beitszeit Oeinhcttb Stunden pro Tag. Ueberstun- den die ersten zwei 25 Proz., jede weitere, sowie Sonntagsarbeit 50 Prozent Zuschlag, 20 Prozent für regelmäßige Nachtarbeit. Einstellungslöhne von 00 bis 05 Pfg. für Monteure, die selbständig größere Anlagen ausführen können, 55 Pfg. für alle übrigen Monteure, 45 Pfg. für Hilfsmonteure und 40 Pfg. für Helfer. Montagezulage ohne Ueber- nachten von 50 Pfg. bis 1 Marl pro Tag. Mit Ucbernachten den vierfachen Betrag des jeweiligen Stundenlohns, jedoch in keinem Falle weniger wie 2 Mark täglich. Die neuen Arbeitsbedingungen sind bis jetzt nur noch von der Firma Siemens-Schuk- kert nicht anerkannt. Die Arbeit bei dieser Firma wird vorerst noch nicht ausgenommen, ebenso bleibt sie gesperrt. -
0 Stuttgart, >7. Okt. Wie wir erfahren, veranstaltet am Sonntag, den 30. Oktober der Würt- tembergische Landesverband für Leichtathletik pinen 35 Kilometer-Armeegepäckmarsch um den vom K. württ. Kriegsministerium gestifteten Wanderpreis. Die Tour geht von Stuttgart über Cannstatt, Aldingen, Oßweil. Ludwigsburg, Eglosheim und zurück über Zuffenhausen-Feuerbach nach Stuttgart. Anzug ist Litewka.. Ausrüstung, Gewehr und Patronentasche.
js Dchsentmrg, OA. Brackenheim, 17. Okt. Die Jnhafthaltung des früheren Schultheißen hat nicht lange gedauert. Wie verlautet, hat die Fälschung des Gemeinderatsprotokolls darin bestanden, daß Schultheiß Bauer als Jagdteilhaber einen Bürger aus Leonbronn, das kaum 2 Kilometer von Ochsenburg entfernt ist, eingetragen hat. Der Gemeinderat hatte beschlossen, keinen Fremden eintragen zu lassen. Der Leonbronner Jägdler hat einen großen Teil seiner Güter auf Ochsenburger Markung und außerdem so mannigfache Geschäftsbeziehnng zu Ochsenbnrg, daß es nun heißt, er -gelte nicht als Fremder.
.ss Alfdorf, OA. Welzheim, 17. Okt. Von einem schweren Mißgeschick wurde in den letzten Tagen Gutspächter Fr. Läppte auf dem Haselhof, Gemeinde Alsdorf, betroffen. Von seinem schönen Viehbestand erkrankten Plötzlich 10 Stück unter Erscheinungen, die aus irgend welche Vergiftung schließen ließen. Ob nun die Tiere den Giftstoff beim Weiden auf den Wiesen (Pilze, Kunstdünger) oder durch den Genuß von schlecht eingebrachtem Heu und Oehmd zugeführt erhielten, konnte bis jetzt noch nickt mit Sicherheit sestgestellt werden. Die Tierärzte von Welzheim und Lorch, sowie ein Mitglied des Medizinalkollegiums in Stuttgart, Dr. Müller, waren an Ort und Stelle, um Untersuchungen vorzunehmen, konnten aber noch kein bestimmtes und sicheres Resultat feststellen. Dies kann erst in einigen Tagen geschehen. Von den erkrankten Tieren mußten bereits vier Stück im Werte von etwa 2000 Mark geschlachtet werden. Bei den anderen Patienten ist es noch ungewiß, ob sie gerettet werden können oder nicht. Der Verlust, den der Besitzer, dem sich allgemeine Teilnahme zu- wender, erleidet, ist ein ganz enormer, wenn er auch, da er Mitglied des hiesigen Viehversiche- rungsvereins ist, zum ,Teil entschädigt wird.
? Mm, ! 7. Okt. Dem Stuttgarter Polizeihund Therlock ist der Tod zugeschworen worden. Als in vergangener Woche die Verhand-
hier stattfand, wurde seitens der Hauptbeteiligten der Tätigkeit Sherlocks in Erbitterung gedacht und es wurde, in den Verhandlungspausen vereinbart, daß der erste, der aus dem Kittchen herauskomme, diesen Feind aller rechtschaffenen Lumpen umbringen müsse. Armer Sherlock!
st Friedrichshafen, l 7. Oktbr. Am Samstag abend vereinigten sich die Teilnehmer an der Tagung des Deutschen Schulschiffvereins.zu einem Festmahl im Kurgartenhotel, in dessen Verlauf der Großherzog von Oldenburg ein dreimaliges Hurra auf den König ausbrachte. Am Sonntag morgen besichtigten die Herren die Lu f t s ch i f f w e r f t, um sich hernach in der Zelthalle zu einem von Graf Zeppelin gegebenen Frühstück zu vereinigen, das aus einer schwäbischen Metzelsuppe bestand. An denk Frühstück beteiligte sich auch der König.
land schon lange gefallen, aber die Eisenbahn! schranken, die eine gerechte Anteilnahme unteres Landes an dem allgemeinen deutschen Personen- und Güterverkehr beeinträchtigt haben, bestehen zum Teil noch heute, trotz aller unserer Bemühungen. Wir werden in diesen Bemühungen fortfahren. (Beifalls Inzwischen, und wohl noch auf lange hinaus liegt der Schwerpunkt für uns in unserem blühenden Binnen- und Wechselverkehr, der das Herz jedes Volkswirts erfreuen muß; Insbesondere im Binnenverkehr ruht das Fundament unserer Eisenbähn- finanzen, wenn wir auch hoffen, daß uns in jenen Beziehungen nach außen die Sonne einmal noch freundlicher scheint. Aus den Ausführungen des Ministerpräsidenten werden manche Gemeinden wieder neue Hoffnung auf Erfüllung ihrer Eisen- bähnwünsche schöpfen.
Ministerpräsident Tr. v. Weizsäcker über die Entwicklung des württ. Eisenbahnwesens.
* Stuttgart, l 6 . Ott. Die Nebenbahn Böblin - gen -Weil im Schönbuch ist gestern in Gegenwart des Ministerpräsidenten Dr. v. Weizsäcker festlich eingeweiht worden. Ministerpräsident v. Weizsäcker machte beim Festessen in Weil in seiner Ansprache u. a. folgende bemerkenswerte Ausführgen: Für den Bau von Nebenbahnen und überhaupt für das Eisenbahnwesen gebe man der Verwaltung oft den Rat, daß sie „kaufmännisch" verfahren solle. Nun möchte er durchaus nicht der heute eröffneten Bahn in finanzieller Hinsicht eine schöne Zukunft zum Voraus absprechen, aber soviel werde er sagen dürfen: wenn man bloß kaufmännisch rechnen wollte, hätte er nicht, jedenfalls nock nicht, das Vergnügen, in der Mitte der heutigen Versammlung zn weilen (Heiterkeit). Im Verkehrsministerium müsse man auch auf andere Werte sehen; die Entwicks- lung des wirtschaftlichen Wohls einer Gegend erfordere gewisse Opfer, und solche Ovfer habe man für diese schöne Gegend und ihre blühenden Ortschaften gerne gebracht. Vor nicht langer Zeit habe er sich allerdings fragen müssen, ob nicht mit dem Nebenbahnbau, wie früher auch scharr einmal, ganz Hält gemacht werden sollte, aber inzwischen haben sich die Verhältnisse wieder gebessert, das württemb. Eisenbahngeschäft gehe zur Leit leidlich, und die Aussichten wären sogar ganz günstig, wenn wir nicht die Ehrenpflicht hätten, die Personalausgaben für unsere Beamten u. Bediensteten zu erhöhen. Das müsse sein, und wir werden das auch tragen können. Man dürfe nicht zu ängstlich in die Zukunft sehen, eine Betrachtungsweise, von der heutzutage überhaupt, auch auf anderen Gebieten des öffentlichen Lebens, viel zu viel Gebrauch gemacht werde. Wir wollen uns daher auch weiterhin Enter Anwendung der gebotenen Vorsicht der Entwicklung des württ. Eisenbahnwesens widmen. Zu solcher fortschreitenden Entwicklung haben wir volles Recht, wenn wir rückwärts schauen: alle die außerordentlich angewachsenen Kulturausgaben, wie hätten wir sie erfüllen können, wenn wir nicht alle Teile des Landes soweit möglich an das moderne Verkehrswesen angeschlvssen hätten? Freilich hätten wir gewünscht, daß dieser Anschluß nach außen.^über die Grenzen des Landes hinaus, noch etwas srucht-
si Pforzheim, l7. Okt. Hier kommt es wahrscheinlich doch zum Streik in der Goldkehten- branche. Die Arbeitgeber dieser Branche haben es nun definitiv abgelehnt, mit den Arbeitern wegen der Lohnerhöhung usw. in Verhandlung zu treten. Heute erlassen nun die Arbeiter in den hiesigen Zeitungen große Aufrufe zur zahlreichen Erscheinung in der großen Versammlung am nächsten Mittwoch, wo wahrscheinlich der Streik beschlossen wird.
ss Pforzheim, l7. Okt. In dem benachbarten Ersingen ereigneten sich zwei merkwürdige Falke. Am Samstag abend wurde dort der 60jährige Goldarbeiter Ludwig Hoffman in seinem Keller vom Schlage getötet. Am nächsten Morgen passierte das gleiche Unglück seinem Nachbarn, dem 70jährigen Lorenz Krieger. Auch er wurde im Keller vom Schlage getötet. '' 's
ss Bremen, 17. Okt. Als heute abend etwa 15Ü Arbeitswillige als Ersatz für die im Ausstand befindlichen Straßenbahner von Berlin eintrafen, wurden die Straßenbahnwagen, in denen Leute befördert wurden, mit Steinen beworfen. Sämtliche Fensterscheiben wurden zertrümmert und mehrere Personen verletzt. Bor den Depots, in denen die Arbeitswilligen untergebracht waren, verweilte bis in die späten Abendstunden eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge. Die Polizei hielt die Ordnung aufrecht. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.
Ein schweres Bergwerksunglück.
* Herne i. Wests., 17. Okt. Heute mittag ein Uhr 22 Minuten ritz auf der der Hibernia-Gesell-- schaft gehörenden Zeche „Schamrock" Schacht 1, das! am Freitag bei der Kohlenbeförderung bereits gerissene Seil, das nach neuer Wiederherstellung heute zur Leutbeförderung benutzt wurde, abermals; die Körbe waren vollständig besetzt, der eine in die Tiefe gehende Korb mit etwa 30 bis 35 Bergleuten. Der andere Korb schnellte unter die Seilscheibe. Nach den amtlichen Feststellungen sind von den 70 Bergleuten, die sich auf den.beiden, vonl dem Unglück betroffenen Förderkörben befunden haben, drei getötet und acht schwer verletzt worden. Alle übrigen haben Verletzungen leichterer Art erlitten.
M A.x«f«richt.
Das Haus, die Heimat, die Beschränkung,
Tie sind das Glück und sind die Welt.
Theodor Fontane.
Der Franzose.
Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.
(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.
Klaus erbleichte; das Antlitz der Geliebten belehrte ihn, daß sein Bruder ihm nicht zu viel gesagt hatte. Schwngend zog er Margot's Arm in den seinen und führte sie in einen Seitenpfad der großen Promenaden-Anlagen.
„Aber was bedeutet das alles, Margot", stieß er hervor." „Was ist geschehen? Daß Deine Mutter meines Bruders Gattin werden will, das alles har doch mit unserer Liebe und unserem Glück nichts zu schaffen? Aber sei getrost, Deine Mutter muß von ihrer Weigerung, uns eine schnelle, süße, selige Verbindung zu gönnen, abgehen. Ich will in den nächsten Tagen jeden Augenblick, in dem ich Deine Mutter sehen kann, benützen, um sie zu bestürmen, ihr gutes Herz, das sie uns bisher zeigte, wieder sprechen zn taffen. Und sollte sie gegen eine äußerlich glänzende Vermählungsfeier für uns beide sein, gut, so werden wir eine bescheidene Dorskirche aufsuchen, in der wir mit Gott und dem Priester allein sind, damit er unseren Bund für das Leben weihe."
Margot beugte sich über seine Hände, die ihre Finger fest umschlossen, und er fühlte, wie eine Träne auf dieselben
hinabfiel. „Du weinst, mein Herz," flüsterte er erschrocken. „Vertraue fest darauf es wird alles gut werden."
Sie schüttelte, leise, kaum merklich den Kopf. „Mich quält die Angst um unser innig Glück," sagte sie kaum vernehmbar. „Ich sülchte, Mamäs Gedanken sind Dir wenig freundlich gesinnt, doch kann ich nicht sagen, weshalb. Bis heute früh ist alles, alles verändert."
„Es kann nicht sein, es kann nicht sein," ries er hartnäckig.
„Du wirst schon dran glauben müssen," antwortete sie bedrückt, denn schon im Lause des heutigen Tages reisen wir ab. Alles was ich noch erlangen konnte, war, daß ich Dich noch einmal aufsuchen durfte. Zum letzten Male !" schloß sie mit herzbrechendem Aufschluchzen.
Klaus konnte vor Aufregung nicht sprechen, er biß die Zähne in seine Lippen, daß die roten Blutstropfen hervorquollen; aber noch immer konnte oder wollte er den vollen Sinn der Aeußerungen des jungen Mädchens, das er bisher mit Recht als seine Braut betrachtet harte, nicht fassen.
„Mut, teure Margot, Mut," suchte er mit zitternder Stimme,die immer noch fassungslos Schluchzende zu beruhigen.
„Auch wenn Ihr heute noch abreiü, so kann ich doch vorher noch mit Deiner Mutter sprechen und mit ihr den Termin vereinbaren, an dem wir einander angehören sollen. Sehen wir bis dahin uns heute zum letzten Male, so werden wir in nicht zu ferner Zeit immer beieinander sein."
Sie schüttelte weinend das Haupt. „Hoffe nichts mehr," flüsterte sie, „alles soll aus und vorbei sein für immer und ewig!"
Sein Zorn war unbeschreiblich „Margot, das ist unmöglich, das kann niemand wollen, das kann auch niemand gesagt haben, am allerwenigsten Deine Mutter, die Dich liebt und die weiß, wie wir beide aneinander hängen."
„Doch, meine Mutter hat es gesagt, Liebster. Und sei überzeugt, sie ändert ihren Willen nicht, wenn sie mir mit solcher Stimme und mit solchem Gesicht, wie sie es heute getan hat, etwas mitteilt. Wir müssen scheiden."
„Und warum blos, weshalb? Das verstehe ich am allerwenigsten. Wenn Deine Mutter meines Bruders Weib wird, wie er mir vorhin erzählt hat, so tritt sie in ein näheres verwandtschaftliches Verhältnis auch zu mir, und dann liegt erst recht kein Grund vor, mir Deine Hand zu verweigern."
„Dieser Baron Landen, glaube ich, hak um meine Hand angehalten, und Mama hat sie ihm wohl zugesagt," stieß sie, an seine Brust gelehnt, hervor
Ein Wutblitz flog aus seinen Augen. „Das werde ich nie dulden," sagte er keuchend; „eher fordere ich diesen Menschen, der weiß, daß er Dich als ineine Braut betrachten konnte, vor die Pistole und, weicht er mir aus, schieße ich ihn nieder. Das schwöre ich und halte, was ich gelobt."
„Um Gottes Willen, Klaus," bat sie, „mache Dich und mich nicht unglücklich. Das überlebte ich nicht. Und Du darfst auch getrost sein; nie werde ich des Barons Weib. Sieh', von meinem Vater besitze ich allerlei Chemikalien, darunter auch ein furchtbares, sofort tödlich wirkendes Gift aus Indien, das er auf Patronillenritten stets mit sich für den äußersten Fall zu führen pflegte, daß er das Schicksal haben sollte, in die Hände grausamer und unerbittlicher Feinde zu fallen. Das habe ich noch und ich werde es zu gebrauchen wissen, wenn alle meine Bitten und Tränen zu meiner Mutter erfolglos bleiben sollten."
„O, Tu Heldin," rief Klans, und er küßte das treue Mädchen lange und innig. „Aber nicht sterben sollst Du, leben sollst Du, für Dein, für unser Glück. Margot, Herzens-Margot, höre mich an; wenn Du dem Tode Trotz
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