ff Stuttgart, 3. Nov. Die Generaldirektivn der Staatsbahnen hat bei einer Halle'schen Gesellschaft 750 neue Eisenbahnwagen im Werte von lein- halb Millionen Mark bestellt.
ff Ludwigshurg, 3. Nov, (Vergiftung» Erscheinungen, Zn dem Borsall bei der 1. Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr, La teilt die Ludwigsburger Zeitung noch mit, daß seit gestern ein weiterer Zugang im Garnisonslazarett nicht erfolgt ist und daß der Zustand aller Erkrankten durchaus befriedigend ist. Die sofort eingeleitete Untersuchung erstreckte sich in erster Linie auf die Küche und den Kartofselkeller, ohne daß sich hier irgend etwas Verdächtiges ergab. Ebenso gab ein Besuch der Kantine keinen Anlaß, dort irgend etwas zu beanstanden, so daß der Verkauf keine Unterbrechung erfahren mußte. Ein gewisser Verdacht richtet sich dagegen auf die Beschaffenheit von Dürrobst, das am letzten Freitag gekocht wurde; ob er aber begründet ist, wird erst die bakterio logische Untersuchung ergeben,
: Dürkheim, OA. Geislingen, 3, Nov, Mord versuch. Als in der Nacht von Montag auf Dienstag zwischen zwei und drei Uhr Schäfer G, Her zog eben im Begriffe war, seinen Pferch vorzu schlagen, wurde auf ihn ein scharfer Revolverschuß abgefeuert. Die Kugel drang ihm unterhalb des Knies in den Fuß und hinten wieder hinaus. Er konnte sich noch bis an den hiesigen Ort schleppen, mußte aber dann liegen bleiben, bis Hilfe kam. Herzog ist anfangs der dreißiger Jahre, verheiratet und in Alfhausen wohnhaft. Er wurde noch in der Nacht ^orthin verbracht, Bon dem Täter fehlt bis jetzt jede Spur,
st Gmünd, 3. Nov, In nicht geringen Schrek- ien wurde die Frau eines hiesigen Ladenbesitzers in der Kapuzinergasse versetzt. Kurz nach 6 Uhr abends ertönte ein furchtbarer Knall, Ein großes Schaufenster war durch einen Revolverschuß von der Straße her zertrümmert und die Kugel flog in den Laden, Glücklicherweise prallte sie an einem starken Ofenschirm, der erst aufgestellt worden war, ab, sonst wäre die im Laden sitzende Frau des Geschäftsinhabers mit Sicherheit getroffen worden. Die Schußöffnung am Fenster entspricht genau der Kugel: rings herum ist das Glas zersplittert und zwei große Sprünge ziehen sich in der Scheibe von oben bis unten. Leider gelang es nicht, den Täter, der sofort die Flucht ergriffen hatte, ausfindig zu machen, Sonderbarer Weife scheint auf der Straße gerade niemand in der Nähe gewesen zu sein. Spätere Nachforschungen haben bis heute zu keinem Ergebnis geführt,
l! Schusfeirried, OA, Waldsee, 3. Nov, Als Oeko- nom H. in Kürnbach abends heim kam und zu nacht essen wollte, wurden von einem Unbekannten zwei scharfe Schüsse auf ihn abgegeben, die aber zum Glücke im Fensterladen stecken blieben. Der Täter ist noch nickt ermittelt,
ss Weißenau, OA, Ravensburg, 3. Nov, Heute vormittag l ldreiviertel Uhr explodierte aus bisher noch unbekannter Ursache in der Bleicherei der hiesigen Appreturanstalt ein großer Kochkessel, Durch die Explosion wurde ein Arbeiter namens Burkhardt getötet. Drei andere Arbeiter wurden schwer verletzt, einer von ihnen, namens Gaelle, lebensgefährlich. Die Bleicherei wurde vollständig demoliert. Kurz nach 12 Uhr trafen sechs Mann
der Sanitätskolonne Ravensburg hier ein und leisteten mit den hiesigen Aerzten den. Verunglückten die erste Hilfe, Zwei der Schwerverletzten wurden sodann ins Spital nach Ravensburg übergeführt, j! Vom Bodensee, 3. Nov, Die G roßschiff- f a h r t auf dem Rhein zwischen Basel und Bodensee kommt der Verwirklichung immer näher. Die Erstellung der vier Rheinkraftwerke Augst, Schwörstadt, Laufenburg und Waldshut genügt, um nach Einbau eines kurzen Schleusenkanals längs dein schweizerischen Ufer, der bestehenden Rhein- selder Kraftanlage gegenüber, und nach einzelnen Felssprengungen zur Verbreiterung des Fahrwassers, die Großschifsahrt sreizugeben bis an den Fuß des Rheinfalles. Bon diesen Kraftwerken sind Augst und Lausenburg im Bau begriffen, das Waldshuter bausertig projektiert und für das von Schwörstadt, das ein' badisch-elsüfsisch-schweizerisches Konsortium zur Erzeugung von elektrischer Energie für die indnstriereichen Gegenden der genannten drei Län der bauen will, wird gegenwärtig die Konzession eingehvlt. Mit dem Bau dieses Kraftwerkes macht die Verwirklichung der Schiffbarmachung des Rheins bis zum Bodensee wiederum einen wesentlichen Fortschritt,
ff Pforzheim, 3: Nov, Die gestern abend vom Deutschen Metallarbeiterverband einberufenen vier Arbeiterversammlungen waren sämtlich sehr stark besucht. Es wurden eine Reihe von Reden gehalten, die darin gipfelten, daß die Arbeiter an ihren Forderungen fefthalten sollten. Dann wurde übereinstimmend eine Resolution angenommen, wonach von heute an alle Weilarbeit in allen Bijouteriefabriken (nicht nur Kettensabriken, verweigert und bei der Akkordarbeit passive Restistenz getrieben werden solle. Heute abend findet wieder ein Versammlung statt, in der die Ketten Bijoutiers (nicht die eigentlichen Kettenarbeiter! beschließen, ob sie morgen ebenfalls kündigen sollen.
* Mannheim, 3. Nov, Der Neckar ist infolge der heftigen Niederschläge der letzten zwei Tage in Heilbronn und Neckarsteinach uni 1 Meter gestiegen. Weiteres Wachsen wird gemeldet. Die Nek- karschiffahrt, die wegen des niederen Wasserstandes ihre Fahrten erheblich einschränken mußte, hat den Betrieb wieder ausgenommen,
ff Mannheim, 3, Nov, Das Großfeuer in der Lanzhchen Fabrik, das um halb neun Uhr ausgebrochen war, zerstörte ein fünfstöckiges Gebäude mit Vorräten von landwirtschaftlichen Maschinen, Es gelang der Feuerwehr, das Feuer nach zweieinhalbstündiger Tätigkeit zu lokalisieren. Bei den Lösch- arbeiten erlitten von den Arbeitern und Feuerwehrleuten >5 Mann mehr oder weniger schwere Verletzungen.
* Mannheim, 3, Nov, Die Versicherung lür die beini Brand in der Fabrik Heinrich Lanz zerstörten Gebäude belief sich auf 800 000 Mk., für die Fahrnisse auf l. Million Mark. Der Gesamt schaden beträgt demnach 1 800 000 Mark,
* München, 3. Nov, In der letzten Nacht sind in den bayerischen Voralpen bis tief in die Hochebene hinein gewaltige Sckne einen gen niedergegangen,
* Dresden, 3. Nov. Es ist möglich, daß in den nächsten Tagen eine große Aussperrung
iu der deutschen Schuhindustrie erfolgt. Seit einigen Wochen streiken hier lOOO Arbeiter, in zehn Schuhfabriken, die dem Verbände der Deutschen Schuh- und Schäftefabrikanten angehören. Da die Arbeiter der Aufforderung, spätestens heute ihre Beschäftigung wieder aufzunehmen, nicht nachgekom- men sind, hat die hiesige Ortsgruppe des genannten Verbandes bei dessen Zentralleitung den Antrag aus eine allgemeine Aussperrung der organisierten Schuhmacher gestellt, -
st Darmstadt, 3. Nov, Der Kais e rvon Rußland und Gefolge haben heute abend 10.15 Uhr im Hoszug von Station Langen aus die Fahrt nach Wildpark angetreten,
* Berlin, 3, Nov, Der Bundesrat stimmte den! Entwurf des Arzneibuches für das Deutsche Reich, fünfte Auflage, zu.
Ausländisches.
Genua, 3. Nov. Das deutsche Kronprinzenpaar traf aus dem hiesigen Hauptbahnhof um dreiviertel elf Uhr ein und begab sich sofort im Automobil au Bord des Dampfers des Norddeutschen Lloyd „Prinz Ludwig". Auf der Fahrt durch die L-tadt wurde das Krvnprinzenpaar Liberal! von der Bevölkerung respektvoll begrüßt. Als der Dampfer „Prinz Ludwig" um dreiviertel ein Uhr vom Kai abfuhr, brachten die Zuschauer, worunter sich viele Deutsche befanden, Hurrarufe aus und winkten dem Paare Abschiedsgrüße zu.
ff Prag, 3. Nov. In Lahvwitz bei Königsjaat ist heute früh eine mit 20 Personen besetzte Fähre auf der angeschwollenen Moldau umgekippt, wobei drei Arbeiter der Moldauer Zuckerfabrik ertranken. Die übrigen Insassen der Fähre wurden gerettet.
H London, 3. Nov. Der Staatssekretär des Indischen Amts, Biscoun Morley, tritt von feinen: Posten zurück und wird Lordpräsident des Geheimen Rats. Der Staatssekretär für die Kolonie Earl os Creme wird als Nachfolger Morleys Staatssekretär des Indischen Amts.
II Tchlüffelbrrg, 3. Nov. Auf der Newa ist Eis gang eingctreten.
II Konstantinopel, 3. Nov. Nach Blättermeldun- geu haben die Drusen aus der Hochebene von El Sedjah südlich von Damaskus in neuen Kämpfen gegen die türkischen Truppen etwaj 100 Mann verloren.
II Washington, 3. Nov! Der Generalpostmeister hat den Flieger Me. Curdy ermächtigt, am Samstag die Postsachen der Fahrgäste der Kaiserin Auguste Viktoria vom Dampfer zum Newyorker Postamt zu befördern. Es wird dies die erste Flugpost sein.
Allerlei.
* Das neue Freiburger Sradttheater bildet eine Zierde der Stadt, nicht aber die Freude der Steuerzahler, denn es kostet vier Millionen Mark. Einige über diese üppige Wirtschaft mißvergnügte L>teuerzahler haben nun der Theaterdirektion folgenden boshaften Vorschlag gemacht: Zum dauernden Gedächtnis der Eröffnung des MH
Ich lerne nur mit Sicherheit,
Wo ich den Lehrer selber sicher sehe; Des Führers Zuversichtlichkeit Macht, daß ich zuversichtlich gehe.
Der Franzose.
Erzählung aus der neuesten Zen von M. Reinhold.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Christoph Bertram sah ein, daß er nichts erreichte, er schwieg. Und als er etwas später Margot sah, mußte er unwillkürlich ihrer Mutter Recht geben. Nicht die leiseste Regui..; zeigte, daß die junge Frau soeben eine schwere seelische Erregung tapfer niedergekämpft hatte. Aber Margot hatte aus der Vergangenheit gelernt, viel gelernt. Sie wußte, daß es Klaus nie geholfen hatte, wenn sie offen und ehrlich für ihn emgelrelen war, sie wollte jetzt mit List versuchen, wieder zu ihm. zu kommen. Deshalb hatte sie Niemand sonst, als die kleine verschwiegene Liese Wuddicke ins Vertrauen gezogen, die einen Brief an den Mitbewohner ihres Hauses übermitteln sollte.
An: nächsten Morgen standen sich im Polizei-Gefängnis die neiden Brüder einander gegenüber. Christoph konnte ein Gefühl des Bedauerns nicht unterdrücken, als er seinen lästigen und schneidigen Bruder so ernst und ärmlich er- : lickte. Und Klaus fühlte den Zorn von neuen: wach werden, d-..-ß sein Bruder da vor ihm damals, als es noch Zeit war, sein und Margots Glück zu wahren und zu befestigen, aas alle seine Billen nicht geantwortet hatte. Wie konnten tc.oe wissen, daß Frau Eleonores verschlagener Sinn diesen
ganzen Briefvertehr in ihre weißen Hände und dann in den Ofen, der nichts wieder herausgab, hatte wandern lassen? Ta war die Erkältung gegen einander wieder da.
Vielleicht hatten sie beide die Absicht gehabt, einander die Hände zur Begrüßung zu reichen, aber es mar bei dem ersten, leisen, gewissermaßen unbewußten Vorsatz geblieben. Schweigend schauten sie sich gegenseitig an und merkten die Wirkungen der Jahre, die an niemand spurlos oorübergehen.
Der diensthabende Polizei-Kommissar hatte sich etwas zurückgehalten, weil er den Brüdern Zeit geben wollte, sich zu einander zurückzufinden. Da das peinliche Stillschweigen aber immer länger dauerte, richtete der Beamte an Christoph die förmliche Frage, ob er in dem Verhafteten seinen Bruder Klaus rekognosziere.
Ein gepreßtes „Ja!" kam über die Lippen des Aelteren. Ruhig, ja mit einem gewissen Hohn beantwortete dagegen Klaus die weiteren Fragen über seinen Wohnsitz und seine Zukunfts-Pläne „Ich wohne bei dem Arbeiter Anton Wuddicke in Klein-Friedingen, gedenke auch vorläufig dort zu bleiben und mir Beschäftigung und Verdienst zu suchen."
Der Kommissar Hörle iu einiger Verlegenheit diese Worte, deren herausfordernder Ton zur Genüge erkennen ließ, in welcher Absicht sie gesprochen wurden, nämlich nur in der, den Bruder zu verletzen. Christoph Bertram zuckte denn auch tatsächlich zusammen und sagte, mühsam sich beherrschend : „Tu wirst natürlich in unserem Hause Wohnung nehmen und kannst sofort wieder in das Geschäft eimrelen !"
„Das werde ich nicht tun," aittwortete Klaus kalt; „nach allem, was geschehen ist, ist mir die Annahme Deines Anerbietens ganz unmöglich. Tu selbst würdest es auch bald genug bitter bereuen. Ein Mensch, wie ich, gehört nicht mehr in das Patrizierhaus der Bertram's, für den ist eine Tagelöhner-Kathe aus dem Lande gerade gut genug. So habt Ihr doch alle wohl gedacht, als mir die . . . na,
sagen wir die tolle Geschichte unten in Afrika passierte, und heute werdet Ihr keine bessere Meinung von mir gewonnen haben."
„Klaus!" rief Christoph hastig. „Ich hoffe, Du traust mir zu, daß ich nicht anders spreche, wie ich denke. Also nimm' Deine Bemerkungen zurück."
Eine boshafte Erwiderung schwebte dem jüngeren Bruder auf der Zunge, aber er unterdrückte sie. Er hatte auf den Willen Frau Eleonores Hinweisen wollen, vor dem sich derjenige Christoph's nur zu oft gebeugt halte.
So sagte er denn nur: „Ich danke Dir für Deine wohltuende Absicht, aber lassen wir es nur, wie ich es gesagt habe. Es ist für alle Teile am besten."
„Wie Du willst," antwortete Christoph; „lebe wohl!" Er sah ein, daß eine weitere Auseinandersetzung keinen Zweck haben würde, und daß er sich erst recht den Vorschlag sparen konnte, dem Heimgekehrten eine bestimmte Geldsumme zu bieten, daß er die Gegend für immer verlasse. Klaus wollte offenbar der ganzen Gegend genug und übergenug über seine Person und seine Familie zu reden geben, das sollte seine Rache sein. Nun, das war für den Namen Bertram so unerfreulich wie nur möglich, aber es mußte dann eben im Guten oder Bösen ertragen werden.
„Ich würde mir den Vorschlag Ihres Herrn Bruders doch noch einmal überlegen," meinte der Polizei-Kommissar wohlmeinend, nachdem Christoph das Zimmer verlassen halte. „Denken Sie an Ihre Vergangenheit, Ihren angesehenen Namen ..."
„Damit isi es vorbei," antwortete Klans rauh. „Wir paffen nicht mehr zusammen, längst nicht mehr, und da ist es am besten, wir gehen auch ferner unsere eigenen Wege, wie schon lange bisher. Aber jetzt könen wir wohl unsere Angelegenheit zu Ende bringen." Und er erzählte genau die Einzelheiten des Krawalls, wegen dessen er sestgenommen