schen Stroh sei gebräuchlich. Selbstverständlich können hierzu nur Winterhärte Früchte verwendet werden. Die Schlußmahnung des Vortragenden lautete: Nicht zu Schleuderpreisen das Tafelobst verkaufen.

Reicher Beifall lohnte Herrn Grieb für seine treff liehen Ausführungen und in warmen Worten brachte ihm Vorstand Bihler den Dank der Anwesenden zum Ausdruck, die sich zum Zeichen dessen von den Sitzen erhoben. Stadtschultheist Brodbeck-Nagold rühmte hierauf die Verdienste, die sich der Bezirks- Obstbau-Verein seit seinem Bestehen um den Obst bau erworben hat und brachte auf den Verein und seinen bewährten Vorstand Bihler ein freudig auf genommenes Hoch aus.

Es folgte sodann die Verteilung der Preise und erhielten: >

in Abteilung ^ (Obst von Einzelausstellern): Den Ehren­preis des lansw. Bezirksoereins Nagold mit 30 Mk. Baumschul- desitzer G. Raaf-Nagold, den 1. Breis mit 7 Mk. der Vorge­nannte für ein prächtiges Arrangement Obst- und Gartenkultur; je einen 2. Preis mit 6 Mk. Schultheiß Dengler - Ebhausen, Pri­vatier Klaitz - Nagold, Seilerei Schlotterbeck- Nagold (für Nist­höhlen, Futterhäuschen rc.) und Hauptlchrer Grieb - Effringen; je einen

3. Preis mit 5 Mk. Gärtner Lutwig Walz- Abenstcig, Piarrer Haller- Walddorf, Gutsbesitzer Link- Tröllestzof, Landwirt Büh - ler - Gültlingen; je einen 4. Preis mit 4 Mk. Bezirksnotar Beck - Altensteig, Waldmeister F. Walz - Rohrdorf, Buchdrucker Reichert- Nagold, Oekonom Stockinger-Rotfelden, Hauptlehrer Wolf- Jselshausen; je einen 5. Preis mit 3 Mk. Oberamtsbaumeister Schleicher-Nagold, Schreiner Döttling-Nagold, I. Kil­lin g e r - Nagold, Schiffwirt Summ-Nagold; je einen 6. Preis: Flaschner Kehle-Nagold, Stadtpfleger Lentz-Nagold, Louis Kuppler jr.-Nagold, Schultheiß Kern- Güttingen, Oekonom Bühler - Mudersbach; Diplome erhielten: Geometer Stokin - ger - Altensteig Kaufmann Fritz Bühler - Altensteig, Oberamtmann Kommerell, Gutspächter Könekamp - Unterschwandors;

in Abteilung S (Obst von Gemeinden und Baumwärtern gesammelt) erhielr den Ehrenpreis der Stadt Nagold mit 30 Mk. die Gemeinde Garrweiler für ein sehr schönes, reichhal­tiges Sortiment von Tafelfrüchten, ferner einen t. Preis mit 13 Mk. Stadtbaumwart Raaf- Nagold, einen 2. Preis mit 9 M. derselbe für eine riesige Pyramide aus Obst, Stadtbaumwart Reulc - Nagold, Helber - Katterbach; einen 3. Preis mir 7 Mk., Gärtner K l e n k - Haiterbach, Baumwart K r äudler-Effringen; je einen

4. Preis mit S Mk. Baumwart Walz-Egenhausen, Wurster- Schönbrovn, S te mp fl e-Wenden, Nikolaus-Effringen; je einen 5. Preis mit 5 Mk-, Baumwart Seeger-Ueberberg, Handle-Ebhausen, Breyma y er-Wildbera, Gärtner Lutz- Rohrdorf, Baumwart Rohm-Lutz, Schechinger-Sulz, Braun-Pfrondorf; je einen 6 Preis mir 4 Mk Gärtner Luz-Altensteig, Baumwarl Dengler - Sulz, Waidelich-Ett- mannsweiler, Walz-Rotfeldcn, Wiedmaie r-,Balddorf; je einen 7. Preis mit 3 Mk. Baumwart Koch-Bösingen, Bühler- Mindersbach, Hölzle - Oberschwandorf, Wurster- Berneck.

Für ausgestellte Obstbäume erhielten einen 1. Preis: Baum- fchulbesitzer G. Raaf-Nagold; emen 3. Preis Julius Raaf- Nagold; einen 3. Preis K l e n k - Haiterbach; einen 4. Preis Helber-Hasterback; einen s. Preis Stempfle-Wenden; einen 6. Preis Handle- Ebhausen

Der Gesamtbetrag der ausgesetzten Preise beläuft sich auf 361 Mark.

Oberamtsbaumwart Haller ermahnte nach der Preisverteilung die Obstzüchter, nicht 20 oder gar noch mehr Sorten auf einmal wahllos durcheinander zu ziehen, sondern sich auf die Zucht von 45 wirklich guten, ertragreichen Sorten zu beschränken. Damit war die Versammlung beendigt und bega­ben sich die Teilnehmer nunmehr wieder zur Turn­halle, wo ihnen das zweckmäßige Verpacken von Tafelobst durch Gärtner I. Raaf praktisch vorge­führt wurde. Die Ausstellung wurde hierauf ge­schlossen. Mit einer am heutigen Montag veran­stalteten Verlosung von praktischen Gegenständen für die Obstzucht fand Me in allen ihren einzel­nen Teilen gut verlaufene Feier ihren Abschluß, n.

!. Frrndenstadt, l6. Okt. In einem offenen Brief an dem zum Ortsvorsteher von Baiersbronn

l gewählten Landtagsabgeordneten Gaiser erheben 1 mit besonderer Einmütigkeit - die unterlegenen Gegenkandidaten Stadtpfleger Dreher in Calw, Rat­schreiber Horsch in Stuttgart, Oberanitssekretär Huf­nagel in Ktrchheim und Armenverwalter Wezel in Stuttgart schwere Vorwürfe gegen ihren siegreichen Mitbewerber. Sie weisen zunächst auf die Wider­sprüche in dem Verhalten Gaisers hin, der vor der Wahl erklärt hatte, er werde auf keinen Fall eine Wahl annehmen, und am Tage nach der Wahl diese angenommen hatte mit der Begründung, er wolle der Bürgerschaft einen zweiten Wahlgang er­sparen. Die Unterzeichner berufen sich darauf, daß sie mit offenem Visier gekämpft haben und fra gen Gaiser, wie er sein Verhalten in einen so kras­sen Gegensatz habe stellen können und wodurch er beweisen wolle, daß nicht die Absicht vorwaltete, die Wähler u. auswärtigen Kandidaten in Sicherheit zu wiegen, eine Stimmenzerfplitterung herbeizu führen und eine Bereinigung auf einen auswärtigen Kandidaten als nicht notwendig erscheinen zu lassen. Die Unterzeichner verlangen unter anderem eine Erklärung dafür, daß Gaisers Benehmen alle aus­wärtigen Kandidaten um viel Geld, Zeit und Mühe gebracht habe.

Fortgesetzt

werden Bestellungen auf unsere Zeitung von allen Postboten und unseren Agenien entgegengenommen.

st Wildbad, 16. Okt. (Zertreten.) Die Frau Luise Christina des Holzhauers Haag im nahen S p rp ll enh aus trieb vor einiger Zeit auf der Ortsstraße ihre beiden Kühe, von denen eine als sehr bösartig bekannt war, zur Tränke, ohne sie zu führen oder sonst genügend zu beaufsichtigen. Während die Frau nun am Brunnen schwätzte, lief die bösartige Kuh auf das dreijährige Töchterchen Marie des Hirschwirts Treiber zu, stieß es von hin­ten zu Boden und zertrat es mit den Füßen, sodaß es eine Zerreißung d er Milz und einen Bluterguß in den Unterleib erlitt und im Kinderspital zu Pforz­heim starb. Die Frau mußte sich vor der Tübinger Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung verant­worten. Sie kam mit einer Woche Gefängnis und den Kosten davon.

st Herrenberg, ! 5. Okt. In vergangener Nacht ist in Nufringen in ein Bauernhaus eingebro­chen und ein Geldbetrag mit ca. 500 Mark gestohlen worden, lieber den Dieb ist man noch ganz im Unklaren.

st Rottweil, !5. Okt. Wegen vier Verbrechen wider die Sittlichkeit, begangen an noch schulpflich­tigen Kindern, wurde ein verheirateter 56 Jahre alter Schuhmacher von Tuttlingen zu der Gefäng­nisstrafe von zwei Jahren und zum Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte auf 5 Jahre, wegen eines solchen Verbrechens ein jüngerer Bursche von da, der das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hat, zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

st Stuttgart. 16. Okt. Die Herbstrennen des Schwäbischen Reiter Vereins fanden heute nachmittag aus dem Weiler Rennplatz bei

günstiger Witterung statt. Der Besuch war ein guter Vom Kgl. Hof waren erschienen Herzog Wilhelm von Urach und Prinzessin Max zu Schaumbura- Lippe. Die Rennen verliefen leider nicht ohne Un­fall. Im 4. Rennen stürzte Hauptmann Meher vom Feldart.-Regt. 65 und erlitt einen Schlüsselbein­bruch, im letzten Rennen stürzten drei Reiter, ohne erheblichen Schaden zu nehmen. Die Kapelle des Feldart.-Regts. Nr. 29 konzertierte.

st Stuttgart, 16. Okt. Die ordentliche Mit­glied e r - V e r s a m m l u n g des Deutschen Schulschiff Vereins wurde gestern abend ein­geleitet durch eine Festvorstellung im Hoftheater welcher der König mit dem hohen Vereinsvorsitzen­den, dem Großherzog Friedrich August von Olden­burg, beiwohnte' Später folgten die Mitglieder einer Einladung der Stadt zu einem Begrüßungs­abend im Rathause. Die ordentliche Mitgliederver­sammlung fand heute vormittag in der König Karls- Halle des Landesgewerbemuseums stack. Eine glän­zende Versammlung hatte sich eingefunden, an der Spitze der König. Den Vorsitz führte der Großher­zog von Oldenburg. Professor Dr. Schilling-Bremen gab einen inhaltsreichen Rückblick von der Entwicke­lung des Vereins in den zehn Jahren seines Be­stehens. Die Zahl der Vereinsmitglieder betrage jetzt 722. Der Verein besitzt jetzt bereits zwei Schul­schiffe,Großherzogin Elisabeth" undPrinzessin Eitel Friedrich." Den Festvortrag hielt Geh. Hof­rat Professor Dr. Günter über die Aufgaben des Deutschen Schulschiffvereins, sowie über die Be­deutung der Handelsmarine für Handel und In­dustrie Lüddeutschlands, insbesondere Württem­bergs.

* Stuttgart, 15. Okt. (L o t t e r i e z i e h u ng.) Bei der heutigen Ziehung der Stuttgarter Geldlot­terie zu Gunsten des Württ. Rennvereins wurden folgende Hauptgewinne gezogen: Nr. 81 647 15 000 Mark; Nr. 12 544 6000 Mark: Nr. 14 360 2000 Mark: Nr. 18 599 und 32 729 je 1000 Mark; Nr. 25 129 und 58541 je 500 Mark. (Ohne Ge­währ.) . ' - s . j

st Stuttgart, 14. Okt. (Strafkammer.) Ein töd­licher Unfall ereignete sich im Juli in einer Fabrik in Zuffenhausen. Der Arbeiter Karl Hörnle wollte von seiner Maschine aus ein Ubsallstück von einer Messingstange auf den 20 Meter entfernten Abfall­haufen werfen. Das Messingstück Prallte an der Transmission ab und fiel dann auf die Maschine eines Nebenarbeiters, wobei es diesen an die Schläfe traf. Der Mann starb nach einer halben Stunde. Der Verunglückte hatte s ich auf den Zuruf Hörnles gebückt und wurde in dem Augenblick getroffen, als er sich wieder erhob. In der Fabrik wurden die Absallstücke von den Arbeitern immer auf diese Weise, wie es durch Hörnle geschah, auf den Ab­fallhaufen befördert. Gegen Hörnle wurde nun An­klage erhoben und die Strafkammer verurteilte ihn wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 2 Wochen Gefängnis. Die Anklage lautete auf fahrlässige Körperverletzung. z

st Stuttgart, l5. Okt. (Strafkammer.) Die Firma Schaarschmidt hier hatte im Oktober und November vor. Jrs.Massenverkäufe zu enorm bil­ligen Preisen" angekündigt. In den Annoncen wur­den wollene Damenhamdschuhe zu 35 Pfg., wollene Damenstrümpfe zu 70 Pfg., und wollene Westen zu 1,50 Mark angepriesen. Der württbg. Bund für

Leben und leben lassen! Weder dir selbst noch andern weh tun! Ich glaube, das ist der Inbegriff aller Sitt­lichkeit. N. Chamfort.

Der Franzose.

Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.

(Fortsetzung.) Nachdruck verboten.

Ter Aufenthalt in dem Seebade näherte sich seinem Ende; Margot und Klaus waren übereingekommen, im frühen Herbst ihr Glück durch die Heirat zu befestigen. Irgend ein Hindernis war ja nicht mehr vorhanden, wenn es über­haupt existiert hatte, und so waren beide der seligsten Er­wartungen voll. Klaus hatte es freilich ungern vermerkt, daß sich ein früherer Bekannter der Frau van Detten, ein Sportsmann Baron Landen, Margots Mutter von neuem genähert hatte und ihrer Tochter seine Huldigungen darzu­bringen versuchte; aber da Margot ihn mit sichtlicher Kühle behandelte, und alle Zukunftspläne bereits festgestellt waren, so sah er darüber fort, um nicht in den letzten Tagen des schönen Beisammenseins noch eine Szene hervorzurusen. Ta erfolgte der Zwischenfall, der wenige Momente später sein ganzes schönes Glücksgebäude über den Haufen werfen sollte.

Klaus halte sich gerade für den Morgenspaziergang mit feiner Braut angekleider, als es an der Tür pochte, und sein älterer Bruder Christoph eintrat. Er war für die frühe Morgenstunde schon in sehr sorgfältiger Kleidung und sein ganzes Auftreten bewies, daß er mit wichtigen Neuigkeiten

kam. Bevor ihn Klaus noch mit einem Scherze, wie es sonst geschah, begrüßen konnte, Hub er schon an.

Dir als meinem nächsten Anverwandten und Sozius in unserem Geschält, will ich vor allen Dingen von der wichtigen Aenderung, die mein Leben in Kürze betreffen wird, Mitteilung machen. Ich habe mich soeben verlobt."

Ter lustige Klaus war in höchstem Maße überrascht, aber keineswegs unliebsam.Ich gönne Dir Tein Glück von Herzen," rief er fröhlich, beide Hände des neugebackenen Bräutigams kräftig schüttelnd.So können wir vielleicht an ein und demselben Tage Hochzeit machen. Aber verzeih', ich habe Dich noch nicht einmal nach dem Namen Deiner Braut gefragt. Kenne ich die Dame?"

Du kennst sie sogar sehr gut," versetzte Christoph lang­sam,Frau von Detten hat eingewilligt, mir ihre Hand zum Bunde für das Leben zu reichen."

Einen Augenblick war Klaus Bertram über diese Nach­richt denn doch verwundert; daß Margots Mutter sich noch einmal entschließen könnte, vor den Altar zu treten, hatte er nicht erwartet. Allerdings, wenn er sich alles recht über­legte, war die Eröffnung gar nicht so wunderbar, die impo­sante Dame war recht wohl noch imstande, einen zweiten Gatten zu beglücken. Freilich, diese elegante Frau und sein pedantischer Bruder, diese beiden Gestalten bildeten einen starken Gegensatz, selbst heute noch, wo sich Christoph gegen früher doch schon beträchtlich modernisiert hatte, wesentlich anders dreinschaute.

Wenn er auch so dachte, so hütete der jüngere Bruder sich doch, diesen Einfällen Worte zu verleihen; dazu hatte er vor Christoph viel zu sehr Respekt. Aber das konnte er doch nicht unterlassen, seinem erneuten Glückwunsch beizufügen: So wirst Du also der Mann meiner Schwiegermutter und damit mein Schwiegervater. Nun, wenn das auch etwas

komisch erscheinen mag, Du darfst glauben, daß Margot und ich uns keinen besseren wünschen werden."

Er merkte in seiner Erregung gar nicht, daß Christoph seinen kräftigen Händedruck nur recht kühl erwiderte, um dann zu entgegnen:Du sprachst vorhin davon, daß wir Beide vielleicht an einem und demselben Tage Hochzeit machen könnten. Du hast es gewiß gut gemeint, aber, nimm es mir nicht übel, das ist doch wohl nicht so recht angebracht. Wenigstens wünscht das meine Braut nicht, und auch ich würde es vorziehen, hiervon abzusehen."

So hast Du mit Frau von Detten bereits über diesen Punkt gesprochen?" fragte Klaus hastig, in dessen Kopf eine unheilvolle Ahnung aufdämmerte.

Direkt gesprochen noch nicht," antwortete Christoph, aber meine Frau hat mir mit ihrem Jawort zugleich den Wunsch ausgesprochen, die Vermählung ihrer Tochter noch etwas ausgeschoben zu sehen. Und ich habe mich damit ein­verstanden erklärt, da ich den ersten Wunsch meiner Braut, die als Margot's Mutter hier doch auch das erste Be­stimmungsrecht hat, nicht ablehnen wollte."

Mühsam schluckte Klaus den aufquellenden Groll hinunter. Darf ich ganz offen mit Dir sprechen, Christoph?" Und als dieser nickte, fuhr er fort:Ich meine stets gehört M haben, daß Witwen, die sich wieder vermählen wollen, es vorziehen, eine erwachsene Tochter, zumal wenn sie verlobt ist, sich vor der eigenen Hochzeit verheiraten zu lassen. Und eine solche Handlungsweise hat entschieden etwas für sich. Kannst Du Dir denken, warum Margot's Mutter gerade das Gegenteil für recht befindet? Sie mußte doch wissen, daß wir im Herbst die Ringe wechseln wollten und hat bis­her keinen Einspruch dagegen erhoben."

Wie ich Dir schon gesagt habe", entschied Christoph mit seiner gelassenen Ruhe,mische ich mich in diese Ange-