nend dem Arbeiterstand angehörender Mann, indem er an einem Schalter des hiesigen Hauptbahn - hoss dem dortigen Beamten vom Schalterbrett eine mit 2-Markstücken gefüllte Schale stahl und damit das Weite suchte. Auf die Rufe des Beamten wurde die Verfolgung ausgenommen und der Dieb, der bei seiner Flucht einen Teil des Geldes verlor, ain Friedrichsplatz gestellt und von mehreren Schutzleuten festgenommen. Wie groß der gestohlene oder verlorene Betrag ist, konnte noch nicht festgestellt werden.
" Stuttgart, 1.8. Ott. Der „Staatsanzeiger" erklärt, ein Teil der Presse habe sich in der letzten Zeit mit der künftigen Gestaltung der Gehaltsordnung der Volkss chullehrer an der Hand von Mitteilungen beschäftigt, die der Bet gründung entbehrten. Hiernach seien auch die darin angekündigten weiteren Erörterungen hinfällig.
ss Stuttgart, 18. Okt. Aus dem hiesigen Untersuchungsgefängnis sind betanntlich in der Nacht zum 7. Oktober drei Gefangene ausgebrochen. Einer davon, der angebliche Siegfried Engel ist dieser Tage in Oesterreich verhaftet worden. Die zwei anderen Ausbrecher erfreuen sich noch der Freiheit.
ss Stuttgart, t8. Okt. (Strafkammer./ Vor die Strafkammer wurden wieder über 50 Wirte aus dem Oberamt Cannstatt, die Geldautomaten ausgestellt hatten, geladen. Auch diese wurden wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels zu je l TagGe- jäugnis verurteilt.
st Vaihingen a. E., 18. Okt. Gestern vormittag fanden die Einweihungsfeierlichieiten des ueu- errichteten Schulhauses statt.
ss Geradstetten, OA. Schorndorf, 18. Okt. Was doch im Leben nicht alles passieren kann, zeigt folgender Vorfall: Dieser Tage stellte der Mühlebauer von Winterbach sein Fuhrwerk vor eine hiesige Wirtschaft, in deren nächster Nähe die zu etwa ein Drittel mit Weinmvst gefüllte Herbstbütte des Weingärtners S. stand. Wie Pferde es gerne in der Gewohnheit haben, sich an Gegenständen zu schaffen zu machen, nagt ernes an dem Zapfen des Gefäßes und zog und zog und siehe, der „edle Süße" floß die Dorfkandel hinunter.
l Dürnau, OA. Göppingen, 1.8. Okt. Als der zwölfjährige Sohn des Bauern Sebastian Traub einen Wagen Kohlraben holen wollte, scheuten im Hofe die sonst vertrauten Pferde und gingen durch, wobei der Junge überfahren wurde. Blutüberströmt und besinnungslos lag er auf der Straße mitten im Dorf. Der Arzt konstatierte außer Rißwunden und Quetschungen einen Scbüdelbruch, der den Tod des unglücklichen Jungen herbeiführte.
st Hohenstadt, OA. Geislingen, 18. Okt. Was nicht alle Jahre vorkommt, ist, daß ein Landwirt die Kartoffeln, die er hätte schon vorigen Herbst kinernten sollen, erst gegenwärtig heraustut. Er wurde im letzten Herbst vom Schnee überrascht bei seiner Kartoffelernte. Daß im vergangenen Winter die im Felde draußen gebliebenen Kartoffeln nicht erfroren sind, ist ein Beweis, daß die rauhe Alb nicht immer ihren „rauhen" Namen verdient. Heute nacht hatten wir orkanartigen Sturm, der an Sträuchern und Bäumen Schaden anrichtete.
st Berlin, 18. Okt. Die Iu stiz k o m m i s s i o n des Reichstages, die heute nach Unterbrechung ihrer
Arbeiten in die zweite Lesung der Novelle des Gerichtsverfassungsgesetzes eingetreten ist, hat den gegen den Widerspruch der Regierung gefaßten Beschluß in erster Lesung wieder aufgehoben, wonach auch zur Strafkammer in der Berufungsinstanz Laien hiuzugezogen werden sollten. Es wurde der Regierungsvorlage zugestimmt.
st Berlin, 18 . Okt. Nach der Entscheidung des Preisgerichts über die Ergebnisse der Flugwvche vom !>. bis 16. Oktober in Johannistal erhielt Lindpaintner den vom Kriegsministerium gestifte ten Preis von 25 000, Jeannin den von einerst unbekannten Patrioten gestifteten Preis von 15 000 Mart.
st Berlin, 18 . Ott. Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach infolge dauernden Auftretens der C h v l e ra in Apulie n, die aus den Orten der Provinzen Bari und Foggia nach einem deutschen Hafen kommenden Schiffe und deren Insassen bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen sind, des weiteren eine Bekannt machung, wonach infolge Zunahme de? Cholera in der geiamten Umgebung des Schwarzen Meers alte aus den Häfen des Bosporus u. des Marmarameers nach einem deutschen Hafen kommenden Schiffe, sowie deren Insassen bis auf weiteres vor der Zulassung zum freien Verkehr ärztlich zu untersuchen sind. >
Unglück auf der Gewerkschaft Siegfried.
st Groß-Gießen, 18. Okt. Von der Kgl. Bergbehörde wird mitgeteilt: Heute früh 6 Uhr ereignete sich aus dem Kalisalzbergwert der Gewerkschaft Siegfried in Groß-Gießen, Landkreis Hildesheim, eine Gasexplosion. Ein Arbeiter nnd zwei Rettungsleute sind tot und geborgen. Etwa z Wölf L c ichen sind n o.ch zu b ' rge n. Die Ursachen sind noch nicht festgestellt worden. Man nimmt an, daß eine Explosion der zum Svrengen gebrauchten Dynamitbüchsen erfolgt ist. Die Bergungsarbeiten sind im Gange, werden aber durch die Explosionsgase sehr erschwert. Schacht II und Grubenbau sind mit Ausnahme des Ortes der Explosion unversehrt.
* Sarstedt, 18. Ort. Seit heute früh sechs Uhr sind über hundert Rettungsmannschaften abwechselnd unermüdlich tätig, um die auf dem Schachte der Gewerkschaft Siegfried eiugeschlossenen 14 Bergleute zu retten. Um vier Uhr waren die Rettungsmannschaften bis zur Unglücksstelle vorgedrungen. Außer den bereits geborgenen wurde noch eint weitere Leiche zutage gefördert. Es wird befürchtet, daß sämtliche noch ein geschlossenen Bergleute infolge der Explosion ihr Leben ein gebüßt haben. Der Betrieb ist voraussichtlich nicht gestört.
Ausländisches.
st Brüssel, 18. Okt. Heute nachmittag fand im Jubelpark das Fest der Preisvsrteik n ng der Weltausstellung in Anwesenheit des Königs- Paares statt. Der Präsident des Ausstelluugsiomi- tees begrüßte in einer Ansprache die Majestäten. König Albert überreichte sodann den Leitern der einzelnen Abteilungen die ihnen zugedachten Preise.
st Lissabon, 18 . Ott. An der Universität Coiin- bra wurde heute gelegentlich der Wiederaufnahme der Vorlesungen von einer Anzahl Studenten eine Kundgebung gegen monarchistisch gesinnte Professoren veranstaltet, bei der auch mehrere Bilder und andere Gegenstände zerstört wurden. Der Gouverneur beruhigte die Studenten. Die Wiederaufnahme der Vorlesungen wurde vertagt.
s s Belgrad, l 8. Okt. Die Verschlimmerung des Zustandes des Kronprinzen ruft herzliche Teilnahme in der Bevölkerung hervor, die Teilnahme der auswärtigen Höfe macht einen sehr günstigen Eindruck. Im Palais herrscht gedrückte Stimmung.
* .Konstantinopel, 18. Ort. Wie verlautet, beschloß die Regierung, einige st r a t e g is ch e Pu nkte im Schwarzen Meer und dem Archipel zu bc festigen.
I! Cairo, 18. Okt. Eine große Anzahl von Angestellten des Netzes der Regierungsbahnen in Obcrägypten sind in den Ansstand getreten. Lie verlangen höhere Löhne und lassen die Züge nicht weitersahren. Die Polizei wurde mit einem Hagel von Lteinen empfangen und es kam zu einem heftigen Zusammenstoß, bei dem viele Verwundungen vorkamen und mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden.
Eisenbahuerstreik i» Frankreich.
s s Paris, 18. Okt. Das Streikkomitee der Eisenbahner veröffentlicht einen Aufruf, in dem es heißt, das Komitee erachte die bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit für dem Syndikat dienlicher als trügerische und erniedrigende Verhandlungen. Das Komitee wolle allein die volle Verantwortung tragen, falls die Regierung eine Untersuchung einleite. Die Forderungen der Eisenbahner würden erfüllt werden, weil die Eisenbahner ruhig und fest geblieben feien. Der Aufruf wirft dem Ministerpräsidenten Briand vor, er habe die Grundsätze der Freiheit verletzt nnd die Zwischenfälle aufgebauschl, nnd endigt mit der Versicherung, die Eisenbahner seien besiegt, aber nicht entmutigt und rüsteten sich zur Rache.
* Paris, 18. Okt. Der Ausschuß der streikenden Eisenbahnarbeiter hat heute Nacht nach einer langen Sitzung einstimmig beschlossen, das Ende des Ausstandes zu erklären, und hat die Eisenbahner zur Wiederaufnahme? der Arbeit aufgefordert. Es ist zu bemerken, daß sämtliche Eisenbahngeselljchaften ihrerseits gestern eine Erklärung veröffentlichten, wonach alle diejenigen Arbeiter, die nicht heute vormittag auf ihren Posten zurückkehren, entlassen seien.
Ter Orkan in Mittelamerika.
* Newyork, l8. Okt. In Havanna stehen neun
Häusergevierte weit vom Meeresufer unter vier Fuß Wasser. Der Schaden beträgt eine Million. Bon dem übrigen Teile Kubas sind die Nachrichten noch schlimmer. Hunderte von Menschen sind umgekom- Lien. Die Städte Martinas, Guane, Grifa und Cortes sind zerstört, ebenso der größte Teil von! Artemisa sowie Consolacion del Sud. Die Tabaksund Zuckerplantagen haben schwer gelitten. Manche Fahrzeuge sind zerstört, vielleicht ein Dutzend int Hasen von Havanna. Das südliche Florida ist ebenfalls von einem Orkan heimgesncht worden. Der Schaden ist noch unbekannt. .
M «O«s»f»ucht. M
Trag' muntern Herzens deine Last,
Und übe fleißig dich im Lachen!
Wenn du an dir nicht Freude hast.
Die Welt wird dir nicht Freude machen.
P. Heyse.
Der Franzose.
Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.
(Fortsetzung.) Nachdruck verbeten.
Eine volle Stunde lies Klaus Bertram auf Wegen und Stegen umher, um sein hochklopfendes Herz wieder einigermaßen sich beruhigen zu lassen, dann kehrte er in sein Quartier zurück, wo ihn sein Bruder Christoph schon erwartete.
»Du hast Dich so unnütz ivie möglich, fast möchte ich sagen, wie ein Knabe, benommen," herrschte er ihn an. „Dieser Auftritt mit dem Baron Landen ist das Unglaublichste, was ich je von Dir erlebt habe. Ich verbitte mir solchen Wahnwitz."
Klaus fühlte die Adern auf seiner Stirn bedenklich anschwellen. „Bitte, lieber Christoph, willst Tu in der Wahl Deiner Worte nicht etwas vorsichtiger sein? Ich denke, daß ich alt genug bin, um meine Handlungsweise und ihre Folgen selbst beurteilen zu können, und wenn ich Dir als dem Haupt unserer Familie auch jeder Zeit den Dir gebührenden Respekt entgegengebracht habe, hier hinein lasse ich Niemanden reden, wer es auch sein möge."
„Sprich Dich nur aus," versetzte Christoph kalt, „das soll Dir gestattet sein. Aber dann ist es auch genug, dann wirst Du Dich meinem Willen fügen, und dieser lautet, ein Zweikampf, ein Duell zwischen dem Baron Landen und Dir darf in keinem Fall stattfinden. Ter Baron hat sich damit begnügt, daß ich ihm als Chef unseres Hauses erklärt habe, Tu seist ein Brausekopf und habest in der llebereilnng gehandelt, er erachtet also die Sache für abgetan. Du selbst wirst sofort nach unserer Heimat zurückkehren und Dich dort dem Geschäft mit etwas mehr Ausdauer, als Du bisher gezeigt hast, widmen."
„Christoph," schrie Klaus gellend auf, „sprichst Du im Ernst? Ich soll mir das Ungeheure schweigend gefallen lassen, daß Margot mir von diesem Schurken entrissen wird? Nie und nimmer, da magst Du sagen, was Du willst."
„Dann werde ich Dich zum Gehorsam unter meinen Willen zwingen, denn gehorchen mußt Du in jedem Fall," erwiderte Christoph eisig. „Also darf ich wohl annehmen, daß Du das Peinliche dieser Situation nicht unnötig verlängerst."
Ter jüngere Bruder warf den Kopf zurück, als sei er bereit, der ganzen Welt Trotz zu bieten. „Nein'." rief er. „Dein Sklave bin ich denn doch nicht, als Dein Bruder habe ich die gleichen Rechte, wie Du selbst. Zudem bin ich mündig."
„Du vergißt, daß unser Vater in seinem Testament es vollständig mir überlassen hat. Deine finanziellen Bezüge zu bestimmen," versetzte Christoph.
„Willst Du etwa meinen Vermögens-Anteil ohne Weiteres konfiszieren?" sagte Klaus höhnisch. „Von der Seite habe ich Dich allerdings bis heute nicht gekannt."
Christoph war zusammengeznckt, aber er ließ sich nicht fortreißen. „Auf diese Deine Frage zu antworten, halte ich für unter meiner Würde. Dein Vermögen wird Dir bei
Heller und Pfennig gewahrt, ich werde dafür sorgen, daß Tu alljährlich genaue Abrechnungen erhältst. Aber Deine Verschwendungssucht, wie Du sie bisher beliebtest, noch weiter zu begünstigen, dazu liegt kein Grund vor."
„Aber wenn ich mich verheiraten will, so ist das doch keine Verschwendung, im Gegenteil» ich beweise Dir damit, daß ich ernsthaft beginnen will, mich zu ändern. Bruder," sagte er weich, „laß uns beide die hitzigen Worte vergessen, die wir soeben gewechselt haben. Laß mir meine Margot, und ich will Dir auf den Knien dankbar sein. Dir ist es ein Leichtes, Frau van Decken zu bewegen, daß sie uns so freundlich gesinnt bleibt, wie es der Fall war, bevor dieser Baron Landen hier erschien. Laß Margot und mich glücklich werden, steh' uns bei, Bruder!"
Christoph ging mehrere Male in dein Zimmer aus und ab, der heiße Herzens Erguß seines sonst so lustigen Bruders hatte den ernsten Mann doch gerührt; aber er kannte Frau van Detten schon hinlänglich, um zu wissen, daß ihr Wille nicht zu erschüttern war. Und der trockene Zahlenmensch und nüchterne Geschäftsmann hatte sich mit der Glut eines Jünglings in dis immer noch schöne und stattliche Frau verliebt, so daß er ihr nicht mit seiner sonst jo gerühmten Energie entgegentreten konnte.
„Du weißt, wie gern ich Dir helfen möchte, Klaus," antwortete er, „aber meine Macht hat hier ihre Grenzen, Die Verheiratung ihrer Tochter Margot mit dem Herrn Baron Landen ist ein Lieblingsplan Frau van Tettens, und sie will davon um keinen Preis abgehen. Sie bedauert, Eurer erwachenden Neigung nicht sofort mit aller Bestimmtheit entgegengetreten zu sein, aber sie hat nicht geglaubt, daß dieser freundschaftliche Verkehr ein solches ernstes Gefühl entfachen würde. Hier ist nichts zu ändern, also gib Dich darein. Du bist ein lebensfroher junger Mann und wirst bald genug vergessen, was Dir hier widerfahren ist-