nieder.
ffl In Dewangen fiel ein leinhalb Jahre altes Kind in ein Gefäß mit heißem Wasser, wodurch es sich derart verbrühte, daß der Tod bald darauf eintrat.
js In Winterlingen stürzte das 7jährige Söhn- chen des Bauern Karl Maier beim Reisigholen vvn der Bühne auf die Tenne herab und mußte tot vom Platze getragen werden.
* Ulm, 20. Jan. Anläßlich des kojährigeiw Gedenktags der Aufrichtung des deutschen Reiches veranstaltete die Stadt Ulm am Abend des 18., Januar eine Beteranenfeier, an der über 300 Be- teranen sowie Vertreter der Behörden und Bürger sich beteiligten. Schon vor zwei Jahren war auf Anregung des Oberbürgermeisters v. Wagner einstimmig beschlossen worden, denjenigen würdigen Veteranen, die weniger als 000 Mark Einkommen haben, einen jährlichen Ehrenfold von 100 Mark und denen mit einem Einkommen unter l 200 Mark einen solchen von 50 Mark zu gewähren. Es stehen zur Zeit 00 Veteranen im Genuß dieses Ehrensoldes, davon 70 mit 100 und 20 mit je 50 Mark. Diese Art der Fürsorge verdient hohe Anerkennung.
Nus dem Reiche.
. * Pforzheim, 22. Jan. Auf das Ausschreiben der Eisenbahnbau-Inspektion zur Herstellung der Bahnüberführung in der Erbprinzenstraße dahier liefen 14 Angebote, darunter 8 von hiesigen Unternehmern, ein: die niedrigste Offerte mit Mk.
75 505 stellte die Firma Klinge n. Cv. in Frankfurt a. M., die nächsthöhere ein Geschäft Zacbmann in der 15 Kilometer von hier entfernten Bahnstation Wilferdingen mit Mk. 100 383 und die höchste mit Akt. 134 248 die Firma Dippold u. Stehler hier.
Die A.-G. Grün u. Bilfinger in Mannheim hatte Mk. l 29 703 verlangt. Wer hat da richtig gerechnet - ff Pforzheim, 23. Jan. Eine 22jährige Kontoristin vergiftete sich heute nacht aus Liebeskummer und ein 52jähriger Privatier erhängte sich ans Schwermut.
* Neustadt, 23. Jan. Auf dem Grünbacher Hof bei Blieskastel brach Großfener aus, bei dem der 60 Jahre alte Gutsbesitzer Johann Orsch sen. verbrannte. Die völlig verkohlte Leiche wurde unter dem Schutt gefunden.
ff Berlin, 23. Jan. Dem Bert. Tagbl. zufolge hielt heute nachmittag Professor Ehrlich vor dem Kaiser einen Vortrag über das von ihm erfundene Syphilisheilmittel. Dem Vortrag wohnten auch mehrere Senatoren der neugegründeten Kaiser Wilhelmgesellschaft bei. Nach dem Vortrag wurden die Herren vom Kaiser zur Tafel geladen.
ff Berlin, 23. Jan. Das neue lenkbare Sie- -! mens S ch u ck e r t - L n f ts ch i f f, das heute nach- j
mittag Vvn der Biesdorfer Halle aus seine erste i
Probefahrt unternahm, ist nach dreiviertelstündiger Fahrt wieder glatt vor der Halle gelandet und
kolonialwirtschaftliche Komitee in Berlin, Unter den Linden, Auskunft; auch sendet das Gouvernement in Windhuk auf Wunsch die Adressen von Farmern, die sich bereit erklärt haben, Farmvolontäre bei sich aufzunehmen. Die Bedingungen, ob Pension oder Selbstbeköstigung, sind ebenfalls aus dem Verzeichnis ersichtlich. Es gibt Farmer, die Ent- , schädigung für den Aufenthalt beanspruchen, andere dagegen i zahlen bei fleißiger Betätigung im Wirtschaftsbetrieb sogar ! eine müßige Vergütung. !
Mag auch das Interesse für die Farmwirtschaft zeitweise : durch die Einflüsse des alles beherrschenden Diamanten- Marktes in den Hintergrund gedrängt sein, so bleibt der Farmer doch der Kern der Bevölkerung, und dem Farmerstande gehört in erster Linie das Schutzgebiet. Er vermag es in erster Reihe wirtschaftlich zu heben. So wird die Farmerei das Feld behaupten und nicht nur zu einer Zeit, wo die Diamantfelder erschöpft sind. Sie bleibt das wirtschaftliche Rückgrat der Kolonie.
8 Bestrafung der Faulenzer. Die Holländer können träge Leute um alles in der Welt nicht leiden, und sie haben auch ein recht wirksames Mittel entdeckt, Leute, die nicht arbeiten wollen, von ihrer Trägheit zu kurieren. Wenn ein Armer, der arbeiten kann, sich dessen weigert, stecken sie ihn in ein großes Gefäß, worin sich eine Pumpe befindet, und lassen Wasser in das Gefäß einströmen. Dieser Zufluß ist bezüglich seiner Menge so geregelt, daß der Faulenzer es durch steißiges Pumpen verhüten kann, daß ihm das Wasser > über den Kopf steigt.