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Gegründet 1877

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Die TageSauSgabe kostet vierteljährlich w Bezirk Nagold und Nachbarortsverkehr Mk. 1L8

außerhalb Mk. 1.35,

Die Wcchenausgabe (Schwarzrvälder Sonntagsblatt) koket vierteljährlich 80 Mg.

Unparteiische Tageszeitung und Anzeigeblatt, verbreitet in den Dberamtsbezirken Nagold, Freudenstadt, Lalw u. Neuenbürg.

Ns. S5S.

Verlag u. Druck der W. Rieker'schen Buchdruckerei (L. Lauk), Altensteig.

Freitag, de« 4. November.

Amtsblatt siir Pfalzgraseuweiler.

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Die Begegnrmg von Potsdam

Wenig länger als ein Jahr ist es her, daß. ver­deutsche Kars er und der Zar aller Reu­ßen sich in Kiel trafen, und jetzt folgt die Begeg-, nung in Potsdam, zu welcher der Herrscher des be­nachbarten Reiches aus oem hessischen Schlosse Wosisgarten, in dem er mit seiner Familie bis Ende November verweilen will, herbeieilt. Die letz­ten Begrüßungen der beiden Monarchen fanden im Fluge gewissermaßen und unter Ausschluß der Oes- sentlichkeit statt, denn der Schauplatz war das Ver­deck der kaiserlichen Jachten. Der Charakter eines Gelegenheitsbesuches hastete den Begegnungen so deutlich an, daß eine wichtige Erörterung Poliri­scher Fragen von selbst sich verbot. Heute kommt der Zar direkt nach Potsdam, an das Hoslager des deutschen Kaisers, er wird dabei von seinem neuen Minister des Auswärtigen begleitet, der schon vor­her mit den leitenden deutschen Staatsmännern Besprechungen gehabt hatte. Schon in diesem Fak­tum ist ein Erfolg der deutschen Politik zu erblik- ken, der sich noch vergrößern wird; denn ohne ein bestimmtes Einverständnis über die zu erörternden Fragen ist doch diese Zusammenkunft nicht zu Stande gekommen. Fürst Bismarck sagte, solche offi­ziellen Akte bedeuten die Untersiegelnng dessen, was vorher in der Hauptsache vereinbart worden war. So wird es auch hier sein. Deutschland und Ruß­land aber sind sich wieder näher gerückt.

Es ist anzunehmen, daß die persische F rage bei der Zusammenkunft von Zar und Kaiser vor­nehmlich den Gegenstand politischer Erörterungen zwischen den beiderseitigen Leitern der auswärtigen Politik bilden wird. Herr v. Kiderlen-Wächter hat schon in seiner kurzen Tätigkeit, als Leiter des aus­wärtigen Amtes gezeigt, daß er sich nicht die Butter vom Brot nehmen läßt, und so kann inan das Zutrauen zu ihm haben, daß. er auch in Persien nicht unsere starken wirtschaftlichen Interessen prcisgibt. Gerade jetzt kann eine persönliche Aus­sprache mit Sanosow wesentlich dazu beitragen, einen modus vivendi zu finden, der allen berechtigten; Interessen gerecht wird.

Die russische Presse bespricht die Pots damer Kaiserzusammenkunft recht eifrig, wobei die kühlen und ablehnenden Stimmen vorherrjchLn. Die Oppositionspresse, die grundsätzlich für die Freund­schaft mit England ist, findet für Deutschland harte Worte und spricht von einem Canossagang. Sie be­trachtet die Annäherung an Deutschland als wertlos, da die Machtstellung Deutschlands prekär sei. Ein zelne Blätter dieser Gruppe unterscheiden zwischen der deutschen Regierung und dem Volk; mit letz­terem wolle man, wenn auch nicht Freundschaft, so doch gute Nachbarschaft halten. Die Oitobristen schweigen bis jetzt. Die reaktionären Blätter be­grüßen die Zusammenkunft ihrem Parteistandpnnkte gemäß mit warmer Sympathie.

Zum Besuch des russischen Kaisers in Potsdam schreibt dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung": Der Kaiser von Rußland trifft am Freitag zum Besuch des Kaisers und Königs in Potsdam ein. Daß ein Wiedersehen zwischen den beiden verwandten und befreundeten Herrschern in Aussicht stand, war seit der Anwesenheit des russischen Monarchen aus dem deutschen Boden nicht zweifelhaft, und wir freuen mis ganz besonders, daß Kaiser Nikolaus uns Ge legeuheit gibt, ihn in der Residenzstadt des Kai­sers Wilhelm zu begrüßen, in deren Mauern schon so vfl Fürsten aus dem Hause Romanow als Gäste der ihnen stets in Freundschaft verbundenen hohen zollernschen Herrscherfamilie geweilt haben. Diese Reise nach Potsdam ist ein neuer Beweis der herz­lichen Gesinnung, die Kaiser Nikolaus von der Thronbesteigung an unserem Monarchen enlgegen- gebrachl hat, und mit Sr. Majestät rufen auch wir dem hohen Gast ein aufrichtiges Willkommen zu und verbinden damit den Ausdruck ehrerbietiger Wünsche für die Kaiserin Alexandra. Es entspricht der bewährten deutsch-russischen Tradition, daß sich

die Herrscher beider Reiche öfters persönlich begeg­nen. Dem Wohl ihrer Länder und dem Frieden der Well ist diese Uebung stets förderlich' gewesen. Wir sind überzeugt, daß. auch von der bevorstehenden Monarchenznsammenknnft keine anderen als für die Eintracht der beiden großen Nachüarmonarchien und damit für den Frieden und die Ruhe Europas nütz­liche Wirkungen ausgehen werden, u. wünschen von Herzen dem Besuch des Kaisers von Rußland in Potsdam einen Verlauf, wie er den aufrichtigen Wünschen der beiden hohen Herren sowie aller wah­ren Patrioten beider Länder entspricht.

Für November «. Dezember

kann unsere ZeitungNus den Tannen" bei allen Post­anstalten und Postboten, sowie bei den Agenten und Aus­trägern bestellt werden.

Fortgesetzt werden Neubestellungen auf unsere Zeitung entgegengenommen.

Tagespolitik.

Wie die der nationalliberalen Partei nahe­stehende Württembergische Pressekorrespondenz mit- reilt, wurde in einer vorgestern abend abgehalte­nen Vorstandssitzung der nationalliberalen Partei schärfste Kritik daran geübt, daß in letzter Zeit ver­schiedenen Staatsbeamten von ihren Vorgesetz­ten Behörden der Verzicht ans ihre bisherige po- lijtische Tätigkeit nahegelegt worden ist.

Von anderer Seite wird dies in Abrede gestellt.

Als Antwort auf die Landung englischer Truppen in Lingeh gedenken die Perser, die englischen Waren ebenso zu boykottieren wie die russischen. Dieser Boykott hat dem russischen Han del schon großen Schaden zugesügt, und die russischen Konsulatsberichte sind voller Klagen über die Ver­drängung russischer Waren durch deutsche und öster­reichische. Besonders gelitten haben die russi­schen Mannfakturwaren, die früher ganz Nordpersien beherrschten und im Süden sogar den englischen Konkurrenz machten. Jetzt tauchen überall deutsche Waren ans. Die Boykottierung der englischen Waren würde natürlich dieselbe Wirkung ausüben.

In Griechenland wird Kronprinz Kon­stantin demnächst wieder in die Armee eintreten und seinen früheren Posten als Ober-Kommandant von Neuem übernehmen. Das ist ein Fortschritt, der dem energischen Auftreten des neuen Minister­präsidenten Venizelos zu. danken ist. Die griechisch­türkischen Beziehungen beginnen sich zu bessern.

Die Konkurrenz gegen den amerika­nischen Petroleum-Trust Rockefellers ver­stärkt sich von Jahr zu Jahr; gleichzeitig wächst allerdings auch die Menge der jährlichen Petro lenm-Gewinnung durch den amerikanischen Trust. Dieser, der der mächtigste der ganzen Erde ist und durch die Anhäufung von Riesen-Kapitalien auch maßgebenden Einfluß ans andre Industrie-Zweige gewinnt, hätte in seinem Erobernngszuge schon weit gründlicher ausgehalten werden können, wenn die maßgebenden russischen Stellen den Konkurrenz kampf so ernsthaft führten, wie es ihre Pflicht ist. Immerhin ist dem Petroleum-Trust in den letzten Jahren gewaltiger Abbruch getan worden, zumal er nirgends verhaßter ist, als in seinem eigenen Lande. Werden noch mehrere und ergiebige unter­irdische Petroleum-Lager entdeckt, so kann man es noch erleben, wie dieVoss. Ztg." prophezeit, daß Rockefellers Macht erdrückt wird.

Landesnachrichten.

Att-nsteig, L. Novem. -r.

* Wir stehen gegenwärtig in einer Jahreszeit, wo man sich im allgemeinen mehr als sonst seiner Zeitung widmet und die Vorgänge im öffentlichen Leben mit größerem Jnteresie verfolgt als im Sommer. Besonderes Interesse nehmen die Vor­gänge in der nächsten Umgebung in Anspruch und man möchte alle möglichen Vorkommnisse und Be­obachtungen in der Zeitung lesen. Um diesem Um­stand mehr Rechnung tragen zu können, müssen wir uns aber an unsere Leser selbst wenden n. sie bitten, alles, was für den Leserkreis wissens­wert ist, uns mitzuteilen. Eine täglich erscheinende Zeitung stellt so große Ansprüche an den Redaktenr nnd da ist er besonders darauf angewiesen, daß er in seinem Leserkreise Verständnis für seine Arbeit und Mitarbeiter findet, die ihn durch zuverlässige Mitteilungen wissenswerter Vorkommnisse unter­stützen.

* Freudenstadt, 4. Nov. Gestern wurde die Frau des Taglöhners W. Günther nach der Rück kehr von einem Ausgang von einem Schlagansall getroffen und starb alsbald.

sj Herrenalb, T Nov. Von der Pension des badischen A^issionsvereinsCharlottenruhe" man dertc der frühere Postillon Fritz nach Neuenbürg ins Gefängnis, da er über die vielen Tausende, von denen er beständig spricht und die er dem Ver­ein versprach, keinen stichhaltigen Nachweis geben konnte und sonst aus Borg sich verpflegen ließ.

si Horb, 3. Nov. An der Bnßgasse ist unter dumpfem Gepolter ein Stück der Straße in die Tiefe gestürzt. Wohl infolge des anhaltenden Re­gens war die Kellerdecke des ehemals Schwarzmann- Rimmeleschen Hauses in sich zusammengebrochen, sodaß die Oberfläche mit einem Teil der Straße Nachfolgen mußte.

si RoLtweil, 3. Nov. Heute vormittag lO Uhr wurde die B a n g e w e r b l i ch e Wanderausstel­lung der Beratungsstelle für das Baugewerbe im früheren Landgerichtsgefängnis eröffnet. Nament­lich Rottweiler Firmen sind mit sehr beachtenswerten Leistungen in der Ausstellung vertreten. Um ll Uhr erfolgte durch den Präsidenten der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Staatsrat v. Mosthaf, die Eröffnung der im gleichen Gebäude unterge­brachten, neugegründeten Bauhandwerkerscknle.

!! Unterhausen, OA. Reutlingen, 3. Nvvbr. (.Mvrdanjchlag. Ans der Haltestelle an der Spin nerei zog ein Unbekannter plötzlich einen Revolver heraus und feuerte auf eine am Vorplatze stehende 24 2öjährige, in dem Mädchenheim der Spinnerei wohnende Arbeiterin zwei Schüsse ab. Während der erste Schuß fehl ging, traf der zweite Schuß das Mädcken in die Backe, sodaß ärztlicke Hilfe in An sprncb genommen werden mußte. Ein weiteres Mäd­chen, das in den Zug einstieg, ist an einer Hand leicht verletzt. Der Täter suchte das Weite und konnte noch nickt festgenommen werden.

* Stuttgart, 3. Nov. Das Modell und die Pläne des aus dem alten Theaterplatz in Stutt­gart nack den Plänen von Professor Dr. Th. Fi­scher zu erbauenden K n n sta u s ste l ln n gs g s bändes werden in.der König Karl-Halle des Lau desgewerbemuseums in der Zeit vom Freitag, 4. Nov. bis Donnerstag, IO. Nov an den Wochenta­gen je vormittags von l O l 2einhalb und nach ­mittags von 2 4 Uhr, am Sonntag von > 1 -3 Uhr zur allgemeinen Besichtigung öffentlich ausge­stellt. Gestern war der Presse Gelegenheit ge­geben, unter der kundigen Führung von Regierungs baumeister Daiber das Modell, die Pläne und Skiz zen znm voraus zu besichtigen.

!! Stuttgart, 3. Roo. Heute nachmittag stürzte ein aus dem Dach der K. Münze mit einer Kamin- reparatnr beschäftigter 37 Jahre alter Maurer an­scheinend infolge eines Fehltritts etwa 3 10 Meter

hoch ab. Ans dein Transport nach dem Kath. spital ist er den erlittenen Verletzungen erlegen.

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