ff Leipzig, 6. Okt. Das Schwurgericht verurteilte den Kellner Karl Coppius zweimal zum Tode, zu 15 Jahren Zuchthaus und zum dauernden Ehrverlust, seinen Bruder Fritz Coppius zweimal zum Tode, zu 7 Jahren Zuchthaus und zu dauerndem Ehrverlust. Die Angeklagten nahmen das Todesurteil ohne sichtliche Erregung aus. — Die Brüder Coppius haben bekanntlich einige Raubmorde aus dem Gewissen.
js Berlin, 6. Okt. Der Vorstand des deutschen Städte tags beschloß in seiner heutigen Sitzung, eine dringende Eingabe an den Reichstag zu richten und darin schleunigst M aßnah- m e n zur dauernden Beseitigung der Fleischteuerung zu fordern.
st Berlin, 6. Okt. Wegen der gestrigen Streik- ausschreitungen in Moabit wurden acht Personen, darunter organisierte Arbeiter, verhaftet. Jetzt befinden sich 64 Angeschuldigte in Untersuchungshaft. Sie sind zum Teil geständig.
st Berlin, 6. Okt. In einer vom Vorstand der Vereinigung zur Errichtung eines Bismarcknational d e n k ma l s auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück nach Berlin berufenen und sehr zahlreich besuchten Sitzung aller Ausschüsse wurde unter dem Vorsitz des Geh. Kommerzienrats Kirdorf zunächst der Oberpräsident der Nheinprovinz, Exzellenz von Rheinbaben, in das Präsidium gewählt. Das Ergebnis der bisherigen Sammlungen beläuft fick auf rund 700 000 Mark. Hierauf wurde eine Reihe von Vorschlägen gemacht zur Belebung der Agitation u. ihre Ausdehnung auf die Ausländsdeutschen u. beschlossen, ohne öffentliches Preisausschreiben eine Anzahl von Künstlern zur erneuten Einreichung von Entwürfen zu veranlassen. Die Entwürfe sollen in einer Reihe von Städten, zuerst in Düsseldorf, zu einer Ausstellung vereinigt werden.
Essen, 6. Okt. Heute nachmittag sind durch eine Explosion schlagender Wetter auf der 7. Sohle der Zeche „Friedrich und Ernestine" bei Stoppenberg Gesteinsmassen niedertzegangen und haben drei Bergleute verschüttet. Einer von ihnen ist tot zu Tag gefördert worden. Es besteht wenig Hoffnung, die anderen bergen zu können, da die Rettungsarbeiten infolge des festen Gesteins sehr schwierig s-nd.
st Essen, 6. Okt. Bei den Bergungsarbeiten/ auf der Zeche Friedrich und Ernestine hat ein Mann der Bergnngskotonne das Leben eingebüßjt. Ein zweiter von den drei Verschütteten ist als Leiche uusgefunden worden.
st Hamburg, 6. Okt. Die Differenzen mit den Werftbetrieben sind durch die Verhandlungen beigelegt worden. Die beschlossene G e s am ta u s s p e r r u n g in der Me t a l l i n d u str i e unterbleibt.
Eine Revolte in Südwestafrika.
* Berlin, 6. Okt. Nach einem Telegramm des Gouverneurs aus Windhuk revoltierten bei Wil-t helmstal in Südwestafrika am 4. Oktober die Trans- bahkasfern der Baufirma für den Umbau der Strecke Karibib-Windhuk. Die Revolte wurde sofort mit der Hilfe des Militärs unterdrückt. Zwölf Eingeborene wurden g'e tötet, zehn verwundet. Für ausreichenden militärischen und polizeilichen Schutz ist gesorgt. Der nähere Tatbestand ist noch unbekannt. Eine eingehende Untersuchung ist kingeleitet.
Ausländisches.
st Wien, '6. Okt. Me Regierung hat die Einfuhr einer Probesendung von 25 000 Kilo argentinischen Fleisches gestattet.
st Danville, 6. Okt. Das Kohlenbergwerk von Hartshorn steht in Flammen. 150 Bergleute befinden sich noch unter Tage.
Klein-Friedingen wohl blos von allen seinen Reisen ein bischen erholen. Dann wird er wahrscheinlich weiterziehen. Heute ist er mit der Rose, wie gnädige Frau ja gesehen haben, nach der Stadt. Da will er sich vielleicht schon über seine Weiterreise erkundigen/
Die Dame nickte befriedigt. „Ich habe Sie nur gefragt, Liese, weil, wie Sie ja auch wissen, jetzt viel unsicheres Volk im Lande umherzieht, vor dem sich ehrliche und vertrauensvolle Leute, wie Sie es zu Hause sind, in Acht nehmen müssen. Es wird ganz gewiß am besten sein, wenn der Mann bei Ihnen seinen Weg bald fortsetzt. Solche Leute bringen auch nur Unruhe und Unzufriedenheit in unsere stille Gegend. Das sagen Sie nur Ihrem Vater. Und wenn es dem Fremden an Reisegeld fehlt, hier sind zwei Zwanzig- Markstücke, davon kann ihm Ihr Vater nach Bedarf geben. So wird es für alle Teile am besten sein. Und nun lassen sie sich etwas zu essen und zu trinken geben, bevor Sie heimkehren. Guten.Abend."
Fortsetzung folgt.
«ivoluttorr i« Lissabon.
* Madrid, 5. Okt. Me Revolution in Portugal macht hier ungeheuren Eindruck, namentlich auch im Palast, wo man die Nachrichten mit größter Spannung erwartet. Die Minister konferieren beständig. In der Stadt patrouillieren berittene Polizisten. Nach den letzten Nachrichten der Regierung wird die Revolution von einem Admiral und mehreren Generalen geleitet. Sämtliche Eisenbahnen, Landstraßen und Brücken sind von den Revolutionären gesperrt, um den Zuzug monarchischer Truppen zu verhindern. Man erfährt, daß schon vor zwei Monaten ein portugiesischer Torpedo von der meuternden Besatzung gestrandet wurde. Ueber- haupt war die Revolution von langer Hand sehr geschickt vorbereitet.
* Madriö, 5. Okt. Wie aus Lissabon hierher gemeldet wird, beging General Gorjas Selbstmord, als die Revolutionäre ihn im Palast gefangen nehmen wollten.
st Madrid, 6. Okt. Der Schnellzug, der heute vormittag von der portugiesischen Grenze hier eingetroffen ist, hat weder Reisende noch Postsachen ans Portugal mitgebracht.
st Madrid, 6. Okt. Ein Angestellter der Bahn Madrid-Caceres berichtet, daß, die Eisenbahnzüge Lissabon noch nicht erreichen, sondern in Villafranca an halten.
st Oporto, 6. Okt. Es herrscht hier eine große Unruhe und die Nachrichten aus Lissabon werden mit Ungeduld von der Menge erwartet, die stich nach dem Mittelpunkt der Stadt zusammengedrängt hat. Vor der Redaktion des republikanischen Blattes Vaterland veranstaltete die Bevölkerung eine große Demonstration, um ihrer Sympathie mit der Revolution Ausdruck zu geben. Die Massen' wurden von der Polizei mit Gewalt zerstreut.
st Paris, 6. Okt. Der französische Gesandte in Lissabon hat dem Minister des Aeußprn durch drahtloses Telegramm von einem der englischen Schiffe bestätigt, daß die Republik ausgerufen ist. Der König Manuel, die Königin-Mutter Amalie und die Königin-Witwe Maria Pia befinden sich in Mafra. Ein hierher übermitteltes offiziöses Telegramm aus London besag? dagegen, daß das Auswärtige Amt, denk gestern g emeldet worden war, daß die Königin-Mutter von Portugal in Cascaes und der König in Mafra sei, heute Berichte erhalten habe, die Meldung sei falsch. Der Aufenthalt des Königs sei nicht bekannt. Der Kreuzer Minerva, der Befehl erhalten habe, die Jacht Amalie zu begleiten, habe die Jacht nicht gefunden. Nach einem' dritten aus Madrid hier eingetaufenen gleichfalls offiziösen Telegramm soll sich der König nach einer vom spanischen Ministerium des Innern erteilten Auskunft an Bord seiner Jacht befinden. Die Truppen der Festung Elvas sollen sich der provisorischen Regierung augeschlossen hüben.
ss Frankfurt a. M., 6. Okt. Der Minister des Aeußern in Lissabon, Machado, hat dem Vertreter der Frankfurter Zeitung namens der provisorischen Regierung erklärt, alle nationalen Kontrakte würden anerkannt werden. In der Stadt herrscht völlig Ruhe.
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>s Vigo, 7. Oktober. Passagiere eines Dampfers, der hier aus Lissabon eingetragen ist, erzählen, am Tage ihrer Abreise vo Lissabon habe ein Regiment unter Führung des Herzogs von Ovorto auf das Volk geschossen. Die Revolutionäre hätten das Regiment gezwungen, sich zu ergeben. Das Geschütz- und Gewehrfeuer sei schrecklich gewesen. Die Toten und Verwundeten zählten nach Tausende«. Die Proklamierung der Republik habe bei dem Volke unendliche Freude erregt.
Lissabon, 6. Oktbr. Die gesamte Königs- Familie verließ das Land an Bord der Jacht Amelie. Die Stadt Lissabon befindet sich wieder in nor m alem Z u st a n d e.
Allerlei.
* In Fontainebleau wurden am Sonntag die Besucher der Saint-Louis-Kirche durch gellende Schreie erschreckt. Ein von Tobsucht befallenes 27- jähriges Mädchen wälzte sich, entsetzlich schreiend, am Boden der Kirche. Die Unglückliche hatte kürzlich als Zeugin vor dem Friedensrichter, um einem Nachbarn eine Verurteilung zu ersparen, falsches Zeugnis abgelegt; kurz darauf wurde sie von Gewissens bissen gequält. Seitdem verließ sie die Kirche nicht mehr. Fortwährend flehte sie knicend Gott und das Gericht um Vergebung ihrer Sünde an und geriet schließlich ,in einen solchen Zustand seelischer Erregung, daß ihr Geist eine starke Erschütterung erlitt. Schließlich nahm das Leiden die Form des religiösen Wahnsinns an. Die Unglückliche mußte, um aus der Kirche nach dem Spi tal gebracht werden zu können, gefesselt werden.
* Am Sonntag den 2. Oktober waren es vier - zig Jahre, daß die Bürger Roms darüber
ab stimmten, ob sie italienisch werden oder päpstlich bleiben wollten. Das Ergebnis der Abstimmung war: 130 000 für Italien, 1500 für den Papst.
* Nach einer Meldung von der russischen Grenze wurde bei Kiew eine aus elf Personen bestehende Bauernfamilie auf bestialische Weise ermordet. Die Täter waren Räuber.
* Liebe und Portemonnaie. Die viel- gefeierte Brettl-Sängerin Lina Cavalieri heiratete einen nordamerikanischen Milliardär, der sich hinterher als ein gewöhnlicher Hunderttausend-Dollar- Mann entpuppte. Die Leere der Börse ließ auch die Liebe entweichen, man trennte sich.
* Schutz den Stubenvögeln. Der Ver
band der deutschen Tierschutz-Vereine forderte auf seinem in Berlin abgehaltenen 12. Verbandstage gesetzliche Bestimmungen über die Größe von Vogelbauern. Wer sich einen Kanarien- oder sonstigen Stubenvogel hält, hat auch die Pflicht, dem Tierchen, dem in der Freiheit die Unendlichkeit offen! steht, einen ausreichenden Raum im Käfige zu gewähren. »
Literarisches.
Die Jugend-Rundschau, eine Wochenschrift zur Pflege der staatsbürgerlichen Erziehung der deutschen Jugend beginnt soeben ihren 3. Jahrgang. Um diese zeitgemäße, leider noch viel zu wenig bekannte Jugend-Zeitschrift — die auch für Eltern' und Erzieher sehr lesenswert ist — weiteren Kreisen zugänglich zu machen, hat deren neuer Verleger, die durch Herausgabe zahlreicher volkstümlicher Unternehmungen bestbekannte Verlagsbuchhandlung von Moritz Schauenburg in Lahr (Baden), sich entschlossen, jedem Interessenten ein unentgeltliches Probeabonnement für den Monat Oktober zur Verfügung zu stellen. Die erste Nummer ist soeben erschienen und man muß anerkennen, daß für den außerordentlich billigen Preis von Mk. 1.50 für vierteljährlich 13 Nummern reichlich viel geboten wird. Die Nummer ist 16 Quartseiten stark und mit einem, ein gefälliges Titelbild zeigenden Umschläge versehen. Der Herausgeber, Oberlehrer Fritz in Karlsruhe, hat es trefflich verstanden, durch Heranziehung tüchtiger Mitarbeiter diesem Probehefte einen wertvollen und überaus lehrreichen Inhalt! zu geben, auf den näher einzugehen durch das Entgegenkommen des Verlegers sich erübrigt. Wer sich für die Jugend-Rundschau interessiert, der verlange das angebotene unentgeltliche Probeabonnement für den Monat Oktober durch Postkarte direkt von der Verlagsbuchhandlung von Moritz Schauenburg in Lahr (Baden).
Handel »ntz Berkehr.
ss Gtnttgart, 6. Oktober. (Schlachtviehmarkt) Zugetrieben 181 Großvieh, 353 Kälber, 668 Stück Schweine Erlös aus sts Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual. ») ausgemästete von 94 bis — Pfg., 2. Qual, b) fleischig« und ältere von — bis — Pfg.; Bulle n^Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 84 bis 86 Pfg., 2. Qualität d) ältere und weniger fleischige von 77 bis 82 Pfg., Stiere und Jungrinde r 1. Qual, a) ausgemästete von 94 bis 97 Pfg.. 2. Qualität b) fleischige von 90 bis 93 Pfg., 3. Qualität W geringere von 88 bis 90 Pfg.; Kühe 1. Qual, a) jmiA« gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) Liiere gemästete von 67 bis 77 Pfg., 3. Qualität o) geringer« von 47 bis 57 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Sa^g« kälber von 106 bis 110 Pfg., 2. Qualität v) gute Saugkälber von 102 bis 105 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saugkälber von 97 bis 101 Pfg. Schweinei. Qualität junge») fleischige 75 bis 76 Pfg., 2. Qualität b) schwere fette von 72 bis 74 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 66 bis 67 Pfennig.
' Stuttgart, 6. Okt. (Großmarkk!) Auf dem Großmarkt kosteten Zwetschgen 10—12 Pfg., Preiselbeeren 28 Pfg., Quitten 12—20 Pfg., Pfirsiche 15—25 Pfg., Aepfel 8—10 Pfg., Birnen 6—20 Pfennig per Pfund.
* Stuttgart, 6. Okt. (Mostobst.) Robert Hallmayer, Großhandlung, macht bekannt, daß er, wie schon seit Jahren, auch dieses Jahr wieder ausschließlich Mostäpfel in Waggonladungen kommissionsweise verkaufe.
* Stuttgart, 6. Okt. Dem heutigen M o st o b ftm arkt auf dem Wilhetmsplatz waren 1800 Zlr. zugeführt. Preis 4,80—5,60 Mk. per Zentner.
' Stuttgart, 6. Ott. Dem Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz waren 150 Ztr. zugesührt. Preis 4,50—6 Mk. per Zentner.
' Brackeuheim, 6. Okt. Mit Rücksicht auf die geringen Herb st aus sichten bleibt die Kelter geschlossen, dagegen wird zur Beaufsichtigung der Weinberge auf der ganzen Markung doch ein Weinbergschütz angestellt.
Voraussichtliches Wetter
am Samstag, den 8. Oktober: Heiter, trocken, nachmittags ziemlich warm.
Verantwortlicher Redakteur-. L. Lank, Ntenstrtg.