erscheint es daher geboten, die Quittungskarten der Einberufenen, auch wenn sie mit Marken nur teil weise gefüllt sind, aufzurechnen und hierher ein-- zusenden. Die Ortsbehörden für die Arbeiterver­sicherung werden angewiesen, die in Betracht kom­menden Versicherten hierüber zu belehren und sie aufzufordern, nach Beendigung ihrer Versicherungs- Pflichtigen Tätigkeit und vor ihrem Eintritt zum Militär ihre Quittungskarten zur Aufrechnung vor zulegen. Nach beendigter Militärdienstzeit ist be­sonders darauf zu achten, daß, diese in der neu aus-, zustellenden Quittungskarte zur Aufrechnung kommt.

* Württ. Obstbauverein. Am Samstag, 8. Okt. d. I., nachm. 2 Uhr, findet zu Heilbronn in der" Harmonie" eine Zusammenkunft des Ausschusses mit den Vertrauensmännern und Freunden des Obstbaues statt. Am Sonntag, 9. Okt., vorm., Be­sichtigung der Obstausstellung in derHarmonie". Gemeinschaftliches Mittagessen daselbst, dann Obst­bautag. ,Abfahrt in Stuttgart am Samstag 12.47, Sonntag 8.01. >

Fünf Jahre>on sind verflossen, seit unsre Bezirksstadt Nagold ein Gustav-Adolf-Fest bei sich gesehen hat. Am nächsten Tonntag den 9. ds. Mts. soll nun wieder ein solches abgehalten werden. Dabei werden als Redner austreten zwei Männer, die beide an evangelischen Gemeinden in Oester­reich wirken: der eine, Pfarrer Jaquemar, in St. Pölten in Niederösterreich, einer etwa 60 Kilome­ter von Wien entfernten Stadt mit einer evange­lischen Gemeinde von ca. 4350 Seelen augs- burgischen und 200 Seelen helvetischen Bekennt­nisses: der andere, ein geborener Württemberger, Pfarrer Bazlen in Feldkirch in Vorarlberg, nicht weit vom Bodensee, wo erst seit Februar vorigen Jahres ein evangelisches Pfarrhaus zur Versorgung einer Gemeinde von 350 Seelen augsburgischen und helvetischen Bekenntnisses besteht. Sie werden aus ihrem unmittelbaren Erleben heraus zu sa­gen haben von Freud und Leid ihres Dienstes an den Evangelischen in der Diaspora; werden als Män­ner ruhigen, nüchternen Urteils, ohne ins Ueber- schwängliche zu verfallen, Einblicke in die hüben und trüben treibenden Kräfte der sogenannten evan­gelischen Bewegung ermöglichen, und werden wie Teilnahme für die oft in ernstem Ringen um die Glaubensfreiheit kämpfenden Brüder da drau­ßen, so auch hilfsbereite Liebe rvachrufen wollen für das schöne Friedenswerk des Gustav-Adolf-Ver- eins, der, frei von jeder Unduldsamkeit, nur darauf­hin sein segensreiches Bestreben richtet, daß, wo ein Häuflein Evangelischer in der Zerstreuung sich findet, es nicht Mangel leide an dem, was ihm not tut: an geistlicher Versorgung, an der Gelegen­heit zur Teilnahme an regelmäßig stattfindenden evang. Gottesdiensten, u. nicht zuletzt an evang. Schulung und Erziehung des nachwachsenden Ge­schlechts. Wer dankbar für die Freiheit, in der er seines Glaubens leben darf, ein Herz hat für an­dere, die es nicht so gut haben, sei hiemit> dem Jahresfest in Nagold am kommenden Sonntag herzlich eingeladen! Wir wünschen dem Fest zahl­reiche Beteiligung aus dem ganzen Bezirk und an­regenden Verlauf.e.

* Calmbach, 5. Okt. Der Fabrikbesitzer Alfred Gauthier hier errichtet eine Fischzuchtanlage, be­stehend aus l? Fischteichen und einem Tiefsee. Das für die Anlage erforderliche Betriebswasser soll dem

Herzlosigkeit ist das schlimmste aller Uebel, denn es ist unheilbar und verdirbt den Charakter.

in deren Haus die geschickte Liese schon häufig tätig gewesen war, ließ sie herausholen, um mit ihr über eine neue Arbeit Rücksprache zu nehmen Die Frau Schultheiß hatte diesmal nichts »tnzuwenden, und so flog der Wagen mit dem Mäd­chen bald die Chaussee dahin und bald war Mariengrund erreicht.

Christoph Bertram, der Inhaber der mächtigen Spinnerei bei Friedingen, der diese industriellen Anlagen aus der großen Stadt hierher, wo die Arbeitskräfte viel billiger zu haben waren, verlegt hatte, war auch Besitzer des alten Rittergutes Mariengrund geworden. Das alte Geschlecht, das hier Jahr­hunderte gehaust hatte, war bis auf einen alten Herrn aus­gestorben, der es nicht ertragen konnte, hier allein und ver­einsamt von der Erde zu scheiden. Er wollte den hohen Kaufschilling, der ihm von dem reichen Großindustriellen ge-

l Calmbächle mittelst einer Stauvorrichtung entnom men und mit einer Steinzeugrohrleitung der An­lage zugeführt werden.

st Tübingen, 6. Okt. Hier tagte der Sonder­ausschuß für Forstdüngung der deutschen Land Wirtschafts-Gesellschaft. Es wurden von etwa 20 Teilnehmern die Forstdüngungsversuche in den Ge­meindewaldungen von Rottenburg und Owingen be­sichtigt, die von der Forstlichen Versuchsanstalt Tübingen bezgl. von Forstrat Lent (früher in Sig­maringen, jetzt in Allenstein) eingeleitet wurden. Unter Führung des derzeitigen Rektors der Uni­versität, Prof. Bühler, wurden sodann die Dün­gungsversuche im forstlichen Versuchsgarten im Großholz bei Lustnau besichtigt, worauf mehrere der Herren noch einen Ausflug nach Bebenhausen un­ternahmen.

js Reutlingen, 6. Okt. Der 4jährige Knabe des Strickwarenfabrikanten Euchner in der Alb Vorstadt wurde von einem angehängten und schwer beladenen Holzwagen überfahren. Vorder- und Hin­terrad gingen dem Kind über die Brust und es mußte nach Hause getragen werden. Den Fuhrmann soll keine Schuld treffen.

II Tuttlingen, 6. Okt. An Kindsbettfieber ist hier eine Reihe von Wöchnerinnen erkrankt, an einem Tage sind auch bereits zwei Frauen gestorben. Das K. Oberamtsphysikat sah sich zu Maßnahmen ver­anlaßt, die zunächst in einer Untersuchung des Ver­haltens der Hebammen bestehen.

II Stuttgart, 6. Okt. Am heutigen Todes­tag des Königs Karl ließen die seinen Na­men tragenden Regimenter durch Offiziersabord­nungen Kränze am Sarkophag des Königs in der Gruft des alten Schlosses niederlegeu. Auch Her­zogin Wera und Herzog Philipp ließen Kränze nie- derlegen.

* Stuttgart, 6. Okt. Heute kamen bei den Ka­vallerieregimentern und dem Train Nr. 13 die Rekruten zur Einstellung. Bei der Infanterie, Feldartillerie und den Pionieren rücken sie am l 2. ds. Mts. ein. Beim Pionier-Bataillon Nr. l-3 in Ulm wurden heute die Reservisten zur Ableistung einer vierwöchigen Uebnng einberufen.

II Stuttgart, 6. Okt. Oberleutnant a. D. Gramm wurde Vvn der Strafkammer des Landge­richts wegen Beleidigung des Majors Weller zu 3 Wochen, wegen Beleidigung des Generalmajors von Borrer zn leinhalb Monaten Gefängnis, mit­hin zu einer Gesamtstrafe von 2 Monaten Ge- fänani s u n-d z u r Tragung d e r K osten ver­urteilt.

ss Stuttgart, 6. Okt. (Mädchenturnen. > Vor einigen Tagen verließ dieAnweisung für Ertei­lung des Mädchenturnens" von Herrn Professor Keßler hier, die Presse. Bekanntlich ist das Mädchen­turnen eine neue Unterrichtsdisziplin unserer Volks­schule. Um nun in sie des näheren einzuführen, werden in den diesjährigen Turnkurs nicht nur 32 weitere Bolksschullehrer bezw. frühere Kursteil­nehmer einberufen, sondern erhalten auch die kgl. Bezirksschulauffeher im Hauptamt Ordre, an diesem Kurs vom ll. 13. Oktober bezw. an der instruk­tiven Schlnßeinführung teilzunehmen. Außerdem werden auch andere Bezirksschulauffeher diese Ge­legenheit benützen, um sich die nötigen Informa­tionen über diese neue Disziplin anzueignen.

zahlt worden war, dazu benützen, seinen Lebensabend nn Süden, inmitten einer internationalen Gesellschaft zu verleben, und nur seine irdische Hülle sollte nach Friedingen zurück­gebracht und dort beigesetzt werden. Schloß Mariengrund stellte eine prächtige alte Burg dar, von einem breiten Wall­graben umgeben, den hohe Kastanien überschatteten. Jetzt trugen die Bäume das reiche bunte Laub des Herbstes, als die glühende Sonne darüber hinflammte, schien eine Feuer­wand um das alte Kastell gezogen.

Mariengrund war seinem Stil gemäß einfach, aber ge­diegen eingerichtet; es sollte weniger für glänzende Repräsen­tationszwecke dienen, als zu einem stillbehaglichen Heim für den Kaufmann und seine Familie, wenn er der Ruhe und Erholung bedurfte. Liebliche und romantische Aussichten auf das sich bis hierher in seinen Ausläufern erstreckende Waldgebirge verschönten den Aufenthalt, und in diesen Herbstabenden klang das Schreien der Hirsche bis zu den Fenstern der Burg, die aus den bald meterdicken Mauern in den Abend hinausfunkelten. Es war so recht ein Fleck Erde zum tiefen Aufatmen!

Liese brauchte keine Minute zu warten, als sie im Hause eingetroffen war, sie wurde sofort vor die Hausherrin geführt. Frau Eleonore Bertram war eine majestätische, stolze Dame, der man ihre mehr als vierzig Jahre nicht ansah. Nicht allein, daß sich die schöne Frau vortrefflich konserviert hatte, boten Erscheinung, Haltung und Gesichts- auSdruck eine so imposante Harmonie, daß ein Jeder, der sie schaute, unwillkürlich sagte, sie sei die rechte Herrin für diesen Edelsitz. Sie hätte nur die reiche Kleidung der früheren Jahrhunderte anzulegen brauchen, und die Täuschung wäre die vollkommenste gewesen.

Frau Eleonore hatte für das schmucke und gewandte Torfmädel eine gewisse Vorliebe gefaßt und hätte sie gern

st Stuttgart, 6. Okt. (Hundesport.) Am Sonn­tag den 23. Oktober veranstaltet die Bezirksgruppe Stuttgart des deutschen Pudelklubs, Sitz in München E. B. (im Kartell), in den Räumen der Gewerbehalle eine große allgemeine Schau von Hunden aller Rassen nach Kartellsatzungen. Da seit längerer Zeit in Stuttgart eine Hundeausstellung nicht stattge­sunden hat, so ist das Interesse in allen Kreisen recht rege. Programme sind durch die Geschäfts­stelle: Fr. Bazille, Stuttgart, Reinsburgstraße 152. III erhältlich.

st Lauffen a. N., 6. Okt. Der schon viele Jahre bei dem Landwirt Köllmer am Mühlberg im Dienst stehende Knecht Kvnrad Goll, ein allgemein be­kannter und beliebter Mann, stürzte in der Scheune aus die Tenne herab direkt aus den Hinterkopf. Dabei brach er das Genick und war sofort tot.

st Serres, OA. Maulbronn, 6. Okt. Dieser Tage lag eine große Anzahl 2 Pfund schwere Fische (Karpfen und Schleihen) tot auf der Oberfläche des Wassers. Ob eine Krankheit oder ein Verbre­chen die Ursache ist, wird die eingeleitete Unter­suchung ergeben. Dem Pächter des Weihers ist da­durch ein beträchtlicher Schaden erwachsen.

jj Heilbronn, 6. Okt. Für die Metallarbeiter­aussperrung kommen in Heitbronn in Betracht: 4 Betriebe mit rund 800 Beschäftigten und in Nek- karsulm 2 Betriebe mit 750 Beschäftigten, insge­samt 1640 Beschäftigte. Vvn diesen gehören der soziätdemokrallschen Organisation an rund 1125 Mann, die übrigen Organisierten verteilen sich auf andere Organisationen. Von diesen 1 640 Beschäftig­ten bekamen 935 die Kündigung, weitere 140 ha­ben die Kündigung selbst eingereicht, sodaß, wenn in den zwei weiteren Betrieben die 40 Prozent ebenfalls kündigen, die Zahl der Ansgesperrten sich aus 1150 erhöht.

Is Weipertohofrn, OA. Crailsheim, 6. Okt. Dem Gutsbesitzer I. Gsell hier brachte dieser Tage eine .Kul: ein schönes Farrentalb zur Welt, das das re- spAtable Gewicht vvn 120 Pfund hatte.

II Kottspiel, OA- Ellwangen, 6. Okt. Heute früh brach in der Scheuer des Franz Scheuermann hier Ferl er aus, das rasch auf zwei weitere Scheuern und Wohnhäuser Übergriff und sie in Trümmerhaufen verwandelte. Außer dem Anwesen des Scheuermann ist das des A. Stegmaier abge­brannt.

!s Gmünd, 6. Oktbr. Rechtsanwalt und Gs- meinderat Hüttelmayer hier mußte vor einigen Tagen ein Bein amputiert werden, das bei einem in früheren Jahren erfolgten Sturz Schaden sr- litt'n hatte. Rechtsanwalt Huttelmayer ist nun ge­stern mittag gegen 12 Uhr im 54. Lebensjahrs gestorben.

st Giengen a. Br.,. Heidenheim, 6. Okt. Aus den Zinsen der Wilhelmsstiftung, die jedes Jahr ans 27. September, dem Geburtstage des verewigten Königs Wilhelm, zu vergeben s'nd, konnte unter I 4 hiesige Bürgerssöhne, die eine höhere Lehranstalt besuchen, die Summe von 657 Mark verteilt wer­den.

* Oberwolfach, 5. Okt. Gestern brach in dem Wohnhaus des Roßkopserbauern Bartholomä Schrempp Feuer aus, welches das ganze Anwesen in kurzer Zeit in Asche legte. Die Bewohner konn­ten mit großer Mühe ihr Leben retten; die Dienst­magd Antonie Jehle erlitt schwere Brandwunden.

.für immer in ihrem Hause und zu ihrem persönlichen Dienste behalten; aber davon wollte Anton Wuddicke, ihr Vater, nichts wissen, und auch die glänzenden Anerbietungen der Frau Bertram konnten ihn eines Besseren nicht belehren: Seine Tochter mußte in tüchtiger Arbeit ihr Geld verdienen, das war selbstverständlich, aber das Vaterhaus sollte doch ihr Heim bleiben. Dabei mußte es sein Bewenden haben.

Es war bald besprochen, was das junge Mädchen in den nächsten Tagen zu besorgen hatte, aber der vornehmen Dame schien noch etwas anderes auf dem Herzen zu liegen. Nach einigen nebensächlichen Fragen begann sie geradezu: Wohin ist denn Ihre Schwägerin heute gefahren, Liese? Wenn ich mich nicht sehr geirrt habe, ging sie mit Jemand zum Bahnhofe, gerade als meine Tochter uud ich mit dem Zuge angekommen waren und hierher fuhren/

Liese machte unwillkürlich ein tiefbetrübtes Gesicht, als sie nach einem Knire antwortete:Die Rose ist heute in die Stadt. Ich wollte so gern mit, aber das ging ja nicht, gnädige Frau, wegen meiner Näherei beim Schultheiß, und ivenn ich rnitgefahren wäre, hätte ich auch nicht hier heraus kommen können. So sind die Rose und ver Franzose allein gefahren/

Ueber das Gesicht der Dame zuckte es:Der Frau- zose? Wer ist denn das? Wohnt er in Eurem Dorfe?*

Dem Mädchen waren seine Worte so unwillkürlich auf die Zunge gekommen; jetzt bedachte Liese doch, ob es ihrem Gaste, für den sie schon so sehr eingenommen war, recht sein würde, wenn sie überall von seiner Anwesenheit er­zählte. Hier hatte sie ja nun einmal ihrer Zunge freien Lauf gelassen, aber sie beschloß doch, nicht mehr zu sagen, als unumgänglich nötig war.

Das ist ein Fremder, ein Bekannter vom Vater, der ihn gestern mit nach Haus gebracht hat. Er will sich in