Vergehen des versuchten Betrugs stand der 29 Jahre alte verheiratete Schultheiß. Paul Gold von Freuden st ein, OA. Maulbronn, vor Gericht. Der Angeklagte ist am 19. Juli 1881 in Knittlin- gen geboren. Er machte die niedere Berlvaltungs- dienstprüfung und wurde am 2. November 1905 zum Schultheißen der Gemeinde Freudenstein gewählt. Neben seinem Amt als Schultheiß, Ratschreiber und Verwaltungsaktuar bekleidete er das Amt als Stan­desbeamter, Ortsstenerüeamter und als Beam rer der Ortsbehörde für die Arbeiterversicherung. Außerdem war er Vorsitzender des Darlehenskassen Vereins Freudenstein-Hohenklingen. Goll lebte auf großem Fuße, er ging viel auf die Jagd und war ein guter Gesellschafter. Es handelt sich in einer Reihe von Fällen mit zum Teil niedrigen (50 Mk.), zum Teil erheblichen (1300 Mk.) Beträgen. Der Staatsanwalt ließ in den beiden ersten Fällen die Anklage fallen und stellte die Schuldfrage ins Er­messen des Gerichts. Im übrigen beantragte er eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten. Der Verteidiger beantragte Freisprechung. Schult- heiß Goll wurde zu l 1 Monaten Gefängnis vernirteilt, wovon zwei Monate durch Unter suchungshaft verbüßt sind.

st Mühlacker, 13. Okt. Auf dem hiesigen Bahn­hof wurde der Bremser Eisele von Stuttgart über­fahren und sofort getötet. Der Verunglückte ist verheiratet und hinterläßt eine Witwe mit drei Kindern.

st Gaisbeuren, OA. Waldsee, 13. Okt. In letz­ter Nacht hat ein Schadenfeuer das Anwesen des Bauern Birkenmaier eingeäschert, das erst vor kurzem in anderen Besitz übergegangen ist. lieber 20 Stück Vieh sind in den Flammen umgekommen.

st Berlin, 13. Okt. Der Kaiser und die Kai serin trafen im Laufe des Nachmittags vom Neuen Palais hier ein. Um sieben Uhr begann im Wei­ßen Saale die Hoftafel anläßlich des Uni- vr rs itätßjubiläu m s. Der Kaiser führte die Kaiserin. Es folgten der Kronprinz mit der Prin­zessin Eitel Friedrich, Prinz Rupprecht von Bayern mit der Kronprinzessin und mehrere andere Fürst­lichkeiten. Die Fürstlichkeiten nahmen zur Seite der Majestäten Platz, gegenüber der Reichskanzler. Fer­ner nahmen teil: zahlreiche hohe Militärs, die Hofchargen, Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter, der Kultusminister, die Professoren der Universität, so­wie die weiteren zu der Jubelfeier der Universität hier eingetroffenen namhaften deutschen und frem­den Gelehrten in ihrer Amtstracht und die Mitglie­der des studentischen Ausschusses, welche in vollem Wichs erschienen.

* Berlin, 13. Okt. Der große Kreuzervon der Tann" erzielte bei den Probefahrten an der gemessenen Meile bei Neukrug eine Höchstgeschwin­digkeit von 27,398 Seemeilen und bestätigte da­mit vollauf die hohen Erwartungen, die auf Grund der Vorproben der Bauwerft auf seine Leistungs­fähigkeit gesetzt worden sind.

st Bremen, 13. Okt. Die Verhandlungen zwi scheu den Werftarbeitern einerseits und der Nord­deutschen Armaturenfabrik und der Aktiengesellschaft Weser andererseits haben zu einer Beilegung aller Differenzpunkte geführt. Die Arbeit bei der Armaturensabrik wird morgen wieder aus­genommen werden. Die Aktiengesellschaft Weser

Zürnt, Freunde, nicht, wenn Spötter euch verlachen! Erwidert lächelnd ihren Spott und wißt:

Der Spötter Witz kann nichts verächtlich machen, Was wirklich nicht verächtlich ist.

Fr. Badenstedt.

Der Franzose.

Erzählung aus der neuesten Zeit von M. Reinhold.

(Fortsetzung.» Nachdruck verboten.

In feinem Schlosse zu Mariengrund verweilte der Fabrikbesitzer Christoph Bertram mit seiner Gemahlin Eleo­nore in tiefernstem Gespräch. Er war erst bei anbrechender Nacht in dem stattlichen Bau eingetroffen, während er ur­sprünglich erst am nächsten Tage hatte aus der Stadt heraus­kommen wollen, und Frau Eleonore ersah daraus sofort, daß eine Sache von besonderer Wichtigkeit eingetreten war. Und sie mutmaßte, daß das Erscheinen des Franzosen, des jüngeren Bruders ihres Mannes, das sie selbst so erregt, auch dessen Erscheinen veranlaßt hatte.

Wie war es aber möglich, daß der Sohn einer alten und reichen Partrizier-Familie, der nächste Anverwandte des Hauptes des Hauses, einem solchen Schicksal verfallen war? Was konnte ihn dazu treiben, in die Fremden-Legion Frankreichs einzutreten, surch verschiedene Jahre ein Leben der härtesten Strapazen zu führen und dann halb wie ein Vagabund heimzukehren, der in einem einfachen Bauernhaus Aufnahme suchte?

wird morgen durch Anschlag die Arbeiter zur Wie­deraufnahme der Arbeit auffordern.

st Skraßburg i. Elf., 13. Okt. Zum Gedächtnis der heute vor 2 Jahren gelegentlich des Gordon- Bennet Wettflugs in der Nordsee verunglückten Luft­schiffer Leutnant Förts ch vom Inf.-Regt. Nr. 136 und Leutnant Hummel vom Husareuregiment Nr. 9 in Straßburg fand heute nachmittag in der Oran­gerie eine Gedächtnisfeier statt, zu der die Generalität, die Spitzen der Behörden, die Offi­zierkorps der genannten Regimenter, s owie Mitglie­der des Oberrheinischen Vereins für Luftschiffahrt, zahlreich erschienen waren. Geh. Rar Prof. Dr. Hergesell, der Vorstand des genannten Vereins, ge­dachte in warmen Worten der beiden Kühnen, die ihren Wagemut mit dein Tode in den Wellen bü­ßen mußten, und übergab unter Niederlegung einer prächtigen Kranzspende den Gedenkstein.

Ausländisches.

st Brüssel, 13. Okt. Wie verlautet, ist nach­stehendes Programm für den Be such des deutschen Kaisers festgesetzt: Die Ankunft er folgt am 25. Oktober 3 Uhr nachmittags auf dein Nordbahnhof. Abends findet Galadiner nach dem Empfang des diplomatischen Korps statt. Für den 26. Oktober ist ein Besuch der Ausstellung für alte Kunst, sowie des Rathauses geplant. Abends fin­det ein Diner bei der Gräfin von Flandern und im Anschluß daran eine Gälaoper statt. Für den 27. Oktober ist der Besuch des Parks von Laeken. nach inittags ist Empfang der deutschen Kolonie und hierauf ein Diner in der Gesandtschaft vorgesehen. Darauf erfolgt die Abreise nach Berlin.

Fortgesetzt

werden Bestellungen aus unsere Zeitung von allen Postboten und unseren Agenten entgegengenonnnen.

* Brüssel, l 1. Okt. Wie mitgeteilt wird, ist der endgültige offizielle Schluß der Weltaus­stellung auf Montag, den 7. November abends festgesetzt worden.

st Bukarest, 13. Okt. Kriegsminister Craini- ciano und seine Familie erlitten einen schweren Automobilunfall. Der Minister brach 2 Rippen und wurde am Kopse verletzt. Diese Verletzungen sind jedoch unerheblich. Seine Gemahlin erlitt ebenfalls 2 Rippenbrüche, die Tochter einen Armbruch, der Chauffeur einen Beinbruch. »

st Kopenhagen, 13. Okt. Der Danziger Dampfer Sofie, mit einer Kohlenladung nach Danzig unter­wegs, ist in der letzten Nacht bei Dornby an dev Nordostküste von Jütland gestrandet. Nach gro­ßen Anstrengungen gelang es, in Rettungsbooten neun Mann der Besatzung zu retten, während sechs Mann, unter ihnen ber Kapitän, ertranken. Der Dampfer ist gesunken.

st London, l.3. Okt. In der letzten Zeit ist! die Polizei davon verständigt worden, daß der Jah­restag der Erschießung Ferrers Veranlassung zu Kundgebungen in London geben würde. In

Das war eine lange Geschichte, aber keine freudige. Die Leute in der großen Stadt, die sie kannten, erzählten darüber recht verivorrene Dinge, so daß der Eine dem wider­sprach, was der Andere behauptet hatte. Man nannte Klaus Bertrain bald einen leichtsinnigen jungen Menschen, der in Saus und Braus dahingelebt hatte, bis ein längeres Verweilen für ihn in seiner Heimat unmöglich geworden war, bald wurden geheimnisvolle Andeutungen laut, daß hier denn doch noch ganz andere Dinge mit ins Gewicht fielen, über die Näheres aber nicht gesagt werden könne, weil man auf gewisse Leute Rücksicht zu nehmen, allen Anlaß habe.

Was aber Klaus Bertrams Leben so seltsam gewandelt hatte, das war nicht allein schäumender Jugend-Uebermut gewesen, sondern auch ein gutes Stück schweres Schicksal. Auf seine Kraft bauend, war er in ein Lebens-Geleise ge­raten, aus dem er keinen Ausweg wieder zu finden gewußt hatte. Und mit seinem Zusammenbruch hatte er das Den­ken und Fühlen eines anderen Wesens verknüpft, das er unter aller Mühe und Not in der afrikanischen Sonne auch nicht einen Augenblick hatte vergessen können, Margot, die Tochter von Frau Eleonore aus deren erster Ehe.

Nach dem Willen ihres Vaters sollten die beiden Brüder Christoph und Klaus Bertram das große Geschäfts-Unter­nehmen gemeinsam führen. Der ernste und verschlossene, fast zwölf Jahre ältere Christoph galt als ein hervorragender Kaufmann, aber doch auch als ein halber Sonderling, von dem man annahm, daß er überhaupt nicht heiraten würde. Er lebte still, fast bescheiden, gab aber seinem jüngeren Bru­der Klaus, der in der Heimatstadt bald der »tolle Bertram" hieß, reichliche Mittel zu einem lustigen Leben, ohne über seine Streiche auch nur ein Wort zu bemerken. Klaus lohnte dem Bruder für diese Nachsicht durch eine treue Anhänglich­keit und nahm alle geschäftlichen Weisungen Christophs ohne

der vorigen Nacht wurde der Bürgersteig vor der spanischen Botschaft und die Eingangsstufen mit einer blutroten chemischen Substanz bestrichen. Alle Bemühungen des Dienstpersonals der Botschaft konn­ten bis mittag den Anstrich nicht beseitigen.

st Madrid, 13. Okt. Am heutigen Jahres­tag des Todes Ferrers sind zahlreiche Ver­sammlungen veranstaltet worden. Der Gouverneur von Barcelona hat jedoch die meisten der dort ge­planten Versammlungen nicht genehmigt u. alle Mas­senkundgebungen in her Nähe des Grabes Ferrers verboten. Nach amtlichen Mitteilungen wurde bis zum Abend in ganz Spanien die Ruhe nirgends gestört.

st Peking, 13. Okt. 500 Mann Grenz trup­pen meuterten und besetzten mit Parteigängern des Lama Tschungtien im nordwestlichen Teile der Provinz Aunnan. Truppen zum Entsatz der Stadt sind abgesendet; man erwartet keinen ernsten Wi­derstand.

Eisenbahnerftreik in Frankreich.

st Paris, 13. Okt. Als Resultat verschiedener Erkundigungen ergibt sich, daß der Aus stand der Eisenbahnangestellten bei weitem kein all- geüieiner ist.

st Paris, >3. Okt. Wegen Aufreizung zum Aus­stand und wegen Beleidigung des Heeres sind noch weitere Verhaftungen von Eisenbahnarbeitern er­folgt.

st Paris, 13. Okt. Der Ministerpräsident ließ dein Bureau des Munizipalrates die Erklärung zu­gehen, daß die Verproviantierung von Pa- ris sicher gestellt sei. Die Ablieferungen in den Hallen und auf dem Schlachtviehmakt hätten sich in normaler Weise vollzogen und würden sich auch ebenso fernerhin vollziehen. Die Deputierten der ge­einten Sozialisten beklagen sich über die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen und fordern eine sofortige Einberufung der Kammern. Der sechste zn verhaftende. Führer der Ausständigen, Chaillais, ist in seiner Wohnung verhaftet worden. Weitere Verhaftungen folgten.

" Vorn E i s e n b a h n e r a u s st a n d in Frank­reich ist auf den r tt. S ta ats b a h n e n weder im Personen noch im Güterverkehr etwas zu bemerken. Das rührt daher, daß Württemberg keine direkte Verbindung mit der französischen Nordbalm hat, die Züge der Ostbahn, die über Stuttgart lau­fen, treffen ohne nennenswerte Verspätung ein. Al­lerdings wird man wohl in der nächsten Zeit auch mit Verzögerungen im Verkehr auf der Ostbahn rechnen müssen, da nach den neuesten Nachrichten der Ausstand auch auf die Ostbahn übergegriffen hat.

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st Paris, 13. Okt. Heute abend um halb sie­ben Uhr hat auf den Boulevards das elektrische Licht zu versagen begonnen.

st Paris, 13. Okt. Die Bediensteten der Stra­ßenbahn von Paris nach St. Germain streiken. Man befürchtet, daß heute das Personal der anderen Straßenbahnen des Seinedepartsments in den Aus­stand treten wird.

jeden Widerspruch entgegen. Trotz der größten Verschieden­heit der persönlichen Neigungen und Anschauungen war also das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern ein vollständig harmonisches und ungetrübtes.

Auf einer Sommerreye hatte Klaus Bertram in einem eleganten Badeort der Nordsee die Bekanntschaft einer Frau Eleonore van Detten gemacht, die durch ihre imposante Er­scheinung und ihren Kleider-Luxus viel Aufsehen erregte. Sie sollte, so erzählte man sich, die Witwe eines niederländi­schen Offiziers sein, der in Indien gefallen war. Den voll­kommensten Gegensatz zu ihrer Prunk liebenden Mutier bil­dete die zarte, anmutige, aber stille Schönheit ihrer Tochter Margot, und wie es dem Schelm Amor nun einmal oft gefällt, verliebte sich der Lebemann Klaus Bertram in die zurückhaltende Margot van Detten, die so gar kein Wesen von sich machte, die lieber allein am Meeresstrand promenierte, statt sich in der glänzenden Bade-Gesellschaft zn bewegen.

Der junge Bertram lernte in dem hochgebildeten und wißbegierigen Mädchen, das mit tiefer Verehrung von seinem verstorbenen Vater sprach, der Margot für vielerlei Dinge zu interessieren gewußt hatte, die sonst den Lebensgewohnheiten einer modernen jungen Dame recht fern liegen, ein Wesen kennen, zu dem er sich mit aller Macht hingezogen fühlte. Solche Naturen hatte Klaus bisher überhaupt nicht gekannt, er blieb den Spieltischen im Bade-Kasino fortan ebenso fern, wie den internationalen sportlichen Veranstaltungen, das Ge­plauder mit Margot gewährte ihm einen weit höheren und reineren Genuß.

Frau von Detten schien die schnell wachsende Neigung zwischen den beiden jungen Leuten nicht ungern zu sehen und legte ihr jedenfalls keinerlei Hindernis in den Weg- Die gegenseitige Syinpathie, die Margot und Klaus an­einander fesselte, führte bald zu einem völligen Einverständnis