* Havanna, 18. Ott. Die Bananen- nnd die Weizenernte ist durch den Sturm vernich­tet worden, sodaß es nötig sein wird, das Aus­land um Beihilfe zu ersuchen. Die Tabakernte wird höchstens 10 Prozent der normalen Ernte betragen.

Weltmann auf dem Ozean.

st Rewyork, 18. Okt. Nach einem drahtlosen Telegramm des Kapitäns des Dampfers Trent do an die hiesige Vertretung der Royal Mail Line sich­tete der Kapitän heute früh fünf Uhr den Ballon Amerika. Er signalisierte, er brauche Hilfe. Nach dreistündigem Manöver bei starker Brise wurden Wellmann und seine Begleiter, die sich alle wohl befinden, an Bord des Dampfers gebracht. Die Kettung erfolgte 450 Meilen südlich von Sand- yhork. Der Dampfer Trent war gestern von Ber­muda abgegangen.

s Nervyork, 18. Okt. Der Ballon Amerika wurde nach der Aufnahme Weltmanns und seiner Begleiter seinem Schicksal überlassen.

st Washington, 18. Okt. Präsident Taft hatte das Marineamt beauftragt, alle Maßregeln zur Ret­tung Weltmanns zu treffen und nötigenfalls/ ein Kriegsschiff zu entsenden, um ihn aufzusuchen. Im Marineamt ist man der Ansicht, daß er Glück gehabt habe, weil der Teil des Ozeans, wo Welt­mann aufgefunden wurde, außerhalb der gewöhn­lichen Dampferrollte liegt und nur zwei Dampfer regelmäßig zwischen Newyork nnd Bermuda ver­kehren. Jedenfalls habe der BallonAmerika" eine ununterbrochene Fahrt von 69 Stunden ge­macht und damit alle Distanze und Zeitrekorde ge­schlagen.

Allerlei.

* Ein Riesenprozeß wie er sich nur auf dem Sumpfboden der Weltstadt entwickeln kann, begann vor dem ersten Landgericht in Berlin. Es handelt sich darin um unreelle Baugejchäfte, Be­trügereien, Hypothekenschiebungen, Wschselfälschun- gen und ähnliche Delikte mehr. Es sind angeklagt, der Kaufmann Gustav Glaser, der Bauunternehmer Erich Küchling, der Hypothekenvermittler Emil Voß, der Kaufmann Siegfried Jacoby, die Agenten Phi­lipp und Adolf Glaser und die Buchhalterin Sophie Werner geb. Koch. Der Hauptangeklagte Gustav Gla­ser war seinerzeit nach Amerika geflüchtet, wurde dort verhaftet und ausgeliefert, jedoch nur wegen der ihm zur Last gelegten Urkundenfälschungen, er kann deshalb auch nur wegen dieser Delikte abge- geurteilt werden.

* Daß Noblesse auch sehr unangebracht sein kann, hat ein Charlottenburger Geschäftsmann er­fahren, der dem städtischen Bauinspektorzum Dank für sein Wohlwollen" einen Tausend-Markschein übersandte. Natürlich machte der Beamte sofort dem Magistrat Mitteilung, und der Geschäftsmann wird fortan nicht nur keine städtischen Arbeiten mehr er­halten, sondern auch die Bekanntschaft des Staats­anwalts machen. In solchen Dingen kann eine städ­tische Behörde in der Tat nicht streng genug sein. Ist ein Klatsch erst einmal entstanden, wächst er leicht ins Riesengroße.

* Dreitausend Arbeiter sind zur Zeit an unsererr ' ü d w e st a f r i ka n i s ch e n Bahnba u t e n tätig: 2800 sind Kaffern ans der Kapkolonie. Das I

Und Margot wird sich an der Seite des Barons ebenfalls glücklich fühlen, denn er ist, was ich Dir schon gesagt, ein vollendeter Kavalier. Das beweist er, indem er Dir Deine Worte verzeiht."

Im Nu war jede weiche Stimme wieder aus Klans Brust entschwunden; gab es nach den Worten seines Bruders im Guten nichts inehr für ihn zn hoffen, nun, so mußte mit Gewalt erzwungen werden, was er wünschte. Vorher aber sollte dieser Unheils-Baron einen Denkzettel erhalten, den er nie vergessen würde.

So wünsch ich Dir viel Glück zu Deiner neuen Be­kanntschaft mit diesem Muster-Baron," lachte Klaus verächt­lich.Halte Du ihn für einen Kavalier allerersten Ranges, mir aber gestatte, das; ich ihn so behandle, wie er es ver­dient. "

Klaus, ich warne Dich," rief Chrisroph mit erhobener Stimme;Du kannst in keinem Falle deine Sache verbessern, Du wirst sie nur verschlechtern. Es sollte mir leid tun, wenn in meinem Hause für meinen einzigen Bruder kein Platz mehr übrig bleiben >ollte."

Auch das werde ich zu ertragen wissen," gab Klaus zurück;nichts in aller Welt soll mich hindern, das zu voll­bringen, was ich für recht halte." Er rannte hinaus und ließ seinen Bruder in besorgter Aufregung zurück. Christoph hatte es nicht für möglich gehalten, daß es so schwer sein werde, diesen jungen Brausekopf zur Vernunft zurückzubringen. Nun, wenn ihm die baren Gelder ausgingen, dann würde er sich schon eines anderen besinnen!

Diese Erwartung indessen sollte nicht eintreffen. Durch den eleganten Badeort lief ein paar Stunden später die sensationelle Meldung, daß der Baron Landen von dem tollen Klaus Bertram überfallen worden sei, und dieser ihm nur die Wahl gelassen habe zwischen einem Duell und einer körperlichen Züchtigung. Der Baron hatte den verlangten

Legen ßer Geleise schreitet rüstig vorwärts. Die In­betriebnahme wird zur ausbedungenen Zeit erfol­gen können.

* Französische Soldaten in der Schweiz. Der französische Bahnhof in Genf liegt auf Schweizer Gebiet, und da die Beamten auch hier «streikten, mußten Soldaten den Dienst ver­sehen. Die Schweizer Blätter waren sehr aufge­bracht, daß die fremden Soldaten auf ihrem Grund und Boden in voller Uniform Dienst taten.

* Zu einer Ballonfahrt von Paris

nach London, die der neue französische, mit Offi­zieren bemannte Militär-Ballon Clement-Bayard ohne jede Störung ausführte, haben Generalleut­nant Lyncker, der Inspekteur der deutschen Verkehrs­truppen, die Majore von Groß und Parseval, so­wie mehrere andere Herren den fremden Kameraden herzliche Glückwünsche gesandt. Der glückliche Luft­segler hat eine Zigarrenform und steht zwischen dem Halbstarren und unstarren System. Diese mit vielem Jubel begleitete erste Ballonreise zwischen den beiden Hauptstädten vollzog sich schneller, als der schnellste Expreßzug hätte fahren können. Nicht vergessen wollen wir, daß Zeppelin schon drei mal so lange Strecken leistete. Ebenso glücklich ver­liefen mehrere Flüge mit Aeroplanen pon Paris nach Brüssel. Dagegen stießen in Etampes in Frankreich zwei Flug-Apparate zusammen. Einem Flieger sind beide Beine gebrochen, der andere ist leicht verletzt. '

"In Sizilien und Unteritalien herrscht zur Zeit ein afrikanischer Samum, der das Thermometer bis auf 35 Grad Celsius emportrieb. Die Hitze richtete großeil Schaden an. In Rom herrscht eine fast sommerliche Tem­peratur.

* Auf der Südseite des Simplon gehen schwere Stein­lawinen nieder. Die Simplonstraße ist mehrfach von gewaltigen Schuttmassen überdeckt. Die Kraftwerke bei Domodossola sind durch Hochwasser völlig zerstört. Alle Fabriken flehen dort still. Aus den Alpentälern Piemonts werden große Regengüsse gemeldet, die starke Ueberschwem- mungen verursachen.

Unangenehm.Wissen S' mir denn gar kein Mittel gegen meine rote Nase, Herr Doktor?" ..Aber, lieber Herr Meier, wer wird denn so eitel sein! Was geniert Sie denn die rote Nase bei Ihre n Alter?"Mir läge ja iveiter aucb nichts daran, aber - - oft ich auf die Gasse komme, gleich ist einer da und trägt n' b, wo man hier den besten Wein bekäme!"

Auf der Lokalbahn. Reisender:Aber erlauben Sie, wenn der Zug ankommt, wie er mag, für waS bl denn dann ein Fahrvlan da?" Beamter:Für die Leut!"

Handel «nP Verkehr.

-v. Wart, 18 Okt. Heute wurden von einem Obst­händler vom Gäu aus hier und den Nachbarorten Gaugen­wald, Wenden und Ebershardt noch größere Aufkäufe in Mostobst abgeschlossen und 3,50 Mk. für Birnen nnd 4,20 Mk. für Aepfel bezahlt Es sind noch verschiedene Vorräte vorhanden, da bis jetzt wegen der Kartoffelernte die Bäume nicht geleert wurden.

* Calw, 18. Okt. Die Ob ftp reise haben rasch an­gezogen. Auf dem Lande werden für den Zlr. 5,20 Mk. gefordert und bezahlt. Ter Vorrat ist nur noch klein und in den meisten Orten ist alles verkauft. Zn dem raschen und teueren Verlauf trugen besonders badische Händler bei.

Dieselben kauften ganze Wagenladungen von Obst aui, um sie an Weinhandlungen in Baden abzusetzen. Während früher Württemberg viel Obst aus Baden bezog, ist in diesem Jahr der umgekehrte Fall eingetreten. Die schlechte Weinernte im badischen Lande hat die Nachfrage nach Obst außerordentlich gesteigert, so daß auch dort in diesem Jahr mehr Apfelwein gemacht wird als sonst.

* Tübingen, 17. Okt. Obstbericht. Kelternplatz. 1 Ztr. Aepfel 5.506.20 Mk., 1 Ztr. Birnen 5.5.80 Mk., 1 Ztr. gemischtes Obst 5.40 Mk. Zufuhr 200 Sack. 3 Wagen Aepfel t Ztr 5.605 80 Mk., 2 Wagen Birnen 1 Ztr. 4.805 Mk.

st Stuttgart, 18. Okt. Dem heutigen Most- vbstrnarkt auf dem Wilhelmsplatz waren 2700 Zentner Angeführt. Preis 5,606,30 Mark per Zentner. Verkauf lebhaft.

' Stuttgart, 18. Okt. Auf dem heutigen Großmarkt kosteten Aepfel 8 -15 Pfg., Birnen 720 Pfg., Quitten 2530 Pfg., Trauben 30 Pfg., Himbeeren 35 Pfg. per Pfund. Auf dem Filderkrantmarkt kosteten 100 Stück 10 bis 15 Mk.

>s Stuttgart, 18. Oktober. (Schlachtviehmarkt) Zug;» trieben 207 Großvieh, 179 Kälber, 1252 Stück Schweine Erlös aus Hz Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual. H ausgemäftete von 90 bis 93 Pfg., 2. Qual, d) fleischig« und ältere von bis Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual a) vollfleischtge, von 85 bis 86 Pfg., 2. Qualität d) ältk.s und weniger fleischige von 82 bis 84 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, s) ausgemäftete von 93 bis 96 Pfg., 2. Qualität !,) fleischige von 90 bis 93 Pfg., 3. Qualität lo geringere von 88 bis 90 Pfg.; Kühe I.Qual. s.) jun^r gemästete von bis Pfg., 2. Qualität k) ältere gemästete von 68 bis 78 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 47 bis 56 Pfg., Kälber: 1. Qualität r) beste Saw; lälber von 103 bis 107 Pfg., 2. Qualität d) gute Saug­kälber von 100 bis 102 Pfg., 3. Qualität e) geringere Saug­kälber von 93 bis 98 Pfg. Schweine 1. Qualität junges) fleischige 72 bis 73 Pfg., 2. Qualität d) schwere fette von 70 bis 71 Pfg., 3. Qualität o) geringere von 64 bis 68 Pfennig.

* Besigheim, 18. Okt. (W einv ersteig erung) Gestern nachmittag brachte die Weinbaugenossenschaft Besig­heim im Gasthaus zum Walühorn ihr diesjähriges Erzeugnis, bestehend aus 42 Hektoliter 1. Klasse und 3 Hektoliter 2. Klasse Rotwein von den besten Berglagen zur Versteigerung. (Voriges Jahr betrug das Gesamtquantum 285 Hektoliter). Der gesamte Wein 1. Klasse wurde von zusammen 9 Steigerern zum Einheitspreis von 230 Mk. per 3 Hektoliter gekauft, für die drei Hektoliter 2. Klasse wurden 201 Mk. bezahlt.

Kurzer Getreide-Wochenbericht

ver Preisberichtsstelle des deutschen LaudwirtschaftSraiS

vom 10. Oktober bis 17. Oktober 1910.

Es stellten sich die Preise für inländisches Getreide am letzten Markttage in Mark pro 1000 Kg. je nach Qualität, wobei das Mehr (-st) bezw. () Weniger gegen­über der Vorwoche in ( ) beigefügt ist, wie folgt:

Frankfurt a.M. Mannheim Straßburg München

Weizen Roggen

204(1) 152(-st2'/Z

212V,() 155(1)

207HJ-2stZ 167 Hst-) 228(st-4) 168(-st4)

-)

Hafer 160(- 161( -1VJ 172 Ost) I68(-)

Voraussichtliches Wetter

am Donnerstag, der 20. Oktober: Ziemlich lrüb, kein wesentlicher Niederschlag, mäßig kühl.

Verantwortlicher Redakteur: L. Lauk, Aitentzetg.

Zweikampf auf Pistolen abgelehnt und um Hilfe gerufen, aber bevor jemand herbeikommen konnte, hatte er bereits die Reitpeitsche seines Rivalen im Gesicht gefühlt, die einen breiten, blutunterlaufenen Strich von der Slirn bis zum Kinn zurückließ. Dann hatte der Attentäter sich entfernt, ohne irgendwie angehalten worden zu sein.

Zur gleichen Zeit, zu welcher die heftige Unterredung zwischen den beiden Bertram ftattgefunden hatte, hatte auch Frau von Detten ihrer Tochter Margot erklärt, daß sie un­bedingt sich fügen, auf Klaus Bertram verzichten und in die Heirat mit dem Baron Landen willigen müsse. Das junge Mädchen hatte sich standhaft geweigert, sie hatte den Vor­würfen und schließlichen Drohungen der Mutter Bitten und Tränen entgegengesetzt, sie war auch standhaft geblieben, als Frau von Detten durchblicken ließ, daß sie gegen den Baron aus früherer Zeit her Verpflichtungen hätte, die es ihr un­möglich machten, seine Bewerbung um Margots Hand ab­zulehnen. Die Tochter konnte kaum ahnen, worin diese Ver­pflichtungen der Mutter gegen den Bewerber bestanden, aber sie konnten sie ebenfalls nicht anderen Sinnes machen.Und wenn es Dein Leben oder Deinen Tod gälte, so hast Du doch kein Recht, Mama, Deine Tochter zu verkaufen. Ich will für Dich sterben, wenn es sein muß, aber die Frau eines mir verhaßten Mannes zu werden, das ist mir un­möglich, das vermag ich nicht übers Herz zu bringen."

Die leidenschaftliche Frau war darüber so erregt ge­worden, daß sie fast die Hand gegen die eigene Tochter er­hoben hätte. Margot hatte ihr furchtlos ins Auge gesehen, aber dann war sie ohnmächtig zusammengebrochen, dieser Seelenkampf war denn doch über ihre Kräfte gegangen, ihre zarte Natur war ihm nicht gewachsen.

Eine hitzige Krankheit befiel Margot und zwang ihre Mutter, ihre Abreise aufzuschieben. Dadurch wurden auch

alle Pläne über die Vermählung Frau von Tettens mit Christoph Bertram geändert; die Hochzeit fand noch in dem Badeorte in aller Sülle statt. Niemand außer den er­forderlichen Trauzeugen war zugegen.

Klaus Bettram war am Abend des Tages, an dem er den Baron Landen mit vorgehaltener Pistole zum Zweikampf hatte zwingen wollen, abgereist; er hatte auch seinem Bruder nicht Lebewohl gesagt. Wenige Tage später empfing Christoph aber von seinem ersten Prokuristen die Mitteilung, daß Klaus eingetroffen sei und seine Tätigkeit im Kontor der Firma wieder ausgenommen habe. Er erschien pünktlich, wie jeder andere Angestellte, und ließ es in keiner Weise an Auf­merksamkeit und Fleiß mangeln. Diese Berichte fanden in der Folgezeit weitere Bestätigung, und Christoph Bertram nahm an, der ungestüme jüngere Bruder habe in der Tat alles verwunden.

Es dauerte mehrere Wochen, bis der Arzt jede Gefahr in Margot's Zustand gehoben erklärte. Ihre Mutter, die nunmehrige Frau Christoph Bertram, versuchte behutsam, das Projekt der Verheiratung ihrer Tochter mit dem Baron Landen wieder zur Sprache zu bringen, aber das junge Mädchen verfiel sofort von Neuem in eine derartige Auf­regung, daß der Arzt energisch intervenierte. Er stellte einen Rückfall mit dem schlimmsten Ausgang als unvermeidlich hin, wenn von seiner Patientin nicht jede Erregung unbe­dingt ferngehalten würde, und machte die Mutter für alle neuen Zwischenfälle ausdrücklich verantwortlich. So blieb denn Frau Eleonore nichts anderes übrig, als den Baron einstweilen zu vertrösten, und auf die Zukunft zu hoffen, daß diese ihren Plänen günstig sei.

Fortsetzung folgt.