G«sr«»det

1877.

Dis TageSausgabe k'-flet vierteljährlich tm Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1.25

außerhalb Mk. 1.35.

Die Wochenausgabe (Schwarzwälder Sonntagsblatt) kostet vierteljährlich bOMg.

AMblatl für Allgmeine^AMgf-

vTrn ilsn

MdMlerhaltungzhlLtt

vbsren >)/«t^oId.

Fernsprecher Nr. 11.

Anzeigt»*? < «r»

bei einmaliger >ft'r- rückun. 10 P'g.

cv'.jvaltige Zii'-e: bei MckrrssUluseo enriprechenoer :

Ä-k'ermeir 15 ^1- Terl-r-le

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Gberamtsdezirken Nagold, Keudenstadt, Lalw u. Neuenbürg

Atz IS.

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lauk), Altensteig.

Dien-tag, Vs« 24 . Jannatz.

Amtsblatt fSr Psalzgrssearveiler.

811 .

SA«

olm-e 2Ä1uri^cklTiltz

ÜLStsUsu LLs «LsMaLV unserMstt olMSVerLiLE vsi äbr LxpsäitKM oÄSL' LsL «Lern pnstKMt

kür llis Uonsts fekrusr u. Mer.

Amtliches.

Die Generaldirektion der Siaattzeiscubahnen hat am 20. Januar d. I. den Eisenbahnassistenten S ch n o r r in Nagold nach Dußlingen auf Ansuchen versetzt.

Anläßlich des am 14. Februar 19! 1 in Leonberg stattfindenden Pferde Marktes wird bei Pserdesendungen nach Leonberg in der Zeit vom 10. bis 14 Februar 1911 und bei Pferdesendungen von Leonberg in der Zeit vom 14. bis 18. Februar 1911 je einschließlich der für Benützung von Personenzügen vorgesehene 50-prozentige Frachtzuschlag nicht berechnet. Die Beförderung von Pferden nach Leonberg ist auch am Sonntag den 12. Februar 1911 gestattet.

Abhaltung von U n t e r r i ch t s k u r s e n über O b st b a u m z u ch t.

Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unter­richt skurs über Obstbaumzucht an der K. land­wirtschaftlichen Anstalt in Hohenheim und an der K. Wein­bauschule in Weinsberg, sowie erforderlichenfalls noch an anderen geeigneten Orten abgehalten.

Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine ge­eignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obstbäume. Zu diesem Zweck sind dieselben verpflichtet, nach Anweisung des Leiters des Kurses in der Baumschule und in den Baumgütern der betreffenden Lehranstalt die entsprechenden Arbeiten zu verrichten, um die Erziehung junger Obstbäume, die Veredlung, den Baumschnitt und die Pflege älterer Bäume praktisch zu erlernen.

Die Dauer des Kurses ist auf zehn Wochen acht Wochen im Frühjahr und zwei Wochen im Sommer festgesetzt.

Der Unterricht ist unentgeltlich - für Kost und Wohnung aber haben die Teilnehmer selbst zu sorgen. Außerdem haben dieselben das etwa bei dem Unterricht notwendige Lehrbuch, die erforderlichen Hefte, sowie ein Veredelungs­messer, ein Gartenmesser und eine Baumsäge anzuschaffen, was am Ort des Kurses selbst geschehen kann. Die Gesamt- kosten für den Besuch des Kurses mögen nach Abzug der Arbeitsvsrgütung noch ca. 150 »-/L betragen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Staalsbeilrag bis zu 50 ^ in Aus­sicht gestellt werden. Für ihre Arbeit erhalten die Teil­nehmer nach Ablauf der ersten vierzehn Tage eine tägliche Vergütung von 35 Bedingungen der Zulassung sind: zurückgelegtes siebzehntes Lebensjahr, ordentliche Schulbildung, guter Leumund, Uebung in ländlichen Arbeiten. Vorkennt­nisse in der Obstbaumzucht begründen einen Vorzug. G e- suche um Zulassung zu diesem Unterrichtskursus sind bis längstens 20. Februar ds. Js. an dasSekretariat der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart" einzusenden.

Lanöesnachrichtrn.

ZMerrK««. 24. Januar.

Konzert. Wie mir soeben erfahren, steht un­seren Musikfreunden von hier und Umgebung für nächsten Sonntag ein außergewöhnlicher Kunstgenuß in Aussicht, indem der in weiten Kreisen bestens bekannte Opern- nnd Konzertsänger Paul Schöller von Stuttgart im Saale zum grünen Baum hier ein Konzert veranstalten wird. Der Sänger wird den berühmten LiederzyklusDie schöne Müllerin" v. Franz Schubert, eine Erzählung von 20 Bildern, zum Voirtrag bringen. Näheres folgt.

Spielberg, 23. Jan. ;Korr.. Um Freitag den 20. Januar versammelten sich im Gasthaus zum Rößle abends 7 Uhr eine stattliche Anzahl Bürger von Spielberg und Egenhausen zu einer Ab s ch i c d s s e i e r des von hier scheidenden Herrn Pfarrer Burger. Wie geachtet, geehrt und be­liebt Herr Pfarrer Burger in den beiden Gemein­den war, davon zeugte die zahlreiche Beteiligung an der Abschiedsfeier seitens der Gemeinden Spiel­berg und Egenhausen. Herr Hauptlehrer Walden- maior begrüßte den Scheidenden und gab einen Ueberblick über seine segensreiche Wirksamkeit in der Gemeinde Egenhausen, während Herr Haupt­lehrer Heckh von Spielberg ihn als einen Mann von großer Tatkraft und seltenem Eifer schilderte. Des stillen Waltens der Frau Pfarrer Burger in Familie und beiden Gemeinden gedachte in sei ner Rede Herr Hanptlehrer Talmon Gros, Egenhausen und bedauerte, daß sie nicht heute abend der Abschiedsfeier beiwohnen könne. In herzlichen Worten dankte Herr Pfarrer Burger für die zahl­reichen Beweise der Dankbarkeit und Anhänglich­keit, die er jederzeit, besonders aber bei seinem Scheiden erfahren durfte. Der Ortsvorstand Herr Schultheiß Keller von Spielberg gedachte der Ver­dienste des Scheidenden in der Gemeinde und brachte einen Toast auf Herrn Pfarrer Burger und seine Familie aus: in gleicher Weise dankte Herr Schult­heiß Rail- von Egenhausen für die Tätigkeit des Herrn Pfarrers, insbesondere für die Gründung der Kleinkinderpflege. Am Sonntag den 22. Januar hielt der Scheidende in beiden Gemeinden seine Ab­schiedspredigt, u. am Montag begleitete ihn und seine Familie eine größere Anzahl Bürger zur Bahn nach Aliensteig. Möge es ihm und seiner Familie in sei­nem künftigen Wirkungskreis Obereßlingeu recht wohl ergeben.

* In Walddorf ereignete sich am Sonntag beim Tanfschießen ein schwerer Uuglücksfall. Bormittags 1 I Uhr zerriß es dem Ioh. Georg Dietsch von dort sein hohl geladenes Gewehr und zerfetzte die linke Hand. Der Daumen war vollständig weggeschos- -en und hing nur noch an der Haut und auch der Zeigefinger wurde bös mitgenommen. Der Ver­letzte wurde noch am Samstag in das Alteustei- ger Krankenhaus gebracht und einer Operation un­terzogen. Dietfch war in letzter Zeit krank und hätte am Montag bei Gebr. Theurer in Altensteig wieder seine Arbeit anfnehmen sollen. Man hofft, daß die übrigen vier Finger seiner Hand erhalten werden können.

Göttelsinge», 21. Jan. (Korr. Der Obstbau verein G ö t t e l fi n g e n - S ch e r n b a ch Hoch d o r f-E r z g rnb e hielt gestern im Gasthaus zur Traube hier eine ziemlich gntbesnchte Versa mm lung ab. Nach den herzlichen Begrüßungsworten des Vorstandes, Herrn Verwalter Gl och gab derselbe den Jahres- und Rechenschaftsbericht. Es sei daraus folgendes hervorgehoben: Das Jahr l OlO war für die Landwirtschaft kein angenehmes, ja wir müssen sagen ein miserables. Anders war es im Obstbau. Der Obstbau darf auf eine gute Ernte zurückblicken. Wenn das Obst auch klein blieb, so hatten die Bäume doch massenhaft angesetzt. Durch die Saftstockung im Juki haben sich die Blätter mir halb entwickelt. Besonders war dies am Trierischen Weinapfel bemerkbar. Infolgedessen, da die Blätter die Lungen der Bäume sind, blieben auch die Früchte

klein nnd fleckig. Namentlich fehlte den Früchten auch öic Sonne. Daher mangelte den Früchten der Zuckerftofs. Die Preise für Obst waren gutj. Gelöst wurde für Mostobst 3 3 Mt-, für Tafelobst 0-10 Ml. pro Zentner. - Da die Obftväuime dieses Jahr soviel geleistet haben, so müssen wir ihnen wieder nachhelsen durch gute Düngung^ Daran sollte es kein Baumbesitzer fehlen lassen..

Der Gesamtverein beteiligte sich auch an der O b st a u s st e l lu n g in Freud ensta dt im Herbst des vorigen Jahres. Es wurden aber nur die Sor­ten ausgestellt, welche in größerer Menge zum Ver­kauf vorhanden waren. Der Verein bekam einen Ehrenpreis von 10 Mark, sowie ein Ehrendiplom.,

Hierauf hielt Herr Pfarrer Kögel-Göttel- fingen einen anregenden Vortrag über Most- bereitung, Mostbehandlung, besonders aber über Verwertung d e r B i r n e n b e i m Mosten. Der Redner führte dabei beginnend beim Keller etwa folgendes aus: Die Temperatur des Kellers, muß eine normale sein; ist derselbe zu warm, so geht die Gärung zu rasch, ist er zu kalt, dann zu langsam vor sich. Im Keller muß immer gute Luft sein, daher ist öfteres Lüften nötig. Kartoffeln., Rüben w. gehören nicht in einen Getränkekellech Der Keller sei trocken. Bilden sich Schimmelauslüge,- so schwefle man den Keller öfters gründlich aus. Von überaus großer Bedeutung sind die Fässer; dem richtigen Jnstandhalten, Reinigen re. derselben wird immer noch zu wenig Anfmertsamkeii geschenkt. Uebergehend zur Mostbereitung warf der Redner die Krage aus: Warum werden bei uns die Mvftoirnen nicht gerne gelaust? Woher kommt diese Abnei­gung? Im Unterland legen sich viele Leute als besseren Most ein Füßchen Ehampagnerbratbirnen- most in den Keller. Viele bei uns nehmen lieber Aepsel als Birnen zum Mosten, vielleicht weil er- stere leichter sind als letztere, und sie somit beim Ankauf und der Verwendung von Aepseln ein grö­ßeres Quantum bekommen. Birnen sind um Prozent schwerer als Aepsel. Wiegt inan jedoch Birnemnoft gegen Apfelmost, so wiegt ersterer 35 bis 68 Grad, ja oft noch mehr. Birnenmost ist. viel gehaltvoller als Apfelmost. Die Abneigung gegen Birnen zur Mostvereitung beruht fast nur auf einem Vorurteil. Natürlich muß beim Mosten von Blrnen fast noch mehr auf Reinlichkeit gesehen werden als bei der Verwendung von Aepseln. Sehr häufig haben verschiedene Mostkrankheiten ihre Ur­sache in der Unreinlichkeit und Unpünktlichkeit bei der Mostbereitung. Bevor das Mostobst gemahlen wird, soll es gewaschen werden. Das Obst gehört schnell gewaschen, damit das bißchen Fett, welches eine jede Frucht umgibt, erhalten bleibt. Der ge­ringe Aroma.verlust des Obstes hiebei wird weit wieder dadurch hereingebracht, wenn inan bedenkt, wieviel schädliche Pilze beim Waschen des Obstes beseitigt werden. Faules und wurmstichiges Obst soll herausgelesc'n werden, da der Most sonst einen schlechten Beigeschmack erhält. Das Obst soll nicht zu grob, aber auch nicht zu fein gemahlen wer­den. Das Pressen geschehe möglichst langsam. Der Trester soll durch einen Senkboden unter der Flüs­sigkeit gehalten und bald abgepreßt werden, sonst wirkt die Luft auf ihn ein; es bildet sich Essig­säure und man erhält sauren Most. Der süße Most soll in ein reines Faß gebracht werden, das aber schweselfrei ist, da sonst die Gärung verhindert wird nnd der Alkohol sich dann in Schleimzucker verwan­delt. Geht die Gärung nicht von statten, so ist zu wärmen oder es muß mit Ehemikalien und Zucker nachgehvlfen werden. Besonders in diesem Jahr war ein Zusatz von Zucker notwendig. Nie darf je­doch der Zucker, Weingeist, Hefe rc. unanfgelöst dem Most zugesetzt werden. Das wichtigste ist die Gä­rung, denn die meisten Mostkrankheiten rühren von einer schlechten Gärung her. Der Zucker löst sich bei der Gärung ans zu Weingeist und Kohlensäure, welch letztere entweicht. Soll nun der Most ab ge lassen werden oder nicht? Die An­sichten hierüber sind noch geteilt. Redner selbst stimmt dem Ablassen zu. Durch das Ablassen wird der